


11 | 04 | 2025 | Reisen | ![]() | ![]() |
11 | 04 | 2025 | Reisen |
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Im Ungewissen, was mich erwarten würde, buchte ich zusammen mit meinen Freunden einen Kurztrip nach Sardinien. Das Ziel war es, mich mit dem faszinierenden Schwarzbarsch näher auseinanderzusetzen.
In der Vergangenheit hatte ich schon einige Male in Frankreich und Spanien erfolgreich auf Schwarzbarsch gefischt. Jedoch hatte ich die räuberischen Grossmäuler noch nie gezielt in Italien befischt. Das warme Mittelmeerklima von Sardinien und die strukturreichen Stauseen bilden die perfekte Voraussetzung für einen unfassbaren Fischbestand und machen die Insel so zu einer Top-Anlaufstelle für die Fischerei auf Schwarzbarsche.
Das erste Highlight dieser Reise wartete bereits am Empfang im Flughafen von Sardinien: Noch nie zuvor konnte ich direkt nach der Ankunft mein Gepäck bereitgestellt in der Gepäckhalle vorfinden! Ein gutes Omen? Kurz nach 22 Uhr kamen wir dann im Camp an, wurden freundlich vom Wirt begrüsst und gleich auf ein klassisches sardisches Abendessen eingeladen. Die Sarden verstehen es, königlich zu essen und zu trinken: Als Starter genossen wir eine Apéro-Platte mit veredeltem Fleisch, Käse, Oliven und weiteren Leckereien, welche jeden Tag mit hausgemachter Pasta serviert wurde. Ganz zu Schweigen vom Hauptgang und dem Wein.
Für alle, die sich noch nie mit dem Bass (Micropterus salmoides) beschäftigt haben: Es lohnt sich, diesen faszinierenden Fisch kennenzulernen! In den USA leben verschiedene genetische Linien dieser Art, während in Europa der «Northern Strain Largemouth Bass» eingebürgert wurde. Er unterscheidet sich vom «Southern Strain Bass», der vor allem in Florida und Texas vorkommt, durch eine geringere Endgrösse. Dennoch ist dieser Barsch deutlich grösser als ein Egli und beeindruckt mit seinem akrobatischen Kampfverhalten. Immer wieder werden in Europa Exemplare über 60 cm Länge gefangen.
Mit so einer Grösse rechnete ich jedoch nicht und stellte mich auf Fische von 35 bis 45 cm Länge ein. Das Faszinierende an dieser Fischart ist, dass sie auf der einen Seite extrem schlau und wählerisch ist, und auf der anderen Seite eine Aggressivität an den Tag legt, welche ich mir von den heimischen Fischen nicht gewohnt bin. Von einem Extrem ins andere ist auch die Art, sie zu befischen. Dies macht die Fischerei äusserst abwechslungsreich.
Ich empfehle jedem, der dem Schwarzbarsch nachstellen möchte, mit vier bis sieben Ruten anzureisen. Es gibt unzählige Techniken und Rigs, die sehr gut funktionieren. Das passende Gerät ist meiner Meinung nach essenziell. Dazu gehört eine Rute, um den ganzen Finesse-Bereich abzudecken; eine Rute für Texas-Freerigs; eine Rute, um Spinnerbaits, Chatterbaits oder Crankbaits zu werfen und optional eine etwas schwerere Rute, falls man grosse Swimbaits fischen möchte. Dazu die eine oder andere Rute als Backup ist auch nie verkehrt. In meinem Fall bestand die Auswahl hauptsächlich aus Baitcasterruten zwischen 2 bis 2,2 Meter Länge, da die Fischerei auf Schwarzbarsch mit viel Powerfishing und kurzen, genauen Würfen perfekt darauf ausgelegt ist.
Meine Rollen hatte ich alle bis auf eine mit einer 0,34 mm Fluoro bespult. Der Hauptgrund dafür war, dass das ganze Gewässer aus Steinkanten bestand und man deshalb mit Abrissen rechnen musste. Oftmals ist die Zeitspanne vom Biss zum Anhieb etwas verzögert, und genau in dieser Zeit verschwindet der Fisch auch gerne mal zwischen den Steinen. Beim Fischen mit geflochtener Schnur würde das beim Anhieb einen direkten Schnurbruch verursachen, was man dem Fisch zuliebe natürlich vermeiden sollte. Das Terminaltackle bestand bei mir hauptsächlich aus Tungstenbullets und Freeriggewichten zwischen 3 und 14 Gramm. Auch wenn der eine oder andere Abriss vorprogrammiert ist, möchte ich darauf hinweisen, dass die Fischerei mit Tungsten klare Vorteile hat: Windige Bedingungen erschwerten uns die Fischerei während unseres Trips, jedoch verhalf mir die grössere Dichte des Tungsten dazu, jeden noch so kleinen Stein und jede noch so kurze Absinkphase perfekt zu fühlen.
Bewaffnet mit Bullets und Haken stellte sich nur noch die Frage, welchen Köder die Fische präferieren. Da die Schwarzbarsche im Verhalten unseren heimischen Egli teils ähnlich sind, stehen Gummikrebse, Creaturebaits und Gummiwürmer hoch im Kurs. Der grösste Unterschied zur Fischerei auf Egli liegt in der Grösse der Köder. Die besten Erfolge konnten wir mit 4,5 inch (11,5 cm) langen Ködern verzeichnen. Allerdings gilt: Jeder der insgesamt fünf Tage war anders aufgrund der enormen Wetterschwankungen.
Der erste Tag war kühl, windig und bedeckt. Zwei Tage vor unserer Ankunft fielen die Temperaturen drastisch – ein Indiz dafür, dass uns die Fische nicht ins Boot springen würden? Von wegen! Von morgens bis mittags hiess es ausprobieren, was das Zeugs hält und die ersten Schwarzbarsche wurden erfolgreich gelandet.
Nach dem Mittag probierten wir es dann mit dem Ned Rig und konnten bis zum Feierabend eine unglaubliche Frequenz erleben und weit über 40 Fische überlisten. Als wir zum Abendessen am Tisch sassen, rieben wir uns schon voller Vorfreude für den nächsten Tag die Hände, da wir glaubten, den Code geknackt zu haben.
Doch als wir am nächsten Tag am Spot des Vortags angekommen waren, ging gar nichts mehr. Die Fische waren zwar da und schienen aktiv, jedoch wollten sie nichts mehr von unseren gestrigen Ködern wissen. Also lautete die Devise erneut: probieren, probieren, probieren. An diesem Tag waren es Skirted-Jigs und Texas-Rigs, hart über die Steine geklopft, die letztendlich die Bisse provozieren. Bestückt mit natürlichen Farben, während die Sonne schien und mit Kontrastfarben zu bedeckteren Zeiten, war das Erfolgsrezept für den Tag doch noch gefunden.
Für den dritten Tag stellten wir uns von Anfang an auf etwas Neues ein, denn es sollte mit 30 Grad sehr heiss und ausserdem wolkenlos werden. Die Aktivität an diesem Tag war mit Abstand am niedrigsten, dennoch wurden einige Bisse verwertet und auch der eine oder andere grössere Fisch konnte überlistet werden. Je länger, desto mehr wurde klar, dass es bei einem Biss unglaublich wichtig ist, einen kurzen Moment zu warten und Gefühl zum Fisch aufzunehmen, bevor der Anhieb gesetzt wurde. Das mag ein wenig speziell klingen, beim Spinnfischen mit dem Anhieb zu warten, jedoch war dies an jenem Tag das Erfolgsrezept.
Am letzten Tag war dann wettermässig alles vorhanden: Von windstill und sonnig, bis zu viel Wind und Regenschauer stand alles auf der Tagesordnung. Wir waren trotzdem motiviert und liessen uns von keiner noch so heftigen Windbö den Tag verderben.
Unsere Guide Mirko hatte uns über die fünf Tage sehr gut betreut. Mit 80 km/h über den Stausee zu brettern, um schnelle Spotwechsel vorzunehmen, war ein absolutes Highlight. Ich bin zwar kein Fan von Pauschalisierungen, dennoch darf man betonen, dass die Sarden nicht die gleiche Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit an den Tag legen, wie wir es uns aus der Schweiz gewohnt sind. Dies sollte man aber auf keinen Fall persönlich nehmen, sondern ganz einfach der gemütlichen Art der Sarden zuschreiben. Im Allgemeinen fühlte ich mich gut aufgehoben, besonders die ganze Organisation und Buchung über Fishbreak liess nicht zu wünschen übrig.
Mit voller Überzeugung kann ich sagen, dass ich in Zukunft regelmässig diese atemberaubende Insel im Mittelmeer besuchen werde. Solange es Schwarzbarsche auf Sardinien gibt, bin ich dort anzutreffen!
In den USA gibt es zwei Bass-Arten: den Largemouth-Bass (Micropterus salmoides, zu Deutsch Forellenbarsch) und den Smallmouth-Bass (Micropterus dolomieu, zu Deutsch Schwarzbarsch).
In Europa ist nur ersterer anzutreffen, eingebürgert hat sich aber der Umstand, dass er statt Forellenbarsch eben Schwarzbarsch resp. Blackbass genannt wird.
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