Florida – pump up the bass
16 | 09 | 2019 ReisenText & Fotos: Robin Melliger 05045
16 | 09 | 2019 Reisen
Text & Fotos: Robin Melliger 0 5045

Florida – pump up the bass

Der Forellenbarsch ist ein weitverbreiteter und bei den Fischern sehr populärer Fisch in Übersee. Robin Melliger hat in Florida auf den «Bass» und seine Salz­wasser-Verwandten gefischt und dabei noch den gleich­namigen Mega-Angelladen besucht.


Der Forellenbarsch «Largemouth-Bass» und sein Cousin Schwarzbarsch «Smallmouth-Bass» kommen in einem Grossteil der Bundesstaaten vor. Es gibt keinen anderen Fisch, den man in Amerika öfter befischt als den «Bass», sei es nun das «Grossmaul» oder den «Smallie». Die Angelindustrie hat den Faden dankbar aufgenommen, und so sind hochgerüstete Bassboote, grosse Angelturniere oder der sich blamierende TV-Fischer Bill Dance und die katapultartigen Anhiebe aus Köder-Werbespots den meisten Fischern auch hierzulande ein Begriff. 

Echte amerikanische Grossspurigkeit

Der grösste Angelshop in Amerika wurde sogar nach diesem Fisch benannt. Die Rede ist von den auch in Europa bekannten «Bass Pro Shops», welche sich über ganz Nordamerika verteilen. In der Schweiz gibt es keine vergleichbaren Läden, die sich diesen Dimensionen auch nur annähern. Man stelle sich eine Coop Bau&Hobby-Verkaufsfläche vor, auf der Unmengen Fischerei- und Jagdartikel, Kajaks, Waffen, Kleidung und vieles mehr ausgestellt sind. Pompös und mächtig wirken die grossen Eingangshallen, geschmückt mit glänzenden Fischpräparaten. Doch nicht nur tote Tiere sind zu bestaunen, denn im Zentrum der grossen Halle befindet sich ein Aquarium, in dem sich Barsche jenseits der 5-Kilo-Marke bestaunen lassen. Zusammengefasst bietet ein Bass Pro Shop dem Fischer alles, was er zum Angeln braucht. Die Verkäufer sind selber passionierte Fischer, die einem als Ortsfremden wichtige Tipps über das Angeln in der Gegend geben können. So habe ich erfahren, dass sich grössere Teiche, wie sie beispielsweise auf Golfplätzen oder in Parks zu finden sind, besonders lohnen. Nachdem ich meine Süsswasserlizenz für umgerechnet 30.– CHF im «Bass Pro Shop» erworben hatte, ging es auch schon los. 

Der erste Kontakt

Soziale Medien wie Instagram haben einen grossen Vorteil: Man kann sich über das jeweilige Fischergebiet informieren und Leute nach Rat fragen oder Treffen vereinbaren. So erhielt ich hilfreiche Tipps zur Barschfischerei in den USA. Doch man lernt am besten, wenn man es in der Praxis ausprobiert. So nahm mich meine in Tampa ortskundige Instagram-Bekanntschaft namens Kyle an einen der vielen Teiche mit, in dem es Erzählungen zufolge von Barschen nur so wimmeln soll. Als wir am Teich ankamen, montierten wir beide einen zuvor im Bass Pro gekauften 4 cm langen Swimbait direkt an der Hauptschnur. «Ohne Vorfach hat man einen besseren Draht zum Fisch», so Kyle. Da die Teiche viel Seegras und Seerosen aufwiesen, setzten wir auf eine hängerfreie Montage, umgangssprachlich auch «weedless» genannt. Kyle platzierte den ersten Wurf neben einen kleinen Seerosenteppich und prompt wurde der Swimbait unter der Oberfläche von einem Barsch attackiert. Überraschend stark setzte Kyle den Anhieb und drillte den Fisch an seiner groben Bassrute. Es schoss mir durch den Kopf, dass ich mit meiner 10 bis 30 g starken Baitcast-Rute Schwierigkeiten haben werde, so einen Anhieb zu setzen. Nach einem kurzen, aber spektakulären Kampf konnte ich auch schon den ersten, knapp 3 Pfund schweren Barsch bewundern, den mir Kyle mit einem schiefen Lächeln vor die Nase hielt. «Told you», waren seine exakten Worte. Ich konnte meine Aufregung kaum in Grenzen halten und wollte ebenfalls so einen schönen Fisch fangen.  

Die ersten paar Würfe blieben ohne Bisse. Kyle riet mir dann, den Swimbait in einer Stop-and-Go-Aktion zu präsentieren. Wenige Würfe später konnte ich den ersten Biss verzeichnen. Der Fisch schraubte sich aus der Luft und löste sich vom Haken. Ich solle stärker anschlagen, meinte Kyle. Also konzentrierte ich mich auf den Anschlag, drehte die Bremse zu und machte einen Wurf ins Kraut. Beim nächsten wuchtigen Biss riss ich meine weiche Rute nach hinten und er hing. Nach vielen Sprüngen konnte ich den Bass mit dem Bassgriff landen und strahlte vor Freude! Mit über 5 Pfund lag dieser Barsch gut im Futter. Im Gegensatz zu unseren einheimischen Egli weisen die Forellenbarsche im Verhältnis zu ihrem Körper sehr grosse Mäuler auf, die mit vielen schleifpapierartigen Zähnen übersät sind, welche einem schon mal den Daumen «aufschleifen» können. An diesem Tag konnte Kyle und ich mehrere weitere Barsche bis 5 Pfund landen. Bei meinem nächsten Besuch werde ich eine stärkere Rute mit einem Wurfgewicht von mindestens 50 bis 100 g mit auf die Reise nehmen.

 In den Ferien ist fischen wichtiger als schlafen! Bei einem solchen Exemplar ist der Schlafmangel schnell vergessen.

In den Ferien ist fischen wichtiger als schlafen! Bei einem solchen Exemplar ist der Schlafmangel schnell vergessen.

 Peacock Bass präsentieren sich in den schönsten Farben – und das quasi «Downtown Miami».

Peacock Bass präsentieren sich in den schönsten Farben – und das quasi «Downtown Miami».

 Erfolgreich im Kraut: Bebleiter Offset-Haken und ein Gummifisch in der Farbe Motor-Oil.

Erfolgreich im Kraut: Bebleiter Offset-Haken und ein Gummifisch in der Farbe Motor-Oil.

 Nicht der grösste, aber vorne mit dabei: Der Bass Pro Shop in Tampa.

Nicht der grösste, aber vorne mit dabei: Der Bass Pro Shop in Tampa.


Der farbenfrohe Cousin

Nebst dem Forellenbarsch wollte ich auch dem Pfauenbarsch nachstellen, den es im Süden von Florida gibt. Diese Fische wurden im Jahr 1984 dort eingesetzt, um den Fischbestand zu regulieren. Der «Butterfly Peacock» und der nahe Verwandte «Speckled Peacock» wurden eingesetzt, um nicht-heimische Fischarten auszurotten. Die Pfauenbarsche können ein Gewicht von bis zu 10 Pfund erreichen. Somit sind sie zwar noch nicht mit den Pfauenbarschen aus dem Amazonas vergleichbar, machen aber auch als kleinere Ausführung ordentlich Spass. Um diese Fische zu fangen, benutzten wir kleine Swimbaits, Twitchbaits, Lebendköder und Streamer. Ich konnte einen wunderschön gefärbten Butterfly Peacock Bass landen. Mit 4 Pfund war dieser zu meiner Freude über dem Durchschnitt. Die Pfauenbarsche sind meiner Erfahrung nach kampfstärker als die Forellenbarsche. Springfreudig sind beide Arten, jedoch verzaubert der Pfauenbarsch mit seinen bunten Farben und Mustern noch mehr. Nebenbei lassen sich auch noch Bowfins, Pickerels aus der Esox-Familie, Alligatorfische, Sonnenbarsche, Clownfische und köstliche Tilapias aus den Kanälen kitzeln. 

Ich empfehle, für einige hundert Dollar am Tag einen Guide zu buchen, mit dem man auf einem Boot den Fischen nachstellen kann. Scott Rose ist einer der besten Guides in Miami und auch ein sympathischer Typ, der immer für einen Spass zu haben ist. Seine 143 Trip Advisor Bewertungen sprechen für sich. Kontaktieren kann man Scott auf seiner Webseite www.peacockadventures.com. 

Die Fischerei in Florida bietet nebst der Weltklasse-Salzwasserfischerei auch eine durchaus attraktive Angelei im Süsswasser. Das Sichtfischen auf die Pfauenbarsche ist eine spannende Abwechslung zum Salzwasserfischen und macht enorm Spass. Ob man nun auf eigene Faust einen Golfplatz erkundet, sich in einem Park durch die Palmen kämpft oder mit Scott auf den Kanälen herumdüst, es kommt vom Anfänger bis zum Profi jeder auf seine Rechnung.

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