08 | 08 | 2018 | Reisen | 0 | 7527 |
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Bosnien – Fliegenfischen vom Feinsten
Intensives Grün prägt die Landschaft, bewaldete Hügel im Wechsel mit anmutigen Tälern. Glasklare Flüsse mit herausragenden Äschen- und Forellenbeständen, rührende Gastfreundschaft und kompetente fischereiliche Beratung – das trifft der Fliegenfischer in Bosnien an.
Auf der Fahrt vom Flughafen Zagreb nach Kljuc, unserem Standort in der Nähe von Banja Luka im nördlichen Teil von Bosnien, bekommen wir einen ersten Eindruck vom Land. Wir überqueren auf kurvenreicher Strasse eine bewaldete Hügelkette nach der andern (um die 60 Prozent der Fläche von Bosnien und Herzegowina sind bewaldet), dazwischen fruchtbare Täler mit einigen Dörfern, wo etwas Landwirtschaft betrieben wird. Verkehr auf der Strasse gibt es in dieser Region praktisch keinen, was auf die dünne Besiedelung des Landes hinweist: Bosnien, das mit einer Fläche von rund 51 000 km2 um 10 000 km2 grösser ist als die Schweiz, hat nur rund 3,5 Millionen Einwohner (Schweiz 8,4 Millionen). Viele Landstriche sind gänzlich unbewohnt. Flora und Fauna des Landes profitieren von der geringen Besiedelungsdichte und der im nördlichen Teil praktisch inexistenten Industrialisierung. Dadurch ist die Natur auch wenig bedroht und der Lebensraum vieler seltener Tiere und Pflanzen konnte erhalten werden. Die Blumenpracht auf den Magerwiesen und das unregelmässig wachsende Getreide und der Mais auf den kleinen Äckern verraten, dass die Bauern – wohl infolge ihres knappen Budgets – auf Düngemittel und Pestizide ganz verzichten. Das kommt der Wasserqualität natürlich zugute: Wir haben das Wasser im Oberlauf der Flüsse problemlos trinken können.
Die Gewässer
Die Flüsse entspringen als riesige Quellen den Felstoren des karstigen Untergrunds. Das Wasser ist naturgemäss in allen Jahreszeiten sehr kalt und glasklar. Schon wenige Meter, nachdem der Fels das Wasser freigegeben hat, stehen wir am ausgewachsenen Fluss und treffen auf die ersten Fische. Die Flüsse Ribnik, Korcanica, Sanica und Krušnica sind grösstenteils wenig tief, d.h. mit Wathosen begehbar. Man sieht bei genauem Hinschauen überall Fische stehen. Einen so dichten Äschenbestand, wie ihn zum Beispiel die Ribnik oder die Sanica aufweisen, ist ein Naturwunder; die Äschen können sich ausschliesslich durch Naturverlaichung fortpflanzen. Wenn man im Fluss steht und etwas Sand aufwirbelt, erhält man im eigenen Strömungsschatten bald Besuch einer Schule von Äschen, die die aufgewirbelten Nymphen und Bachflohkrebschen genüsslich verspeisen. Ein fünfter Fluss, die Sana, an dem unser komfortables, neu errichtetes 4-Sterne-Hotel «Kraljevac» direkt am Ufer steht, ist etwas tiefer und enthält grosse Pools – doch dazu später.
Fly only
An den Flüssen in dieser Region wird ausschliesslich mit der Fliege gefischt (Trockenfliegen, Nymphen, Streamer) und es gilt in der Regel «Catch and Release». Manche mögen gegenüber C&R Vorbehalte haben, aber hier in dieser intakten Natur wird es kaum einem Fliegenfischer schwer fallen, einen überlisteten Fisch zurückzusetzen und auf das Abschlagen zu verzichten, zumal das Essen im Hotel «Kraljevac» sehr gut ist und für wenig Geld jeden Tag frische Forellen aus einer vorbildlich geführten einheimischen Fischzucht auf der Menükarte stehen. Auch ist es trotz des ausgezeichneten Fischbestands nicht so, dass einem die Fische gleich an die Fliege oder Nymphe springen und man dauernd mit Abhaken beschäftigt ist. «Du musst arbeiten, nicht Pause machen und gut schauen, nicht schlafen!», so mein immer zu Spässen aufgelegter Guide Hassan, wenn ich wieder einmal einen nach meiner Fliege steigenden Fisch verpasst habe.
Aber zuerst müssen die Fische mal steigen. Dies ist am ehesten am früheren Morgen und ab dem späteren Nachmittag der Fall. Wenn die Verhältnisse optimal sind, gibt es indessen auch untertags gute Beisszeiten und man weiss kaum mehr, welchen Ring man zuerst anwerfen soll. Da man die Fische meist im Wasser sehen kann, erkennt man mit etwas Übung, welche Fische aktiv auf Nahrungsaufnahme aus sind und welche passiv am Flussgrund verharren. Sind sie aktiv auf Nymphen aus, «schwänzeln» sie unruhig am Flussgrund mit kleinen Ausbrechern auf die Seiten. Zu solchen Fischen muss die Nymphe hin! Fische, die Oberflächennahrung nehmen, kann man schon beim Aufsteigen beobachten; man sieht auch gut, wenn sie die angebotene Fliege einschlürfen oder im letzten Moment abdrehen und sie verweigern. Spannung pur in diesen unglaublichen Momenten!
Aufgrund des schnapsklaren Wassers wird sehr fein gefischt, denn die Fische sehen alles. Hakengrössen um die 20, Vorfach von 0,14 bis 0,10 haben sich bewährt. Ist man vorwiegend auf Forellen aus wie zum Beispiel am Fluss Korcanica, geht es auch etwas grösser. Die erfahrenen einheimischen Guides helfen gerne mit kompetenten Tipps und ihren fängigen Fliegen- und Nymphenmustern aus. Wenn ein kapitaler Fisch von 50 cm plus beisst, ist man froh um eine weiche Rute der Klasse 3 bis 5 mit sensibler Spitze. Dann kann man mit viel Gefühl und Geduld beim Drill auch einen grossen Fisch ohne Schnurbruch landen.
Es gibt ihn, den bosnischen Huchen!
Direkt vor unserm am Fluss Sana gelegenen Hotel «Kraljevac» befindet sich ein Huchenpool. Erwiesenermassen gibt es in diesem Pool Huchen, ich habe Unterwasserfotos mit mehreren Huchen drauf gesehen. Wie man weiss, verbringen Huchenprofis viele Stunden an ihren Flüssen, bis ihnen das Haken eines Huchens gelingt. Etwas bessere Chancen hat man im Winter, da die Huchen zwar in der Kälte weniger häufig fressen, aber das Nahrungsangebot auch deutlich kleiner ist als im Sommer. Im Sommer hat man nur nachts eine kleine Chance, auf jagende Huchen zu stossen, allenfalls früh am Morgen. Ich mache mir deshalb keine Illusionen über meine Chancen, will es aber wenigstens probieren. Ich entscheide mich für die Morgendämmerung, mein Guide ist spontan begeistert von der Idee und will unbedingt dabei sein. So mache ich meine Lachs-Switchrute (Schnurklasse 9) bereit, rüste sie mit einem speziell für mich hergestellten Huchenstreamer unserer Mitarbeiterin Daniela Misteli sowie einem Maxima-Vorfach (20 lbs.) aus, stehe morgens um 5 Uhr in der Dämmerung am Wasser und mache die ersten Würfe. Nach dem zweiten Standortwechsel, es beginnt bereits deutlich zu tagen, der energische Ausruf meines Guides: Ein gewaltiger Brocken jagt meinem Streamer fast bis vor meine Füsse nach – und dreht im letzten Moment ab. Beinahe! Maybe next time.
Fischer-Info
Andino Reisen bietet eine Fliegenfischerwoche in Bosnien an, Unterkunft im 4-Sterne-Hotel «Kraljevac» mit Betreuung durch einheimische Guides.
Auskunft und Buchung unter:
Andino Reisen GMBH
Tellistr. 116
5000 Aarau
Tel. 062 836 94 94
info@andino.ch
www.andino.ch
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