01 | 07 | 2022 | Schweiz | Diverses | 6 | 7357 |
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Grosse Gelassenheit beim Fischotter
Rund die Hälfte der Teilnehmer unserer Umfrage sieht im Fischotter kein Problem für unsere Fischbestände und sieht auch keinen Handlungsbedarf auf politischer Ebene.
Das Fazit unserer Umfrage ist schnell gezogen: Die Hälfte der Teilnehmer sieht dem Fischotter gelassen entgegen und sieht die Probleme der Fische anderswo – was im Blick auf diesen Sommer definitiv nicht von der Hand zu weisen ist. Ebenso sehen viele Teilnehmer die Chance, mit den Fischotter-Freunden zusammen den Effort für gesunde und vernetzte Forellengewässer weiter voranzutreiben und haben auch Vertrauen in die Selbstregulierung der Natur. Auch die Kommentare sind aufschlussreich, so schreibt Leser Martin: «Auch wenn im Bericht der Fischotter schlecht wegkommt, ein paar dieser Tiere schaden sicher nicht. Eine viel grössere Gefahr für unsere Gewässer ist die Belastung durch Pestizide. Auch der Kormoran ist eine grössere Gefahr. Für die Bestandserhaltung von Forellen, aber auch anderen Fischen, ist es unbedingt notwendig, dass die Gewässer verknüpft und passierbar für Fische sind. Eine naturnahe Gestaltung der Bäche und Flüsse wäre natürlich wünschenswert.»
Leser Hans Engeler hingegen fordert einen verstärkten Einsatz für die Fische, auch seitens des SFV: «Hier müssen wir einmal lernen, mit unvermeidlichen Veränderungen zu leben, jedoch auch mit gleich harten Bandagen für unsere Fische zu kämpfen, wie dies die Kormoranschützer für ‹ihre› Vögel tun. Die Fischer zeigen zu häufig zu viel Kompromissbereitschaft und ziehen dabei jedes Mal (!) den Kürzeren. Dies ist auch eine Führungsaufgabe unserer Verbandsspitze!»
Kritik am Chefredaktor
Nicht einverstanden mit der Meinung von Chefredaktor Nils Anderson ist Leser Andreas Schneider: «Interessant (und beruhigend) sind ja die bisherigen Ergebnisse der Umfrage, die zeigen, Fischerinnen und Fischer wollen grundsätzlich einen vernünftigen Umgang mit der Natur. Bezugnehmend auf den Artikel finde ich es dann sehr schade, wenn der Chefredaktor in bekannte Kerben schlägt und sich auf die Namensgebung von Ottern und Fischen einschiesst. Es wäre auch angebracht gewesen, die renommierte Fischotterforscherin Dr. Irene Weinberger zu Wort kommen zu lassen und nicht einfach eine österreichische Studie zu einem Artikel zu destillieren und einen Eingriff bei der Fischotterpopulation schmackhaft zu machen. Schade, denn wie die Umfrage ja zeigt, geht eine Mehrheit der Leserschaft davon aus, dass auch die ‹Fischotterfreunde› wohl an einer gesunden Forellenpopulation interessiert sind. Als langjähriger ‹Petri-Heil›-Leser und -Abonnent weiss ich im Normalfall, die spannenden und interessanten Artikel von Nils Anderson zu schätzen und weiss: Das geht besser und ausgewogener!» Andere Leser sehen die Sachlage hingegen genau wie Anderson. So schreibt Burkhard Wiedenbauer: «Die Politiker müssen mehr in den Schutz der Gewässer (Wasserkraft, Pestizide, Schwall und Sunk) investieren, dann wären Fischotter und andere Prädatoren kein so grosses Problem. Dies ist leider aber nicht so schnell zu erwarten, weshalb es Massnahmen zur Reduzierung der Fischfresser bedarf.»
Die Abstimmung ist geschlossen
Der Fischotter dürfte sich in der Schweiz vermehrt ausbreiten – Was denkst Du dazu?
Total Abstimmungen: 227
50% | Ist doch toll! Die Rückkehr eines Raubtieres ist ein gutes Zeichen.
25% | Ein paar Fischotter sind okay, aber bitte nicht zu viele.
25% | Die Fische haben jetzt bereits zu viele Probleme, deshalb verträgt es keine Fischotter in unseren Gewässer.
Wie soll man als Fischer mit dem Otter umgehen?
Total Abstimmungen: 216
21% | Abwarten und genau beobachten.
32% | Wo möglich Gegensteuer geben! Die Fehler im Umgang mit Gänsesäger und Kormoran dürfen sich nicht wiederholen.
47% | Das Konstruktive sehen: Otterfreunde sind schliesslich auch an einem guten Forellenbestand interessiert.
Was für Forderungen sollen wir an die Politik stellen?
Total Abstimmungen: 218
53% | Keine – die Natur richtet das von alleine
47% | Der Otter muss kontrolliert werden – es braucht verbindliche Eingriffskriterien!
«Wäre nur der Fischotter das Problem, so wäre er kein Problem.»
Wie geht man als Fischer mit der Rückkehr des Fischotters um? Was für Forderungen sollen wir Fischer an die Politik und Otterfreunde stellen? Ein Kommentar von Chefredaktor Nils Anderson.
In der idealen Fliessgewässerwelt von einst war der Fischotter für die Forellenbestände kein Problem. Die Forellen passten ihr Verhalten an den Fischotter an und die Beziehung von Jäger und Beute pendelte sich ein. So war es früher bei allen Wildtieren: Bei Wolf und Luchs und ihren Beutetieren, beim Hecht und seinen Beutefischen etc.. Heute sind wir von diesem Idealzustand vielerorts weit entfernt, dies insbesondere bei den Fliessgewässern. Und auch dieser Sommerbeginn führt es – einmal mehr – leider deutlich vor Augen: Eine Besserung der Rahmenbedingungen scheint weiter weg denn je. Die Bestände der Bachforellen sind landesweit seit Jahrzehnten im Rückgang und selbst die allerbesten Gewässer sind davon betroffen.
Die Gründe dafür sind uns allen gut bekannt, sie sind zahlreich und verstärken sich teils gar gegenseitig. Zu intensive Wasserkraftnutzung, zu wenig Wasser, zu hohe Temperaturen, zu starke Schadstoffbelastungen und ein drastischer und anhaltender Niedergang der Insektenbestände. Und die Aussichten werden wie gesagt nicht besser: Die Rufe nach einer Intensivierung der Wasserkraft sind gerade wieder lauter und die Hitzerekorde jagen sich, dass einem angst und bange wird. Kommt hinzu, dass eine Förderung der Bachforellenbestände auch sonst sehr schwierig ist. Ein Patentrezept für eine erfolgversprechende Bewirtschaftung gibt es nicht und die gesetzlich festgelegten Renaturierungsziele sind nach wie vor in weiter Ferne. Auch eine defensive Entnahmepolitik der Fischer mit verschärften Vorschriften lindert diese Effekte nicht.
So weit, so ungut also.
Keine gute Nachricht für die Bachforellen
Nun ist nach einer etwa 20 Jahren langen Absenz der Fischotter seit einigen Jahren wieder zurück in der Schweiz. Seine Verbreitung, resp. die Rückeroberung seiner einstigen Heimat, geht beim Fischotter äusserst langsam voran. Um sich in Österreich wieder auszubreiten, bedurfte es mehr als zwei Jahrzehnte und auch in Deutschland kommt die Wiederbesiedlung nur langsam voran. Es ist ja auch erstaunlich, dass der Otter sich immer weiter ausbreiten kann, wenn seine Hauptnahrungsquelle doch im Rückzug begriffen ist. Dies sagt mehr über seine Anpassungsfähigkeit als über die Qualität des Ökosystems aus. In Österreich sowie in Deutschland wusste das vife Tier vielerorts von kleinen Fischzuchten zu profitieren, zudem bedient sich der wendige Jäger auch bei anderen Tierarten wie Muscheln, Krebsen, Vögeln, Amphibien etc.
In den grösseren Mittellandflüssen mit ihrem gemischten Fischbestand, mit grossen Signalkrebspopulationen und vielen Alet sind die Forellen ohnehin selten geworden. Hier würde der Otter kaum fischereilich spürbare Auswirkungen zeigen. Anders hingegen dürfte es sich in Oberläufen und kleinen Bächen verhalten, wie der österreichische Fischökologe Clemens Ratschan bereits in der Ausgabe 06/21 erläuterte: «Starke Auswirkungen für die Fischerei – also speziell ein massiver Rückgang fangfähiger bis grosser Forellen – können vor allem in kleineren Bächen und Oberläufen eintreten. Ganz besonders dann, wenn sie strukturarm, stark durch Querbauwerke fragmentiert und von grösseren Gewässern abgetrennt sind. Ähnliche Auswirkungen gibt es auch an naturnahen Bächen und Flüssen, wenn bereits ein starker Druck durch fischfressende Vogelarten besteht. Addiert sich die Entnahme durch die Prädatoren und ist das «Herauswachsen» aus einer gefährdeten Körpergrösse nicht mehr in ausreichender Zahl möglich, so kann das in der Summe zu sehr deutlichen Auswirkungen führen.»
Jetzt die Weichen stellen, um später zu reagieren
Auch wenn wir weit davon entfernt sind zu meinen, ohne Otter wäre alles bestens, so können wir Fischer eine fortlaufende Ausbreitung des Fischotters nicht begrüssen. Zwar ist der Fischotter in gut vernetzten und weitgehend vitalen oder grossen Gewässern keine Gefahr. Doch wo er autochthone Forellen- oder Äschen-Populationen so zu dezimieren droht, dass sie unter den bestehenden Ökosystem-Bedingungen keine realistische Chance auf eine Bestandeserholung haben, muss künftig eingegriffen werden können. Dafür bräuchte es bereits jetzt intensivierte Bestandeserhebungen, die nicht nur die Populationsgrössen, sondern auch die genetischen Unterschiede dokumentieren, denn Bachforelle ist nicht einfach gleich Bachforelle. David Bittner kam in einer Studie zu folgendem Schluss: «Die Untersuchung der Forelle zeigte, dass im Kanton Aargau über 100 genetisch differenzierte Forellenpopulationen vorkommen.» Die gute Nachricht dabei: Mit dem CPUE-System (dem Aufzeichnen jedes Fanges, auch von Untermassigen mit Ort, Fischereidauer) wie es unter anderem die Bündner Fischer haben, ist eine detaillierte Erfassung aller befischten Forellenbestände Jahr für Jahr aktualisiert und kostengünstig zu haben.
Wann genau eingegriffen werden kann und soll und ob überhaupt, liegt nicht an uns Fischern zu entscheiden, dies ist Sache der Politik. Es sind jetzt die Fischereibiologen gefordert, um festzustellen, welche Populationen sich wo befinden und welcher Grösse und welchem Schutz sie bedürfen, um unter den stets prekärer werdenden Bedingungen überlebensfähig zu bleiben.
Und andererseits: Der Fischotter steht unter Schutz, und er hat zudem eine euphorische Fangemeinde, die das putzige Tier auch geschickt zu vermarkten weiss. Hat der Otter schliesslich einen Namen wie Stan oder Laurel und geht jeweils abwechselnd die Otterweibchen Thelma und Luise besuchen, so erschwert dies auch ganz gezielt eine vorurteilslose Diskussion über das «Wo» und das «Wieviel» bei den Ottern. Ja, es ist so, wir Fischer nennen unsere Forellen «35er», «40er» oder «ü50er» und nicht Harold oder Maude. Dies ist leider keine gute Ausgangslage für eine sinnvolle Verständigung zwischen Otterenthusiasten und Otterskeptikern.
Ja, der Otter kommt. Und es gibt viel zu tun deswegen. Und was man dabei ganz sicher nicht vergessen darf: «Wäre nur der Fischotter das Problem, so wäre er kein Problem.»
Fischotter am Forellenbach
Der Fischotter ist in Europa auf dem Vormarsch, zum Schrecken vieler Fischer: Bitte nicht noch ein weiterer radikaler Fisch-Prädator an unseren kormorangeschädigten Schweizer Gewässern! Wie gefährlich für unsere Fischbestände ist nun der Fischotter tatsächlich? Um für die anstehenden Diskussionen und eventuell zu treffenden Massnahmen sachliche, wissenschaftlich untermauerte Grundlagen bereitzustellen, hat Erich Bolli für «Petri-Heil» eine Langzeitstudie zum Einfluss des Fischotters auf den Fischbestand eines Forellenbachs zusammengefasst. Leiter des Projekts und Autor der wissenschaftlichen Studie ist Thomas Friedl, Gewässerökologe beim Amt der Kärntner Landesregierung in Österreich.
Am rund 9 km langen und 1 bis 4 m breiten Rababach in Kärnten, Österreich, ist seit dem Jahr 2011 der Fischotter definitiv nachgewiesen. Die Entwicklung des Fischbestands im Bach wird seit 1991 unter natürlichen Gegebenheiten verfolgt, es erfolgt also weder eine fischereiliche Bewirtschaftung (kein Besatz, keine Entnahme) noch eine Regulierung des Fischotterbestands. Der Bach weist geringe Abflussschwankungen und Geschiebefrachten auf und es liegen seit Beginn der fischereilichen Bestandeserhebungen keine Veränderungen in der chemisch-physikalischen Wasserbeschaffenheit, im Verbauungsgrad und der Umlandnutzung vor. Der Bach ist von der Mündung in die Gurk bis zum Ursprung durchgehend fischpassierbar.
Das Gewässer ist aufgrund der Abflusscharakteristik der unteren Forellenregion mit der Bachforelle als Leitfischart zuzuordnen. Daneben kommen auch im gesamten Bachverlauf Signalkrebse vor. Vor allem im Mittellauf befinden sich im Umland etliche Fischteiche und Stillgewässer, die extensiv bewirtschaftet werden. Deren Fläche beträgt etwa 10 ha.
Ausbreitung des Fischotters
Die Ausbreitung des Otters in Kärnten erfolgte von Osten nach Westen. 1990/91 waren lediglich Durchzügler vorhanden. 2004 waren knapp 20 % der Fläche Kärntens und Osttirols besiedelt. 2009 zeigte sich eine deutliche Ausbreitung des Otters auf rund 70 % der Landesfläche. Der Bestand wurde auf 65 Exemplare geschätzt. 2014 wurde bis auf wenige Ausnahmen eine flächendeckende Besiedelung mit einem Bestand von 160 Ottern festgestellt. 2017 wurde eine wissenschaftlich fundierte Bestandsermittlung mittels genetischer Bestimmung der Kotproben vorgenommen. Die genetische Studie ergab für ganz Kärnten einen Fischotterbestand von 361 Exemplaren. Ein weiteres Monitoring erfolgte im Februar 2020 Eine Verringerung des Bestands gegenüber 2017 wurde trotz Entnahme von 24 Ottern bis zum Zeitpunkt der Studie nicht festgestellt.
Die Zahl der untersuchten Losungen am Rababach betrug im Jahr 2016 rund 200. Im Jahr 2017, in welchem 3 Otter genetisch nachgewiesen wurden, betrug die Anzahl der Losungen 150, ebenso im Jahr 2018. Im Jahr 2019 lag sie nur noch bei knapp 100, im Jahre 2020 stieg sie dann auf fast 300. Der Bestand oder die Nahrungsaufnahme oder die Aufenthaltsfrequenz an Otter dürfte daher von 2016 bis 2019 vorübergehend etwas abgenommen haben, im Jahr 2020 stieg sie dann wieder stark an.
Entwicklung des Fischbestands
Im Oberlauf des Rababachs ging seit Beginn der Untersuchungen bis 2014 die Anzahl gefangener Fische rapide zurück (von 81 auf 8 Forellen), erholte sich danach in den Jahren 2015 und 2016 leicht und fiel dann bis zum Jahr 2020 wieder auf einen extrem geringen Wert (13 Forellen).
Übersetzt auf die Biomasse heisst das: Im Jahr 2011 wurde eine ausgezeichnete Fischbiomasse von 189 kg/km festgestellt. Dieser Wert liegt auch im Durchschnitt für derartige Bäche in Kärnten. 2013 sank die Biomasse auf 30 kg/ha. Danach erholte sich der Bestand bis 2016 auf 107 kg/ha) und brach folglich innerhalb eines Jahres auf einen Bestand zwischen 20 und 30 kg/ha ein. Von 2019 auf 2020 erfolgte ein weiterer massiver Einbruch der Biomasse auf 5 kg/ha. Insgesamt betrug gegenüber 2011 der Bestandsrückgang rund 95%. Der Bestand ist faktisch zusammengebrochen.
Im Mittellauf des Rababachs ging der Testfang von 2011 (133 Forellen) bis 2014 auf nur mehr 34 Forellen zurück. Diese Anzahl blieb in den Jahren 2015 bis 2017 in etwa gleich. 2018 fand ein weiterer Rückgang statt, 2019 wurde gar nur mehr 1 Fisch gefangen. 2020 wiederum 9 Stück. Dabei handelte es sich nur um 1-sömmrige Fische.
Die Fischbiomasse entsprach im Jahr 1997 mit 130 kg/ha dem schwachen Durchschnitt; die im Jahr 2000 mit 63 kg/ha ermittelte Biomasse lag deutlich unter dem Durchschnitt, bis zum Jahr 2013 hatte sich der Bestand etwas erholt. 2014 kam es zum Einbruch des Bestands, sodass – wie in der Probestelle im Oberlauf – ein Wert unter 50 kg/ha vorlag. Ab diesem Zeitpunkt hat sich die Fischbiomasse nicht mehr erholt. 2016 lag zwar noch ein Wert von 50 kg/ha vor, danach sank er auf lediglich nur mehr 17 kg/ha und in den Jahren 2019 und 2020 auf einen absoluten Tiefststand von 2 bzw. 4 kg/ha. Der Rückgang der Fischbiomasse 2019/2020 betrug gegenüber der Referenzsituation 99%.
Der Unterlauf des Rababachs ist bereits breiter und es herrscht schlammiges Sediment vor. Dementsprechend konnten sich neben der Bachforelle auch andere Fischarten etablieren, wobei letztendlich die Bachforelle verdrängt wurde. Wesentlich dafür dürfte der Aufstau in diesem Bereich durch einen Biberdamm im Jahr 2018 sein, sodass die Bedingungen für die Bachforellen infolge zusätzlicher Erwärmung und Verringerung der Fliessgeschwindigkeit und Verschlammung des Gewässergrunds nicht mehr optimal waren. Das Gewässer verbreitete sich dabei um das Doppelte. 2019 und 2020 wurden keine Bachforellen mehr nachgewiesen, stattdessen stagnophile Fischarten wie Schleie, Rotfeder, Rotauge und Karausche. 2020 wurde erstmalig der Blaubandbärbling nachgewiesen. Die Stelle unterliegt in der Artenzusammensetzung starken Schwankungen, die durch Wanderverhalten von Fischen aus der Gurk und der Habitatveränderung erklärbar sind. Als fast permanent auftretende und dominierende Fischarten sind Egli, Sonnenbarsch und Alet zu nennen. Was die Reproduktion von Cypriniden und Egli betrifft, haben diese gegenüber der Bachforelle den Vorteil, dass diese eine raschere Eientwicklung und eine höhere Reproduktionsrate durch eine grössere Eianzahl haben.
Die Fischbiomasse lag 2011 bei 124 kg/ha. Ähnliche Werte wurden 2013 erzielt (157 kg/ha). Diese Werte liegen unter dem Durschnitt für vergleichbare Gewässer. Normal wären 200 bis 500 kg/ha. Zwischen 2013 und 2014 fand ein starker Rückgang auf 30 kg/ha statt. Danach erholte sich der Bestand auf niedrigem Niveau, sodass 2016 ein Bestand von 98 kg/ha vorlag. 2017 fand der nächste Einbruch auf 28 kg/ha statt. Danach erholte sich der Bestand bis 2019 wiederum auf niedrigem Niveau von 106 kg/ha, 2020 sackte er auf einen bisher noch nie ermittelten Tiefstand der Biomasse von 18 kg/ha ab.
Fisch und Otter
Von den 3 Fischottern, die 2017 und 2020 im Rababach genetisch identifiziert wurden, wird der gesamte Bach binnen kürzester Zeit permanent nach Nahrung abgesucht. Trotz geringem Fischbestand in den letzten Jahren ist die Anzahl an Fischottern nicht zurückgegangen. In den Otterlosungen wurden neben den dominierenden Fischresten auch Krebsreste, Vogelfedern und Gewölle vorgefunden. Der Fischotter ernährt sich im Rababach neben den Fischen also auch von den dort vorkommenden Signalkrebsen und anderen Tieren. Dies kann als Grund dafür angesehen werden, dass der Otterbestand trotz extrem gesunkenem Fischbestand im Bach nicht abnimmt.
Eine wesentliche Beeinflussung der Bachforellenlaichentwicklung durch Umweltereignisse wie Hochwasser ist nicht gegeben. Der Jungfischbestand hängt vom Bestand an Laichfischen ab. Dieser nahm durch die Präsenz des Fischotters um mehr als 90 % ab. Streckenweise ist das Gewässer fast fischleer, der Fischbestand ist durch den Fischotter stark gefährdet.
Die im Umkreis liegenden Teiche mit einer Gesamtfläche von rund 10 ha stellen keine Entlastung für den Fischbestand im Rababach dar, was auch die oft angeregte Forderung von «Nahrungsteichen» für den Fischotter, zum Schutz des Fischbestands in natürlichen Gewässern, als nicht zielführend erscheinen lässt.
Entnahme von Fischottern zum Schutz der Fische
2017 wurden im Görtschitztal, mit den Hauptgewässern Görtschitz, Löllingbach und Mosinz mit einer Gesamtlänge von 25 km, 7 Otter nachgewiesen. Im Rahmen einer Studie wurden von 2017 bis Oktober 2018 6 Fischotter entnommen. Die begleitenden jährlichen Fischbestandserhebungen zeigen in diesen Gewässern auf durchschnittlichem Niveau verbleibende Fischbestände von 38 kg/ha (2017), 50 kg/ha (2018) und 53 kg/ha (2019) an. Im Gegensatz dazu liegt im Rababach ohne Entnahme des Fischotters ein kontinuierlicher Rückgang der Fischbiomasse auf nunmehr unter 10 kg/ha vor. Eine Entnahme von Fischottern im Görtschitztal bewirkte, dass der Bestand wenigstens auf einem gewissen – wenn auch niedrigem – Niveau gehalten werden konnte.
6 Kommentare
Antworten an: Martin
Andreas Schneider | 17 | 07 | 2022 |
Absolut auf den Nagel auf den Kopf getroffen. Man sollte die wichtigen Probleme ansprechen nämlich die Gewässerverschmutzung, die Gewässernutzung (Thema Motorboot Geräuschemissionen, etc.) und wie eben von Martin erwähnt, die Passierbarkeit der Gewässer. Zudem wäre eine Sensibilisierung der Bevölkerung mit dem Umgang mit der Natur im Allgemeinen viel wünschenswerter und wohl notwendiger.
Gauchat Marcel | 08 | 07 | 2022 |
Vielleicht sollte man erst die Menschen kotrollieren, die Natur kontrolliert sich selbst.
Engeler Hans | 10 | 07 | 2022 |
Hier müssen wir einmal lernen, mit unvermeidlichen Veränderungen zu leben, jedoch mit gleich harten Bandagen für unsere Fische zu kämpfen, wie dies die Kormoranschützer für "ihre" Vögel tun. Die Fischer zeigen in sehr vielen Dingen zuviel Kompromissbereitschaft und ziehen dabei jedesmal(!) den Kürzeren. Dies ist auch eine Führungsaufgabe unserer Verbandsspitze!!!
Antworten an: Engeler Hans
Andreas Schneider | 17 | 07 | 2022 |
Interessant (und beruhigend) sind ja die bisherigen Ergebnisse der Umfrage, die zeigt, Fischerinnen und Fischer wollen grundsätzlich einen vernünftigen Umgang mit der Natur. Bezugnehmend auf den Artikel finde ich es dann sehr schade, wenn ausgerechnet der Chefredaktor in bekannte Kerben schlägt und sich die Namensgebung von Ottern und Fischen einschiesst. Es wäre auch angebracht gewesen die renommierte Fischotterforscherin Dr. Irene Weinberger zu Wort kommen zu lassen und nicht einfach eine österreichische Studie zu einem Artikel zu destillieren und einen Eingriff bei der Fischotterpopulation schmackhaft zu machen. Schade, denn wie die Umfrage ja zeigt, geht eine Mehrheit der Leserschaft davon aus, dass auch die "Fischotterfreunde" wohl an einer gesunden Forellenpopulation interessiert sind. Als langjähriger Petri Heil Leser und Abonnent weiss ich im Normalfall die spannenden und interessanten Artikel von Nils Anderson zu schätzen und weiss: Das geht besser und ausgewogener!
Burkhard Wiedenbauer | 26 | 07 | 2022 |
Die Politiker müssen mehr in den Schutz der Gewässer [Wasserkraft, Pestizide, Schwall und Sunk] investieren, dann wären Fischotter und andere Praedatoren kein so grosses Problem. Dies ist leider aber nicht so schnell zu erwarten, weshalb es Maßnahmen zur Reduzierung der Fischfresser bedarf.
Martin
Auch wenn hier der Fischotter schlecht wegkommt. Ein paar dieser Tiere schaden sicher nicht. Eine viel grössere Gefahr für unsere Gewässer ist die Belastung durch Pesti- und Fungizide. Auch der Kormoran ist eine viel grössere Gefahr, als ein paar Fischotter. Für die Bestandserhaltung von Forellen, aber auch anderen Fischen, ist es unbedingt notwendig, dass die Gewässer verknüpft und passierbar für Fische sind. Eine naturnahe Gestaltung der Bäche und Flüsse ist natürlich wünschenswert.