16 | 03 | 2020 | Schweiz | 0 | 7092 |
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Thomas Schläppi – Fish & Rock
Zwei Herzen schlagen in seiner Brust. Und Thomas Schläppi gelingt es mit seiner sympathischen Art, beide zu vereinen. Auf der einen Seite seine Passion für die Rockmusik als Bandmitglied von «Death by Chocolate», auf der anderen Seite sein Leben als begeisterter Fischer und stellvertretender Leiter des SFV.
Thomas Schläppi fällt auf, seine Frisur ist unverkennbar. Als Musiker müsse er das doch auch ein wenig, sagt er. Er ist Gitarrist bei «Death by Chocolate», einer Schweizer Rockband, die einigen von uns nicht ganz unbekannt ist. Ihre Songs laufen regelmässig im Radio und sie spielen auf vielen kleinen sowie auch grossen Bühnen. Auf der Bühne stehen gefällt Thomas, grinsend schwärmt er von seinen Auftritten. Ich frage nach einem Fischer-Song, nachdem ich mir ein paar Lieder angehört habe. Doch dieser fehlt, der Sänger der Band schreibt die Songs und der fischt leider nicht. Einer der grösseren Erfolge war sicher das Konzert vor über 40 000 Besuchern im Letzigrund oder ihre Tour durch Amerika. Das Rampenlicht macht ihm Spass, deshalb erstaunt es umso mehr, dass er in der Fischerei ganz und gar nicht an der Front zu sehen ist. Nicht einmal ein einziges Foto mit einem Fisch konnte er für diesen Artikel finden. Aber Thomas muss man nicht lange überreden, einen Fisch zu fangen. Noch in derselben Woche holen wir das Foto nach, aber dazu später mehr.
Vom fischenden Musiker zum SFV-Funktionär
Thomas kommt ursprünglich aus dem Berner Oberland; die Familie zog später ins Berner Seeland um, beides keine schlechten Regionen, um dem Fischen näher zu kommen. Trotzdem war es dann das Emmental, wo er mit einem dort ansässigen Freund die ersten Erfahrungen als Fischer sammelte. Heute wohnt er in der Stadt Bern, aber das Fischen ist geblieben, als
Hobby und im Beruf. Thomas studierte Biologie und auch seine Masterarbeit drehte sich um unsere Fische, genauer gesagt um die Fischwanderung. Nach dem Studium landete er beim WWF und betreute das Projekt «Riverwatch». Dieses beschäftigte sich mit der Revitalisierung unserer Gewässer, beziehungsweise den entsprechenden Informationen und Ausbildungen dazu. Dies brachte ihn dann auch zum Schweizerischen Fischerei-Verband; am Anfang als Mitglied der Geschäftsleitung. In den nachfolgenden Jahren steckte Thomas dann mehr Zeit in die Band und tourte viel mit ihr herum. Daneben hielt er sich mit Gelegenheitsjobs, unter anderem als Paketbote, über Wasser.
Doch alle werden älter, auch die Rocker aus dem Seeland. «Death by Chocolate» entschied, die Musik etwas ruhiger anzugehen. So hatte Thomas mehr Zeit und wechselte von der Geschäftsleitung zum stellvertretenden Geschäftsführer beim SFV. Seit letztem Frühling kümmert er sich um diverse Projekte beim Schweizer Fischerei-Verband. «Das Aufgabengebiet sei sehr vielseitig», sagt Thomas. So gehören die Planung und Durchführung der hauseigenen Projekte wie «Fischer machen Schule» oder «Fischer schaffen Lebensraum» zum Tätigkeitsbereich, aber auch das normale Alltagsgeschäft eines Verbands gehört dazu: Fragen der Mitglieder telefonisch oder schriftlich beantworten, Sitzungen in der ganzen Schweiz, Texte schreiben oder korrigieren, Medienarbeit und vieles mehr. Kürzlich gab es ein ausgiebiges Testessen für eine neue Broschüre zum Zubereiten von Weissfischen: «Wir wurden von einem Sternekoch verwöhnt, durften seine Rezepte bewerten und selber Vorschläge einbringen, was äusserst spannend war. So etwas ist natürlich nicht Teil des normalen Tagesgeschäfts, aber solche Gelegenheiten sind das Sahnehäubchen in meinem Job», sagt Thomas.
Als Fischer kein «Tackle-Junkie»
Selber fischt der Rocker natürlich auch, ziemlich oft sogar. Ein Ausgleich zur Hektik, zum Rampenlicht, um abzuschalten und zu geniessen. Meist ist er allein unterwegs, er will fischen gehen und sich der Natur widmen. Eine Kamera ist selten dabei, wichtig ist ihm das Erlebte. Für diesen Bericht haben wir ihn wie erwähnt zum Fischen losgeschickt, für ein Foto und auch ein bisschen zum Spass. Seine Leidenschaft gehört eigentlich den Forellen in unseren Bächen und Flüssen, für welche er sich seit Jahren auch beruflich einsetzt. Im Winter geht er aber gerne mal zum Felchenfischen, auf den Bielersee mit seinem Kumpel, so auch diesen Januar. Die beiden Fischer wären fast im Nebel verloren gegangen, kein Ufer mehr zu sehen … Wo früher ein Kompass nötig war, sind wir heute mit dem Handy schnell wieder zurück im Hafen. Doch wer braucht schon Land, um Felchen zu fangen? Mit Blick auf das Echolot suchen die beiden eine gute Stelle und geniessen die Zeit auf dem Wasser, auch wenn es kalt ist. Thomas ist das völlige Gegenteil eines «Tackle-Junkies», er fischt seit etwa zehn Jahren dieselbe Rute und auch genau die gleiche Hegene. «Space-Gambe» nennt er sie. «Völlig falsch», meinen seine Kollegen, «zu gross und zu bunt.» Alles egal, Thomas fischt mit dem, was er hat. So hat er auch schon mit einer Bratwurst einen Wels gefangen.
Fischen mit Musik
Auch heute funktioniert seine alte Hegene, und so sind ziemlich bald die ersten Felchen gelandet. Einige davon sind zu klein und dürfen wieder zurück ins Wasser; trotzdem kommentiert Thomas jeden Fisch freudig mit «Ich habe wieder eine!» Sein lauter Enthusiasmus bleibt nicht ohne Folgen. Als sich der Nebel verzieht, findet er sich mit seinem Kollegen inmitten einer Traube von Booten, etliche Felchenfischer haben sich dazugesellt. Jetzt kommt seine Kreativität und die Liebe zur Musik wieder zum Vorschein. Die kleine Musikbox, die er dabei hat, soll helfen, die Fischer zu vertreiben. Natürlich nicht die eigene Musik, so abschreckend ist diese nun auch wieder nicht, sondern es kommen Ländler zum Einsatz. Und tatsächlich, es funktioniert, die anderen Fischer suchen sich ein ruhigeres Plätzchen auf dem See. Zum Abendessen gibt es frische Felchenknusperli. Ein erfolgreicher Fischertag auf dem Bielersee ist schon wieder vorbei. Doch das nächste tolle Erlebnis wird kommen, es ziehe ihn immer wieder ans Wasser, sagt Thomas schmunzelnd.
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