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16 | 02 | 2021 | Praxis | 1 | 6226 |
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Der Fisch des Jahres 2021 gehört zwar zu den Friedfischen, er kann aber auch anders! Matze Brauch fängt den Allesfresser ganz «old school» mit über Grund rollendem Naturköder und Telerute.
Im Vorfrühling scheinen uns auf den ersten Blick nicht viele fischereiliche Möglichkeiten zu bleiben. Logisch, dass deshalb viele Angler noch zu Hause bleiben. Mich freut es! Weite Strecken an meinem Heimatfluss sind oft menschenleer. Doch im kalten Winterwasser geht das Leben weiter und eine Fischart rückt dabei jedes Jahr wieder in meinen Fokus: Der Alet.
Ihm scheint das Wetter meist egal und so können wir ihm bei nahezu jeder Witterung auf die Schuppen rücken. Oftmals variieren nur die Standorte der Fische bei unterschiedlichen Bedingungen, aber ein passender Futterhappen wird auch dann noch aufgenommen, wenn andere Fische schon längst die Mäuler vernagelt haben.
Nur an den ersten Tagen nach der Schneeschmelze oder bei starkem, kaffeebraunem Hochwasser stellen auch die Alet kurzzeitig das Fressen ein. Aber diese Tage kann man in unserer Region meist an einer Hand abzählen. Ich befische ein kleines Flüsschen in der Nähe meines Heimatorts mit einem sehr guten Aletbestand. Die durchschnittliche Grösse liegt zwischen 40 bis 45 Zentimeter und kapitale Fische über der 50 Zentimeter-Marke sind immer möglich. Da sich die Fische anscheinend gleichermassen über die komplette Länge des Flusses verteilen, fische ich gern so, dass der Köder (Frühstücksfleisch) mir voraus treibt. Oder, besser noch, langsam über den Grund rollt! So gefischt zeigen sich Alet-Hotspots, die man bisher noch gar nicht auf dem Schirm hatte.
Neben Frühstücksfleisch-Würfeln kommen bei mir noch zwei andere Köder zum Einsatz. Wenn viele Kollegen dieselbe Flussstrecke mit Frühstücksfleisch befischen, dann verwende ich alternativ frische Leber. Wenn das Wasser sehr braun ist, dann kann auch süsser Dosenmais mit seiner leuchtend gelben Farbe den Tag retten.
Da ich auf der Suche nach den Alet weite Strecken am Fluss entlang wandere, reduziere ich mein Gepäck auf das Nötigste. Bei dieser Fischerei benutze ich die gute alte Teleskoprute: Drei Meter lang und mit einem Wurfgewicht von etwa 40 Gramm. Dank ihrer kurzen Transportlänge ist sie ideal für den langen Rückweg oder für Abschnitte, an denen der Fluss Bereiche mit viel Bewuchs durchquert. Auf die 2500er-Rolle habe ich eine durchgehende 0,25er schwimmende, monofile Schnur gespult, an deren Ende ein dünndrähtiger 2er-Einzelhaken gebunden ist. Um Bisse und Hänger mitzubekommen, montiere ich einen leichten Zapfen mit etwa 1 g Tragkraft. Auf ein Vorfach oder eine Bleibeschwerung verzichte ich gern. Lediglich beim Befischen eines tiefen Bereichs mit stärkerer Strömung montiere ich ein einzelnes Bleischrot mit 1/3 Gewicht der Zapfentragkraft. Unbebleit würde der Würfel einfach zu lange brauchen, um auf Tiefe zu kommen. Ein paar Ersatzhaken, zwei Ersatzzapfen, ein Messer, ein Hakenlöser und ein Feumer mit Stiel komplettieren mein Gerät. Alles findet Platz in einer kleinen Tasche und kann so den ganzen Tag kilometerweit getragen werden, ohne dass es stört.
Wer Alet von oben beobachten kann, dem fällt schnell auf, dass sie in ihrer Fressphase auf der Suche nach Nahrung immer in der Strömung hin- und herpendeln und dabei beide Flussseiten regelmässig absuchen. Ich biete meinen Köder an geraden Strecken deshalb gern mittig im Fluss an. Die Alet kommen garantiert zum Köder. Wenn sie an sonnigen Tagen auf den flachen Kiesbänken verweilen, sehen wir vor dem Biss oft den Schwall des Alets, bevor der Zapfen mit einem Ruck unter Wasser verschwindet.
Bei einem Biss schlage ich nicht an, sondern kurble einfach schnell die Schnur ein, bis ich Kontakt zum Fisch habe. Das hat für mich mehrere Vorteile. Auch wenn ich immer wieder versuche, die Schnur beim Abtreiben hinter den Zapfen zu legen und so die Drift des Köders zu verlangsamen, komme ich um einen Schnurbogen nicht herum. Würde ich jetzt bei einem Biss anschlagen, würde ich in diesen Schnurbogen reinschlagen, der Haken würde aber nicht durch den Fleischwürfel dringen und der Fisch könnte den Würfel wiederum ausspucken. Das Kurbeln reicht aber aus, damit der Haken durch den Widerstand des sich wegdrehenden Alets aus dem Köder rutscht und im Maulwinkel sitzt.
Ich werfe meinen Köder leicht schräg ans gegenüberliegende Ufer. Dann lasse ich ihn 20 Meter abtreiben. So wird er ganz natürlich von der Strömung aufgesammelt und weitergetragen. Die Fische, die immer mit dem Kopf gegen die Strömung stehen und so in meine Richtung gucken, nehmen mich dank des Sicherheitsabstands nicht wahr.
Auch wenn Alet oft im Trupp unterschiedlich grosser Fische zusammenstehen, lässt sich zumeist nur ein Fisch aus dem Trupp fangen. Die Durchschnittsgrösse können wir gut über die verwendete Ködergrösse bestimmen. Meine Köder sind dabei in etwa halb so gross wie mein eigener Daumen. Grössere Alet haben damit kein Problem, Fehlbisse sind ganz selten und kleinere Fische werden von vornherein weitestgehend ausgeschlossen.
Aber was sind nun eigentlich die augenscheinlichen Hotspots? Grosse Alet haben im Fluss kaum Fressfeinde! Einzig von oben angreifende Vögel oder Fischer können ihnen zum Verhängnis werden, und so verhalten sie sich auch. Alet stehen gern inmitten von flachen Kiesbereichen mit langen Wasserpflanzen, welche sich durch die Strömung wie ein Dach über sie legen. Die Alet präferieren ein freies Blickfeld in alle Richtungen – so entgeht ihnen weder ein abgestürztes Insekt, noch ein verräterisch auftauchender Schatten. Und wenn Du einen grossen Alet zu Gesicht bekommst, hat er Dich mit Sicherheit längst bemerkt. Ansonsten lieben Alet alles, was ihnen ein schnell erreichbares Dach bietet und nebenbei noch Nahrung im Überfluss bringt.
Toni
Danke für diesen tollen Bericht. Danke für deine Arbeit ! - Würde ich mich entscheiden müssen welchen Fisch ich nur noch befischen darf, würde ich genau ( und das schon seit mehr als 40 Jahren) diesen Fisch wählen. Der Döbel, ein sehr vielseitigiger und herausfordernder Fisch. " Mit sportlichen Grüßen