23 | 01 | 2017 | Praxis | 3 | 17152 |
23 | 01 | 2017 | Praxis |
3 17152 |
Geheimnisvolle Barschartige
In europäischen Gewässern gibt es unter den Barschartigen nicht nur Egli und Zander, sondern insgesamt neun Barscharten, dazu noch ein paar eingeführte. Im Einzugsgebiet der Donau findet man eine besonders grosse Vielfalt an Barschartigen, darunter einige endemische Arten wie den Schrätzer. Erst vor wenigen Jahren wurde mit dem Ammersee-Kaulbarsch eine neue Barschart entdeckt und beschrieben.
Typisch für die Barschartigen sind zwei Rückenflossen, von denen die vordere aus harten Stachelstrahlen besteht, die hintere aus Hartstrahlen. Im Unterschied zu den meisten übrigen heimischen Fischarten, deren Körper durch Rundschuppen bedeckt wird, verfügen die Barsche über so genannte Kammschuppen mit gezacktem Hinterrand. Bei den Barschen handelt es sich um besonders hoch entwickelte Fische. Sie verfügen über ein gut entwickeltes Gehirn, sind stark optisch orientiert und weisen häufig interessante Verhaltensweisen auf. Viele Barsche sind neugierig und interessieren sich unter anderem für auffällige Reizköder, eine für uns Fischer sympathische Eigenschaft.
Am nächsten verwandt zu den ursprünglich bei uns heimischen «echten» Barschen sind amerikanische Barschartige wie Schwarzbarsch «Smallmouth bass», Forellenbarsch «Largemouth bass» sowie die Sonnenbarsche «Pumpkinseed», «Bluegill», usw.
Unter den heimischen Barschen lässt sich eine spannende ökologische «Arbeitsteilung» erkennen – es gibt Alleskönner, Raubfische, Bodenfische und Spezialisten für unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten.
Egli (Flussbarsch)
Der Egli oder Flussbarsch (Perca fluviatilis) ist unter den Barschen der vielseitigste, am wenigsten spezialisierte Vertreter. Er kommt sowohl in kalten Bergseen, warmen Altarmen und Teichen als auch in Flüssen von der Äschenregion bis ins Brackwasser vor. Sein Verbreitungsgebiet ist riesig, es reicht über fast ganz Eurasien von Westeuropa (ohne Iberische Halbinsel) bis in den Norden Skandinaviens und in den Osten Sibiriens. In Spanien und Italien wurde er eingeführt. In Nordamerika lebt ein enger Verwandter, der dem Egli ähnelt – der Yellow Perch (Perca flavescens).
Als Jungfische leben Egli im Schwarm. Je grösser sie werden, desto mehr werden sie zu Einzelgängern. Nur wenige von tausend Egli schaffen es, vom Plankton fressenden Kleinfisch zu einem veritablen Raubfisch heranzuwachsen. Die Grösse, die Egli erreichen können, ist von Gewässer zu Gewässer stark unterschiedlich. Ein 35 Zentimeter langer Egli gilt normalerweise schon als sehr gross, aber es gibt einzelne Fänge bis zu 60 Zentimeter und 4 Kilo Gewicht. Der vermutlich grösste bekannte Egli wurde 1943 im deutschen Edersee gefangen, er war 7 Kilo schwer.
Zander
Beim Zander (Sander lucioperca), dem grosswüchsigsten der heimischen Barsche, handelt es sich um einen ausgeprägten Raubfisch, der sich ab dem ersten Lebensjahr weitgehend auf Fischnahrung spezialisiert. Weniger bekannt ist, dass der Zander in Europa ursprünglich nur östlich der Elbe und bis zum Donausystem vorkam. In England, Frankreich, Spanien, Italien und anderen südwesteuropäischen Ländern spielt er heute eine wichtige fischereiliche Rolle, war ursprünglich aber nicht heimisch. Auch beim Zander gibt es in Nordamerika einen ähnlichen, engen Verwandten, den Walleye (Sander vitreus).
Glücklicherweise kommt der Zander gut mit den Verhältnissen in regulierten oder staugeregelten Flüssen und Seen zurecht, sodass dort eine erfolgreiche Zanderfischerei möglich ist. Die Bestände lassen sich durch Verbesserung von Laichmöglichkeiten (zum Beispiel versenkte Laichhilfen oder Totholz, Revitalisierung von Altarmen usw.) wesentlich besser fördern als durch den teuren und oft wenig wirkungsvollen Besatz mit Jungzandern.
Wolgazander
Der Wolgazander (Sander volgensis) ist ein kleiner, vorwiegend in Osteuropa verbreiteter Verwandter des Zanders. In den letzten Jahren ist an der österreichischen Donau eine Ausbreitung dieser Art Richtung Westen zu beobachten. Ursprünglich dürfte er nur bis etwa zur Grenze Slowakei-Österreich vorgekommen sein, doch wurden in Deutschland Wolgazander unabsichtlich oder illegal angesiedelt. Im Gegensatz zum Zander frisst der Wolgazander im ersten Jahr noch überwiegend wirbellose Tiere und wächst deutlich langsamer. Er lässt sich durch eine ausgeprägtere Querbänderung, einen etwas hochrückigeren Körper, eine kleinere Maulspalte und vor allem das Fehlen von Hundszähnen vom Zander unterscheiden.
In der wissenschaftlichen Literatur werden eher geringe Maximalgrössen von etwa 48 Zentimeter angegeben, in seltenen Fällen werden Wolgazander aber durchaus bis über 60 Zentimeter lang und 2 Kilo schwer. Besonders in den neuen Lebensräumen an der österreichischen Donau hört man regelmässig von derart grossen Exemplaren.
Streber
Der Streber (Zingel streber) ist die «High Speed»-Variante des Barschs: Er ist an schnell strömende Gewässerbereiche angepasst und bevorzugt Strömungsgeschwindigkeiten von mehr als einem halben Meter pro Sekunde an der Stromsohle. Die extrem schlanke Körperform mit dem weniger als bleistiftdünnen Schwanzstiel bei ausgewachsenen Exemplaren mutet fast grotesk an. Der Streber bleibt meist unter 20 Zentimeter lang, in seltenen Fällen erreicht er bis zu 23 Zentimeter und wird etwa sechs Jahre alt. Sein Vorkommen ist auf das Donau- und Dnjestr-Einzugsgebiet beschränkt. Die Unterart Rhone-Streber oder Roi du Doubs (Zingel asper) kommt dagegen nur im französischen und Schweizer Rhone-Becken vor. Durch den Bau von stauenden Wasserkraftwerken ist der Lebensraum des Strebers massiv zurückgegangen; langsam fliessende Staubereiche sind kein geeigneter Lebensraum für ihn. Als Fischer wird man diesen stark gefährdeten und deshalb geschützten Fisch nur selten zu Gesicht bekommen.
Zingel
Gemeinsam mit dem Streber wird auch der Zingel (Zingel zingel) mit seinem gleichfalls schlanken, langgestreckten Körper als «Spindelbarsch» bezeichnet. Auch er ist als strömungsliebender Flussfisch der Donau an fliessende Gewässer angepasst, allerdings deutlich weniger stark als der Streber. Dementsprechend ist die Körperform wesentlich kräftiger. Weitere Unterscheidungsmerkmale sind stärker verwaschene Querbänder und vor allem die höhere Maximalgrösse: Zingel werden in der Regel etwa 30 bis 35 Zentimeter lang, es gibt vereinzelt aber schnellwüchsige Tiere, die deutlich grösser werden. Als schwerster bekannter Zingel gilt ein Fang aus der Altmühl von drei Pfund.
Schrätzer
Beim Schrätzer (Gymnocephalus schraetser) handelt es sich um einen der schönsten Fische der heimischen Fauna; messinggelbe Flanken mit dunklen Längsstreifen machen ihn unverwechselbar. Er kommt nur im Donausystem vor. Der Schrätzer lebt zwar ausschliesslich in Fliessgewässern, bevorzugt dort aber mässig bis langsam fliessende Bereiche mit feinkiesigem bis sandigem Grund. Im Unterschied zum Zingel und vor allem zum Streber kommt er daher auch mit Staubereichen zurecht. Bei einer Maximalgrösse von etwa 25 Zentimeter handelt es sich um einen kleinwüchsigen «Donauperciden», allerdings erreicht er im ersten Jahr bereits eine Länge von etwa neun Zentimeter. Vorsicht beim Hantieren mit Schrätzern, Stiche mit der Rückenflosse sind sehr schmerzhaft.
Kaulbarsch
Beim Kaulbarsch (Gymnocephalus cernua) handelt es sich um den anpassungsfähigsten der bodengebundenen Barsche. Er kann sowohl stehende als auch fliessende Gewässer besiedeln. Dieser Schwarmfisch war ursprünglich in weiten Teilen Europas und Nordasiens beheimatet, wurde aber beispielsweise in Frankreich, Spanien und Nordeuropa eingeschleppt. Als Bioinvasor führen Kaulbarsche in Nordamerika zu Problemen. Sie sind bei der Fischerei unbeliebt, weil sie massenhaft auftreten können, Angelköder gierig nehmen und sich schlecht aus den Netzen der Berufsfischerei entfernen lassen.
Donau-Kaulbarsch
Der Donaukaulbarsch (Gymnocephalus baloni) lebt ausschliesslich in den Flusssystemen der Donau, des Dnjepr und Dnjestr. Er ist spezialisiert auf grössere Flüsse und dringt nur wenig weit in Zubringer vor. Aufgrund seiner Ähnlichkeit zum gewöhnlichen Kaulbarsch wurde er erst Anfang der 1970er-Jahre in der slowakischen Donau entdeckt, kommt aber entlang der gesamten österreichischen Donau und in Bayern bis etwa Ingolstadt vor. Er unterscheidet sich vom gewöhnlichen Kaulbarsch durch einen etwas hochrückigeren Körperbau, ein zu Querbändern vereinigtes Fleckenmuster und einen mehr oder weniger senkrecht abfallenden Hinterrand der zweiten Rückenflosse.
Im Gegensatz zum Kaulbarsch ist der Donaukaulbarsch ein reiner Flussfisch, der langsam strömende Gewässerbereiche bevorzugt. Während der Kaulbarsch gerne in Schwärmen auftritt, lebt der Donaukaulbarsch meist in kleinen Gruppen oder einzeln und dürfte eher nachtaktiv sein. Es wurden Laichzüge in einseitig angebundene Altarme beobachtet, sonst ist erst sehr wenig über diesen geheimnisvollen Kleinbarsch bekannt.
Ammerseekaulbarsch
Der Ammersee-Kaulbarsch (Gymnocephalus ambriaelacus) ist ein naher Verwandter des Donaukaulbarschs und kommt nur im bayrischen Ammersee vor. Er wurde aufgrund seiner Ähnlichkeit mit den beiden anderen Kaulbarscharten erst 2006 entdeckt. Seine Merkmale sind eine Mischung der beiden Schwesternarten. Erstaunlich, dass im vermeintlich so gut erforschten Mitteleuropa auch heute noch der Fund neuer Wirbeltierarten möglich ist.
Forellenbarsch oder Schwarzbarsch
Der sogenannte Smallmouth Bass (Schwarzbarsch, Micropterus dolomieu) und der Largemouth Bass (Forellenbarsch, Micropterus salmoides) sind im zentralen und südlichen Nordamerika beheimatet. Dort sind sie als Sportfische beliebt, weil sie ihre eher geringe Körpergrösse durch aggressive Bisse und temperamentvolles Kämpfen wettmachen. Beim Forellenbarsch reicht die Maulspalte bis hinter das Auge, während sie es beim Schwarzbarsch gerade noch erreicht. Für den Forellenbarsch ist ein seitliches, dunkles Längsband typisch. Der Schwarzbarsch hingegen hat eher dunkle, senkrecht gerichtete Flecken. In Europa wurde vor allem der Forellenbarsch in einigen stehenden Gewässern angesiedelt. Nur in wenigen Fällen konnten reproduzierende Bestände etabliert werden. Speziell in einigen aussereuropäischen Ländern kommt es durch Verdrängung heimischer Fisch- und Amphibienarten zu Problemen.
Sonnenbarsch
Der Sonnenbarsch (Lepomis gibbosus) wurde als eine der ersten Fischarten für Gartenteiche und Aquarien aus Nordamerika in Mitteleuropa eingeführt und auch in freie Gewässer eingeschleppt. Mittlerweile ist er weit verbreitet. Besonders in warmen, stehenden Gewässern kann er sich stark vermehren. Männliche Sonnenbarsche bauen dazu Nester und verteidigen diese aggressiv. Dies trägt dazu bei, dass Sonnenbarsche heimische Arten zurückdrängen können.
3 Kommentare
Ein Laie | 02 | 02 | 2024 |
Ich bin nicht so der Fisch-Kenner. Beim Stadt-Land-Fluss hat allerdings unter der Kategorie der Fische geschrieben: Jordanbarsch. Gibt es diesen Fisch ?
Antworten an: Ein Laie
Nils | 05 | 02 | 2024 |
hmm, das weiss ich auch nicht. Eine kurze Google-Recherche hat nichts gebracht und in meinen Fischbüchern steht auch nichts über einen Jordan-Barsch. Da es allerdings sehr viele (Bunt-)Barscharten gibt, ist es durchaus möglich, dass einer davon auch Jordan-Barsch heisst.
Petri-Gruess
Nils
Timon Freund
Ich liebe Barsche!