Drei Mal Werfen mit Einleiern bitte
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Drei Mal Werfen mit Einleiern bitte
30 | 12 | 2024 | Schweiz | Diverses | 1 | 555 |
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In Fischen aus Basler und Tessiner Gewässern wurden kürzlich sogenannte «Ewigkeitschemikalien» in bedenklichen Konzentrationen gefunden. Weitere Funde der hochgiftigen Stoffe dürften bevorstehen. Was bedeutet das?
Es war eine Meldung, die aufhorchen liess: Fischer, die selbstgefangenen Fisch aus einem Basler Gewässer verzehren, sollen dies nicht öfter als einmal im Monat tun. Diese Verzehrempfehlung gaben die Behörden der beiden Basel Ende September heraus.
Der Grund: In verschiedenen Fischarten unterschiedlicher Gewässer und Gewässerabschnitte aus beiden Kantonen wurden Chemikalien in Konzentrationen gefunden, die teilweise über dem Grenzwert lagen. Die Meldung sorgte für nationale Schlagzeilen. «Fische in Basel mit Chemikalie PFAS verseucht», titelte etwa der Blick.
Die Abkürzung PFAS steht für «per- und polyfluorierte Alkylverbindungen». Es handelt sich dabei um synthetische, das heisst natürlich nicht vorkommende Stoffe, die aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften in vielen verschiedenen Bereichen des Alltags verwendet werden – etwa in wasserabweisender Kleidung, Pfannen mit Antihaftbeschichtung, Feuerlöschschaum, Medizinaltechnik oder verschiedenen industriellen Prozessen. Auch als Zusatzstoffe in Pflanzenschutzprodukten finden sie Verwendung, um die Wirksamkeit von Pestiziden zu verbessern.
Das Besondere an PFAS ist, dass sie eine enorm hohe Langlebigkeit aufweisen. Das heisst, dass sie sich in Umwelt, Tieren – und über die Nahrungskette damit auch in uns Menschen – kaum abbauen, sondern immer weiter anreichern. Man nennt sie deshalb auch «Ewigkeitschemikalien».
Die Folgen dieser unkontrollierten Anreicherung seien bedenklich, sagt Andrin Krähenbühl von der Fischereiberatungsstelle FIBER des Wasserforschungsinstituts Eawag der ETH Zürich. Grundsätzlich sei das natürlich besorgniserregend. PFAS könnten die Gesundheit gefährden, so habe man zum Beispiel ein erhöhtes Risiko für Leberschäden. Gut sei, dass die Fischer mit den Messungen Klarheit hätten und ihren Verzehr individuell anpassen könnten.
Der Biologe weist aber auch auf einen anderen Punkt hin: «Nebst dem Menschen besteht auch ein Risiko für die Wasserlebewesen selbst.» Verschiedene potenziell negative Auswirkungen auf die Fortpflanzung und die Reproduktion von Wirbellosen und Fischen durch chronische Belastung seien aus Laborversuchen bekannt, so Krähenbühl, aber diese Auswirkungen seien noch nicht gut untersucht.
«Bei der Herstellung, dem Gebrauch oder der Entsorgung von PFAS-haltigen Produkten können Abwässer, Luftemissionen und Abfälle entstehen und die PFAS können in die Umwelt eingetragen werden», sagt Humantoxikologie-Experte Lothar Aicher vom «Swiss Center for Applied Human Toxicology» an der Universität Basel. Da sie sich dort nur sehr langsam abbauten, reicherten sie sich in Böden und Wasserquellen an und gelangten damit indirekt über die Nahrungsmittelkette wieder in den Menschen.
Akute, kurzfristige Gesundheitsrisiken stehen dabei nicht im Fokus. Besorgniserregender seien die Risiken, die mit der kontinuierlichen, langfristigen Belastung einhergehen. Lothar Aicher nennt im Gespräch mit «Petri-Heil» insbesondere folgende Punkte:
Angesichts der sehr breiten Anwendung von PFAS stellt sich die Frage, ob es sich um ein gesamtschweizerisches Problem handelt. Dazu Krähenbühl: «Es ist davon auszugehen, dass PFAS heute in allen Gewässern in tieferen oder höheren Konzentrationen vorkommen.» Aktuell würden verschiedene lokale Messungen stattfinden. Diese seien wichtig, um Klarheit zu schaffen.
Dass auch Fische in anderen Schweizer Gewässern belastet sind, sei schon heute bekannt, so der Biologe weiter: «So wurden im Wallis in stark belasteten Gewässerabschnitten auch in den Fischen so hohe Werte gemessen, dass die Fischerei in zwei Teichen und einem Kanal verboten werden musste.» Die Belastung könne aber je nach Region sehr unterschiedlich sein.
Krähenbühl weist ausserdem darauf hin, dass es je nach Fischart unterschiedliche Grenzwerte gebe. «So gelten zum Beispiel für Egli und Felchen höhere Grenzwerte als für Hechte.» Aus biologischer Sicht sei dies eigentlich nicht sinnvoll, so der FIBER-Experte, die Festlegung der Grenzwerte sei im Hinblick auf ökonomische Kriterien erfolgt: «Aus wirtschaftlicher Sicht wichtige Arten wurden höher priorisiert. Die Berufsfischerei ist wahrscheinlich dankbar dafür.»
Danach gefragt, ob man den Verzehr von selbstgefangenen Fischen in der ganzen Schweiz reduzieren sollte, meint Krähenbühl – selbst ein leidenschaftlicher Fischer – , dass eine gewisse Vorsicht sicherlich gut sei. Es könnte sich vielleicht in Zukunft wirklich anbieten, die Belastungen der verschiedenen Gewässer vor dem Fischen anzuschauen. Generell vom Verzehr abraten würde er aber beim aktuellen Wissensstand zu PFAS nicht – mit einem Vorbehalt: «Die Leber von Fischen würde ich vielleicht nicht mehr unbedingt essen, da dort die Belastungen deutlich höher sind als in den Filets.»
Fragwürdige Praxis: Wirtschaftlich wichtige Fische wie Felchen und Egli haben einen höheren Grenzwert als beispielsweise der Hecht.
Dass PFAS auch in anderen Regionen der Schweiz in den vergangenen Monaten zum Thema wurden, zeigt sich am Beispiel des Tessins. Erst Mitte November berichtete das SRF, dass einzelne Fischarten im Luganersee die PFAS-Grenzwerte bis zum Zehnfachen überschreiten.
Betroffen sind nicht nur die Gewässer und deren Bewohner. Auch die Landwirtschaft wurde vom Thema auf dem falschen Fuss erwischt. So wurde kürzlich bekannt, dass etwa gewisse landwirtschaftliche Flächen im Kanton St.?Gallen und die auf ihnen erzeugten Fleischprodukte die Grenzwerte teilweise nicht einhalten. Das berichteten in den vergangenen Monaten sowohl regionale als auch nationale Medien.
Recherchen von «Petri-Heil» zeigen, dass das Thema den Fischereiverwaltungen unter den Nägeln zu brennen scheint. Ähnliche Untersuchungen wie jene in den beiden Basel und im Tessin dürften demnächst auch aus anderen Kantonen publiziert werden. Auf Anfragen an Fischereiverwaltungen in verschiedenen Kantonen hin erhielt «Petri-Heil» entweder gar keine Antwort oder die Auskunft, dass Untersuchungsergebnisse bald veröffentlicht würden.
Klartext spricht hingegen der Schweizerische Fischerei-Verband (SFV). «Die Ergebnisse aus Basel-Stadt und Baselland machen uns betroffen», sagt SFV-Geschäftsführer David Bittner. Auch er geht davon aus, dass das Problem die gesamte Schweiz betrifft: «Es ist anzunehmen, dass andernorts mit ähnlichen Siedlungsräumen dieselben Ergebnisse gefunden würden.» Für gewisse Risikogruppen, etwa schwangere Frauen, seien die Empfehlungen der Behörden besonders ernst zu nehmen, so Bittner weiter. «Ansonsten appellieren wir an die Eigenverantwortung.»
Der SFV-Geschäftsführer stellt klare Forderungen an die Behörden, die seiner Meinung nach viel zu langsam handelten: «Die Behörden sollten endlich aufwachen. Die gut gemeinten Bemühungen sind zu langsam und es geht nur in kleinen Schritten vorwärts. Mut und Innovation und manchmal auch mehr Regulation sind gefragt.»
Wie Anfragen des «Petri-Heil» bei der Bundesverwaltung zeigen, scheint sich diese ebenfalls bereits intensiv mit dem PFAS-Thema zu beschäftigen. «Die Resultate der Studie aus den beiden Basel sind vergleichbar mit weiteren Studien zu PFAS in Fischen aus Schweizer Gewässern», sagt Robin Poell, Mediensprecher beim Bundesamt für Umwelt (BAFU).
In einer Auflistung nennt er unter anderem sowohl Steh- als auch Fliessgewässer aus den Kantonen St. Gallen, Wallis, Waadt, Neuenburg, Graubünden und Thurgau. Die Frage, ob angesichts dieser nahezu schweizweiten Belastung eine nationale Verzehrempfehlung analog zu beiden Basel angebracht sei, sollte gemäss Poell dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) gestellt werden.
Dieses schreibt: «Aktuell stimmt sich das BLV mit dem Verband der Kantonschemikerinnen und Kantonschemiker über Messungen von PFAS in verschiedenen Lebensmittelkategorien ab, um einen besseren Überblick über die Belastung zu erhalten.»
BLV-Sprecherin Tiziana Boebner-Lombardo schreibt weiter: «Das Eidgenössische Institut für Metrologie (METAS) hat in einer Voruntersuchung für das BLV im Jahr 2023 Fische aus fünf Schweizer Regionen auf die Präsenz von PFAS analysiert. In 82 der 83 Proben waren PFAS nachweisbar.» Besonders belastet sind laut der erwähnten Untersuchung aus dem Jahr 2023 subalpine Seen. In hochalpinen Gewässern und Flüssen sei die Belastung niedriger.
Es lasse sich nicht komplett vermeiden, dass man PFAS aufnimmt, so die BLV-Sprecherin. Die Aufnahme lasse sich aber reduzieren, indem man sich ausgewogen und abwechslungsreich ernährt. «Eine generelle Empfehlung an Schweizer Fischerinnen und Fischer ist in diesem Sinn nicht angebracht», bilanziert Boebner-Lombardo. Aber: «Es gibt noch nicht genügend wissenschaftliche Daten zu den Auswirkungen von PFAS in Lebensmitteln. Die Aufnahme von PFAS sollte deshalb minimiert werden.»
Aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse zu Auswirkungen von PFAS auf das Immunsystem hat die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) im Jahr 2020 für die Summe der vier in der Nahrung am häufigsten vorkommenden PFAS einen extrem niedrigen Grenzwert festgelegt. Er soll Kinder vor den negativen Auswirkungen auf das Immunsystem schützen. In der EU wird sogar ein komplettes Verbot von PFAS diskutiert.
In der Schweiz ist die Bundespolitik vor zwei Jahren auf das Thema aufmerksam geworden. Im Dezember 2022 hat der Nationalrat einen Vorstoss der damaligen Zürcher Nationalrätin (heute Ständerätin) Tiana Angelina Moser (GLP) an den Bundesrat überwiesen. Sie forderte die Regierung darin auf, einen Aktionsplan zur Reduktion der Umweltbelastung durch PFAS zu prüfen und argumentierte dabei mit der Giftigkeit der Stoffe.
In seiner Stellungnahme vom Februar 2023 wies der Bundesrat interessanterweise darauf hin, dass sich «der Gesetzesvollzug für die Kantone (…) im Bereich Verzehr von Wildtieren, zum Beispiel Fischen, schwierig gestaltet». Ausserdem wies der Bundesrat darauf hin, dass in der EU gegenwärtig umfassende Beschränkungen ausgearbeitet würden. Die zuständigen Bundesämter verfolgten die Entwicklungen in der EU und würden entsprechende Regelungen für die Schweiz prüfen. Die zahlreichen aktuell stattfindenden Messungen in der Schweiz dürften damit zusammenhängen.
«Die Situation ist ein Dilemma», bilanziert Humantoxikologie-Experte Lothar Aicher, «weil man kurzfristige Vorteile der Nutzung dieser Substanzen in verschiedenen Anwendungen den langfristigen Risiken für Mensch und Umwelt gegenüberstellen muss.» Diese Risiko-Nutzen-Abwägung sei sehr komplex. Hinzu kommt, so der Experte: «Ein Hauptproblem bei der Risiko-Nutzen-Abwägung ist, dass noch nicht alle Auswirkungen von PFAS auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt vollständig verstanden sind.» Und: PFAS seien eine grosse Gruppe von Chemikalien mit unterschiedlichen Strukturen, und nicht alle hätten die gleichen schädlichen Eigenschaften. «Es gibt zwar immer mehr Studien zu den negativen Auswirkungen, aber viele Fragen sind noch offen.»
Zusätzlich schwieriger wird die Situation, da es für manche Anwendungen der PFAS, etwa bei der Brandbekämpfung oder bei bestimmten medizinischen Anwendungen, noch immer keinen direkten Ersatz gibt.
Was eine Verzehrsempfehlung angeht, weist Aicher darauf hin, es werde häufig geraten, den Verzehr auf einige wenige Mahlzeiten pro Jahr zu beschränken. «Diese Empfehlungen sind sinnvoll, weil sie bei den Konsumenten das Bewusstsein für die Gesundheitsrisiken schärft und sie über sinnvolle Alternativen nachdenken lässt, um die Risiken zu minimieren.»
Und noch einen praxisrelevanten Tipp nennt Aicher: «Da sich PFAS in Lebewesen über die Zeit anreichern, ist es sicher richtig, davon auszugehen, dass ältere Individuen tendenziell stärker belastet sind als jüngere.»
A. Pollmann
Ja, da haben die geschmierten Politiker und Ämter wieder mal schön verk…!!! Und dann will man mal der guten, alten EU zuschauen, bevor man selbst Entscheide trifft! Leute!! Wollen wir von solchen rückgratlosen EU-Marionetten regiert werden?! Solche Stoffe gehören sofort verboten - aber dann kann Rösti und Co den Lobby-Verbrechern eben nicht mehr in die Augen schauen!
Und der beste Punkt ist, dass PFAS nun auch noch für die sonst schon oft wirkungslosen Impfungen des PFAS-Hauptverschmutzers (Pharma) verantwortlich sein soll! Dass ich nicht lache Leute!!
Zu was ist diese Schweiz nur verkommen?!