20 | 06 | 2016 | Diverses | 1 | 7273 |
20 | 06 | 2016 | Diverses |
1 7273 |
Luzerner Tausendsassa
Der SaNa-Instruktor der Stadt Luzern ist ein Mann, der schnell denkt und viel zu erzählen hat. Aufgewachsen in Luzern, ist er seiner Heimatstadt treu geblieben. Karl «Caro» Koch kennt jeden Winkel entlang der Reuss und gehört in Luzern schon fast zum Inventar.
Caro Kochs fischereiliches Engagement ist umtriebig: Jungfischerkurse, Fliegenfischer- und Filetierkurse, Reiseorganisator für Alaska und Aushilfs-Verkäufer in Marco Häfligers Emmer Fischerei-Fachcenter ergänzen seine Tätigkeit als SaNa-Instruktor. «Nebenbei im Hauptberuf» entwickelt Caro Koch Bekleidungssysteme für die Privatwirtschaft.
Wir treffen uns bei strahlend schönem Wetter in der Innenstadt zum Milchkaffee und anschliessendem Mittagessen direkt an der Reuss. Wenn zwei begeisterte Hobbyköche im Restaurant einkehren, fällt es keiner Küche einfach, zu überzeugen. Wir sind mit dem Gebotenen aber zufrieden und unser Gespräch dreht sich um Soziologie und die Geheimnisse guter Tomatensaucen (eine Prise geräucherten Paprika beifügen oder ein ganzes Rüebli mitkochen…).
Reuss – die goldenen Zeiten sind vorbei
Caro Koch zeigt mir das Fliegenfischen gleich beim Nadelwehr. «Das war früher eine ausgezeichnete Stelle für Äschen, doch in letzter Zeit ist es schwierig geworden. Es gibt schon noch Äschen, und immer mal wieder wird eine Seeforelle gefangen. Auch ein paar Barben und Alet hat es. Vor allem die Kleinfische fehlen, und das merkt man. Dafür kann ich heute ohne weiteres ein Glas Reusswasser trinken.» Caro Koch kennt einige Generationen von Fischern. Was sich immer gleich bleibt, ist die Behauptung, dass früher alles besser war. «Schon Ende der Siebzigerjahre, als die Reuss – verglichen mit heute – in einer paradiesischen Verfassung war, fanden die alten Fischer, dass es kein Vergleich zu den alten Zeiten sei.» Die Gründe für die heutige Fischarmut seien vielfältig: Der Vierwaldstättersee ist relativ nährstoffarm geworden, das Klima wandelt sich, es hat mehr Vögel, mehr Mikroverunreinigungen usw. Einen wichtigen Aspekt sieht Caro Koch auch in der immer grösser werdenden Beanspruchung der Gewässer überhaupt. «Die Leute haben so viel Freizeit wie noch nie, und diese leben sie auch auf dem Wasser aus.»
Das Fischen in der ganzen Schweiz und im Ausland – Rumänien, Irland, Kenia, Kuba und vor allem Alaska – hat es ihm angetan. Jedes Jahr organisiert er zusammen mit Marco Häfliger eine Reise zu den Lachsen. Dort ist Caro in seinem Element; neben dem Fischen, dem Organisieren von Flug, Auto und Unterkunft ist er auch fürs Fotografieren und Kochen sowie fürs Filetieren der gefangenen Fische zuständig.
Durch seine vielen Reisen hat sich bei ihm zu Hause ein beachtliches Rutenarsenal gebildet. Ein eigentlicher Rutenwald von gegen 150 Ruten steht in seiner Garage, und trotzdem hat auch er seine Lieblingsruten, eine 30-jährige Sage, zum Beispiel.
Einfach reingerutscht
Wie kam Caro dazu, SaNa-Kurse zu leiten? «Ich bin da einfach reingerutscht, wie bei so vielem. Der Verband suchte jemanden, Marco Häfliger verwies ihn auf mich. Der erste Kurs wird mir wohl ewig in Erinnerung bleiben; wir bekamen aus Versehen nur einen halben Saal, angemeldet waren aber über hundert Leute. Sie sassen zum Teil im Gang und hinter mir.» Mittlerweile hat sich die Zahl der SaNa-Absolventen bei 30 Teilnehmern eingependelt, die gestandenen Fischer haben beinahe ausnahmslos den Kurs absolviert.
Zwar ist Caro Mitglied beim Seefischer-Verein Luzern, doch ist er bei den Vereinstätigkeiten zurückhaltend, da er Interessenkonflikte wo möglich vermeiden will. Zudem hat er als kommunikativer Mensch auch Mühe, «uf d’Schnurre z’hocke» wenn es ihm mal nicht passe.
«Es geht ums Fischen, nicht ums Fangen!»
Die Ethik des Fischers steht in seiner Tätigkeit als Instruktor im Zentrum. Caro Koch findet es wichtig, den Kurs entsprechend zu gewichten. Es geht beim heutigen Fischen um Einsicht und nicht um Wissen. «Wenn jemand weiss, was verboten und was erlaubt ist, kennt er die Gesetze und Vorschriften. Wer mit dem richtigen Respekt und der nötigen Vorsicht an das Lebewesen Fisch und an die ihn umgebende Natur tritt, wird kaum je mit dem Gesetz in Konflikt kommen. Man kann eigentlich alle Punkte der Fischerausbildung der Ethik unterordnen, sie ist das Herzstück des Kurses.»
Caro will den Leuten auch beibringen, dass ein Tag, an welchem man keine Fische fängt, trotzdem ein schöner Tag sein kann. Fischen ist eine ganzheitliche Sache, es bietet einen hervorragenden Ausgleich zum verkopften Alltag, der für viele aus Büro, Computer und Smartphone besteht. Diese Haltung zur Fischerei sieht er als innere und äussere Notwendigkeit: «Die Reuss zeigt es ja exemplarisch: Die Natur hat sich verändert. Wir haben nicht mehr die schier unerschöpflichen Ressourcen früherer Jahre. Dementsprechend muss sich der Fokus des Fischers verschieben. Es kann heutzutage nicht mehr rein um die Nahrungsbeschaffung gehen. Früher haben die Fischer zum Teil ja ihre Fische verkauft; Fänge von 100 Egli oder 50 Felchen pro Tag waren im Vierwaldstättersee ohne Weiteres möglich. Wer diese Zeiten immer noch als Gradmesser nimmt, wird ständig wieder enttäuscht werden.»
Sein Kollege Marco Häfliger ergänzt: «Ich habe in meiner Jugend, als ich mein erstes Boot frisch erworben hatte, einmal eine ganze Menge Hechte an einem Morgen totgeschlagen. Ich kam in einen regelrechten Rausch und konnte nicht mehr aufhören. Dann habe ich sie filetiert und bin drei Stunden in der Gegend rumgefahren bis ich sie meiner Verwandtschaft verteilt hatte. Da dämmerte es mir, dass das nicht sehr gescheit war. Aber vorher hatte ich das Gefühl; ‹Jetzt bisch de gröscht Fischer!›»
Was ist ein gutes Fischerjahr?
Es kann heute eigentlich nicht mehr um Zentimeter und Kilogramm gehen, und auch nicht um die blosse Nahrungsbeschaffung. Dass man ans Wasser geht, um einen gefangenen Fisch auch zu essen, ist für Caro Koch aber heute noch der Kern der Fischerei. «Trotzdem hat sich für mich das Verhältnis verschoben; ein gutes Fischerjahr messe ich heute daran, wie oft ich fischen gehen konnte. Es ist eine Beschäftigung, die ich gerne mache, an der ich den Plausch habe, aber ich muss nichts fangen. Und dann ist es ja oftmals gerade so, wenn man sich den Fangdruck wegnimmt, dann fängt man.»
Neben den SaNa-Kursen gibt Caro Koch auch Fliegenfischerkurse und Jungfischer- und Einsteigerkurse. Dabei stehen zuerst abends zwei Stunden Theorie auf dem Programm: Knoten, Montagen, Gerätekunde. Am nächsten Tag geht es an ein Fischwasser, an welchem man beinah garantiert auch Fische fängt. Das praktische Wissen ist bekanntermassen entscheidend: Wie setzt man einen Anschlag, wie drillt, landet und tötet man den Fisch. Wer nur Stress erlebt beim Fischen, da er entweder nichts fängt oder nicht weiss, wie er mit dem Fisch umzugehen hat, wenn er am Haken hängt, wird eher wieder damit aufhören.
Ein Leben lang lernen
«Beim Fischen lernt man das ganze Leben lang, mit jedem Wurf, den man macht. Und mit jedem Gespräch, das man führt, kommt man ein bisschen weiter.» Ausgelernt habe man beim Fischen sowieso nie. Es gebe kein Richtig oder Falsch, aber das müsse man auch zuerst einmal lernen. Es ist unbestritten: «Man kann beim Fischen viel falsch machen. Aber selbst auf dem ‹falschen Weg› ist der Erfolg nicht ausgeschlossen. Man kann mit einer Bienenmade eine kapitale Seeforelle fangen, oder ein Hecht beisst ausgerechnet auf den im Vorfach verhedderten Wobbler.»
«Heute gingen wir von einer anderen Basis aus als noch vor einigen Jahrzehnten», findet Caro Koch. Aber auch diese Haltung sei nicht das Gelbe vom Ei und werde sich weiterentwickeln. Das Fische-Töten gehörte aber unweigerlich dazu und dieser archaische Kern des Fischens wird immer bleiben. Fischer seien immer auch Jäger und sollen Beute machen.
Über die Zukunft der Fischerei macht sich der Ausbildner keine grossen Sorgen. Er erlebt die Jungen als sehr aufgeschlossen und offen für eine in jedem Sinn engagierte Fischerei. Auf die Frage, ob er es für möglich halte, dass die Fischerei hierzulande eines Tages verboten werden könnte, meint Caro Koch: «Das haben wir selbst in der Hand. Wie wir uns benehmen, ob wir Abfall liegen lassen, wie wir uns aufführen am Gewässer ist dabei entscheidend. Am Sempachersee zum Beispiel wehren sich die Anwohner gegen das Nachtfischen. Dabei geht es nicht um Tierschutzfragen, sondern Nachtfischer sind sehr wohl in der Lage, sich wie Jugendliche am Wasser zu benehmen. Das sind bei weitem nicht alle Fischer, es gibt sehr wohl auch die anderen. Aber es gibt halt auch Fischer, die 80 Bier mitnehmen und Rambazamba machen. Und dann muss man es eben allen verbieten…»
fräschu heggli
hallo caro ! mini chochi dini chochi hed der schinbar g'schmöckt...l.g. fräschu