23 | 08 | 2019 | Schweiz | 0 | 11305 |
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Fischen in zwei Bündner Seen
So langsam sind auch die höher gelegenen Seen wieder befischbar. Ronny Camenisch präsentiert mit Livigno und Marmorera zwei interessante Stauseen aus seiner Heimat, die einen Ausflug allemal wert sind.
Lago di Livigno
Der neun Kilometer lange Livigno-Stausee auf 1805?m?ü.?M. ist zum Fischen sehr beliebt. Er ist aus mehreren Gründen ein spezieller See und immer für eine Überraschung gut. Die Staumauer befindet sich genau auf der schweizerisch-italienischen Grenze. Man darf mit dem Bündner Kantonspatent nur die linke Uferseite von der Staumauer aus befischen, die Uferlänge der schweizerischen Seite misst gerade einmal knapp anderthalb Kilometer. Die rechte, italienische Seite der Staumauer darf ausschliesslich mit dem italienischen Patent befischt werden. Hier gelten auch andere Vorschriften als auf der Bündnerseite.
Die Fischarten
Der Lago di Livigno ist bekannt für seinen guten Seesaibling-Bestand, der einer erfolgreichen Naturverlaichung zu verdanken ist. Da der Seespiegel über den Winter stark abgesenkt wird, kann im Frühling am Einlauf auf der italienischen Seite im flachen Uferbereich Gras wachsen. Es wird behauptet, dass dies der Grund sei, dass es so viele Saiblinge im See hat. Der Seespiegel steigt im Frühling und so werden unendlich viele Insekten, die sich auf dieser «Wiese» tummeln, in den See gespült. Man muss auch ehrlich zugeben, dass diese Saiblinge nicht mehr die kapitalsten sind. Der Durchschnitts-Saibling misst knapp 30 Zentimeter, sie liefern jedoch an der feinen Forellenrute super Drills und auf dem Teller sind diese Saiblinge ein richtiger Genuss.
Die Bach- und Seeforellen sind zwar eher rar, aber es hat richtige Brummer darunter. Die Regenbogenforellen werden von unseren Landesnachbarn in grossen Mengen in den Grössen zwischen 30 und 35 cm besetzt. Es hat sich mittlerweile eine Gruppe von Fischern auf diese «Trotta Iridea» im See spezialisiert.
Speziell am Stausee Livigno ist auch der kleine Bestand an Äschen. Diese sind mittlerweile geschont und dürfen nicht mehr entnommen werden.
Technik und Material
Es haben sich drei Fischereimethoden durchgesetzt. Da um die 95?Prozent aller Fischer auf Saiblinge fischen, wird fast nur Spinnfischerei auf die schönen, orange gefärbten Salmoniden betrieben. Die Fischerei mit dem Mozzi-Löffel als Vorblinker ist eine der beliebtesten Techniken. Der Mozzi wird auf die Hauptschnur montiert und anstelle eines Drillings ein Dreifach-Wirbel verwendet, an welchen ein 30 cm langes Vorfach mit Haken geknüpft wird. Dieser wird mit Bienenmade, Wurm oder Gummimade bestückt. Jetzt katapultiert man die ganze Montage raus und holt sie langsam mit feinen Zupfern ein. Die Bisse sind häufig fein und kaum spürbar. Es muss ein schneller Anschlag gesetzt werden. Für diese Fischerei eignen sich Ruten zwischen 2,40 und 3,30 Meter. Eine sehr weiche Spitzenaktion ist von Vorteil, denn die Saiblinge sind häufig nur knapp gehakt und ein Ausschlitzen wegen einer zu harten Rute ist nicht selten der Fall.
Spinnfischen mit dem «Bammeli» (tote Elritze) ist die am zweitmeisten verwendete Technik im Livigno. Es wird eine tote Elritze auf einen 2er-Haken montiert, als Wurfgewicht wählt man Oliven zwischen 7 und 15 g. Eine Alternative zu den Bleigewichten ist auch hier der Mozzi-Löffel. Das Bammeli wird am besten direkt auf dem Grund geführt wird. Der Köderfisch sollte immer wieder auf den Boden des Sees sinken und mit starken Zupfern und zwei bis drei Kurbelumdrehungen angezogen werden. Es empfiehlt sich, dass man für diese Fischerei einen Abschnitt mit kiesigem Boden auswählt, ansonsten gibt es eine unangenehme Materialschlacht. Bei dieser Methode werden eher kürzere Ruten von 2,10 bis 2,40 Meter gefischt. Auch hier ist es wichtig, dass die Rute eine sensible Spitze hat.
Die dritte Technik ist das klassische Zapfenfischen. Dazu empfehle ich, Zapfen mit schlanker Körperform zu montieren. Diese haben beim Biss der Regenbogenforellen nicht allzu viel Widerstand. So können die «Bögler» den Zapfen leichter unter Wasser ziehen und den Köder besser einnehmen. Als Köder haben sich Bienen-, Tebomaden und Würmer bewährt. Die Zapfenmontage sollte man nicht zu weit vom Ufer weg platzieren. Die beste Distanz liegt zwischen zwei und fünf Metern vom Ufer entfernt. Der Köder sollte möglichst in Grundnähe angeboten werden, weil die Regenbögler immer dem Ufer entlang patrouillieren und nach Fressbarem Ausschau halten. Es eignen sich klassische Float-Ruten wie die DeLuxe Float in der Länge 3,60 bis 3,90 Meter.
Stausee Marmorera
Der Stausee Marmorera liegt am Fuss des Julierpasses und ist fischereilich interessant, da er eine grosse Vielfalt an Salmoniden aufweist. Es tummeln sich See-, Bach-, Regenbogenforellen, Seesaiblinge und Namaycush im See. Der Wasserspiegel wird über den Winter stark gesenkt und am 1. Mai, wenn Eröffnung ist, kann es eine sehr schlammige Angelegenheit werden. Der Haupteinlauf, wo der Bach Julia einmündet, ist ein richtiger Fischermagnet. Im Marmorerasee hat es wirklich kapitale Fische! Ich erinnere mich noch gut, als vor acht bis zehn Jahren eine sehr grosse, standorttreue Bachforelle im Bereich des Damms ihre Runden zog. Man munkelte, dass sie gut einen Meter lang sei. Diese Bachforelle konnte man über vier Jahre hin beobachten, und manch ein Petrijünger versuchte sein Glück auf diesen Brocken. Es gelang auch dem einen oder anderen, den Fisch an den Haken zu bekommen, jedoch schaffte es keiner, das rot getupfte Monster zu bändigen. Ich bin überzeugt, dass es noch mehr solche Fische im See gibt. Es werden auch immer wieder Namaycush von 70 cm oder mehr überlistet.
Technik und Material
Am Marmorera dominiert die Mückensatz-Fischerei; diese ist effizient und wird vorwiegend in Regionen betrieben, die nicht so anfällig auf Hänger sind. Der Mückensatz ist eigentlich nichts anderes als eine 3er-Bündner-Hegene. Als Köder werden hauptsächlich glatte oder Pfauengrass-Nymphen in der Grösse 16 bis 20 verwendet. Beliebt ist auch das Bestücken zweier Nymphen mit einem «Gefräss» (Bienenmade oder Wurm). Am Ende des Mückensatzes wird ein Tirolerhölzel oder ein Birnenblei mit einem Gewicht von 15 bis 30 g eingehängt. Anschliessend wird die Satzmontage auf den Grund des Sees gesetzt und ein Bissanzeiger wird eingehängt. Für diese Technik haben sich Float-Ruten mit 3,30 bis 3,90 m bewährt. Solche Ruten haben eine parabolische Aktion und eignen sich dadurch gut für diese Fischerei. Das Ausschlitzen der kleinen Haken wird oft verhindert, denn sie federn jeden Kopfschlag der Fische ab.
Beim Spinnfischen gibt es fast keine Grenzen. Spinner und Löffel sind die Top-Blechköder für diesen See. Nicht nur die dezenten, sondern auch grelle und UV-aktive Farben sind fängig. Für die eher einfache Führung benötigt man keine kurzen Ruten, sondern solche von 2,70 bis 3?Meter. Aber auch schnellsinkende und schwebende Wobbler bewähren sich. Bei diesen sollte man eher schlanke, aggressiv laufende Wobbler wählen. Natürliche Farben und Modelle mit orangem Bauch sind häufig fängig. Ich empfehle für die Wobbler-Fischerei Ruten mit einer Länge von 1,90 bis 2,10 m. Damit ist man wendig und das aggressive Twitchen ist so angenehmer als mit einer langen Rute. Auch das «Bammeli» am System oder mit der Vorbleimontage sollte nicht vergessen werden. Hier wird die Rutenlänge unterschiedlich gewählt, die einen fischen den Bammel eher langsam und haben aus diesem Grund eine längere Rute. Die andern fischen die Elritze schon fast im Twitching-Style und wählen dafür kurze Ruten. Auch der Gummifisch hat in letzter Zeit viele Fans gewonnen. Er wird auf einen normalen Jigkopf montiert und im Mittelwasser gezupft oder direkt auf Grund gejigt. Für diese Technik werden je nach Ködergrösse Ruten zwischen 1,90 bis 2,40 m mit weicher Spitzenaktion gewählt.
Spots
Der Marmorerasee hat ein paar gute Spots, einer der beliebtesten ist definitiv der Julierbach-Einlauf. Diese Region eignet sich perfekt für die Setzfischerei, aber auch für das Spinnfischen. Die Spinnfischer sind allerdings an ihren Platz gebunden und können im Einlaufbereich nicht wirklich viel Strecke machen, da es im Normalfall eher viele Fischer hat.
Aber auch die kleineren Bacheinläufe sind für gute Fänge bekannt, bei den meisten darf man aber einen Fussmarsch nicht scheuen. Genau das ist der Grund, dass dort der Befischungsdruck nicht so hoch ist.
Ein weiterer Hotspot ist der grosse, aus Steinblöcken gebaute Damm. Zwischen diesen Steinblöcken können sich die Fische optimal verstecken und es bleibt auch immer viel Nahrung hängen. Der Damm eignet sich eher für die Spinnfischerei, da kann man auch gut Beute machen. Bei der Grundfischerei ist hier die Gefahr von Hängern gross, man sollte nicht zu viel Gewicht montieren.
Die rechte Ecke neben dem Damm ist ein super Platz für grosse Fische. Dort befindet sich ein Grundablass und es hat ziemlich viel Bewegung im Wasser. Durch diese Bewegungen wird viel Nahrung herumgewirbelt, was die kleineren Fische anlockt. Diese wiederum ziehen die grossen Räuber an, die sich auch gerne mal an unserem Köder vergreifen. Da der Hang an dieser Stelle vorwiegend kiesig ist, muss man nicht zwingend Spinnfischen, sondern kann auch gut auf Grund fischen.
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