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14 | 12 | 2016 | Praxis | ![]() | ![]() |
14 | 12 | 2016 | Praxis |
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Warum fangen manche Farben nur bei bestimmtem Wetter? Um das herauszufinden muss eine grundlegende Frage beantwortet werden: In welchen Farben sehen Fische ihre Beutetiere eigentlich? Mathias Brauch war im UV-Labor und hat untersucht, welche Bedeutung das UV-Licht in der Fischwelt hat.
Jeder hat sich vermutlich schon einmal über einen Sonnenbrand durch vergessenes Eincremen mit Sonnenschutz geärgert. Dabei zeigt sich ganz nebenbei, dass wir nur einen Teil des Lichts tatsächlich sehen können. Denn der Sonnenbrand wird durch die für uns unsichtbaren UV-Anteile des Sonnenlichts verursacht. Wir können diesen Teil des Lichts nicht sehen, sondern bekommen nur die Folgen zu spüren.
Aber gilt das auch für Fische? Fische bekommen zwar keinen Sonnenbrand, aber ihr Sehvermögen und darunter insbesondere das Farbsehen unterscheidet sich von unserem. Daher ist dies eine wichtige Frage, die wir uns stellen müssen, bevor wir uns für eine Köderfarbe entscheiden. Immerhin trägt das Sehvermögen dazu bei, ob unser Zielfisch auf einen Köder in einer bestimmten Farbe reagiert oder nicht.
Neben Köderlauf und Technik stechen immer wieder einzelne Dekore aus der Masse hervor. Ungezählt sind die Tage, an denen es wieder einmal nur mit einer Farbe lief. Aber haben Sie sich schon gefragt, warum bestimmte Farben funktionieren und andere versagen? Und warum manche Farben scheinbar nur bei einem bestimmten Wetter fangen?
Wenn man sich die menschengemachten Imitationen von Beutetieren anschaut, fällt auf, dass sie in unterschiedlichsten und für unsere Augen teilweise abenteuerlichsten Dekoren angeboten werden. Dabei unterscheidet man grob zwischen natürlichen, aggressiven und UV-aktiven Dekoren.
Vor 20 Jahren war das alles noch einfacher. Das Angebot war übersichtlich und die Farben der Köder waren für das menschliche Auge gemacht. Erfolgswobbler gibt es heute in fast 200 verschiedenen Farben – und manch eine dieser Farben gibt ihr Geheimnis erst unter einer Schwarzlichtlampe preis. Unter Schwarzlicht, was nichts anderes ist als UV-Licht, leuchten die schon von sich aus bunten Köder auf einmal in unerwarteten Farben – was daran liegt, dass diese Farben UV-aktiv sind. Der Fachmann nennt das auch Lumineszens.
Doch was hat es mit dieser UV-Aktivität auf sich und was bedeutet dies für uns Fischer? Ein kurzer Blick in die Kataloge führender Anbieter, zeigt mir die momentane Aktualität dieses Themas. Doch bevor ich mich zu den verschiedensten Köder-Dekoren äussere, richte ich einen Blick auf unsere heimischen Fische. Sind es doch die Futterfische und Räuber, die sich täglich in der Natur begegnen.
Wissenschaftler gehen mittlerweile davon aus, dass viele Fischarten Farben im UV-Bereich wahrnehmen können – im Gegensatz zum Menschen. Haben Sie sich daher vielleicht auch schon Gedanken darüber gemacht, wie unsere Futterfische für Raubfische aussehen könnten? Wenn Fische Farben anders wahrnehmen als wir, könnte es dann nicht sein, dass vermeintlich natürliche Dekore gar nicht natürlich wirken? Denn ein Fisch kann nur dann absolut naturgetreu imitiert werden, wenn sich die Farben von Beutefische und Köder-Imitat in sämtlichen Wellenlängen des Lichts ähneln – von Infrarot bis Ultraviolett.
Nicht erst seit heute beschäftigen sich Wissenschaftler mit der Erforschung von UV-Licht im Wasser. Bereits in den 1950er-Jahren stellte man fest, dass ein Teil der UV-Strahlung (Wellenlänge 320–400 Nanometer nm) bis in Wassertiefen von 200 Meter vordringt, wenn das Wasser klar ist. Auch wenn in unseren heimischen Gewässern Schwebstoffe und Algen das Wasser trüben, muss man also davon ausgehen, dass in den Tiefen, die wir befischen, UV-Licht vorhanden ist.
Um sehen zu können, benötigen Fische wie wir Menschen das Zusammenspiel zwischen Zapfenzellen und Stäbchenzellen im Auge. Die Stäbchenzellen sind dabei für das Sehen bei Dämmerlicht verantwortlich und können nur zwischen Hell und Dunkel unterscheiden.
Die Zapfenzellen dagegen sind bei Fischen besser ausgebildet als bei uns Menschen und können Licht in einem grösseren Spektrum erkennen als wir: etwa von 360 nm bis 620 nm. Um arbeiten zu können, benötigen die farbempfindlichen Zäpfchen aber mehr Licht als die Stäbchenzellen. Deswegen kann man vermuten, dass Fische bei schlechten Lichtverhältnissen auch immer mehr an UV-Sehvermögen verlieren.
Der Sehsinn dient den Fischen zur Orientierung, zum Aufspüren von Beutefischen, aber auch dem Erkennen von Fressfeinden sowie der Kommunikation unter Artgenossen. Fische kommunizieren dabei per Körpersprache. Wenn ein Beutefisch beispielsweise flüchtet, ist das für seine Artgenossen das Signal, es ihm gleichzutun.
Aber wie sieht so eine Kommunikation im Detail aus? Diese kann durch Handlungen wie etwa Flucht oder Jagd, aber auch durch Veränderung im Erscheinungsbild stattfinden. Barsche und Zander liegen beispielsweise in ihren Ruhephasen gern grundnah und lichtgeschützt. Dabei sind auch die Flossen mehr oder weniger an den Körper angelegt.
Werden die Barschartigen aber aktiv, so verändert sich ihre Körpersprache: Der Fisch spreizt erregt alle Flossen ab. Dank meiner UV-Versuche weiss ich, dass bei Barsch und Zander die grosse Rückenflosse und auch alle anderen Flossen in UV-aktiven Farben leuchten. Aus einem in Grundnähe gut getarnten Fisch wird jetzt ein farblich auffallender Räuber. Artgenossen nehmen diese Verwandlung wahr.
Um das Ganze besser zu verstehen, versetzen wir uns in die Rolle eines Raubfischs: Ein grundnah lebender Räuber steht meist unter seiner Beute oder ist mit ihr auf Augenhöhe. Für den Fall, dass er nach oben schaut, hat er die komplette Wassersäule vor Augen. Das bedeutet gleichzeitig, dass er viel von dem ins Wasser fallende UV-Licht vor Augen hat. Der Raum vor ihm leuchtet ihn quasi an. Hat der Räuber einen Schwarm Futterfische vor sich, wo jeder einzelne Fisch ein UV-aktives Dekor aufweist, so sind die Beutefische dadurch optisch getarnt. Das UV-Dekor lässt sie vor dem UV-reichen Hintergrund «verschwinden».
Auf grosse Entfernung sind die Futterfische also gut getarnt, denn das UV-Sehvermögen der Räuber bringt keinen Vorteil. Schwimmt der Räuber aber näher an die Beute heran, verändert sich das Bild. Der Anteil des UV-Lichts ist immer noch recht gross, aber auf kürzere Entfernung erkennt ein Raubfisch auf einmal Kontraste im Dekor der Beutefische und kann gezielt jagen.
UV-passive Dekore bei Weissfischen wären dagegen als dunkle Schatten erkennbar. Diese Beutefische haben jedoch grundnah alle Vorteile: Denn ein UV-passives Dekor ist von oben gegen den ebenfalls UV-passiven Untergrund kaum zu erkennen. Kommt ein Räuber jedoch näher, so können bereits kleine UV-aktive Körperteile wie Flossen den Beutefisch enttarnen. Auch da ist es auf Nahdistanz für einen Raubfisch also von Vorteil, UV-Licht sehen zu können. Wissenschaftler vermuten deswegen, dass das UV-Sehvermögen nur in der Nahdistanz unter fünf Metern eine Rolle spielt.
Übrigens lässt bei den Fischen mit zunehmendem Alter das UV-Sehvermögen nach! Man fand beispielsweise heraus, dass junge Salmoniden und junge Egli Zapfenzellen für UV-Licht im Auge besitzen. Diese Zapfen werden aber nur aktiviert, wenn sich der Fisch in einem sogenannten Plankton-Suchmodus befindet, wenn er also auf der Suche nach Kleinkrebsen ist, deren Panzer ebenfalls UV-aktiv sind. Wechselt der Fisch seinen Futter-Modus, entweder durch Veränderung des Futterangebots oder durch Hineinwachsen in ein neues Beutespektrum, werden die UV-Zapfen inaktiv.
UV-Licht kann auch Lebensrhythmen steuern – vor allem bei Forellenartigen. Bespielsweise richtet sich das tägliche Verhalten der Augenjäger wie der Seeforelle danach, wieviel UV-Licht ins Wasser fällt. Denn ihre Fressstrategie besteht darin, möglichst schnell möglichst grosse Bereiche nach Nahrung abzusuchen.
Bei starkem UV-Licht und damit auch guten Sichtverhältnissen kann der Fisch effizienter und auch in grösseren Tiefen nach Nahrung suchen. Ist dagegen nur wenig UV-Licht im Wasser vorhanden, verkürzen sich die Strecken, die er im Lauf des Tages abschwimmt. Er braucht einfach länger dazu, um seine Umgebung genau zu inspizieren.
Doch was hat das mit dem Forellenfischen zu tun? Ganz einfach: Es erklärt, warum an bedeckten Tagen mit bewegtem Wasser die besten Erfolge auf Seeforellen erzielt werden. Die Augenjäger sind schneller entschlossen unseren Köder zu nehmen, weil sie nicht viel Auswahl haben. Ein weiterer Grund könnte das Lichtspiel der Wellen sein, das auf den Köder trifft.
Schauen wir uns also die Farben unserer Kunstköder etwas genauer an. Diese sollen Beutetiere nachahmen und für die Räuber auch gut zu sehen sein. Und über nichts anderes philosophieren Fischer so oft und so gern wie über die Wahl der richtigen Köderfarbe – ausser vielleicht über die Köder selbst.
Die Farbe eines Köders ist oft das Erste, was uns im Laden ins Auge fällt. Einen Köder mit perfekten Laufeigenschaften kann man nur schwer neu erfinden, aber das optische Erscheinungsbild kann man jedes Jahr aufs Neue in immer abenteuerlicheren Farben gestalten. Immer mehr Dekore bekommen dabei UV-aktive Komponenten. Aber bedeuten UV-aktive Köderfarben automatisch mehr Erfolg?
Jeder erfahrene Spinnfischer weiss: Mitunter sind es nur Kleinigkeiten, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Aber woran liegt das? Ich habe verschiedene Dekore untersucht, von denen ich weiss, dass sie oft von Fischern gekauft werden. Dabei ergaben sich interessante und mitunter auch unerwartete, ja sogar überraschende Erkenntnisse.
Meine Reise durch die Köderboxen beginnt bei den Forellenlöffeln: Fragt man Forellenfischer nach ihren Lieblingsfarben, so nennen auffällig viele die Farbe Schwarz-Rot bzw. «Japanrot». Und die Fänge, die im Lauf der Jahre damit gemacht wurden, geben ihnen recht.
Nun ist Rot aber bekanntlich genau die Farbe, die fürs menschliche Auge mit zunehmender Wassertiefe als erste unsichtbar wird.
Ein Blick durch die UV-Kamera zeigt ein überraschendes Ergebnis: Das Rot verwandelt sich in eine stark leuchtende, nicht zu übersehende Farbe! Das Schwarz hingegen bildet einen harten, ebenfalls kaum zu übersehenden Kontrast dazu. Die Mischung aus UV-aktiven und UV-passiven Farben ergibt einen Köder, der auf maximale Sichtbarkeit setzt und einem hungrigen Raubfisch regelrecht «ins Auge springt». Gerade die «blaue Stunde» nach Sonnenuntergang und vor Einbruch der Dunkelheit ist voll mit UV-Licht und verstärkt so das Leuchten der roten Farbe. Mit weiter schwindendem Licht, wenn die Leuchtwirkung des Rots nachlässt, ist der harte Schwarz-Kontrast immer noch erkennbar.
Das Material, aus dem ein Köder besteht, beeinflusst ebenfalls, wie Farben sich bei UV-Licht verändern. Ein Köder aus Gummi sieht dabei anders aus als ein Köder aus einem harten Material wie Kunststoff, Holz oder Metall.
Nehmen wir als Beispiel Weiss. Weiss sieht sowohl auf einem Wobbler als auch auf einem Gummiköder für das menschliche Auge zunächst gleich aus. Kommt aber UV-Licht hinzu, verändert es sich. Das Weiss auf vielen Wobblern ist UV-passiv, während ein weisser Gummiköder anfängt, im UV-Licht zu leuchten.
Wenn ein bestimmter Köder in Weiss nichts fängt, heisst das also nicht zwangsläufig, dass alle anderen weissen Köder ebenfalls nichts fangen. Denn Weiss und Weiss ist eben nicht dasselbe!
Ebenfalls hochinteressant: Es ist nahezu unmöglich, einen komplett UV-passiven Wobbler zu finden. Meist scheitert es schon an der Tauchschaufel. Die meisten Wobblerschaufeln sind durchsichtig – aber nur für unsere menschlichen Augen! Unter UV-Licht leuchten sie auffällig. Der Kunststoff selbst, aus dem die Tauchschaufeln bestehen, ist UV-aktiv!
Umgehen kann man das Problem eigentlich nur dadurch, dass die Schaufeln aus einem UV-passiven Material wie Holz oder Metall gefertigt werden. Oder man färbt die Plastikschaufel neutral ein oder lässt sie ganz weg wie bei Lippless Crankbaits und Stickbaits. Erfahrene, schnelle Räuber haben bei der Jagd genug Zeit, um zu erkennen, ob ein Köder der Natur nahe kommt oder nicht.
Dekore erzählen nicht nur Geschichten über fängige Farben, sondern sie verändern sich mit jedem Kratzer, den sie abbekommen. Das hässliche Abkratzen des Dekors durch die Raubfischzähne oder die Haken hat demnach sogar den Vorteil, dass der Köder aufgepeppt wird. Immerhin zerkratzen die Haken das Dekor genau an den Stellen, wo die Natur in Form von Flossen auch bei den Beutefischen UV-aktive Akzente setzt! Das würde erklären, warum manche Köder erst gut fangen, nachdem die ersten Bisse den Lack angekratzt haben: Jeder neue Kratzer bringt den Wobbler im UV-Licht mehr zum Leuchten! Bevor jetzt aber alle die Farben ihrer Köder abkratzen, denkt dran, dass auch UV-passive Dekore ihre Berechtigung haben.
Bei meinem Exkurs durch die Köder verschiedener Hersteller konnte ich erkennen, dass der Aufdruck «UV» auf der Packung nicht immer das gesamte Dekor betrifft, sondern mitunter nur Teile der Gesamt-Färbung.
Selbst so scheinbar UV-aggressive Dekore wie das allbekannte «Firetiger» unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller gewaltig. Während sich die Köder aus der Illex-Schmiede hinter ihrer UV-Passivität beinahe zu verstecken scheinen, überstrahlen die Köder von Megabass geradezu ihre Konkurrenz. Aber aus Erfahrung weiss ich, dass beide Dekore ihre Berechtigung haben und so auch an unterschiedlichsten Tagen mit unterschiedlichstem Licht Erfolg bringen.
Wer absolut aggressive UV-Farben will, wechselt am besten gleich auf Gummiköder. Einige Gummiköder verändern ihr Erscheinungsbild unter UV-Licht nämlich völlig. Aggressive Dekore können zu grauen Mäusen, scheinbar langweilige Dekore hingegen zu wahren Leuchtobjekten mutieren.
Das beste Beispiel ist die beliebte Farbe «Motoröl». Für das menschliche Auge ist diese Farbe nur langweilig braun. Unter UV-Licht hingegen zeigt sie ihr wahres Wesen: Von braunem über grünlichem bis hin zu gelblichem Leuchten ist alles möglich. Kein Wunder also, dass diese Farbe mitunter so erfolgreich ist. Sie ist wegen ihrer UV-Aktivität unter Wasser zu auffällig, als dass ein Fisch sie übersehen könnte. Auch nachts trumpft diese Farbe auf. Aber Vorsicht: Auch bei Motoröl gibt es von Hersteller zu Hersteller Abstufungen.
Das Sonnenlicht besteht aus Strahlen verschiedener Wellenlängen. Menschen können nur etwa die Hälfte der Strahlung, die die Erde erreicht, sehen. Das ultraviolette Licht beispielsweise bleibt für uns unsichtbar, unser Auge kann es nicht wahrnehmen. Viele Fischarten können durch eine spezielle Sehzelle im Auge dieses UV-Licht jedoch wahrnehmen.
Fakt ist und bleibt, dass viele Farben Fisch bringen können und werden. Dennoch haben sich gewisse Regeln bewährt:
Stefan Sieber
Farbenprächtig, hoch interessant dieser Artikel. Bei eingehender nächtlicher Prüfung meines viel zu großen Ködersortiments mit Schwarzlicht musste ich erstaunt feststellen, dass der überwiegende Teil meiner Spinn- und Gummiköder UV aktiv sind, auch wenn es manchmal nur die Augen oder die damals üblichen im Springring angebrachten roten Plättchen, die als Flossenimitat angefacht sind grell im Schwarzlicht leuchten. Ich werde nach Jahren des routinierten Werfens meiner Lieblingsköder diese Saison mal wieder mehr auf Ködervariation und Zusammenspiel von UV Licht und Wasserfärbung achten, denn mit über 4000 Ködern habe ich genug Material zum Testen. ;-) Danke für diesen farbigen Denkanstoß!!
Tight-Lines, Steve