


14 | 10 | 2022 | Praxis | ![]() | ![]() |
14 | 10 | 2022 | Praxis |
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Im zweiten Teil dieser Serie stellen wir Euch einige Kniffe vor, um auf eigene Faust an fängige Naturköder zu kommen.
Ein nicht zu unterschätzender Reiz am Fischen mit Naturködern ist das Besorgen derselben. Wenn man nach dicken Tauwürmern wühlt oder auf der Wiese Heuschrecken hinterher springt, so macht schon das allein ziemlich Spass. Wenn diese Köder schliesslich am Wasser zu Erfolgen führen, erst recht!
Würmer sind wohl die vielseitigsten Naturköder und deren Beschaffung gehört damit zu Recht zum fischereilichen Basiswissen. Obwohl rund 100 bis 200 Würmer auf einem Quadratmeter Schweizer Boden leben, ist deren Beschaffung nicht ganz trivial. Mit dem Spaten den Boden umzugraben, dürfte die aufwendigste Methode sein und macht den anderen Gartennutzern nicht besonders Freude, es sei denn, man verbindet es mit Jäten. Bei Hitze und Trockenheit oder bei Eis und Schnee wird man dabei auch kaum fündig. Wesentlich effizienter ist es, passende Gelegenheiten und Tricks zu nutzen. Im Netz kursieren Methoden mit reizenden Stoffen oder elektrischem Strom, auf die wir hier nicht weiter eingehen. Warum Würmern und dem Boden schaden oder Risiken eingehen, wenn es andere Optionen gibt? Ein klassisches Beispiel ist das Auflesen von «Regenwürmern». Regnet es über längere Zeit stark, füllen sich die Wurmgänge und die Erdbewohner fliehen vor dem Wasser an die Oberfläche. Wege entlang von Gärten, Feldern oder Wald präsentieren die gestrandeten Würmer schliesslich wie auf dem Tablett. Ist es trocken, kann man die Würmer auch aus dem Boden treiben, indem man Regenprasseln oder einen Maulwurf auf Futtersuche simuliert. Die entsprechenden Vibrationen lassen sich erzeugen, indem man ein Armierungseisen oder einen Spaten in die Wiese steckt und mit einem Stecken darauf trommelt oder daran scharrt. Manchmal (leider nicht immer) funktioniert das überraschend gut und im Umkreis von rund einem bis zwei Metern beginnen nach ein paar Minuten Würmer über den Boden zu kriechen. Das erfordert etwas Geduld und Aufmerksamkeit, ist aber besonders auf grosse Schwarzköpfe und Tauwürmer einen Versuch wert. Das gilt auch für die nächtliche Suche mit Rotlicht auf dem Sportplatz oder Garten, wenn die Würmer im Schutz der Dunkelheit ihre Gänge zumindest teilweise verlassen, um nach Futter zu suchen.
Etwas bequemer ist das Umdrehen von Steinen, Holz und anderen am Boden aufliegenden Gegenständen. Fast immer lassen sich dabei eine Handvoll Würmer für die spontane Forellenpirsch auftreiben, oft auch direkt vor Ort am feuchten Gewässerrand. Man kann auch Steinplatten auf dem Rasen deponieren, die man bei Bedarf rasch umdrehen und als «Wurmfenster» nutzen kann. Damit vergleichbar ist das Anlegen eines Komposts, um sich jederzeit die quirligen Mistwürmer zu sichern. Haben sich noch keine Würmer darauf eingefunden, kann man organische Abfallhaufen «bevölkern» mit Würmern aus einem bereits wurmbewohnten Kompost. Womit wir uns bereits dem Thema Würmerzucht mit Dendrobena-Würmern nähern, einer weiteren Option für besonders Wurmbedürftige, siehe youtube.com > Superwurm.
Auch da, wo die Wasserbewohner leben, gibt es Naturköder. Schaut man sich am Gewässer um, lässt sich oft etwas finden, wonach auch die dort lebenden Fische Ausschau halten. Ist man etwa an einem einigermassen sauberen Fliessgewässer unterwegs, hat man auch heute noch beim Umdrehen von Steinen gute Chancen, Köcherfliegenlarven zu finden. Die in einem röhrenförmigen Gehäuse aus kleinen Steinen oder Pflanzenteilen steckenden Larven ähneln Bienenmaden und lassen sich auf gleiche Weise und mindestens ebenso erfolgreich auf Forellen und Äschen einsetzen. Wo sich die Köcherfliegen wohl fühlen, sind sie meist zahlreich und lassen sich in kurzer Zeit zu Dutzenden sammeln. Die grossen Steinfliegenlarven hingegen sind leider selten geworden und sollten geschont werden. Der Blick unter Steine lohnt sich so oder so, denn etliche weitere mögliche Futtertiere verbergen sich darunter. Das gilt auch für Seen! Oft handelt es sich dabei um Kleinlebewesen wie Flohkrebse und Insektenlarven, die sich allerdings schlecht und nur an sehr kleinen Haken befestigen lassen. Doch die grösseren Blutegel, Wasserschnecken oder das Fleisch der kleinen Muscheln lassen sich gut anködern. Dringend abzuraten ist hingegen von der Verwendung von Krebsen. Mit dem Zugriff auf Krebse würden wir uns in eine (dunkle) gesetzliche Grauzone begeben. Die Verschleppung unerwünschter Arten oder die verheerende Krebspest stellen ein grosses Risiko dar und die Bestände der einheimischen Arten leiden vielerorts. Auch die artgerechte Tötung der grossen Wirbellosen ist heikel.
Ausserhalb des Wassers wird man mit etwas Aufmerksamkeit ebenfalls fündig, etwa wenn das Gewässer von einer Wiese gesäumt wird. Auch im Astwerk von Gebüschen oder auf der Rinde von Bäumen sind regelmässig Insekten zu entdecken. Allerdings braucht das Fangen von Heuschrecken, Grillen oder grösseren Fluginsekten meist ziemlich viel Zeit und Geschick. Manchmal kann es sich trotzdem lohnen. So etwa bei scheuen Salmoniden am Bergsee oder im Bach, wenn man die Fische aktiv fressen und steigen sieht, ohne dass sie auf den angebotenen Kunstköder reagieren. Die leichten Insekten lassen sich mit einer kleinen Wasserkugel (Buldo) gut auswerfen und am Vorfach mit einem kleinen Haken auf der Oberfläche schwimmend anbieten. Auch das direkte Anbieten unter der Rutenspitze ist eine Option, wenn keine grossen Reichweiten notwendig sind.
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