[Jiggen im Herbst:<br/>]Mit Gummi an die Kante
08 | 11 | 2024 PraxisText & Fotos: Matze Brauch 0722
08 | 11 | 2024 Praxis
Text & Fotos: Matze Brauch 0 722

Jiggen im Herbst:
Mit Gummi an die Kante

Die Überlegung ist einfach: Je kälter es wird, desto tiefer stehen Egli, Hechte und Zander. Gummi­fische am Bleikopf sind jetzt häufig die idealen Köder für den Fang der beliebten Raubfische. Experte Matze Brauch bezeichnet den Herbst nicht ohne Grund als die «geilste» Zeit des Jiggens.


Das klassische Angeln mit Gummifischen ist eine der vielseitigsten Techniken, die in unseren heimischen Gewässern von vielen Raubfischanglern praktiziert wird. Egal, wie tief das Gewässer ist, wie der Wind steht, welchem Raubfisch ich auf die Schuppen rücken möchte – ich finde immer einen geeigneten Gummi in meiner Box und kann ihn mit wenig Material passend zur Situation erfolgreich einsetzen.

Mit den im Herbst kürzer werdenden Tagen und den daraus resultierenden fallenden Wassertemperaturen verlassen die Räuber ihre Wohlfühlorte und suchen sich neue Standplätze. Die grossen Fische, die sich im Hochsommer noch gern unauffindbar im Mittelwasser den Bauch vollschlagen konnten, legen sich jetzt genauso gern im tieferen Wasser ab wie ihre Artgenossen, die im Sommer lieber im Flachwasser im Kraut ihrer Beute auflauerten. Die Räuber und die Beutefische versammeln sich nun häufig am Fuss steil abfallender Kanten. Der nicht mehr so weit entfernte Winter lässt die Fische bei der Beutejagd noch einmal richtig hochfahren und sich die Mägen vollschlagen. Das Resultat dieser Standortänderung ist für uns Fischer äusserst komfortabel und einfach zusammenzufassen: Wir finden jetzt ganz viele Fische auf einer relativ überschaubaren Wasserfläche in einer einfach zu befischenden Wassertiefe.

 Bei der Auswahl seiner Köder orientiert sich Matze Brauch an den vorkommenden Futterfischen. Er schwört auf Gummis zwischen 8 und 10 cm.

Bei der Auswahl seiner Köder orientiert sich Matze Brauch an den vorkommenden Futterfischen. Er schwört auf Gummis zwischen 8 und 10 cm.


Auf der Suche nach Strukturen und Kanten

In meinen Heimatgewässern durchmischen Anfang Oktober die ersten Herbststürme die Wasserschichten und die Sprungschicht verschwindet. Um die Fische jetzt zu finden, müssen wir eine klare Vorstellung vom Tiefenprofil des Gewässers haben. Hilfreich sind dabei detaillierte Tiefenkarten der Gewässer.

 Auf dem Echolot lassen sich leicht die Unterwasserstrukturen des Gewässers erkennen. Sie geben erste Hinweise auf die Anwesenheit von Futterfischen.

Auf dem Echolot lassen sich leicht die Unterwasserstrukturen des Gewässers erkennen. Sie geben erste Hinweise auf die Anwesenheit von Futterfischen.

Auf dem Gewässer fahre ich mit meinem Boot die vermeintlichen Hotspots nach und nach ab, bis das Echolot voll mit Futterfisch ist. Diese Futterfischwolken sind selbst mit einfachsten Echoloten zu erkennen. Habe ich diese Futterfische in der Nähe einer Kante gefunden, dann befinde ich mich bereits am richtigen Spot. Aktive Räuber schwimmen bevorzugt inmitten der Futterfische. Sich dann mit einem Gummifisch gegen hunderte Beutefische durchzusetzen, ist schwer genug. Hinzu kommen noch eine Vielzahl von Schnurschwimmern, die kaum von einem Biss zu unterscheiden sind. Deshalb suche ich mir lieber die Ränder der Beutefischschwärme und angle dort. Denn hier stehen die Räuber und warten, dass sich ein unvorsichtiges Beutefischchen aus dem schützenden Schwarm heraus bewegt. Und dieses unvorsichtige Fischchen ist in diesem Fall mein Gummifisch.

In meinem Lieblings-Herbstgewässer befinden sich die Beutefische meist in Wassertiefen von 8 bis 10 Meter. Die Räuber stehen an den angrenzenden Kanten auf einer Wassertiefe von etwa 8 m und warten darauf, dass ihnen der Schwarm zu nahekommt.

 Egli, Hecht und Zander – die Raubfische gehen im Herbst gerne am Fuss von steil abfallenden Kanten auf Beutejagd.

Egli, Hecht und Zander – die Raubfische gehen im Herbst gerne am Fuss von steil abfallenden Kanten auf Beutejagd.


Ein Ankerplatz für Hecht, Zander und Egli

Ich verankere mein Boot in dieser Situation bevorzugt an der abfallenden Kante auf 8 m Wassertiefe. So kann ich von einem einzigen Ankerplatz die Kante hinaufwerfen. Der Köder landet bei 5 m und ich kann ihn die Kante hinunter bis auf 8 m jiggen. In dieser Wurfrichtung fange ich zumeist die an der Kante klebenden Hechte. Fische ich parallel zur Kante, sind Egli die Haupträuber, denn sie halten sich gern in einer gleichbleibenden Tiefe auf und schwimmen die Strukturen und Kanten gern fleissig auf der Suche nach Beute ab. Das Fangen ist wechselhaft. Bei zehn Würfen hat man das Gefühl, man steht mitten im Fisch – und dann ist der Spuk mit den Egli wieder für 20 Minuten vorbei. Jetzt brauchst Du nur ein wenig Geduld, denn die Fische kommen immer wieder vorbei. Werfe ich die Kante hinunter, erreiche ich den Übergang zum tiefen Wasser bei 10 m. Das ist die Tiefe, in der die Zander sich tagsüber gern ablegen, um dann mit Beginn der Dämmerung die Kante hinauf zu jagen. Ich kann also mit einem Köder alle drei Räuber von einem Platz aus anwerfen und zum Anbiss bringen. Doch welchem Köder schenke ich mein Vertrauen?

 Zander legen sich tagsüber gerne am Übergang zum tiefen Wasser ab. Mit Beginn der Dämmerung jagen sie die Kante hinauf.

Zander legen sich tagsüber gerne am Übergang zum tiefen Wasser ab. Mit Beginn der Dämmerung jagen sie die Kante hinauf.


Naturnahe Köder

Ich orientiere mich bei der Köderlänge an der Länge der Beutefische. Die meisten Beutefische sind zu dieser Zeit zwischen 8 und 10 cm – und genau diese Grösse spricht auch alle drei Räuberarten an. Aber wundere Dich bitte nicht, wenn sich selbst kapitale Fische auf diese Grösse einstellen und beissen. Ich angle gern mit Gummifischen dieser Grösse in natürlichen Farben. Auf ein hechtsicheres Vorfach kann ich nicht verzichten, da die Entenschnäbel immer mit dabei sind und sich die Zander und Egli am Vorfach nicht stören. Weil ich in seltenen Fällen auch mit dem Kontakt von Welsen rechnen darf, fällt mein Gerät etwas stärker aus (siehe Kasten).

Die Wassertemperatur ist zu dieser Jahreszeit noch nicht allzu niedrig, sodass die Fische noch agil sind und auf schnelle Präsentationen besser ansprechen als auf sehr langsame. Fische Deine Würfe unbedingt bis unters Boot aus, denn viele Räuber folgen dem Gummi und schlagen erst direkt unter dem Boot zu. Wer jetzt zu schnell den Wurf aufgibt, verschenkt vielleicht die Möglichkeit auf einen grossen Fisch. Auch beim Hochkurbeln des Köders bitte nicht mit der Geschwindigkeit übertreiben! Denn nicht selten kommt noch ein Räuber hoch bis zum Boot. Wenn Du jetzt am rechten Platz stehst, kannst Du in den kommenden Wochen wahre Sternstunden auf dem Wasser erleben. Ich wünsche Dir hierbei viel Glück und schöne Fänge. 

 Der Autor bevorzugt bei der Präsentation seiner  kleinen Gummis eine deutlich sichtbare  Schnur, mit der er die Bisse noch  besser wahrnehmen kann.

Der Autor bevorzugt bei der Präsentation seiner kleinen Gummis eine deutlich sichtbare Schnur, mit der er die Bisse noch besser wahrnehmen kann.

 


Die Ausrüstung des Experten

Matze Brauch fischt seine Gummis an einer 2,4 m langen Rute mit einem Wurfgewicht von 40 g. Seine 3000er-Rolle ist mit einer 10?kg tragenden Schnur in einer auffälligen Farbe bespult. Mit dieser Schnur hat er optisch immer die Kontrolle über die Absinkphase und kann auch Bisse anhand der Schnur erkennen. Zudem hat er mit dieser Schnur ausreichend Kraftreserven, um auch kapitale Räuber in den Kescher zu bekommen. Er angelt je nach Windstärke mit Bleiköpfen zwischen 10 und 20 g und verzichtet auf einen Stinger.

 Neben Egli und Zandern jagen auch Hechte an den Kanten. Diesen kapitalen Räuber hat Matze an einem seiner Lieblingsgewässer gefangen.

Neben Egli und Zandern jagen auch Hechte an den Kanten. Diesen kapitalen Räuber hat Matze an einem seiner Lieblingsgewässer gefangen.

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