Azoren – Perle im Atlantik
02 | 12 | 2025 ReisenText: Nicolas Helm 0234
02 | 12 | 2025 Reisen
Text: Nicolas Helm 0 234

Azoren – Perle im Atlantik

Das Azorenhoch, welches aus dem Wetterbericht bestens bekannt ist, kann für uns Fischer eine ganz neue Bedeutung erhalten, denn die Inselgruppe mitten im Atlantik bietet vielfältige Möglichkeiten, am Wasser ein wahres Hoch zu erleben. Die Azoren sind nicht nur eines der weltbesten­ Hochseefischer-Reviere auf Marlin, Tuna & Co., sondern bieten auch eine attraktive Uferfischerei in traumhaft schöner Landschaft.


Ein solches Azorenhoch durfte ich im Juli auf der Hauptinsel Sao Miguel erleben. In zwei Wochen vor Ort konnte ich eine unglaubliche Vielfalt an Fischarten vom Ufer fangen – dies mit verschiedenen Techniken und an unterschiedlichen Spots. Besonders praktisch ist, dass für die Fischerei im Meer kein Angelschein benötigt wird.

 

Häfen

 Häfen sind ein guter Anhaltspunkt: Hier trifft man einheimische Fischer und im nährstoffreichen Hafenwasser treiben sich besonders viele Fische herum. © Nicolas Helm

Häfen sind ein guter Anhaltspunkt: Hier trifft man einheimische Fischer und im nährstoffreichen Hafenwasser treiben sich besonders viele Fische herum. © Nicolas Helm

Bei den einheimischen Uferfischern sind Häfen wie derjenige bei Vila Franca beliebte Angelplätze. Sie bieten eine enorme Artenvielfalt und lassen sich aufgrund der leichten Zugänglichkeit mit verschiedenen Methoden befischen. Die kommerziellen Fangboote entsorgen ihren Fischabfall im Wasser des Fischerhafens, was für ein üppiges Nahrungsangebot sorgt und viele Fische anzieht.

Bereits bei Spaziergängen in den Häfen lassen sich an den Steinpackungen verschiedene farbenfrohe Lippfischarten, Papageienfische, Muränen und Meerbrassen beobachten. Mit etwas Glück entdeckt man in den Morgenstunden auch Barrakudas, Bluefish oder Almaco Jacks, welche Kleinfische jagen. Ausserdem kann man dort die hübsche Goldstriemenbrasse antreffen.

Raubfische wie Barrakudas, Bluefish und Almaco Jacks lassen sich hervorragend mit der Spinnrute fangen. Als Köder eignen sich Wobbler, Löffel und Gummifische am Jigkopf von 5 bis 10 cm Länge. Grössere Köder bis zu 15 cm können zum selektiven Fischen auf grosse Barrakudas und Bluefish verwendet werden.

Die bei den Einheimischen beliebteste Technik ist das Fischen mit Naturködern, vor allem Schrimps, Tintenfischstücken oder Fischfetzen. Diese werden meist an einer von drei Montagen gefischt:

Der klassische Laufzapfen von 10 g Auftriebskraft ist auch auf den Azoren eine fängige Methode, um Räuber zu überlisten. Unter dem Zapfen kann mit einem Haken gefischt oder eine Seitenarmmontage mit mehreren Haken verwendet werden. Diese bietet vor allem in tieferen Hafenbecken den Vorteil, gleichzeitig unterschiedliche Tiefen befischen zu können.

Auch die Grundmontage mit einfachem Durchlaufblei erfreut sich hier grosser Beliebtheit. Diese Montage eignet sich vor allem für das gezielte Fischen auf Meerbrassen, wobei auch Rochen anbeissen können.

An der freien Leine mit kleineren Haken und Schrimps lassen sich an den Steinpackungen im Hafen Meerbrassen, Lippfische, Papageienfische und viele weitere Fischarten überlisten.

 

Strand

 Auch an Stränden lohnt sich der Versuch mit Spinnködern. Vor allem in der Morgen- oder Abenddämmerung kann hier mit aktiven Räubern gerechnet werden. © Nicolas Helm

Auch an Stränden lohnt sich der Versuch mit Spinnködern. Vor allem in der Morgen- oder Abenddämmerung kann hier mit aktiven Räubern gerechnet werden. © Nicolas Helm

Auf Sao Miguel gibt es nur wenige Strände, die befischbar sind. Ein Strand, an welchem ich hervorragend gefangen habe, ist derjenige bei Vila Franca an der Südseite der Insel.

Hauptzielfisch bei dieser Angelei ist der Bluefish. Heisse Beissphasen mit grossartigen Fischen im Minutentakt sind möglich. Ich habe die besten Erfahrungen mit Meerforellenlöffeln von 8 cm Länge und 15 g Gewicht gemacht. Diese lassen sich ideal im flachen Wasser des Strandes führen, ohne umhertreibende Wasserpflanzen vom Grund einzusammeln. Wichtig ist hierbei eine hohe Einholgeschwindigkeit.

Die kleineren Bluefish bis zu 40 cm Länge sind oft in Schwärmen unterwegs und verfolgen den Löffel bis ins knöcheltiefe Wasser direkt vor die Füsse. Die aggressiven und harten Attacken lassen jedes Spinnfischerherz höherschlagen.

Bezüglich der Witterung ist vor allem auf Wellengang und Wind zu achten. Ablandiger Wind ermöglicht weite Würfe und saubere Wasserverhältnisse. Auflandiger Wind bedeutet viele Wasserpflanzen und hohe Wellen, was die Köderführung deutlich erschwert. Ausserdem verringert auflandiger Wind die Wurfweite erheblich. Jedoch gilt auch hier: Nur nasse Haken fangen Fische und auch bei eigentlich schlechten Bedingungen lassen sich schöne Fische fangen.

Schliesslich spielt auch die Tageszeit eine wichtige Rolle für den Fangerfolg. Sternstunden konnte ich in der Abenddämmerung erleben. Auch die Morgendämmerung ist in der Regel eine gute Fangzeit.

 Der Blaufisch (Bluefish) ist ein spektakulärer Räuber für Spinnfischer: Aggressiv auf unterschiedliche Köder und sehr kampfstark. © John Piekos

Der Blaufisch (Bluefish) ist ein spektakulärer Räuber für Spinnfischer: Aggressiv auf unterschiedliche Köder und sehr kampfstark. © John Piekos


Steinküste

Die atemberaubenden Klippen, welche das Küstenbild Sao Miguels prägen, sind zwar meist zu steil zum Befischen, jedoch gibt es einige zugänglichere Abschnitte, an welchen traumhafte Fische gefangen werden können. Bei Àgua de Pau zum Beispiel befinden sich zugängliche Steinküsten sowie ein versteckter Hafen am östlichen Rand des Orts. Auch hier lassen sich Barrakudas und Bluefish mit Wobblern oder Löffeln fangen.

Wer den bodenbewohnenden Dentex oder Zackenbarschen nachstellt, sollte andere Köder wählen. Klassiker sind Köderfische oder Tintenfische. Zum Fischen mit Naturködern ist eine Laufzapfenmontage am besten geeignet, um Hänger zu reduzieren.

Beim sogenannten Shore-Jigging werden Pilker oder Gummifische am Jigkopf in Grundnähe geführt. Den Köder lässt man erst auf eine ungefähre Wunschtiefe absinken, anschliessend wird er mit einer aggressiven Jigbewegung der Rute rasch vom Grund weggejiggt. Nach zwei bis drei aggressiven Rupfern mit der Rute kann man den Köder wieder verführerisch Richtung Grund taumeln lassen.

Wichtig ist, mit starken Vorfächern von 0,45 mm oder mehr sowie mit einer harten Einstellung der Bremse zu fischen, weil die Fische oft sofort in Felsspalten flüchten wollen.

 Der braune Zackenbarsch verbirgt sich gerne und kann beim Spinnfischen an felsigen Ufern oder Steinpackungen der Häfen zuschlagen. © stock.adobe.com

Der braune Zackenbarsch verbirgt sich gerne und kann beim Spinnfischen an felsigen Ufern oder Steinpackungen der Häfen zuschlagen. © stock.adobe.com


Ausrüstung

Die Ausrüstung ist bei Flugreisen immer ein Kompromiss zwischen Praktikabilität und Transportkosten. Ich habe mit der folgenden Ausrüstung sehr variabel fischen können:

Für die etwas schwerere Fischerei auf Raubfische sind Ruten von bis 60 Gramm Wurfgewicht zu empfehlen, aus­ser­dem sind lange Ruten über 2,4 m sinnvoll, um am Strand und an der Küste gute Wurfweiten erzielen zu können. Dazu passen Rollen der Grösse 3500 und mehr.

Für die leichte Fischerei auf Lippfische, Papageienfische usw. reicht Egligerät vollkommen aus.

Wichtig ist die Pflege des Angelgeräts, Salzwasser ist sehr aggressiv. Ich empfehle Rute und Rolle unmittelbar nach dem Gebrauch in der Dusche gründlich mit Süsswasser abzuspülen.

Bei jeglichen Techniken mit grösseren Zielfischen sollte ein starkes Fluorocarbon oder Mono von mindestens 0,45 mm verwendet werden. Um komplett barrakuda­sicher zu fischen, kann Hardmono oder Stahl als Vorfachmaterial gewählt werden. Für das Fischen mit Naturködern sind dickdrahtige Aal- oder Karpfenhaken geeignet.

Um die bunten Lippfische oder andere kleinere Fische zu fangen, reichen auch dünnere Vorfächer und kleinere Haken aus. Jedoch muss bei Papageienfischen darauf geachtet werden, dass diese Vorfächer durchbeis­sen können, weshalb hier langschenklige Wurmhaken ideal sind.



AZOREN

Die Azoren sind eine Inselgruppe vulkanischen Ursprungs mitten im Atlantik. Das Klima ist sehr angenehm, im Sommer herrschen Temperaturen von bis zu 26 Grad, wobei die Temperaturen auch im Winter zweistellig bleiben. Entsprechend der Temperaturen gedeihen dort vielfältige exotische Pflanzen wie beispielsweise Tee, Ananas oder Tabak. Die ideale Reisezeit liegt zwischen Mai und Oktober, im Winter fällt oft viel Niederschlag.

 

LOGISTIK

Im Sommer gibt es täglich direkte Flüge von Zürich nach Sao Miguel, was das Reisen sehr angenehm macht. Vor Ort ist es sehr empfehlenswert, einen Mietwagen zu nehmen, um eigenständige Mobilität zu gewährleisten und damit die vielfältigen Landschaften und die üppige Natur erkunden zu können.

 Goldbrassen vom Grill sind in den Restaurants allgegenwärtig. Aber an den Haken bekommt man die wilden Exemplare dieser Art eher selten. © stock.adobe.com

Goldbrassen vom Grill sind in den Restaurants allgegenwärtig. Aber an den Haken bekommt man die wilden Exemplare dieser Art eher selten. © stock.adobe.com


SÜSSWASSER

Neben den vielfältigen Möglichkeiten Salzwasserfischen nachzustellen, können auch verschiedene Seen, Flüsse und Bäche befischt werden. Im Süsswasser können Hechte, Barsche, Schwarzbarsche, Forellen und Karpfen gefangen werden. Um die Inlandgewässer zu befischen, wird jedoch eine Lizenz benötigt, welche beim Institut für Forstwirtschaft erworben werden kann. Hierfür muss man sich am Schalter beim Direção Regional dos Recursos Florestais in Ponta Delgada melden. (Adresse: R. do Contador 23, 9500-050 Ponta Delgada, Portugal)

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