Schau mir in die Augen, Zander!
29 | 10 | 2015 PraxisText: Stephan Gockel 05411
29 | 10 | 2015 Praxis
Text: Stephan Gockel 0 5411

Schau mir in die Augen, Zander!

Welche Bedeutung haben Augen auf Kunstködern? Sind sie nur eine Spielerei der Köderhersteller, um dem natürlichen Vorbild Fisch näher zu kommen und somit dem Fischer mehr Vertrauen zu geben oder reizen sie die Raubfische tatsächlich zum Biss?

Lange Zeit ging ich davon aus, dass Hecht, Zander & Co. die Pupille, also den dunklen Punkt am vorderen Ende des Fischs nur nutzen, um sich bei der Beutejagd an ihren Opfern zu orientieren. Mein Fischerkollege Sascha allerdings ist fest davon überzeugt, dass Augen einen ganz besonderen Reiz auf Zander haben. Schwarze Punkte sind das eine, aber natürlich anmutende Augen würden einen Top-Köder noch weitaus besser fangen lassen.

Sascha erzählte mir, dass er ein paar Mal mit Augenködern gefischt hätte. Dabei hatte er immer vier bis fünf Fische mehr gefangen als die anderen Fischer. Er berichtete mit solcher Überzeugung von den Klebeaugen, dass ich zumindest neugierig geworden war.


Bleiköpfe unterm Hammer

Augen auf Kunstködern sind an manchen Tagen fangfördernd, so viel stand nun fest. Sascha holte – in seiner Erkenntnis in Sachen Augen bestärkt – zum grossen Schlag aus und präsentierte seine im Selbstbau aufgepeppten Köder. Er hatte die Augen nicht auf den Gummifisch geklebt, sondern auf den Jig-Kopf. Diesen hatte er vorher durch beherzte Schläge mit einem Hammer an den Seiten abgeflacht. Dazu nimmt man einfach einen Football- oder Rundkopf-Jig, legt ihn seitlich auf einen Fäustel oder Amboss und bearbeitet ihn kräftig mit dem Hammer. Sofort entstehen oben und unten zwei platte Stellen, an denen die Klebeaugen perfekt halten.

Als ich nach meiner Unterhaltung mit Sascha meine Fangbilder der letzten Monate durchforstete, stellte ich mit Erstaunen fest, dass auf vielen Bildern die Zander tatsächlich auf Köder gebissen hatten, die mit Augen versehen waren. Zum Beispiel auf Jacksons Shad, der mir nicht nur in der heissen Sommerperiode einige tolle Zander ins Boot gebracht hatte. Diese naturgetreue Kopie eines Beutefischchens hat Augen. Der Monster-Zander im Frühjahr – auf naturfarbenem Wobbler mit auffälligen Augen. Auch die herbe Niederlage im «Wettfischen gegen Torsten» hatte dieser mir mit einem Augenköder beigebracht, wie ich auf den Fotos sehen konnte.

Spätestens jetzt war mein Interesse und Forscherdrang erwacht. In Windeseile fanden sich ein paar meiner Jig-Haken zwischen Fäustel und Hammer wieder. Anschliessend wurden sie mit wunderschönen Augen bepflastert, die ich mir vorsorglich gekauft hatte.


Praxistest am Wasser

Auf dem Wasser zog ich später einen weissen Köder ohne jegliche Kontraste auf einen der getunten Jig-Haken. Meinen Guiding-Gast Dirk liess ich erst einmal nicht an meiner Versuchsreihe teilhaben, denn schliesslich wollte ich ja einen Vergleich haben. Obwohl die Zander alles andere als aktiv waren, bekam ich schnell meinen ersten Fisch ans Band. Kein Riese, aber ein schöner Zander hing am Haken. An seinen vielen Fischegeln erkannte ich, dass dieser Bursche lethargisch am Grund gelegen hatte und bestimmt nicht auf der Jagd gewesen war, als er meinen Augenköder entdeckt hatte. Nach dem zweiten Fisch schaute mir mein Mitfischer genauer auf die Finger und entdeckte meinen Köder. Er erkannte das Geheimnis meiner 2:0-Führung und stellte empört fest: «Du hast ja Augen auf dem Jig!»

Natürlich wollte er sofort auch einen Jig-Haken mit Augen haben. Und siehe da, auch er fing seine Fische. Er war fest davon überzeugt, dass er diese den aufgeklebten Augen zu verdanken hatte. Leider fehlte mir von diesem Moment an der direkte Vergleich, denn mein Mitfischer hatte nun auch Augen auf dem Köder. Zwar hätte ich jetzt auf einen Jig-Haken ohne Augen wechseln können, war aber schon vom fängigen Effekt der Augen überzeugt. Trotz widriger Wetterverhältnisse fingen wir ausserordentlich gut, und ich wollte auch keine Beissflaute an meiner Rute riskieren.

Zwar kann ich nach so kurzer Testphase nicht sagen, ob Augen nun immer den Fisch bringen, aber zu denken gibt mir schon, dass in einem anderen Boot, das mit uns dieses Gewässer befischte, die Fischer ohne Fisch blieben. Wir hingegen fingen einen Zander nach dem anderen. Alle Fische hingen am Jig-Haken und hatten sich merklich von den Augen leiten lassen. Im Nachhinein betrachtet haben Augen einen netten Nebeneffekt: So aufgepeppt, vertraut man seinem Köder und seinen Fähigkeiten weitaus mehr. Und mit Vertrauen in eine Sache beginnt schon der Erfolg.

Waren es sonst die schönen Augen der hübschen Mädchen, so haben mich diesmal kleine Klebeaugen in ihren Bann gezogen, und ich bin mir sicher, dass in Zukunft noch mancher meiner Köder den Zandern schöne Augen machen wird.

 

 Ein schöner Zander, der auf einen Gummiköder am getunten Jig-Kopf hereinfiel. Haben die aufgeklebten Augen den Räuber letztendlich zum Biss gereizt?

Ein schöner Zander, der auf einen Gummiköder am getunten Jig-Kopf hereinfiel. Haben die aufgeklebten Augen den Räuber letztendlich zum Biss gereizt?

 Um einen Bleikopf mit Augen auszustatten, muss man seine Seiten zuerst mit dem Hammer flachklopfen. Auf die platten Stellen werden dann die Augen aufgeklebt. Der fertige Augen-Jig macht schon auf den ersten Blick einen wesentlich lebendigeren Eindruck als ein blosser Bleikopf.

Um einen Bleikopf mit Augen auszustatten, muss man seine Seiten zuerst mit dem Hammer flachklopfen. Auf die platten Stellen werden dann die Augen aufgeklebt. Der fertige Augen-Jig macht schon auf den ersten Blick einen wesentlich lebendigeren Eindruck als ein blosser Bleikopf.

 Der stattliche Zander biss auf einen Gummiköder. Dieser verdankt seine Fängigkeit auch den lebensechten Augen.

Der stattliche Zander biss auf einen Gummiköder. Dieser verdankt seine Fängigkeit auch den lebensechten Augen.

 Nicht nur Zander, auch Egli lassen sich gerne schöne Augen machen.

Nicht nur Zander, auch Egli lassen sich gerne schöne Augen machen.

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