05 | 03 | 2021 | Praxis | 0 | 5144 |
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Im Vorfrühling auf Friedfisch
Um am Ende des Winters erfolgreich auf Friedfisch zu angeln, ändert Marco Mariani seine Taktik. Statt an einer Stelle auszuharren, setzt er auf einen häufigen Stellenwechsel und sucht die Fische.
In der kalten Jahreszeit verfolge ich am Wasser eine völlig andere Strategie als während der wärmeren Monate. Im Sommer entscheide ich mich für eine Angelstelle und verharre an der Stelle im Vertrauen darauf, dass mein Futter dafür sorgen wird, Fische an den Platz zu locken. Grundsätzlich würde dies im Winter zwar auch funktionieren, doch viele Fische ziehen sich bei Kälte an bestimmte Stellen im Gewässer zurück, an denen die Temperatur minimal höher ist. Meist sind dies tiefe, strömungsberuhigte Abschnitte oder aber Stellen, an denen Zuflüsse oder die Sonneneinstrahlung für eine leichte Erwärmung sorgen. Kennt man solche Stellen nicht, hat man schon einmal schlechte Karten. Da die Fische nun temperaturbedingt einen verlangsamten Stoffwechsel aufweisen, ist ihre Bereitschaft, für Nahrung umherzuziehen, begrenzt.
Trifft man den Standplatz der Fische nicht auf Anhieb, ist es also schwierig, die Fische zum Köder zu locken. Hinzu kommt, dass die Temperaturen im Winterhalbjahr meistens nicht besonders einladend sind und das lange Verharren an der Angelstelle alles andere als angenehm sein kann.
Ich bevorzuge es daher, mich bei niedrigeren Temperaturen immer wieder etwas bewegen zu können. Anstatt bei einem Ansitz an einer bestimmten Stelle lange zu verharren, setze ich auf zahlreiche Kurzansitze von maximal einer Stunde. Anstatt die Fische das Futter suchen zu lassen, sucht man einfach selber die Fische. Man kann ganz gezielt Stellen befischen, die aufgrund ihrer Struktur als Wintereinstand geeignet erscheinen. So lernt man das Gewässer besser kennen und kann von diesem Wissen unter Umständen auch in anderen Jahreszeiten profitieren.
Nur das Nötigste
Grundvoraussetzung hierfür ist, dass nur das Nötigste an Material mitgenommen wird. Neben meiner Angelrute und dem Feumer habe ich nur noch einen kleinen Rucksack dabei, in dem meine restliche Ausrüstung verstaut ist. Das muss reichen.
Auch sonst versuche ich, mein Gerät einfach zu halten. Elektrische Bissanzeiger verwende ich nicht, da ich keine Festbleimontage mit Selbsthakeffekt einsetze und meine Rutenspitze lieber ständig im Blick behalte. So bemerke ich auch die vorsichtigsten Bisse, die unter Umständen nur durch ein leichtes Rucken an der Rutenspitze auszumachen sind und keinerlei Schnur von der Rolle abziehen. Trotzdem verwende ich eine kleine Freilaufrolle, falls ich doch einmal für einen Moment abgelenkt sein sollte und einen starken Biss bekomme. Sie gibt mir die Sicherheit, dass meine Rute bei etwas Unachtsamkeit nicht ungewollt im Fluss landet.
Handlich muss es sein
Bei meinen Stellenwechseln lasse ich mich nur ungern von zugewachsenen Uferpartien vom Fischen abhalten. Wenn eine Stelle am Gewässer eine vielversprechende Struktur aufweist, möchte ich diese auch befischen. Aus diesem Grund verwende ich gerne eine eher kurze und handliche Rute, mit der ich gegebenenfalls auch unter überhängenden Ästen oder anderen Hindernissen zurechtkomme. Weite Würfe sind an meinen Gewässern nicht nötig, so dass ich mit einer etwa drei Meter langen Rute zum Methodfeedern bestens bedient bin. Da diese Ruten oftmals zum Fang von kleinen bis mittleren Karpfen eingesetzt werden, kommen sie auch hervorragend mit den Barben und Alet zurecht, auf die ich es bei meinen Kurzansitzen abgesehen habe.
Vorteil Fluorocarbon
Auch die Montage versuche ich möglichst einfach zu halten. Daher setze ich im Winter gerne auf eine simple Durchlaufmontage mit Grundblei. An einer 0,22 Millimeter starken monofilen Hauptschnur bringe ich ein freilaufendes kleines Grundblei zwischen 30 und 50 Gramm an. Dazu ein nicht zu langes Vorfach, meistens ein 0,16er-Fluorocarbon. Fluorocarbon deshalb, weil es etwas abriebfester als Monofile ist, was bei zahlreichen Stellenwechseln durchaus von Vorteil ist. Ausserdem sinkt es besser ab als monofile Schnur und unterstützt somit eine grundnahe Köderpräsentation. Die Vorfachlänge beträgt im Normalfall 60 bis maximal 80 Zentimeter. Bei noch längeren Vorfächern kann die Bissanzeige manchmal etwas leiden. Nur wenn die Fische vorsichtig beissen und sich an mehreren Stellen absolut nichts getan hat, verlängere ich das Vorfach manchmal noch etwas, um doch noch einen Biss zu bekommen.
Starker Geruch und auffällige Farbe
Der Köder sollte eine gut sichtbare und auffällige Farbe besitzen, damit er von den Fischen während meiner Kurzansitze schnell ausfindig gemacht werden kann. Auch ein intensiver Geruch ist sehr hilfreich. Gut eignen sich für diesen Zweck sogenannte Mini-Dumbells, die der Handel in den unterschiedlichsten Farben und Aromen anbietet. In der Regel setze ich auf Mini-Dumbells mit einer Grösse von 8 Millimeter. Im Gegensatz zu Mini-Boilies lassen sich Dumbells aufgrund ihrer zylindrischen Form sehr schnell und einfach anködern. Hierzu verwendet man einfach eine Haarmontage, bei der am Ende des Haares ein kleiner Latex-Ring sitzt. In diesen Latex-Ring, auch als Baitband bezeichnet, schiebt man den Dumbell dann einfach der Länge nach hinein und hat ihn somit sicher fixiert. Passend zur Grösse des Köders kommt meistens ein Haken der Grösse 12 zum Einsatz.
Mit PVA-Beutel bestücken
Die intensive Farbe und Aromatisierung meiner Mini-Dumbells sind jedoch nicht die einzigen Reize, mit denen ich die Fische auf meinen Köder aufmerksam mache. Zusätzlich locke ich sie mit einer kleinen Menge an Lockfutter in die Nähe meines Köders. Hierzu befülle ich ein PVA-Säckchen mit den unterschiedlichsten Partikeln und hänge dieses dann am Hakenbogen ein. Je mehr unterschiedliche Partikel, desto grösser die Chance, den Geschmack der Fische schnell anzusprechen und sie zum Köder zu locken. Es sollte allerdings immer darauf geachtet werden, dass das PVA-Säckchen nicht zu gross ausfällt, damit es zu keiner Überfütterung der Fische kommt. Ein 3 bis 4 Zentimeter langes Säckchen mit einem Durchmesser von ungefähr 1,5 Zentimeter ist absolut ausreichend. Viele Partikelarten in geringer Anzahl ist hier mein Motto. Neben verschiedenen Mini- und Mikropellets befülle ich die PVA-Säckchen auch gerne mit Maden und etwas gekochtem Hanf. Beim Hanf muss man allerdings darauf achten, dass dieser vor dem Befüllen absolut trocken ist. Am besten trocknet man ihn daher nochmals mit einem Stück Küchentuch gründlich ab. Ansonsten läuft man Gefahr, dass sich das PVA bereits auflöst, noch bevor man den Köder auswirft. Beim PVA ist es wichtig, dass man gute Qualität verwendet. Anfangs setzte ich günstiges PVA-Material ein, mit dem ich im Sommer praktisch nie Probleme hatte. Im kalten Wasser löste sich dieses jedoch nur extrem langsam auf. Die höherwertigeren Produkte lösen sich bei niedrigen Temperaturen deutlich schneller auf. Wenn man möchte, kann man das PVA-Säckchen vor dem Auswerfen auch noch zusätzlich mit einem Flüssiglockstoff aromatisieren oder man legt die Pellets zuvor noch eine Weile darin ein, bevor man sie verwendet. Dies steigert die Lockwirkung nochmals etwas. Auch hier sollte man jedoch darauf achten, dass der Lockstoff PVA-freundlich ist und das Material nicht auflöst.
Nun wünsche ich viel Erfolg beim Ausprobieren!
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