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31 | 01 | 2020 | Schweiz | 0 | 4695 |
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Stauraumspülungen sorgen im Südtirol immer wieder für Unmut bei der (fischenden) Bevölkerung und dem Landesfischereiverband. Im Südtiroler Landtag wurde deshalb ein Beschlussantrag zum Thema mit grosser Mehrheit angenommen. Dies ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.
Bei der klassischen Stauraumspülung wird durch das kontrollierte Öffnen der Schleusen an den Stauseen und Talsperren innerhalb von wenigen Wochen der Grossteil der Feinsedimente, welche als Produktionsabfälle der Stromerzeugung anzusehen sind, talwärts gespült und damit flussabwärts entsorgt. Dies führt zu enormen ökologischen Auswirkungen, von denen nicht nur die Stauseen selbst, in denen durch diese Massnahme oft der gesamte Fischbestand abstirbt, sondern vor allem auch die darauffolgenden Fliessgewässer betroffen sind. Die Trübung und die Konzentration der Sedimente, Schwebeteilchen und Ablagerungen im Wasser nimmt durch die Stauraumspülung in einem Mass zu, das für viele Lebewesen tödlich ist. Ganze Generationen von Fischbeständen gehen aufgrund der massiven Wassertrübung und Überdosierung der Sedimente und Ablagerungen in den Fliessgewässern zugrunde.
Ab Ende Mai 2019 wurde der Stausee Mühlbach nördlich von Brixen über drei Wochen lang gespült. Auf der Länge von rund 60 Kilometern wurde das Ökosystem extrem geschädigt. Das örtliche Amt für Jagd und Fischerei hat daraufhin erstmalig eine umfangreiche Datensicherung in Bezug auf Trübung, Pegelgang sowie auf physikalische und fischökologische Parameter der Flüsse nach erfolgter Stauraumspülung vorgenommen.
Das Ergebnis der Erhebung war eindeutig: Die klassische Form der Stauraumspülung ist für die Jungfischbestände in den darunterliegenden Fliessgewässern grossteils letal. So wurden beispielsweise die Äschenbrütlinge durch die Spülung komplett vernichtet. Auch die Auswirkungen auf den Forellen-Brütlingsbestand, unter anderem jenen der gefährdeten Marmorata-Forelle, waren mit einem Ausfall von rund 85 Prozent verheerend.
Insgesamt sind demnach auf der betroffenen Flussstrecke mehrere 100?000 Wildfisch-Brütlinge verendet. Wie Probefischungen in den betroffenen Flüssen ergaben, gibt es auch bei den Folgegenerationen teilweise hohe Ausfälle, da die grossen Sedimentmengen die natürlichen Laichplätze versiegeln.
Aufgrund der Stauraumspülungen werden Ökosysteme in Flussläufen nicht nur für den Moment, sondern über mehrere Jahre hinweg gestört bleiben, bis sie sich wieder erholen können. Stauseespülungen sind nicht nachhaltig und umweltschonend durchzuführen und müssen deshalb durch alternative Methoden ersetzt werden.
Vollautomatische Saugbagger bzw. Saugboote können kontinuierlich die Sedimente und Ablagerungen, die sich im Stauraum sammeln, aufnehmen. Dabei werden Sedimente über einen längeren Zeitraum, meist in den Monaten mit relativ hoher Wasserführung der Flüsse, kontinuierlich durch unbemannte Boote abgepumpt und dem Triebwasser zugeführt.
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