


01 | 07 | 2019 | Schweiz | Praxis | Reisen | ![]() | ![]() |
01 | 07 | 2019 | Schweiz | Praxis | Reisen |
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Die Sommerferien tauchen auf am Horizont wie eine Schatzinsel. Eine Insel, auf der wir hoffentlich für eine Weile zur Ruhe kommen und Zeit haben für Abenteuer, die sonst keinen Platz finden in unserem Alltag. Ein grandioses Abenteuer ist das Fischen mit Kindern. Es bedeutet zwar oft, dass man selber nicht wirklich fischt, aber wer sich mitfreuen kann, wird reich entschädigt.
Die intensive Spannung der Kids und vor allem die Freude, wenn der Zapfen endlich verschwindet, die Rute sich biegt und der Fang im Feumernetz zappelt, sind bleibende Momente.
Abgesehen von dieser emotionalen Bereicherung für alle Eltern, Grosseltern, Göttis und Nachbarn gibt es auch sehr vernünftige Argumente für die aktive Nachwuchsförderung. Wenn die Freizeitfischerei eine erfreuliche Zukunft in unserem dicht besiedelten und zunehmend urban geprägten Land haben soll, dann hilft es, wenn wir möglichst viele junge Menschen dafür interessieren und begeistern. Live, echt und ohne Bildschirm am Wasser.
Der unwiderstehliche Lockruf von Sonne, Meer und Dolce vita wird auch dieses Jahr eine Völkerwanderung in den Süden auslösen. Doch man muss für sein Fischerglück nicht unbedingt zu einem gottverlassenen Lachsfluss am Polarkreis pilgern, das lässt sich mit ein wenig Planung und Flexibilität auch in den Badeferien erleben. Falls also noch ein bisschen Platz übrig ist im Kofferraum, lohnt sich eine leichte, kompakte Spinnrute immer. Es gibt heute mehrteilige Bonsai-Reiserütchen mit überraschend schöner Aktion, die sogar im Handgepäck Platz haben. Dazu eine passende Rolle mit 0,10er-Geflochtener oder 0,22er-Monofil und eine Box mit kleinen Wobblern und Jigs. Damit kann man an jedem Meer sein Petriwunder erleben. Am Mittelmeer beispielsweise bin ich immer wieder verblüfft über die Artenvielfalt. Darunter sind auch Fische, die die Rolle singen und den Puls galoppieren lassen: Stachel- und Bernsteinmakrelen, Wolfsbarsch, Meerbrassen, Barrakudas, Riesengroppen, Hornhechte und Blaufische mit ihren rasiermesserscharfen Kiefern. Deshalb gehören auch bissfeste Vorfächer ins Ferienböxli. Und ein Wecker, denn die absolut beste Zeit ist die Stunde vor dem Sonnenaufgang. Dann hoffentlich den Fang in den Kühlschrank und noch ein Stündchen oder zwei weiterschlafen. Pures Ferienglück!
In diesen Tagen beginnt eine wunderschöne Zeit für Nachtschwärmer und Lagerfeuerromantiker. Im Sommer sind Wels, Karpfen, Zander, Aal und Trüsche oft am aktivsten unterwegs in den ersten Stunden der Dunkelheit. Auch grundsätzlich tagaktive Fische wie Hecht und Egli nutzen im Wochenend- und Ferientrubel die «Nachtruhe» und kommen erst im Schutz der Dunkelheit in Ufernähe, um zu jagen.
Selbst ohne Fangerfolg ist eine lauschige Sommernacht am Wasser ein intensives Erlebnis. Mit der passenden Begleitung kann das Fischen sogar sehr romantisch werden. Oder aber reizvoll gruslig: In der Dunkelheit erlebt man sein Gewässer von einer anderen, aufregenderen Seite. Rundherum pflatscht, flattert, knackt, raschelt, quakt oder quiekt es, und der Schein des Feuers oder der Kopflampe wirkt plötzlich beruhigender, als man das bei Tageslicht gedacht hätte.
Hochsommer ist Hochsaison für Blitz und Donner. Als aufmerksamer Fischer realisiert man mit den Jahren, dass langsam sinkender Luftdruck und bedeckter Himmel vor dem Gewitter die Fische aggressiv und leichtsinnig machen kann. Vor einem Gewitter spüren vor allem Seeräuber wie Egli, Zander, Hecht und Wels einen Energieschub. Weshalb das so ist, bleibt weiterhin ein Rätsel, das auf einen fähigen Verhaltensforscher wartet. In der Zwischenzeit nutzen wir diese Schwäche ohne tieferes Verständnis, dafür mit umso mehr Vergnügen. Unsere schuppigen Freunde sind oft zickig genug oder schlicht nicht auffindbar.
Am Fliessgewässer kommt es im Vorfeld eines Unwetters oft zu starken Schlüpfen, was wiederum Forelle, Äsche & Co. zu hektischer Aktivität anregt. In diesem Fall ist der Mechanismus einfacher zu begreifen: Die erhöhte Luftfeuchtigkeit und die Windstille vor dem Sturm sind ideale Bedingungen für die Verwandlung von der Nymphe zum Imago.
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