[Ostsee]<br/>Hecht-Tourismus besser als Berufsfischerei
10 | 07 | 2023 DiversesText & Fotos: zvg | Nils Anderson 52939
10 | 07 | 2023 Diverses
Text & Fotos: zvg | Nils Anderson 5 2939

Ostsee
Hecht-Tourismus besser als Berufsfischerei

Eine Untersuchung hat den Fischereitourismus in den Bodden (deutsche Ostsee) in den Blick genommen. Dessen Wertschöpfung dürfte rund 32-mal höher sein als diejenige der Berufs­fischerei.


Im Rahmen der Abschlussveranstaltung zum Projekt Bodden-Hecht wurde die Fischerei auf Hecht thematisiert. Diese hat insbesondere für den Tourismus eine herausragende Bedeutung. Die Anzahl der Fischer, welche am Bodden angeln, wird auf 50 000 pro Jahr geschätzt. 70 % davon sind Touristen. Insgesamt wird der Aufwand mit 390 000 Angeltagen beziffert, wovon 50 % gezielt auf Hecht stattfinden.

Der derzeitige volkswirtschaftliche Nutzen durch Angler in der Boddenregion wird mit 20 Mio. Euro und 420 Arbeitsplätzen beziffert. Momentan arbeiten allein 39 Angelguides am Bodden, davon die Hälfte im Haupterwerb. Auf der anderen Seite gibt es derzeit noch 130 Haupterwerbs-Berufsfischer und 88 Nebenerwerbsfischer in der Bodden­region.

Wären die Fangaussichten auf Hecht besser bzw. auf dem Niveau von 2006, sieht das Boddenhechtprojekt ein Potenzial, die volkswirtschaftliche Wertschöpfung durch Angler für die Region zu verdoppeln.

Die Bruttowertschöpfung der Angelfischerei auf Hecht wird als 32-mal höher im Vergleich zur Berufsfischerei gewertet. Laut den Projektergebnissen fangen die Berufsfischer am Bodden ungefähr die gleiche Menge an Hechten wie die Angler. Da Angler aber 60 % der gefangenen Hechte schon heute lebend zurücksetzen, tragen sie weniger als die Hälfte zur fischereilichen Sterblichkeit bei.

Insgesamt konnte man auf der Veranstaltung den Eindruck gewinnen, dass die Angelfischerei für die Boddenregionen einen immer wichtigeren Stellenwert einnimmt. Der deutsche Angelfischerei-Verband DAFV hofft, dass sich dieser Trend fortsetzt und die steigende Bedeutung der Freizeitfischerei auch in anderen Regionen gleichermassen erkannt und gefördert wird.


Fangfenster für Berufsfischer?

Derzeit steht in Mecklenburg-Vorpommern eine Reform des Fischereigesetzes und der Fischereiverordnung bis Ende 2024 an. Folgt die Fischereibehörde den Empfehlungen des Boddenhechtprojekts, welche im Konsens zwischen Angel- und Berufsfischern erarbeitet wurden, könnten sich die Gesetze zeitnah ändern. Im Raum stehen neben anderen die folgenden Vorschläge:

 

  • Erhöhung des Hechtmindestfang-­masses auf 60 cm für Angel- und Berufsfischerei

  • Einführung eines Maximal­masses zur Entnahme geangelter Hechte von 90 cm für die Angelfischerei (gleichbedeutend mit einem Fenstermass 60-90cm)

  • Begrenzung der Maschenweite für die Hecht-Stellnetzfischerei auf 60-70 mm als indirekte Form eines Entnahmefensters für die Berufsfischerei

  • Absenkung der Tagesentnahmebeschränkung auf 1 Hecht pro Angler pro Tag

  • Einrichtung von Wanderkorridoren für Hechte auf ihrem Weg zu Laichgebieten

  • Spinnfischverbote in Laich­gebieten während der Schonzeit

> PDF Boddenhecht-Managementempfehlungen

 

5 Kommentare


Marc

10 | 07 | 2023

Vielleicht sollten auch unsere Herren welche hier im Land über gewisse Sachen entscheiden einen Blick zu unserem Nachbar werfen! #hinterwäldler


Willi von Dach

11 | 07 | 2023

In Irland gelten auch Hechtvorschriften, weil früher dieser massiv überfischt wurde. Finde ich gut.


Michael Klimach

11 | 07 | 2023

War das Spinnfischen während der Schonzeit nicht schon immer verboten? Sie sollten das stellen der Netze in den Schongebieten verbieten.


Damian

11 | 07 | 2023

Entnahmebeschränkung für Angler finde ich gut, aber warum nicht auch für Fischer? Da muss auch eine Fangquote her! Und Stellnetze im Laichgebiet zur Laichzeit sollte verboten werden!


Lukas

13 | 07 | 2023

Mich würden mal die entsprechenden Vergleiche in der Schweiz interessieren. Ich gehe auch bei uns davon aus, dass die Hobbyfischer deutlich mehr zur Volkswirtschaft beitragen. Leider zeigt sich das nicht bei der Fischereigesetzgebung auf unseren Seen. Priorität haben stets die Fänge der Berufsfischer. Wäre es nicht auch hier an der Zeit umzudenken?


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