Eiskalte Hechte [– Vom Ufer aus]
29 | 12 | 2019 PraxisText & Fotos: Robin Melliger 04443
29 | 12 | 2019 Praxis
Text & Fotos: Robin Melliger 0 4443

Eiskalte Hechte – Vom Ufer aus

Verlassene Seeufer, bissige Winde, dicke Schneeflocken und einmalige Kulissen begegnen uns auf der Suche nach dem Winterhecht. Wem es im Winter an Durchhaltewillen nicht fehlt, der kann am Wasser wahre Sternstunden erleben. Doch das Ver­halten der Hechte ist anders geworden und es gilt, ein paar Dinge zusätzlich zu beachten.

Im Winter verzieht sich das Leben aus den Uferzonen unserer Seen. Die Wasserpflanzen sind am Absterben und dienen je länger desto weniger als Unterstand. Hecht und Futterfische sind in die Tiefen verschwunden, wo das Wasser etwas wärmer ist als an der kühlen Wasseroberfläche. Die Hechte halten sich nun in Tiefen von 8 bis 12 Metern auf, in Ruhephasen sind sie noch tiefer anzutreffen. Sie sind jetzt da zu erwarten, wo sich auch Futterfische aufhalten, oft in unmittelbarer Nähe von grossen Weissfisch- oder Felchenschwärmen. Das primäre Ziel ist es jetzt, diese Beutefische ausfindig zu machen. 


Moderne Technik nutzen

Um vom Ufer die Hechte zu finden, empfehle ich Stellen mit nahen Vertiefungen, wie man sie in unseren Voralpenseen teils häufig findet. Hafenanlagen sind eigentlich immer geeignete Orte, da sich in der reichen Unterwasserstruktur der Hafenbauten oft Fische tummeln und tiefere Bereiche dank den Stegen und Molen in Wurfweite liegen. 

Wo man keine Revierkenntnis des Gewässers hat, ist der Einsatz eines Wurfecholots wie dem «Deeper» eine willkommene technische Hilfe. Zusätzlich kann ich die App «Navionics» wärmstens empfehlen. Daraus lassen sich Seestrukturen sehr detailliert herauslesen. In der Schweiz sind alle grösseren Seen bereits abgebildet. Die App ist für iPhone und Androidgeräte ab etwa 20 Franken erhältlich. Mit «Navionics» erhält man nützliche Informationen zur Gewässertiefe und den Strukturen. Mit Hilfe des «Deepers» findet man zudem die Fische zuverlässig. Hat man sie einmal gefunden, lohnt es sich, diesen Ort intensiv abzufischen und nicht schon nach einigen Würfen aufzugeben. 


Eine Frage der Temperatur

Meinen eigenen Erfahrungen zufolge sind die Hechte am Vormittag eher träge und werden erst in den Mittags- und Abendstunden aktiv. Jetzt ist es nicht nur für den Angler angenehm, wenn die Sonne durch die Wolken bricht. Ein solcher Wetterumschwung kann einige Vorteile mit sich bringen: Sonnenlicht lässt die Hechte oftmals aktiver werden. Auch eine Erwärmung des Wassers kann jetzt willkommen sein; bereits ein kleiner Temperaturanstieg kann einen Versuch gleich viel lohnenswerter machen. 

Es ist kein Geheimnis, dass sich der Stoffwechsel der Wasserbewohner mit dem Wintereinbruch verlangsamt. Diese biologische Umstellung hat zur Folge, dass die Hechte mit weniger Nahrung auskommen. Doch die Fettschicht, die sie sich in den Herbstmonaten angefressen haben, ist schnell aufgebraucht. Denn auch wenn die allgemeine Aktivität der Hechte verringert ist, müssen sie sich trotzdem sporadisch ernähren. Jetzt gilt für den Hecht: Mit wenig Energieverbrauch zu einer grossen und einfachen Mahlzeit kommen. Die Hechte halten demnach Ausschau nach grossen, idealerweise verletzten Beutefischen, um so möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Solche Beutefische gilt es nun zu imitieren. 


Geeignetes Material für die Tiefe

Mit Gummifischen lassen sich grosse, verletzte Beute­fische besonders gut imitieren. Auch bei niedriger Einzugsgeschwindigkeit bewegen sie sich verführerisch und sind generell vielseitig einsetzbar. Ich setze oft auf grosse Twister und weiche Gummifische, welche beispielsweise Marken wie Daiwa, Westin oder Abu Garcia in ihrem Sortiment führen. Meine Lieblingsköder weisen Längen von 16 bis 25 cm auf. Die richtige Bebleiung ist ebenfalls ausschlaggebend. Man sollte nicht zu schwere Bleiköpfe montieren, da sich ansonsten die reizende Absinkphase deutlich verkürzen würde. Jedoch gibt es anderseits Nachteile, wenn zu wenig Blei am Köder angebracht wird, da man damit nur schwer die gewünschte Tiefe erreichen kann. Ich wähle für meine Gummifische prinzipiell Bleiköpfe zwischen 20 bis 40 Gramm, so werfe ich schliesslich immer noch gegen die 150 Gramm durch die Gegend. Um die schweren Köder mühelos werfen zu können, empfehle ich eine Rute mit einer minimalen Länge von 240 cm und einem Wurfgewicht von 60 bis 150 Gramm. Passend zur Rute ist bei mir eine Rolle in der 4000er-Grösse im Einsatz. Ich verwende eine Stationärrolle, um auch mit feinen Handschuhen uneingeschränkt werfen zu können. Bei Minustemperaturen kann es schon mal vorkommen, dass die feinen Fasern der geflochtenen Schnur einfrieren und sie reisst. Bei sehr kalten Verhältnissen weiche ich auf monofile Schnur aus, da diese weniger heikel auf vereiste Ringe reagiert und selber nicht einfrieren kann. Ein starkes, hechtsicheres Vorfach ist natürlich das ganze Jahr über Pflicht.

 Grosse Gummiköder sollte man mit mindestens einem Zusatzdrilling aufrüsten.

Grosse Gummiköder sollte man mit mindestens einem Zusatzdrilling aufrüsten.

 Auch im Winter kann das Fischen auf Hecht erfolgreich sein. Freut Euch auf eine magische Zeit am Wasser!

Auch im Winter kann das Fischen auf Hecht erfolgreich sein. Freut Euch auf eine magische Zeit am Wasser!

 Hechte halten sich nun im tiefen Wasser auf.

Hechte halten sich nun im tiefen Wasser auf.

 112 cm Hecht von Dominik, gefangen im Februar.

112 cm Hecht von Dominik, gefangen im Februar.

 Im Winter ist Ausdauer gefragt. Dafür hat man als Uferfischer oftmals das Seeufer fast für sich allein.

Im Winter ist Ausdauer gefragt. Dafür hat man als Uferfischer oftmals das Seeufer fast für sich allein.


Farbe und Führung

Im Winter ist das Wasser klarer und mit mehr Sauerstoff versorgt. Somit gelangt auch mehr Licht in die Tiefe der Seen. Bei diesen Bedingungen vertraue ich natürlichen Farben wie Silber, Dunkelgrün, Blau oder Beige. Grellere Farben wie Hellgrün, Neongelb oder die Farbkombination «Firetiger» kommen eher im trüben Wasser zum Einsatz. Die Farbe ist jedoch eher zweitrangig, wesentlich wichtiger ist die Führung der Köder: Nicht nur häufiges Stoppen und langsames Einkurbeln erhöhen jetzt die Bisschancen. Auch die Technik «Faulenzen» lässt sich besonders gut auf tiefer liegendem Gewässergrund anwenden. Hierzu lässt man den Köder auf Grund sinken und kurbelt ihn dann mittels ein bis zwei Kurbelumdrehungen hoch, um ihn abermals an den Grund gleiten zu lassen. Die Rute bleibt dabei stets in der gleichen Position. So attackieren die Hechte den zum Grund taumelnden Gummifisch fast ausschliesslich in der Absinkphase. Dieselbe Technik lässt sich auch im Mittelwasser anwenden. Die Anhebe- und Absinkbewegung imitiert auch hier einen sterbenden Fisch, der eine leicht zu erjagende Beute darstellt. 

Wenn ich mit dieser Methode über eine längere Zeit keinen Biss verzeichnen kann, wechsle ich zur aktiveren Methode, dem Jiggen. Hier wird der Köder mit der Rute animiert und anschliessend wieder zum Grund gelassen. Diese ruckartige Beschleunigung kann einen reflexartigen Biss beim Hecht auslösen. Beim Aufkommen des Köders sollte der Bügel bereits geschlossen werden, um direkten Kontakt mit dem Köder herzustellen. So kann man Fehlbisse vermeiden. Mehrere Male konnte ich in dieser langen Absinkphase Bisse verzeichnen, die ich mit offenem Bügel schlicht verpasst hätte. 

 

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