![Schleppfischen mit Ruten [| Teil 1]](/assets/cache/600/600/media/Artikel/2021/12/Rutenschleppen/Rutenschleppen-Skizze-2.jpg)


04 | 11 | 2021 | Schweiz | Praxis | ![]() | ![]() |
04 | 11 | 2021 | Schweiz | Praxis |
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Der goldene Herbst ist die beste Zeit, um den Fluss-Egli auf die Pelle zu rücken, bevor sie sich in die Winterruhe begeben. Die Strömung und Hängergefahr machen es uns aber nicht leicht, regelmässig gute Egli zu fangen. Es gibt einige Tricks und Kniffe, die uns das Anglerleben deutlich leichter machen können. Welche das sind, verrät Dir Ivan Valetny in diesem Bericht.
Unser Zielfisch ist der Fluss-Egli in der Aare, einem oft unterschätzten Gewässer. Zuerst müssen wir die Egli einmal finden. In der Aare jagen sie oft weniger häufig an der Oberfläche als in Seen. Sie halten sich die meiste Zeit am Grund auf, wo die Strömung weniger stark ist. Das vorbeifliessende Wasser bildet wegen der Steine Verwirbelungen, welche die Strömung verlangsamen. Dasselbe passiert auch an den Rändern der Aare. Also sind tiefere Stellen in Ufernähe ein häufiger Standort für Egli.
Aussenkurven sind meistens tiefer und somit ein vielversprechender Bereich für Egli. Auch Brückenpfeiler verursachen Verwirbelungen und strömungsärmere Bereiche, die ihen einen interessanten Lebensraum bieten. Bootsstege werden oft an tieferen Stellen im Fluss gebaut und bieten neben Strömungsberuhigung auch noch etwas Schatten und Versteckmöglichkeiten für Kleinfische, welche die Egli zum Fressen gernhaben und sich deshalb in der Nähe dieser Bereiche aufhalten. Wenn man vor allem Anfang Herbst noch regelmässig Ringe von Kleinfischen an der Wasseroberfläche sieht, lohnt es sich, in dieser Umgebung den Grund abzuklopfen; oft werden die Butzenschwärme von den Egli verfolgt. Einflüsse in die Aare sind natürlich sehr interessante Hotspots und bieten Raum für viele Fische. Die Strömungskanten und Tiefenunterschiede bieten ideale Jagdgebiete für Egli und Co. Etwas weniger auffällig sind grosse Bäume, die je nach Sonnenstand Schatten auf die Aare werfen. In diesen Bereichen kann man an sonnigen Tagen vermehrt Egli und Kleinfische beobachten und fangen. Ins Wasser gefallene Bäume bieten gute Versteckmöglichkeiten für Brutfische, Krebse und allerlei Wassergetier wie Insektenlarven. Hier sind die Egli auch oft nicht weit von der Futterquelle entfernt. Manchmal lässt sich aber auf den ersten Blick kein «Hotspot» erkennen. Man kann mit blossem Auge die Struktur des Flusses nicht «lesen» bzw. die Vertiefungen ausmachen. Deshalb lohnt es sich manchmal, Strecke zu machen, um so mitten im scheinbaren «Nichts» die Eglischwärme zu finden.
Der Gummifisch am Jigkopf ist mein bevorzugter Köder, wenn die Egli in Fresslaune sind. Das ist oft früh am Morgen oder spät am Abend der Fall, da Egli ganz gerne in den Dämmerungszeiten fressen. Manchmal sind sie aber auch mitten am Tag aktiv. Wenn man also jagende Egli sehen kann, lohnt es sich, die Jigrute auszupacken und Strecke mit dem Gummifisch zu machen.
Ich verwende in der Strömung gerne Pintail Gummis am Dartjig. Diese sinken durch den fehlenden Wasserwiderstand des Schaufelschwanzes schneller zum Grund und vollführen in Grundnähe durch den Dartjig ein variableres Laufspiel. Man bekommt die Bisse während der Absinkphase und manchmal auch, wenn der Gummi am Grund liegt oder langsam in der Strömung treibt.
Leicht stromauf auswerfen, an offenem Bügel sinken lassen, weil der Köder mit dem zusätzlichen Strömungsdruck viel langsamer absinkt als an straffer Schnur. danach Rollenbügel schliessen und kurbeln, bis Spannung vorhanden ist. Warten, bis man die Entlastung spürt, wenn der Köder wieder am Grund ist, leicht anzupfen und dabei gleichzeitig ein bis drei Kurbelumdrehungen machen, wieder warten, bis man die Entlastung bei Grundkontakt spürt. Wenn die Strömung stark ist, kann man auch mit gestraffter Schnur nur anzupfen und halten, ohne zu kurbeln. So kann man «die Drift» mit Grundkontakten abjigen.
Wenn der Köder partout nicht zum Grund will, muss man das Jiggewicht erhöhen. An einer 0,10er-Schnur reicht in ruhigen Bereichen ein 4- bis 6-g-Jiggewicht meist aus. Wenn es mehr zieht, können aber auch 8 bis 10 g nötig sein. Wurf und Jigführung im Fluss verlangen eine laufende Anpassung an die Strömung.
Dasselbe gilt auch für Gummifische mit Schaufelschwanz. Diese benötigen aber etwas mehr Gewicht und der Lauf ist für den Fisch etwas besser vorhersehbar. Hechte mögen dieses Vorhersehbare sehr gerne, Egli stehen aber eher auf Abwechslung. Dafür hat man jedoch die zusätzlichen Druckwellen vom Schaufelschwanz, was an manchen Tagen der Schlüssel zum Fangerfolg sein kann. Also flexibel bleiben!
Das Carolina-Rig ist ein wahres Vielkönner-System. Nicht nur im See macht diese modifizierte Laufbleimontage eine gute Figur, sie funktioniert auch am Fluss. Die Egli sind am Grund, wo auch die Carolina-Montage angeboten werden muss. In der Strömung hat man zwar keine so ausgeprägten Führungspausen, in denen der Köder zum Grund sinkt, wie in Stillgewässern, aber eine gewisse Verzögerung am Grund in der Pause reicht den «Flussbarschen» vollkommen aus, um den Bissreflex auszulösen. Im Fluss ist schliesslich alles in Bewegung.
Als Bulletblei-Gewicht verwende ich 7, 10, 14 und 20 Gramm. In der eher ruhigen und tieferen Aare meistens 10 g bei niedrigem Wasserstand. Das Blei läuft mit der Perle auf einem 50 cm langen 0,23er-Fluorocarbon und wird mit einem Knotenlosverbinder mit der Hauptschnur verbunden. Am Wirbel befestige ich ein 40 cm langes 0,20er-Fluorocarbon mit einem zum Köder passenden Offsethaken. Daran kommen entweder feine Schaufelschwanz-Gummifische oder Creaturebaits.
Die Montage wird leicht stromauf ausgeworfen und an offenem Bügel sinken gelassen. Danach wird Kontakt aufgenommen. Solange die Montage in der Strömung treibt, mache ich eine Umdrehung und warte, bis sie wieder am Grund ankommt. Wenn ich weiter mit der Strömung abtreibe, bewege ich die Rutenspitze meistens nur noch, ohne zu kurbeln. Nach einer Weile kommt die Montage dann in den ruhigeren Bereich, wo man merkt, dass sie liegen bleibt. Jetzt kann man wieder eine bis maximal zwei Umdrehungen machen. Immer warten, bis die Montage am Grund ankommt. Ungefähr alle drei Absinkphasen eine etwas längere Pause von einigen Sekunden machen, führt oft zum Biss. Die Bisse merkt man während der treibenden Phase eher schlecht, im Bereich, wo die Montage liegen bleibt, dafür recht deutlich.
Wer mit Grundkontakt in der Strömung der Aare fischt, wird es zwangsweise mit Hängern zu tun bekommen. Hier kann man einiges falsch machen, was viele mühevoll gebundene Montagen kostet. Man kann aber ungefähr drei Viertel aller Hänger lösen, wenn man folgende Tipps berücksichtigt:
Als erstes sollte man es tunlichst vermeiden, bei einem Hänger mit der Rute stark zu ziehen. Ein wenig ist ok, das löst viele Hänger, aber nicht in die Bremse gehen und mit voll gebogener Rute rütteln. Auch sollte man auf keinen Fall die Rolle festhalten und gerade mit der Schnurflucht ziehen. Beides belastet das Gerät stark und führt dazu, dass der Haken noch stärker einbohrt. Ich nehme bei einem Hänger die Schnur in die Hand und lege die Rute mit offener Rolle zur Seite. Dann ziehe ich langsam an der Schnur. Wenn der Hänger sich nicht löst, spanne ich die Schnur mit den Händen, um einen direkten Kontakt durch den Strömungsdruck hindurch zu bekommen. Wenn auch das nichts hilft, spanne ich die Schnur mit einer Hand weiter und gehe mit der anderen Hand ungefähr einen halben Meter weiter vorne in die Schnur und lasse sie «spicken». Oft löst sich jetzt der Hänger, weil man so den Jig beziehungsweise das Gewicht durch die leichte Schnurdehnung zurückschnellen lässt. Falls der Hänger immer noch hält, spicke ich weiter, bis sich der Hänger löst oder die Schnur durch allfälliges Scheuern an einem Hindernis reisst. Wenn er sich partout nicht lösen will, wickle ich die Schnur um einen Pulloverärmel oder einen Ast mit einem Tuch darum und reisse so ab. Manchmal biegt sich so der Haken noch auf und man kann die Montage «retten». So kann man die Abrissrate drastisch senken.
Um noch mehr Zeit am Wasser zu sparen und nicht ständig Montagen in der Uferböschung binden zu müssen, empfehle ich, fertige Montagen dabeizuhaben.
So oder so, die Aare hat ihre Tücken, aber auch ihre Fische. Nicht selten kann man, wenn man weiss, wie vorgehen, im Herbst Sternstunden erleben. In diesem Sinn, viel Petri Heil am Fliessgewässer.
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