[Fischerthemen:]</br>Welche Parteien soll man wählen?
18 | 09 | 2023 SchweizText: Nils Anderson 23156
18 | 09 | 2023 Schweiz
Text: Nils Anderson 2 3156

Fischerthemen:
Welche Parteien soll man wählen?

Im Oktober werden National- und Ständerat gewählt. Wir haben bei den Parteien um ein Statement für uns Fischer angefragt und haben von allen sechs grossen Parteien eine Antwort­ bekommen.



Allgemeine Akzeptanz der Fischerei

Vielleicht der erste und zentralste Punkt vorneweg: Die Fischerei an und für sich ist rundherum akzeptiert und wird als gutes, naturnahes Hobby angeschaut. Verbieten will die Fischerei niemand! Für radikale Naturschutzforderungen, die jegliche Nutzung und Bewirtschaftung und damit auch das Fischen in den entsprechenden Zonen verunmöglichen würden, wäre – wenn überhaupt – vor allem links-grün empfänglich. Hier müssen wir uns keine Sorgen machen.


Revitalisierung von Gewässern

Bei kleineren Lebensraumaufwertungen, sofern sie ehrenamtlich gemacht werden, ist grundsätzlich eine grosse Bereitschaft vorhanden. Sobald es um mittlere Projekte geht, kommen automatisch Konflikte mit der Landwirtschaft zum Tragen.  Bei den richtig grossen Projekten wird die gesetzlich festgelegte, aber halt kostenintensive Umsetzung der Gewässersanierungen gerne auf die lange Bank geschoben. Das ist für den Finanzhaushalt nun mal attraktiver, doch der Druck, endlich vorwärtszumachen, dürfte eindeutig grösser werden angesichts der immer häufiger werdenden Hitzewellen und Dürreperioden.


Bewirtschaftung

Eine Bewirtschaftung der Gewässer, die diesen Namen auch verdient, stösst im bürgerlichen Lager auf mehr Akzeptanz als auf der Gegenseite. Dass bei Gewässern, die rundherum verbaut und von Siedlungen und Landwirtschaft beeinträchtigt sind, nicht von einem Naturzustand ausgegangen werden kann, sehen die bürgerlichen Kräfte auch eher ein. Bei Linksgrün hingegen herrscht doch eher die urban-verklärte Perspektive auf die schön funktionierende Natur da draussen vor. Hier sind Mehrheiten möglich, entscheidend ist jedoch vor allem die personelle Besetzung des Bundesamts für Umwelt (BAFU), welches aktuell dem SVP-Bundesrat Albert Rösti untersteht.


Konflikte mit der Wasserkraft

Noch immer lassen sich (letztlich quasi wirkungslose) Kleinwasserkraftwerke als grüne und nachhaltige Energie politisch gewinnbringend verkaufen und dies quer durch das politische Spektrum. Kleine Wasserkraftwerke stören nun mal weniger als Windräder oder grossflächige Solaranlagen und sind günstiger und gefahrloser als Atomkraftwerke und sauberer als Kohlekraftwerke. Wenn von Versorgungsengpässen geredet wird und es (scheinbar) hart auf hart geht, muss die Fischerei sowieso hintenanstehen. Dass genügende Restwassermengen für die Biodiversität elementar sind, darf zwar als weithin akzeptiert angesehen werden, ist am Ende aber doch oftmals zweitrangig. Hier ist die Fischerei auf die Umweltverbände angewiesen. Diese wiederum sind am ehesten im links-grünen Spektrum interessenpolitisch vertreten. Interessant ist hierzu das Statement der Grünliberalen, welche sich für genügend Restwasser «in den Speicherseen» (!) einsetzen. Ein Ziel, welches im Gegensatz zum viel wichtigeren Restwasser in den Fliessgewässern, vergleichsweise leicht zu erreichen sein dürfte. Konflikte mit der Wasserkraft sind das schwierigste Feld für uns Fischer. 


Konflikte mit der Landwirtschaft

Eine Landwirtschaftspolitik, die auf den Erhalt von Biodiversität und auf vielgestaltige Ökosysteme abzielt und eine Abkehr von der industriell betriebenen Landwirtschaft verfolgt, ist klar auf der links-grünen Seite angesiedelt. Doch gerade was die Belastung mit Pestiziden betrifft, zeigt auch die FDP in ihrem Statement ein erfreulich ausgeprägtes Problembewusstsein. Hier sind Verbesserungen realistisch, auch wenn der Bauernverband in den nächsten vier Jahren weiterhin vehement gegen jede Massnahme opponieren dürfte.


Konflikte mit Prädatoren

Wenn es um das Management der Ressourcen geht, um Regulierungen und den pragmatischen Umgang mit Bedrohungen, sind wir in der bürgerlichen Politik besser aufgehoben. Hier ist es vielmehr die linksgrüne Seite, welche romantischen Naturvorstellungen nachhängt und den Zuwachs der Gänsesäger- oder Kormoran-Populationen als Erfolgsgeschichte und funktionierenden Naturschutz begreift und die Tatsache, dass diesem Prädatorenerfolg immer auch eine fischereiliche Bewirtschaftung zugrunde liegt, gerne ausblendet. Ob hier gegen die prinzipiellen Einwände des Vogelschutzes Verbesserungen gelingen, liegt in unseren Händen.


KOMMENTAR VON NILS ANDERSON, CHEFREDAKTOR

Keine eindeutige politische Heimat

Wenn es um die eigenen Interessen geht, haben wir Fischer keine eindeutige politische Heimat. Unsere politischen Partner müssen wir uns mal rechts, mal links und mal in der Mitte suchen. Die Statements vor den Wahlen sind erfreulich. Es ist schön zu lesen, dass die Fischerei und ihre Interessen rundherum ernst genommen werden. Aber wir müssen uns auch nicht zuviel vormachen; es liegt in der Natur des Politikbetriebs, dass die Bereitschaft zu schönen Versprechen vor den Wahlen besonders ausgeprägt ist. Wie sich diese Bekenntnisse in den nächsten vier Jahren in der Arbeit der Parteien niederschlagen wird, wird sich zeigen. Hier werden wir bei Gelegenheit sicher den Finger drauflegen und nachfragen. 

Doch wenn man den Statements glaubt, so haben wir tatsächlich für jedes Problem einen Ansprechpartner, wenn auch die Lösungen nicht einfach so ohne weiteres umzusetzen sind.  Die hier vorliegende ideale Politikwelt sieht nämlich gut aus für uns Fischer: Die SVP bewahrt uns vor weiteren Verboten und sorgt dafür, dass es dem Kormoran an den Kragen geht und wir die Gewässer bewirtschaften können, wie es uns passt. Zusammen mit der Mitte schauen sie zudem, dass unsere Landschaft nicht weiter zersiedelt wird und uns damit die schöne Kulisse zur Fischerei erhalten bleibt. Zudem halten beide Parteien die Tradition hoch und sorgen damit indirekt für ein Fortbestehen der Vereine. Die FDP schaut, dass der gesetzliche Vollzug der Fliessgewässeraufwertungen vorangetrieben wird und Kläranlagen erneuert werden, damit weniger Giftstoffe in unsere Gewässer gelangen. Ebenso setzen sie sich für weniger Pestizide ein. Die GLP wiederum schaut, dass es in den Speicherseen genügend Wasser für die Fische hat, mit dem Wasser schonungsvoll umgegangen wird und nebst Fliessgewässern auch Moore und Auen revitalisiert werden. Die SP bewahrt uns weiterhin vor der Kappung der Restwasserbestände, weitet die Gewässerschutzgebiete aus und kämpft mit ihrer Politik gegen den Klimawandel und kümmert sich überdies um die Qualität des Trinkwassers. Zudem wird sie wohl auch künftig den Präsidenten des SFV stellen. Die Grünen schliesslich sorgen für eine nachhaltige Landwirtschaft, die unsere Gewässer ganz generell wieder gesunden lässt.

So bleibt uns nichts anderes übrig, als allen Parteien vollen Erfolg bei der Mehrheitsfindung für unsere Anliegen zu wünschen!


STATEMENT

Die FDP schätzt das grosse freiwillige Engagement der zahlreichen Hobbyfischer und setzt sich für gute Rahmenbedingungen ein. Ebenso sollen die über 200 Berufsfischer von einem liberalen Umfeld profitieren, damit sie ihrer anspruchsvollen Arbeit nachgehen können.

Die FDP hat sich in der aktuellen Legislatur für den Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln eingesetzt. Damit kann der Einsatz von Pestizid deutlich verringert werden, was sich auch in den Gewässern positiv bemerkbar macht. Für die FDP ist klar, dass trotz Verbesserungen der Wasserqualität in den letzten Jahrzehnten es bei Fliessgewässern und Seen weiterhin grossen Optimierungsbedarf gibt. Wichtig sind dabei insbesondere Renaturierungsmassnahmen, um den Fliessgewässern mehr Raum für die natürliche Entfaltung zu geben. Diese Förderung durch Bund und Kantone muss weitergeführt werden. Um die Verschmutzung der Gewässer mit Mikroverunreinigungen (z. B. Mikroplastik) aus Rückständen von Fahrzeugreifen, Kunstfasern, Medikamenten, Reinigungsmitteln oder Pflegeprodukten zu verhindern, braucht es Erneuerungen von Abwasserreinigungsanlagen.


STATEMENT

Wasser bildet die Grundlage für unsere Lebensqualität in der Schweiz. Leider stehen hier die Gewässer und ihre Ökosysteme unter grossem Druck. Wir Grünliberalen setzen uns dafür ein, dass keine Nähr- und Schadstoffe über die unsachgemässe Verwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln ins Wasser gelangen. Das lindert den Druck auf die Pflanzen- und Tierwelt, welche bereits durch die voranschreitende Erwärmung und Trockenheit stark belastet wird. Wir unterstützen ausreichende Restwassermengen in Speicherseen, um die Lebewesen nicht unnötig zu gefährden. Schlussendlich setzen wir uns für einen schonungsvollen Umgang mit Wasser ein und befürworten die Renaturierung und Revitalisierung von Fliessgewässern, Mooren und Auen.


STATEMENT

Die Fischerei in der Schweiz steht vor zahlreichen Herausforderungen, viele Fischarten sind vom Aussterben bedroht. Darum setzt sich die SP seit jeher für den Gewässerschutz und das Wohl der Fische ein. Dank der SP werden das Trinkwasser und die Gewässer durch den verminderten Einsatz von Pestiziden und Nährstoffen besser geschützt. Die SP fordert, dass schweizweit genügend Schutzflächen geschaffen und vernetzt werden, um ausreichend Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu sichern. Im Parlament hat sich die SP jüngst erfolgreich gegen einen Frontalangriff auf die Restwasserbestimmungen eingesetzt, damit in Flüssen und Bächen genug Wasser für die Fische übrigbleibt. Und mit ihrer Klimapolitik hilft die SP grundsätzlich mit, der globalen Erwärmung entgegenzuwirken.


STATEMENT

Die Schweiz gehört bei der Biodiversität im Vergleich mit den Nachbarländern zu den Schlusslichtern. Die Hälfte der Lebensräume und ein Drittel der Arten sind bedroht. Besonders betroffen vom Artenverlust sind die empfindlichen Gewässerräume. Darunter leidet auch die Fischerei. Wir GRÜNE wollen Gewässer renaturieren und zum Überleben notwendige Restwassermengen bei Wasserkraftwerken sichern. Mit unserem Einsatz für eine nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft gelingt uns zudem der Ausstieg aus dem Einsatz synthetischer Pestizide und die Gewässer werden weniger überdüngt, weil weniger Nährstoffe aus der Landwirtschaft in die Natur gelangen. Für den Schutz der Gewässer braucht es uns GRÜNE mehr denn je.


STATEMENT

Wie jede Outdoorsportart ist auch die Fischerei massgeblich davon abhängig, wie viel Sorge wir unserer Natur tragen. Die Mitte engagiert sich für den Schutz unserer Landschaft. Es gilt, die Zersiedelung einzugrenzen und Erholungsräume zu schützen. Die Schweiz ist bekannt für ihre atemberaubende Landschaft und dieser gilt es Sorge zu tragen. Daneben gilt es auch Sorge zu tragen zu unseren gesellschaftlichen Errungenschaften. Das Vereinswesen ist in unserer Schweiz tief verankert. Der Einsatz der vielen Ehrenamtlichen muss wieder stärker gewürdigt werden. Denn es ist dieses Engagement, dass die Schweiz zusammenhält.


STATEMENT

Fischer leisten wertvolle Arbeit – danke!

Die Fischerei hat in der Schweiz Tradition. Die Fischer und ihre Vereine leisten einen wichtigen Beitrag für Pflege und Erhalt der Fischbestände. Dies alles ehrenamtlich, herzlichen Dank! Doch auch hier nehmen Regulierungen und Verbote zu. Denn vor allem Links-Grün macht den Fischern das Leben schwer – dagegen wehren wir uns. Was für die Alpwirtschaft der Wolf ist, ist für die Fischerei der Kormoran. Hier braucht es dringend bessere Regulierungsmassnahmen, bevor die Seen und Flüsse, namentlich der Bodensee und der Rhein, leergefressen sind! Zur Sicherung des natürlichen Lebensraums der Fische, müssen wir unserem Land Sorge tragen. Dies gelingt nur, wenn wir das ungebremste Wachstum, den Verbrauch von Ressourcen bremsen. Dafür braucht es eine kontrollierte Zuwanderung – damit unsere schöne Natur nicht zubetoniert wird.

 

2 Kommentare


Eduard Hube

06 | 10 | 2023

Egal welche Partei man Wählt, die machen alle nur leere Versprechungen, das ist vor den Wahlen immer so! Danach Interessiert es keinen Politiker mehr öund alle Versprechungen sind Vergessen! Was wir bräuchten ist eine Partei die Mutige Entscheidungen trifft, die Probleme beim Namen nennt, eine echte Alternative! Politiker die sich nicht scheuendie Wahrheit zu sagen , auch wenn es das Kollegilitätsprinzip verletzt! Politiker die sich Trauen auch in der eigenen Partei Konflikte auszulösen! Das heisst eine solche Partei gibt es nicht und solche Politiker gibt es auch nicht!
Unser BR Rösti hat ja auch Bewiesen dass es Ihm am Ar... vorbei geht dwas mit den Fischen passiert. Im Jahr 2018 alle konzessionen für die Krafwerke durchgwunken ohne eine einzige Auflage........das sagt ja schon alles! Geld in die Hände nehmen für die Gewässer und die Fische , die Kleintierlebewesen in den Gewässern ........können wir Fischer vergessen. Ich jedenfalls habe keine Hoffnung mehr , dass auch nur ein einziger Politiker etwas unternimmt!


Andi

17 | 10 | 2023

Sehr zu begrüssen wäre auch wenn Petri-Heil im Rahmen des Journalismus mal eine Analyse des Abstimmungs-Verhaltens in Fisch und Gewässerschutzfragen von unserer Parlamentarier machen und diese dann im Heft veröffentlichen würde.
Somit hätten wir dann eine echte Grundlage welche Personen und welche Parteien für uns überhaupt wählbar sind. Danke.


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