04 | 12 | 2014 | Schweiz | 0 | 5150 |
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Realitätsverlust bei den Ethikern
Dass Fische möglicherweise Schmerzen empfinden, weiss man schon seit einiger Zeit – dass man mit Fischen so oder so möglichst sorgsam umgehen muss, ist zumindest für die grosse Mehrheit der Fischer seit jeher völlig klar. Einige Kreise versuchen trotzdem unentwegt die Angelfischerei einzuschränken.
Als Fischer versprach man sich viel von der Pressekonferenz der Eidgenössischen Ethikkommission für Biotechnologie im Aussenhumanbereich (EKAH) in Bern am 1. Dezember. Ein Bericht zum Thema «Ethischer Umgang mit Fischen» war Grund für die Einladung. Man erwartete, dass die Ethikkommission die Überfischung der Weltmeere anprangert und hoffte, dass Kleinkraftwerke, Sunk- und Schwallbetrieb, sowie die Zerstörung von Fischlebensräumen als Tierquälerei bezeichnet werden. Soviel vorweg: Als Fischer wurde man bitter enttäuscht!
Die 35 Seiten des abschliessenden Berichts beschäftigen sich hauptsächlich mit dem Schmerzempfinden von Fischen und ihrem moralischen Wert. Dazu kommen praktische Folgen, beziehungsweise Empfehlungen, für den ethischen Umgang mit Fischen. Im Bericht wird wiederholt darauf hingewiesen, dass sich die Mitglieder der EKAH in sehr entscheidenden Punkten nicht einig sind.
Die Themen Schmerzempfinden und moralischer Wert von Fischen enthalten nur wenig bis gar nichts Neues. Dass die Wissenschaft in der Schmerzfrage nur sehr schleppend vorankommt, erstaunt nicht. Dass Thema ist wahnsinnig komplex und die «Forschungsergebnisse» lassen meistens mehrere Interpretationen zu.
Aussagekräftig sind deshalb vor allem die daraus resultierenden Empfehlungen der Kommission. Diese betreffen natürlich nicht nur den Fischfang, sondern auch die Hälterung, die Zucht und Tierversuche.
Fische essen soll möglich bleiben
Eine Minderheit der EKAH fordert ein generelles Verbot des Fischfangs. Die Mehrheit vertritt hingegen die sogenannte Güterabwägung: Fische dürfen gefangen werden, wenn der «Nutzen» des Fangs höher einzustufen ist als die Beeinträchtigung des Tierwohls. Das ist ziemlich genau das, was im Schweizer Gesetz steht! Ein rein profitorientiertes Interesse rechtfertigt für die Mehrheit der Kommission den Fischfang nicht. Ausserdem wird eine schmerzfreie Tötung gefordert. Schwammiger gehts nicht!
Statt sich wirklich eingehend und kritisch mit den moralischen Abgründen der kommerziellen Fischerei auseinanderzusetzen, gerät im EKAH-Bericht erstaunlicherweise die Angelfischerei ins Visier der Ethiker. In Anbetracht der zahlenmässig betroffenen Fische ist diese Gewichtung ein wenig fragwürdig. Die Tatsache, dass die Empfehlungen einer Ethikkommission die mächtige Lobby der kommerziellen Fischerei kaum beeindrucken, ist eine mögliche Erklärung.
SaNa-WK?
Bei der Angelfischerei werden dann die Forderungen der Ethiker um einiges konkreter. Die Kommission empfiehlt einstimmig, dass die Ausbildungsunterlagen für den Sachkundenachweis regelmässig mit den neusten Forschungsergebnissen harmonisiert werden sollen. Zusätzlich wird von der EKAH empfohlen, dass die von der SaNa-Pflicht entbundene Tageskartenfischerei abgeschafft wird.
Ok. Und nun wird es (endlich) wirklich interessant: «Zudem sollen die zum Erwerb von Fischerlizenzen notwendigen Fachkenntnisse regelmässig kontrolliert werden.» Was heisst das? SaNa-Wiederholungskurs mit Prüfung einmal pro Jahr? Die Wissenschaftler kommen nicht wirklich voran, möchten aber, dass die Fischer den alten Zopf regelmässig durchkauen. Jeder Fischer weiss, wie er einen Fisch töten muss – allzu kompliziert ist die Sache ja nicht.
Ein wilder Fisch der in einem Schweizer Gewässer von einem Fischer mit der Rute gefangen und anschliessend getötet wird, zieht wahrscheinlich das beste Los aller Fische, die von Menschen verspiesen werden. Zudem beschäftigen sich die Fischer schon lange und intensiv mit den ethischen Aspekten ihres Hobbys. Der Schweizerische Fischerei-Verband SFV hat zu dem Thema schon längst einen Ethik-Kodex verfasst, an den sich die überwiegende Mehrheit der Schweizer Fischer hält. Wieso soll gerade diese nachhaltige und selektive Art der Fischerei nicht gefördert, sondern weiter eingeschränkt werden?
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