Streamerfischen auf Forellen
30 | 04 | 2021 PraxisText & Fotos: Simon Johansson, fischen.ch 06035
30 | 04 | 2021 Praxis
Text & Fotos: Simon Johansson, fischen.ch 0 6035

Streamerfischen auf Forellen

Der Biss einer grossen Forelle ist etwas vom Auf­regendsten. Mit dem Streamer kann man gezielt an den kleinen vorbei auf die grossen Forellen fischen. Simon Johansson vom fischen.ch-Team ist nicht nur Fliegenbinder, sondern setzt seine Fliegen auch regelmässig am Wasser ein. Er erklärt die Grundlagen des Streamerfischens und beschreibt, wo man am Wasser welchen Streamer erfolgreich einsetzt.

Streamer sind grössere Fliegen, die kleine Beutefische, Egel oder Flusskrebse imitieren. Um den Ködern Leben einzuhauchen, werden sie aktiv geführt. Das ist durchaus vergleichbar mit den Techniken des Spinnfischens. Es gibt eine grosse Menge von Streamer-Mustern, die sich in Farbe, Grösse und Gewicht stark unterscheiden; die Auswahl fällt oft schwer. Wenn ich gerade nicht am Wasser bin, denke ich mir gerne neue Muster aus oder verbessere sie am Bindestock. Wie wählst Du nun den passenden Streamer aus und präsentierst ihn den Forellen richtig?


Streamer-Setup

Damit diese grossen Fliegen gut geworfen und geführt werden können, ist das richtige Setup elementar. Ich verwende gerne Fliegenruten mit einer schnellen Aktion. Für kleinere Fliegen wähle ich die Schnurklasse #5. Grössere und artikulierte Muster werfen sich mit einer Rute der Schnurklasse #6 noch etwas entspannter.

Damit die Streamer gut sinken, empfehle ich eine Schnur mit Sinkspitze. Wie tief der Streamer angeboten werden kann, hängt ab von der Sinkgeschwindigkeit der Sinkspitze, der Länge des Vorfachs, vom Eigengewicht des Streamers selbst sowie auch von der Fliessgeschwindigkeit des Gewässers. Experimentiere mit unterschiedlichen Kombinationen, um Dein perfektes Setup zu finden. Ich persönlich mag Fliegen, die etwas schneller sinken als meine Schnur. Dadurch kann ich sie etwas besser kontrollieren und den Anschlag gezielter setzen.

Wenn Du bereits eine Fliegenrute der Schnurklasse fünf oder sechs mit einer schwimmenden Fliegenschnur hast, kannst Du ganz einfach ein sinkendes Vorfach ans Ende der Schnur anbringen. Das hat den Vorteil, dass Du im Handumdrehen von der Trockenfliege oder Nymphe auf das Fischen mit dem Streamer umstellen kannst, ohne dabei die komplette Schnur wechseln zu müssen.

Beim Vorfach verwende ich ein verjüngtes Fluorocarbon-Vorfach in der Grösse 3x oder 4x, und davon schneide ich die letzten 1,5 m ab. Als Verbindung zur Vorfachspitze kannst Du zum Beispiel einen Vorfachring oder einen Mikrowirbel einsetzen. Dadurch kannst Du die Spitze aus Fluorocarbon ganz einfach anbringen. Ich brauche je nach Fliege zwischen 30 bis 50 cm Fluorocarbon-Tippet mit einem Durchmesser von 0,25 mm bis 0,28 mm.

Die Gesamtlänge des Vorfachs hängt von der Sinkgeschwindigkeit der Schnur ab. Für Sinkschnüre empfehle ich Dir nicht über 1,5 m zu gehen, damit Du stets die volle Kontrolle über Deinen Köder hast. Damit der Streamer nichts an Bewegungsfreiheit einbüsst, befestige ich diesen mit einem Non Slip Loop-Knoten.

 Kleine Streamer in natürlichen Farben: Mit unterschiedlichen Gewichten bin ich  für jede Situation  gewappnet.

Kleine Streamer in natürlichen Farben: Mit unterschiedlichen Gewichten bin ich für jede Situation gewappnet.

 Streamer bringen auch in kleineren Gewässern schöne Fische an den Haken.

Streamer bringen auch in kleineren Gewässern schöne Fische an den Haken.


Qual der Wahl

Wie bereits erwähnt, gibt es eine grosse Auswahl an Streamern, und die richtige Wahl zu treffen, kann deshalb überfordernd wirken. Für mich ist die Aktion des Streamers die wichtigste Eigenschaft. Diese wird hauptsächlich dadurch bestimmt, ob die Fliege beschwert ist oder nicht. Für tiefere Stellen eignen sich mit Tungstenkopf oder Hantelaugen beschwerte Varianten. Das bringt die Fliege schnell nach unten. Für flachere Zonen eignen sich unbeschwerte oder Jig-Fliegen, damit Hänger am Gewässergrund reduziert werden.

Bei klarem Wasser tendiere ich dazu, etwas natürlichere Farben auszuwählen. Kommt der Fluss hingegen angetrübt oder gar schmutzig daher, sind auffällige Streamer die bessere Wahl. Die alte Fischerweisheit «heller Tag, helle Fliege, trüber Tag, dunkle Fliege» scheint auch hier ziemlich gut zu funktionieren.

Die Grösse des Streamers mache ich hauptsächlich von der Wassertemperatur abhängig, die den Aktivitätsgrad der Forellen beeinflusst. Bei kaltem Wasser fische ich gern kleinere Muster. Wenn dann das Wasser im späten Frühling und Sommer langsam wärmer wird, können grössere Streamer gefischt werden.


Match the Hatch?

Streamer sind grossartige Suchmuster, die auch dann eingesetzt werden können, wenn es keine Insektenaktivität am Wasser gibt. Du musst nicht wissen, welche Insekten sich im Wasser befinden und es ist nicht so wichtig, dass Du Deinen Streamer auf die spezifischen Köderfische des Flusses abstimmst. Denn ein gut präsentierter Streamer, der direkt vor einer Forelle platziert wird, kann selbst die hartnäckigste Forelle zum Fressen animieren.

Diese Eigenschaft, einen Biss provozieren zu können, auch wenn die Aktivität gering ist, macht Streamer zu einem der effektivsten Fliegenmuster. Die besten Streamer-Bedingungen herrschen jedoch an Tagen nach Regen, da der steigende Wasserstand und die stärkere Strömung in der Regel schmutzigeres Wasser mit sich bringen und kleine Köderfische aus ihren Verstecken vertreiben. Die grösseren Forellen fühlen sich beim Jagen im angetrübten Wasser sicherer und haben einen Vorteil gegenüber den kleinen Beutefischen, die verdrängt wurden.

 Bei dieser Forelle zahlte sich eine langsame Führung aus.

Bei dieser Forelle zahlte sich eine langsame Führung aus.

 Der Bullet, ein kleiner Streamer von etwa 6 cm. Dieses Muster sinkt dank des versteckten Tungstenkopfs recht schnell.

Der Bullet, ein kleiner Streamer von etwa 6 cm. Dieses Muster sinkt dank des versteckten Tungstenkopfs recht schnell.

 Halte die Rute beim Strippen in einer Linie mit der Fliegenschnur, das wird Dir helfen, den Haken zu setzen. Strip Set ist der Weg zum Erfolg!

Halte die Rute beim Strippen in einer Linie mit der Fliegenschnur, das wird Dir helfen, den Haken zu setzen. Strip Set ist der Weg zum Erfolg!


Fische finden

Es ist nicht nur wichtig zu wissen, wann Du Streamer am effektivsten einsetzen kannst, sondern auch, wo sich die Fische befinden. Dafür musst Du das Wasser
lesen können. 

Als Faustregel gilt: Grosse Fische sind faul; sie sichern sich die bequemsten Standplätze. Deshalb wirst Du die grössten Exemplare nur selten in der stärksten Strömung antreffen.

Suche nach Stellen nahe an der Hauptströmung, die aber trotzdem noch langsam genug fliessen, um grossen Fischen einen gemütlichen Platz zu bieten. An solchen Stellen wird permanent Nahrung angespült, die ohne grossen Aufwand gefressen werden kann.

Gute Stellen sind die Nähte zwischen zwei Strömungsgeschwindigkeiten, Plätze vor oder hinter Steinen und tiefere Pools.

1. Der Standardwurf von 45° stromabwärts mit dem Schwingenlassen der Fliege durch die Strömung funktioniert am besten, wenn Du dabei Deinen Streamer animierst.

2. Wenn Du Deinen Streamer tiefer fischen willst, wirf ihn 90° quer zur Strömung und mende Deine Fliegenschnur flussaufwärts.

3. Beim Fischen in einem tieferen Pool: Wirf den Streamer stromaufwärts und hole ihn etwas schneller als die Strömung ein.


Präsentation variieren

Die verschiedenen Streamer, die oben erwähnt wurden, erfordern einige leichte Variationen der Technik. Die Hauptregel beim Fischen mit dem Streamer lautet aber: Variiere Deine Einholgeschwindigkeit.

Der Standardwurf von 45° stromabwärts mit dem Schwingenlassen der Fliege durch die Strömung funktioniert fast immer. Noch besser ist, wenn Du dabei Deinen Streamer animierst: Strip, strip, Pause, strip, Pause ..., das gibt Deiner Fliege eine viel natürlichere Schwimmaktion und die Pausen sind tödlich, glaub mir!

Wenn Du Deinen Streamer tiefer fischen willst, wirf ihn 90° quer zur Strömung und mende Deine Fliegenschnur flussaufwärts. Das verleiht ihm mehr Zeit zu sinken, bevor Du mit dem Einholen beginnst.

Eine weitere effektive Technik beim Fischen in einem tieferen Pool ist, den Streamer stromaufwärts zu werfen und ihn etwas schneller als die Strömung zurückzuholen. Das bringt Deine Fliege noch tiefer hinunter und verleiht ihr eine natürliche Fluchtbewegung.

Diese drei Wurftechniken haben sich bei mir über die Jahre bewährt, doch natürlich gibt es noch weitere. Wenn es um Streamer geht, solltest Du daran denken, dass es meistens effektiver ist, die Präsentation zu ändern, als die Fliege zu wechseln. Und nun wünsche ich Dir viel Spass beim Streamerfischen!

 

0 Kommentare


Keine Kommentare (Kommentare erscheinen erst nach unserer Freigabe)


Schreibe einen Kommentar:

Anzeige
Anzeige
Zurück zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren: