![Frolic [– das unterschätzte Hundepellet]](/assets/cache/600/600/media/Artikel/2021/03/Frolic/20151113_132007_.jpg)
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| 15 | 12 | 2025 | Schweiz | |
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An der Seeforellen-Eröffnung am 10. Januar 2026 wird das bisherige Schonmass von 50 cm auf 60 cm erhöht. Die Idee zu dieser Massnahme ist, dass sich möglichst alle Seeforellen zumindest einmal fortpflanzen können, bevor sie gefangen werden. Theoretisch klingt das nach einem vernünftigen Plan. Wenn man etwas genauer hinschaut, tauchen Zweifel auf.
Wer bei diesem emotionalen Thema mitdiskutieren will, sollte verstehen, in welchem Kontext die Schonmassnahme zustande kam, die nicht nur rund um den Bodensee für heisse Diskussionen sorgt. Zuerst ein Blick auf das komplizierte Räderwerk der Entscheidungsfindung am Dreiländersee.
1893 gründete man die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF). Sie ist das Gremium, das die fischereilichen Ziele am Bodensee-Obersee formuliert und die Bestimmungen dazu beschliesst. Die Bevollmächtigten vertreten Baden-Württemberg, Bayern, das Voralberg, das Fürstentum Liechtenstein und die Schweiz mit den Anrainerkantonen Graubünden, St. Gallen und Thurgau. Im Fall der Schweiz ist das Susanne Härtel-Borer, die Sektionschefin Fischerei beim Bundesamt für Umwelt BAFU.
Die IBKF tagt einmal jährlich im Juni. Aufgabe der Bevollmächtigten ist es, Beschlüsse über die Ausübung der Berufs- und Freizeitfischerei und die Bewirtschaftung zu fassen. Diese Beschlüsse müssen einstimmig gefasst werden. Zur Entscheidungsfindung konsultieren sie dafür einen Kreis von Sachverständigen. Dazu gehören Fachexperten und Behördenmitglieder. Die Interessen der Berufs- und Freizeitfischer vertrat bis Ende 2024 der Internationale Bodensee-Fischereiverband (IBF).
Der IBF wurde aufgelöst, nachdem der Schweizerische Berufsfischerverband am Bodensee im April 2024 sein eigenes Ende beschlossen hatte. Übrig geblieben ist die Internationale Arbeitsgemeinschaft der Bodensee Sportfischer (IABS). Diese repräsentiert aktuell zwanzig Fischereivereine aus den drei Bodensee-Uferstaaten. Wie sich die Berufsfischer am Bodensee künftig bei der IBKF zu Wort melden werden, ist noch offen.
Der Wiederaufbau der Seeforellen-Population des Bodensees seit dem knapp abgewendeten Verschwinden in den 1980er-Jahren ist eine eindrückliche Erfolgsgeschichte. Im Rekordjahr 2007 wurden sagenhafte 12 Tonnen Seeforellen gefangen und zu dieser Zeit stiegen mehrere Tausend Laichfische in mehr als fünfzig Zuflüsse auf. Doch seit 2010 nahmen die Fänge wieder stark ab, zuletzt auf weniger als drei Tonnen pro Saison.
Die alarmierte IBKF gab verschiedene Studien in Auftrag. 2021 erschien «Rückgang des Seeforellenertrags am Bodensee-Obersee». In dieser umfassenden Datenanalyse erkennt man, dass es verschiedene Faktoren sind, die den starken Rückgang der Fangerträge und der aufsteigenden Laichfische erklären. Diese Unterscheidung ist wichtig, weil Fänge allein nicht unbedingt die Bestandsgrösse widerspiegeln.
Die wichtigsten Faktoren sind der Klimawandel mit seinen vielfältigen Folgen (z. B. Winterhochwasser oder PKD), die ökologische Veränderung des Sees (z. B. Nährstoffreduktion und Neozoen), die massive Zunahme des Kormorans und nicht zuletzt die fischereiliche Mortalität. Hervorgehoben werden dabei im Bericht zwei Punkte: Das aus fortpflanzungsbiologischer Sicht ungenügende Schonmass und der Beifang von untermassigen Seeforellen in den Schwebnetzen.
Als Reaktion auf diese umfassende Seeforellen-Krise hat die IBKF die Erhöhung des Seeforellen-Schonmasses im Bodensee-Obersee von 50 Zentimeter auf 60 Zentimeter beschlossen. Die neue Regelung gilt ab Januar 2026. In ihren Untersuchungen hat die IBKF mehrmals darauf hingewiesen, dass mit dem bisher geltenden Mindestfangmass von 50 cm etwa ein Drittel der Rogner und ein Fünftel der Milchner behändigt werden durften, bevor sie sich wenigstens einmal fortgepflanzt hatten. Das gilt eigentlich als Ziel einer nachhaltigen Bewirtschaftung. Durch die Anhebung des Mindestmasses auf 60 cm wird diese Anforderung nun erfüllt. Das ist als konsequente Schonmassnahme zu begrüssen. Aber selbstverständlich sind die Probleme damit nicht vom Tisch.
Wer den IBKF-Jahresbericht 2025 mit den Fangzahlen 2024 sorgfältig liest, stösst auf einen erhellenden Zusammenhang: Im ersten Jahr des dreijährigen Felchenmoratoriums («Petri-Heil» berichtete) fingen die Berufsfischer nur noch 1188 kg Seeforellen, das waren 64 Prozent weniger als im Vorjahr (3272 kg), während der Anglerfang um 32 Prozent auf 2449 Kilogramm stieg. Gleichzeitig verdoppelte sich 2024 an verschiedenen wichtigen Laichgewässern der Aufstieg von Laichfischen (z. B. im Alpenrhein), was zumindest die Vermutung aufkommen lässt, dass sich die Schwebnetzfischerei auf Felchen stärker auf den Seeforellenbestand auswirkt, als man das bisher dachte oder schrieb.
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