09 | 04 | 2021 | Praxis | 0 | 6122 |
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Lob auf die Vielseitigkeit
Jahrein jahraus immer der gleiche Zielfisch mit dem gleichen Köder am gleichen Gewässer? Nicht nur die Schonzeiten sprechen dagegen. Die «Petri-Heil»-Redaktion listet zehn Gründe auf, weshalb sie beim Fischen auf Vielseitigkeit setzt.
Wer im letzten Jahrtausend mit dem Fischen begonnen hatte, kam um den Wurm kaum herum. Was für ein dankbarer Köder! Fast ausnahmslos lässt sich damit in jedem Gewässer jede Fischart überlisten; von der kleinen Groppe bis zum riesenhaften Wels. Und wer einen Garten hat, muss dafür nicht mal in den Fischerladen. Doch mittlerweile füllt ein ganzes Arsenal verschiedener Ruten und Rollen, Köder sowie weiterer Fischereiartikel unsere Fischerschränke. Wir versuchen uns immer weiter zu perfektionieren, streben nach noch besseren Methoden und neuen Zielfischen. Ist ein Prinzip mal begriffen, kann man schnell wieder darauf zurückgreifen und die Erfolge stellen sich meistens umgehend wieder ein. Um auf Dauer Freude am Fischen zu haben, muss man die Neugierde erhalten und bereit sein, sich stetig weiterzuentwickeln. Wer hingegen stagniert, der lässt es dann irgendwann ganz bleiben. Hier also zehn Gründe, um immer mal wieder etwas Neues auszuprobieren.
1 | Mit den Fischen durchs Jahr
Die Schweiz ist nicht nur voller regionaler Unterschiede auf kleinstem Raum, sondern hat auch ausgeprägte Jahreszeiten und eine ganze Palette hochinteressanter Fischarten. Und die meisten Fischarten haben nicht nur eine Schonzeit, sondern auch eine «Prime Time», in welcher die Bedingungen zum Fang besonders günstig sind. Im Frühling ist die hohe Zeit der Felchen und Forellen, mit dem Mai kriegen die Egli und langsam auch die Hechte wieder Appetit, und ab Juni ist das Leben in den Mittelland-Gewässern voll erwacht. Mit den Sommerferien sind die Mittelland-Flüsse und Seen tagsüber fest in der Hand der Hobbykapitäne und Ausflügler, die mit Gummibooten, Wakeboards und vielem mehr das Wasser unsicher machen. Nur frühmorgens und spätabends und in der Nacht haben wir jetzt die Gewässer für uns. Dafür stimmen tagsüber die Bedingungen in den Bergseen und
-bächen. Mit dem einziehenden Herbst beginnt das grosse Raubfisch-Fressen und es locken die Trüschen und die Äschen bis in den tiefen Winter hinein, zudem kann man ab Januar auch mal einen Eisfischer-Ausflug wagen. Wer sich an der «Prime Time» der Fische orientiert, verbringt zu allen Jahreszeiten eine schöne Zeit am Wasser, und das erst noch erfolgreich.
2 | Neue Gewässer entdecken
Wozu wandern gehen? Was für «normale», sprich nichtfischende Menschen bereits als Selbstzweck Motivation genug ist, genügt mir nicht wirklich. Aber mit einem neuen Fischerziel vor Augen erwandere ich hochmotiviert tagelang abgelegene Fischgewässer. Wer als Fischer zum ersten Mal an einem neuen Bach oder See steht, kann dabei viel entdecken. Folgt dann noch ein Biss, ist man mit sich und der Fischerei bereits im Reinen. Und selbst in der kleinen Schweiz warten so viele Gewässer mit Fischen drin, dass ein Fischerleben kaum ausreicht, um sie alle zu erkunden.
3 | Reagieren auf Veränderungen
Wer an den einschlägig bekannten Hotspots fischt, kennt das Phänomen: Die Fische kennen jeden einzelnen Köder des örtlichen Fischerladens. Und plötzlich heisst es, die Fische hätten keinen Appetit oder seien gar nicht mehr da. Und mit den turbulenten Klimaveränderungen verschwinden auch altbekannte Muster plötzlich: Wo sind die an der Oberfläche raubenden Egli geblieben, die doch genau vor einem Jahr hier während Wochen so einfach zu fangen waren? Und andererseits: Was ist an den Gerüchten dran, dass hier neuerdings Zander gefangen wurden? Und sogar Welse? Wer jetzt abseits der ausgetretenen Pfade sein Glück versucht und bereit ist, etwas zu ändern, wird erfolgreicher sein als derjenige, der stur Tag für Tag mit dem bewährten Köder den bewährten Steg beackert. Und wer aus Zeitvertreib mal den sich neu verbreitenden Sonnenbarschen nachstellt, muss sich nicht wundern, wenn just beim Ablegen des Kursschiffs die grossen Rehlig Interesse am angebotenen Wurm zeigen, die in den letzten Wochen selbst den raffiniertesten Japanwobbler schnöde ignorierten.
4 | Mehr Fische fangen
Mag sein, dass der Seeforellen-, Karpfen- oder Wels-Spezialist mehr Exemplare der anvisierten Zielfischart fängt als der Allrounder. Aber unter dem Strich über das ganze Jahr gesehen fasst der Allrounder schliesslich mehr Fische an, und das erst noch deutlich abwechslungsreicher. Aber in einem Punkt ist es wohl ein Vorteil, sich zu spezialisieren: Wenn es um den raren, richtig kapitalen Brocken geht. Mit der gehörigen Portion Glück gelingt es aber auch dem Allrounder dann und wann, einen der richtig Grossen zu erwischen. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, per Zufall. Anders hingegen der Spezialist: Er weiss genau, worauf er wann und wo aus ist. Seine kapitalen Fänge ergeben sich im Unterschied zum Allrounder fast zwingend.
5 | Volles Potenzial ausnutzen
Fast jedes Gewässer birgt ein grosses Potenzial an Fischarten und die Kreativität der Fischer (und der Angelindustrie) hat unzählige Varianten hervorgebracht, um diese erfolgreich zu befischen. Abwechslung bringt Spannung, auch wenn man mit Experimenten nicht zwangsläufig besser fängt. Mit der Felchenhegene landet man sicher deutlich mehr Felchen als mit der Fliegenrute in den obersten Metern, aber letzteres macht eventuell mehr Spass. Da zählt der eine gefangene Fisch gleichviel wie deren zehn an der erfolgreichsten Hegene.
Und dann noch etwas anderes: Fischen findet nicht nur am Wasser statt. Wer ist noch nie in einen Fischerladen eingetreten, obwohl er eigentlich gar nichts gebraucht hat? Die verführerische Vielfalt des Angebots ist heutzutage schlicht umwerfend, und für viele ist der Fischerladen heute das, was damals für die
Kinder der Franz Carl Weber war. Warum also nicht den vielversprechenden «Kram» mal ausprobieren?
6 | Abwechslung in der Küche
Jeden Tag dasselbe zu essen, wird schnell mal langweilig. Die Abwechslung bringts und macht das Kochen und Essen immer wieder zu einem Erlebnis. Fisch ist nicht gleich Fisch, Konsistenz und Geschmack unterscheiden sich teils erheblich. Und kein anderes tierisches Produkt wird im Supermarkt in einer solchen Vielfalt angeboten. Warum sollten wir Fischer also nicht selbst für Abwechslung sorgen? Wir haben schliesslich direkten Zugang zur Quelle und damit auch die Möglichkeit, die Vielfalt dieses Nahrungsmittels in erstklassiger Qualität zu geniessen. Und wenn man mal mit mässiger Begeisterung einen Karpfen oder Alet probiert hat, schmeckt der nächste so gut vertraute Egli grad wieder besser.
7 | Vorfreude ist die schönste Freude
Nachdenken, Tüfteln, Basteln und Ausprobieren ist eine Riesenlust. Wer immer wieder Neues probiert und offenbleibt, erhält und pflegt die Freude. So zählt ein Fang an der eigens dafür entwickelten Montage gleich doppelt. Aber auch der im Internet entdeckte und aus Schottland oder Neuseeland bestellte Spezialköder, den man im Hausgewässer mit Erfolg einsetzt, verschafft den besonderen Kick.
8 | Methode für den Zielfisch variieren
Man wohnt an einem Ort, wo es nur Forellen gibt? Man hat eine Fischallergie mit Ausnahme des Karpfens? Es mag Gründe geben, die dafür sprechen, nur eine Art zu befischen. Aber das schliesst dennoch das Allroundfischen nicht aus. Jede Fischart lässt sich mit unterschiedlichen Methoden überlisten. Das lernen wir gerade von Spezialisten, die sich zum Sport machen, jede Fischart mit «ihrer» Methode zu fangen. Die Fliegenfischer sind ein gutes Beispiel, es gibt aber auch Wobbler- und Gummifreaks, die mit der Spinnrute eigentlich jede Fischart überlisten.
9 | Unerkannte Nischen finden
Gerade grosse Gewässer bieten hervorragende Chancen, um unerkannte Nischen zu entdecken. Da ist vielleicht ein überraschend guter Trüschenbestand, an dem alle anderen vorbeifischen. Oder es hat Saiblinge in der Tiefe, wo kein Berufsfischernetz je hinreicht, oder unbemerkt hat sich bei der ehemaligen Kiesbaggerstelle eine Zanderpopulation etablieren können. Und im Bergsee müsste es doch gewaltige Namaycush geben, die sich für sämtliche üblichen Forellenköder gar nicht mehr interessieren und nur auf XXL-Köder reagieren. Anders fischen als alle anderen ist hierbei das Gebot der Stunde.
10 | Verschiedene Fischarten und Bestmarken sammeln
Sammeln macht Spass. Das gilt auch für die Anzahl von gefangenen Arten und Bestmarken; dies entspricht doch gerade dem Zeitgeist. Und je mehr verschiedene Fischarten man befischt, desto einfacher ist es, den jeweiligen persönlichen Rekord, den sogenannten «PB» (personal best) Jahr für Jahr irgendwo weiter zu bringen. Wenn der erste Namaycush oder die erste Barbe mal auf die Schuppen gelegt ist, ists auch nicht so schlimm, wenn es schon wieder nicht mit dem ersehnten Meterhecht oder dem Ü-40er-Egli geklappt hat.
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