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Es gibt viel zu tun
12 | 11 | 2014 | Praxis | 2 | 6924 |
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Der langjährige «Petri-Heil»-Mitarbeiter Jules Rindlisbacher war ein grosser Fan der herbstlichen Äschenfischerei. Am liebsten stellte er den Thymianduftenden mit der Fliegenrute und der Trockenfliege nach. In unzähligen Stunden am Flussufer hat er das Verhalten der Äschen eingehend studiert. Profitieren Sie von seinen wertvollen Erfahrungen.
Wenn sich das Laub der Bäume bunt gefärbt hat und der Pilzfreund seine hohe Zeit hat, sind wir mitten in der herbstlichen Äschensaison. Wer das Glück hat, in seiner Region ein Äschenwasser befischen zu können, kann noch einmal die fischereilichen Freuden auskosten.
Wo der Wasserstand niedrig ist und nicht ununterbrochene Wasserstandsschwankungen den Fischen und den Fischern das Leben schwer machen, steigen die Äschen oft unermüdlich nach winzigen Eintagsfliegen. Das Zerfliessen vieler Ringe der steigenden Fische an der Wasseroberfläche erweckt im Fischerherzen neue Hoffnungen, und er geht wie im Frühjahr mit frischem Mut ans Werk. Aber eben, viele steigende Fische bedeuten noch lange nicht immer viel Beute. Die Hoffnungen, die da geweckt werden, erfüllen sich nicht in jedem Falle.
Die Äsche ist eine sehr heikle Dame, die sich nicht einfach ohne weiteres übertölpeln lässt. Sie muss mit feinsten Methoden und überlegten Techniken verführt werden. Es braucht einiges Wissen und eine gute Beobachtungsgabe, damit wir der «Thymallus» auf die schönen Flossen rücken können. Hinzu kommt, dass die Montage sehr fein sein muss und diese kritische Dame nur den kleinsten Flieglein Beachtung schenkt und auch an diesen noch viele Vorbehalte anbringt.
Eine Trockenfliege ist noch lange keine gute Äschenfliege weil sie so benannt wird und klein ist. Im grossen Angebot sind nur wenige Muster wirklich auch für heikle Äschen zu gebrauchen. Auch berühmte Namen machen hier keine Ausnahme. Warum ist das wohl so? Weil die vielen professionellen Fliegenbinder und -binderinnen nur selten fischen und daher nicht wissen, was die Äschen mögen. Sie glauben und das ist auch bei vielen Fischern der Fall, je mehr Federn eine Fliege besitzt, um so besser schwimme sie. Mit dieser Überlegung haben sie sogar recht. Aber die Äsche interessiert dies überhaupt nicht. Sie akzeptiert nur einen lichten und feinen Umriss. Viele Fliegenmuster haben zu viele Hecheln. Warum sich diese schlechte Eigenschaft nicht austilgen lässt, ist mir je länger, je mehr ein Rätsel. Ich glaube, es kommt vor allem daher, dass alles ver- und gekauft wird, das Äschenfliege heisst, ob die Bezeichnung nun zutrifft oder nicht. Aber eines müssen wir wissen: Auch der beste Köder ist nur so gut wie wir selber. Eine gute Fliege fängt also nur Fische, wenn wir diese sauber und einwandfrei an den richtigen Stellen anbieten.
Gute und gängige Äschenfliegen haben also wenig Hecheln, lichte Flügelchen und einen winzigen Haken. Auch bei der Hakengrösse gibt es Ungereimtes. Da werden Haken in Grösse 20 angeboten, und vergleicht man diese mit einem 18er-Haken, sind sie überhaupt nicht kleiner. Bei bestimmten Mustern sogar noch etwas grösser. Es ist also auch hier Vorsicht angebracht. Einige winzige Hechelfliegen mit feinen Flügeln auf 18er-Haken gebunden, eine winzige Sedge und Entenhechelfliegen auf Kleinsthaken erfüllen ihre Aufgabe vollkommen.
Der ausdauernde Fliegenfischer wird bald einmal die Erfahrung machen, dass die Äsche nur Fliegen pflückt, die in direkter Linie auf sie zu schwimmen. Seitwärts – wie etwa die Forelle – hascht sie kaum danach. Lange Zeit glaubte man, dass die birnenförmige Pupille des Äschenauges schuld daran sei. Man nahm an, dass die Äsche einfach seitwärts nichts sieht. Nach vielen Beobachtungen im Aquarium bin ich zu einer anderen Erkenntnis gekommen. Ich hatte Äschen und Forellen an das Füttern gewöhnt. Beide für sich in einem anderen Aquarium. Auf diese Weise bemerkte ich noch nichts, denn beide Fischarten frassen nach meiner Meinung normal. Nun brauchte ich einen Behälter für Köderfische und tat deshalb Forellen und Äschen zusammen. Bei der ersten Fütterung ging mir ein grosses Licht auf. Die Äsche kam nie zu ihrem Mehlwurm, da die Forelle immer schneller war und alles wegschnappte. Die Äsche konnte nicht blitzschnell zur Seite schnellen. Sie kam mir wie ein alter Lastwagen vor, der in einer engeren Kurve viermal ansetzen muss, bis er durch ist.
Sie hat also irgendein starres Muskelgebilde am Körper. Dies merken wir, wenn wir sie in der Hand halten und den Haken lösen wollen. Auch ihre Fluchten beim Drill bestätigen diese Beobachtung. Sie kann gar nicht blitzschnell zur Seite flitzen um eine Fliege herunter zu holen. Ihre starre Körpermuskulatur zwingt sie, nur das zu erhaschen, was in gerader Linie auf sie zutreibt. Sie lässt sich dabei unter der Fliege noch etwas abwärts treiben. Je nach Tiefe und Strömung kann diese Strecke einen halben bis drei Meter betragen. Wenn nun ein Fischer direkt auf den so verlockenden Ring wirft, wird die Äsche die Fliege gar nie sehen, weil eben ihr Standort weiter oben ist.
Die Äsche lässt sich von der Silhouette eines Fischers viel weniger vergrämen, als von einer auf sie zuschwimmenden Vorfachspitze. Gerade in einem viel befischten Gewässer muss die Fliege unbedingt vor dem Vorfach in das Blickfeld der Äsche gelangen. Wir werfen deshalb schräg oder je nach Umständen direkt abwärts. Der Wurf flussaufwärts ist hier verpönt. Sogar querüber ist nicht zu empfehlen, es sei denn, der Fliegenfischer beherrscht den Bogenwurf. Dass wir die Schnur und das Vorfach sehr locker ablegen müssen, versteht sich beim Abwärtsfischen von selbst. Sehr wichtig ist die Genauigkeit der Präsentation. Eine seitliche Abweichung von wenigen Zentimetern kann schon zu viel sein.
Dafür verzeiht uns die Äsche einen oder mehrere schlechte Würfe. Sie lässt sich viel weniger rasch vergrämen als etwa die Forelle, die viel scheuer ist. Allerdings dürfen wir mit Fehlwürfen nicht übertreiben, sonst stellt nämlich die Äsche ihr Steigen ein und macht Pause. Wir können ziemlich nahe an sie herangehen. Dies ist unbedingt ein Vorteil, denn je näher wir dabei sind, um so exakter fällt dann meist auch die Präsentation aus.
Die Äsche steigt normalerweise immer vom Grund zur Oberfläche. Blitzschnell taucht sie aber nach dem Anbiss hinab wie im Sturzflug. Dieses Tauchen hat schon manchen Fisch und viele Fliegen gekostet, denn ein feines Vorfach bricht in diesem Augenblick sehr leicht. Der meist zu harte Anhieb trifft genau mit dem «Sturzflug» zusammen. Es empfiehlt sich also, nicht hart aus dem Handgelenk oder mit dem Unterarm anzuschlagen, sondern nur leicht den ganzen Arm anzuheben.
Die Äsche macht fast immer die gleichen Fluchten: Zuerst ein stetiger Zug zur Flussmitte, dann folgt ein Schlagen um die eigene Achse, und wenn dann die Kraft nachgelassen hat, ein freiwilliger Trip gegen das Ufer zu, verbunden mit einer plötzlichen Flucht, die schon manchem Fisch die Freiheit gebracht hat. Am Anfang sollte man die Äsche auf Distanz austoben lassen, bis die Kraft nachgelassen hat. Anschliessend erfolgt ein stetiger, aber nicht zu starker Zug gegen das Ufer. Wir sollten uns beim Drill Zeit nehmen. Die Äsche ist ein edler Fisch, zu dem wir nicht genug Sorge tragen können. Ihr Refugium wird immer kleiner, und unsere Umwelt wird auch nicht besser. Grösste Schonung ist also angebracht.
Antworten an: Armin Göllner
Hansjörg Dietiker | 14 | 08 | 2023 |
Bitte melden Sie sich per Mail bei mir.
Armin Göllner
Bitte um Hilfe: Für mein neues Buchvorhaben "Melodien der Strömung" (Verlag Müller- Rüschlikon, Stuttgart) fehlen mir die Lebendaten von Jules Rindlisbacher.
Wann wo geboren, wann wo gestorben?
Wer die dringend benötigten Angaben kennt, wird gebeten, diese mir diese über kanzlei@armin-goellner.de zuzusenden. Habt herzlichen Dank
Armin Göllner