12 | 11 | 2021 | Schweiz | Diverses | 1 | 6238 |
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Eglibaumprojekt Thunersee | Abschlussbericht
Das Berner Oberland ist für seine imposante Naturszenerie international bekannt. Doch was über der Wasseroberfläche so schön aussieht, setzt sich unterhalb derselben nicht fort. In einem über fünf Jahre dauernden Projekt haben Fischer und Taucher deshalb am Thunersee insgesamt 900 Eglibäume versenkt, um das Gewässer für die Fische aufzuwerten. Daniel Ducret zieht Bilanz.
Beim «Eglibaumprojekt Thunersee» ging es im Wesentlichen darum, geeignete Lebensräume für Fische zu schaffen, diese zu wahren und mittels Medienpräsenz auf die Wichtigkeit einer guten Wasserqualität und einer möglichst diversen Unterwasserwelt aufmerksam zu machen. Nach fünf Jahren sind nun die Arbeiten abgeschlossen. In einer beispielshaften Kooperation zwischen Behörden, Tauchern und Fischern wurden rund 900 ausgediente Weihnachtsbäume in ausgewählten Zonen des Berner Oberländer Voralpensees versenkt und verankert. Erfolgskontrollen zeigen, dass die eingebrachten Tannenbäume rege und vielfältig genutzt werden. Sie werden von verschiedenen Fischarten dankbar als Laichstrukturen angenommen und bilden wertvollen Lebensraum für Kleinfische und zahlreiche andere Wasserlebewesen. Während der Vorbereitungs-, Durchführungs- und Abschlussarbeiten des «Eglibaumprojekts Thunersee» konnten folgende vier positive Effekte festgestellt und dokumentiert werden:
1 | Laichplätze
Das primäre Ziel, die Generierung von natürlichen Laichplätzen, konnte erfreulicherweise erreicht, ja sogar deutlich übertroffen werden. Es ist eindrücklich, den Fischlaich in diesen Mengen Jahr für Jahr an denselben Standorten wieder zu entdecken. Beim erkannten Fischnachwuchs handelt es sich primär ums Egli. Vereinzelt stellten Taucher während der Erfolgskontrollen auch Laich von Weissfischarten fest.
2 | Schutz
«Wo Holz ist, ist auch Fisch» – ein bekanntes Sprichwort unter Fischern. Und dieser Fakt trifft definitiv auch auf die versenkten Weihnachtsbäume zu. Bäume, die am Rand von Gewässern stehen, fallen nach Stürmen oder nach ihrem Tod häufig ins Wasser. Dort tragen sie wesentlich zur Diversifizierung des aquatischen Biotops bei. Totes Holz im Wasser erhöht nicht nur die Artenvielfalt der wirbellosen Kleintiere im Gewässer, sondern nützt auch den Fischen. In Gewässerabschnitten mit viel Totholz gibt es meistens mehr Fischarten, die zwischen dem Geäst wertvollen «Wohnraum» finden. Fische verstecken sich unter und am Holz vor Fressfeinden wie anderen Fischen, Vögeln und natürlich vor uns Fischern.
3 | Nahrungsquelle
Totholz hat weitere positive Effekte: Der sich rasch bildende Überzug aus Algen lockt verschiedene Kleintiere an, die wiederum den Fischen als Nahrung dienen. Erstaunlich ist die Vielfältigkeit der Kleinstlebewesen, welche an den versenkten Weihnachtsbäumen anzutreffen ist. Insekten profitieren von neu geschaffenem Lebensraum und stellen zugleich eine potenzielle Nahrungsquelle für andere Wasserbewohner wie Wasservögel und Fische dar. Obwohl die kleinen Wasserbewohner von blossem Auge kaum erkennbar sind, sind sie in ihrem zum Teil eigenartigen Erscheinungsbild und in ihrer Mannigfaltigkeit kaum zu überbieten.
4 | Zusammenarbeit
Als Volltreffer ist die Entstehung und Durchführung des Projekts aufzuführen. Ein mustergültiges Vorgehen, wie es in einem Verein immer angestrebt werden sollte, führte zum Erfolg. Ein Mitglied hatte eine Idee, brachte diese in den Vereinsvorstand und der startete die Aktionsplanung. Schnell war klar, dass die Durchführung nur mit verschiedenen Partnern umgesetzt werden konnte. Die Grundlage zur Durchführung bildete die fischereirechtliche Bewilligung des Fischereiinspektorats des Kantons, ausgestellt durch den regionalen Fischereiaufseher. Dieser kennt die nötigen Schritte und bezieht die notwendigen Instanzen in der Ausstellung der Bewilligung mit ein. Dank der wertvollen Arbeit des Fischereiaufsehers, welcher uns während der gesamten Projektdauer stets beratend und unterstützend zur Seite stand, konnten wir unser Schwergewicht auf die Umsetzung legen. Für diese Umsetzung setzten sich jährlich rund 50 Helferinnen und Helfer, bestehend aus Tauchern und Fischern, in Freiwilligenarbeit ein.
Gut abgestützte Finanzierung
Auch bei einem Hege- und Pflegeanlass fallen Kosten an – vor allem für Material und Verpflegung. Hier konnte die Energie Thun AG für das Vorhaben gewonnen werden. Pro verkaufte Kilowattstunde Thuner AAREStrom fliesst 1 Rappen in den Ökofonds. Dieser unterstützt Projekte zur Erhaltung von Naturparadiesen, zu Verbesserungen an Gewässern oder naturnaher Gestaltung von Lebensräumen in Thun und Umgebung. Ergänzend können
organisierte Fischereivereine des Kantons Bern auf die
Hegekasse zurückgreifen. Der Bernisch Kantonale Fischerei-Verband BKFV hat vor zwei Jahren dieses Gefäss ins Leben gerufen, um Fischereivereine für Hege- und Pflegetätigkeiten finanziell zu unterstützen – eine zusätzliche Motivationsspritze für weitere Vereinstätigkeiten.
Fazit
Das «Eglibaumprojekt Thunersee» erzielt die erhoffte Wirkung. Weiterhin gilt es, die Erfolgskontrollen konsequent durchzuführen und diese mittels Bild- und Videomaterial zu dokumentieren. Die daraus gezogenen Erkenntnisse sollen im Austausch mit anderen Fischereivereinen zur Sprache kommen und dienen uns bei zukünftigen Projekten als Grundlage.
Mit dem Fokus eines gemeinsamen Ziels, der Erschaffung von neuen Lebensräumen für Fische, entstanden ganz neue Freundschaften. Die kleinen Fortschritte der Arbeiten, die schlussendlich zum Erfolg geführt haben, haben zusammengeschweisst. Eine super Ausgangslage für zukünftige Projekte. Denn das versenkte Totholz im Thunersee wird nun ruhen und noch viele Jahre dem Lebensraum Unterwasser erhalten bleiben.
Weitere Informationen und Bilder
derFischereiverein.ch Eglibaumprojekt Archives
highland-fishing.ch Eglibaumprojekt Thunersee
Frühere Artikel zum «Eglibaumprojekt Thunersee»
Eglibaumprojekt Thunersee 03 | 05 | 2017
Eglibaumprojekt Thunersee – Erste Erfolgskontrolle 11 | 05 | 2018
Kirschbaum
Super Sach, Giele, beschte Dank füre Isatz! Lifere nid lafere, da simer aui gforderet.