Nymphen im Fokus
28 | 02 | 2022 PraxisText & Fotos: Harald Bayler 03562
28 | 02 | 2022 Praxis
Text & Fotos: Harald Bayler 0 3562

Nymphen im Fokus

Kleines Detail, grosse Wirkung

Durch das Hinzufügen kleiner Details macht Harald Bayler seine «normalen» Nymphen bereit für Situationen, in denen die Fischerei kniffliger wird. Hier zeigt er Dir für den Saisonstart seine vier besten Fliegen mit Bisspunkt.


Jeder von uns kennt die Tage, an denen es am Wasser einfach nicht rund läuft. Die Fische sind da, aber wollen nicht beissen. Solche Tage gibt es immer wieder und oftmals gibt es ganz einfache Gründe, aus denen Fische unsere Fliegen schlichtweg ignorieren. Wie wir Menschen reagieren auch Fische auf Umwelteinflüsse und sind an manchen Tagen einfach weniger aktiv. Starke Temperaturschwankungen und wechselnde Pegelstände wirken sich besonders auf ihre Aktivität und das Fressverhalten aus. Besonders im Frühling, zum Saisonstart, haben wir es nicht immer mit idealen Bedingungen am Wasser zu tun. Das Wetter ist wechselhaft und die Temperaturschwankungen über den Tag sind noch gross. Dazu kommen mancherorts Schmelzwasser und wechselnde Pegelstände, die oftmals mit einer Eintrübung des Wassers verbunden sind. Wir haben auf diese Faktoren keinerlei Einfluss und müssen die Gegebenheiten akzeptieren, wie sie sind. Was wir aber tun können, ist uns auf bestimmte Situationen einzustellen. Denn nur weil die Bedingungen am Wasser scheinbar nicht ideal sind, sollten wir nicht aufgeben.

 Je nach Grösse des farbigen Akzents setzt Harald auf buntes Bindegarn (z. B. bunter Kopfknoten) ...

Je nach Grösse des farbigen Akzents setzt Harald auf buntes Bindegarn (z. B. bunter Kopfknoten) ...

 ... Bauschgarn aus dem Bastelladen (z. B. bunte Flügelscheide) ...

... Bauschgarn aus dem Bastelladen (z. B. bunte Flügelscheide) ...

 ... oder bindet gleich farbiges Dubbing mit ein (z. B. buntes Abdomen).

... oder bindet gleich farbiges Dubbing mit ein (z. B. buntes Abdomen).


Wenn Normal versagt

Unsere Fliegen, die sonst immer fangen, können auch mal nicht zu den Bedingungen am Wasser passen. Das Verblüffende ist, dass es oft nur sehr kleine Details an Fliegen sind, die am Ende einen grossen Unterschied ausmachen. Ein kleines Detail, auf das ich bei vielen meiner Nymphen an schwierigen Tagen nicht mehr verzichten möchte, ist der Bisspunkt.

Wir Fliegenfischer gehen immer davon aus, dass klares Wasser und niedrige Pegelstände für uns ideal sind. Sobald das Wasser höher und angetrübt ist, überlegen wir uns schon, ob sich der Versuch überhaupt noch lohnt. Indessen haben wir jedoch meist bessere Chancen, einen Fisch zu fangen, wenn das Wasser weniger sichtig und etwas höher ist. Auch bei solchen Bedingungen müssen Fische schliesslich fressen. Hohes Wasser kommt uns dabei oft sogar zugute, da sich die Fische näher am Ufer einstellen und nicht verteilt im Fluss stehen. Dementsprechend können wir bei höherem und angetrübtem Wasser durchaus gute, manchmal sogar weitaus bessere Chancen haben als bei Normalpegel. Die Fische haben Hunger, sie können die natürlichen Nährtiere nicht so gut erkennen, beissen also argloser und sie stehen konzentriert am Ufer, um sich vor der Strömung zu schützen. Jedoch kann es passieren, dass bei einer Trübung unsere klassischen Fliegen an ihre Grenzen stos­sen. Salmoniden sind Sichträuber, und wenn die Sichtverhältnisse im Wasser schlechter werden, kann es nicht schaden, wenn die Fliege etwas auffälliger wird. Nur die Fliege, die einigermassen gut gesehen wird, kann auch genommen werden. Darum braucht man jetzt Muster, die etwas mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. In solchen Situationen­ kommen bei mir meistens Fliegen mit Bisspunkt zum Einsatz.


Hare’s Ear Jig

 Die Hasenohrnymphe gehört über das ganze Jahr zu meinen absoluten Lieblingen in der Fliegendose. Vor allem im Frühling in der Grösse 12–14 ist diese Fliege ein sehr guter Allrounder für die Fischerei auf Forellen. Der kleine Bisspunkt hinter der Kopfperle kann mit Bindefaden in verschiedenen Farben gebunden werden und erhöht die Reizwirkung des Klassikers bei angetrübtem Wasser.

Die Hasenohrnymphe gehört über das ganze Jahr zu meinen absoluten Lieblingen in der Fliegendose. Vor allem im Frühling in der Grösse 12–14 ist diese Fliege ein sehr guter Allrounder für die Fischerei auf Forellen. Der kleine Bisspunkt hinter der Kopfperle kann mit Bindefaden in verschiedenen Farben gebunden werden und erhöht die Reizwirkung des Klassikers bei angetrübtem Wasser.

Material

 
Haken Ahrex FW551 Gr. 12–16
Kopfperle Tungstenperle geschlitzt 3,3 mm–2,3 mm
Faden A&M GSP Dyneema Thread 50D Weiss
Schwanzfibern Wapsi Softhackle Hen (Saddle Patch) Farbe: HP22 Speckled Brown
Rippung Draht 0,12 mm Farbe: Gold
Körper Wapsi Natural Fur Farbe: NB239 Australian Opossum
Thorax Dubbing Kaninchen Natur

 

Black Mayfly

 Diese kleine Nymphe kommt bei mir dann zum Einsatz, wenn ich kleinere dunkle Eintagsfliegenlarven imitieren möchte. Beim Bisspunkt setze ich hier gerne auf Pink. Die Kombination aus Schwarz und Pink ist vor allem für Äschen sehr verlockend. Um einen zusätzlichen Effekt einzuarbeiten, wird der Thorax aus irisierendem Dubbing gebunden. Neben Schwarz funktioniert auch Peacock gut als Farbe. Eine erfolgreiche Nymphe fürs ganze Jahr.

Diese kleine Nymphe kommt bei mir dann zum Einsatz, wenn ich kleinere dunkle Eintagsfliegenlarven imitieren möchte. Beim Bisspunkt setze ich hier gerne auf Pink. Die Kombination aus Schwarz und Pink ist vor allem für Äschen sehr verlockend. Um einen zusätzlichen Effekt einzuarbeiten, wird der Thorax aus irisierendem Dubbing gebunden. Neben Schwarz funktioniert auch Peacock gut als Farbe. Eine erfolgreiche Nymphe fürs ganze Jahr.

Material

 
Haken Ahrex FW551 Gr. 14–16
Kopfperle Tungstenperle Slotted 3,0 mm –2,3 mm
Faden A&M GSP Dyneema Thread 50D Weiss
Schwanzfibern Rebhuhn Natur
Bisspunkt Ultra Thread 70 Farbe: Fl. Pink
Rippung Draht 0,12 mm Farbe: Kupfer
Körper Hends Superfine Farbe: 39 (Black)
Thorax Flies & More UV-Ice Dubbing Farbe: Black

 

Peeping Caddis Variante

 Die Peeping Caddis ist ein einfaches Beispiel dafür, wie der Bisspunkt auch dazu genutzt werden kann, eine Fliege natürlicher erscheinen zu lassen. Diese Fliege imitiert eine Köcherfliegenlarve, die mit Körper und Beinen aus ihrem Haus ragt. Ein sehr guter Allrounder, der über das ganze Jahr fängt. Neben Grün eignet sich hier auch ein kräftiges Dottergelb für den Bisspunkt.

Die Peeping Caddis ist ein einfaches Beispiel dafür, wie der Bisspunkt auch dazu genutzt werden kann, eine Fliege natürlicher erscheinen zu lassen. Diese Fliege imitiert eine Köcherfliegenlarve, die mit Körper und Beinen aus ihrem Haus ragt. Ein sehr guter Allrounder, der über das ganze Jahr fängt. Neben Grün eignet sich hier auch ein kräftiges Dottergelb für den Bisspunkt.

Material

 
Haken Ahrex FW541 Gr. 10 –14
Kopfperle Tungstenperle Slotted 3,3 mm –2,3 mm
Beschwerung Bleidraht rund 0,3 mm
Faden A&M GSP Dyneema Thread 50D Weiss
Bisspunkt Antron Dubbing Farbe: Grün 
Schwanzfibern Rebhuhn Natur
Körper Dubbing Kaninchen Natur

 

Nicht übertreiben

Forellen und Äschen können winzige Unterschiede erkennen und reagieren bereits auf kleinste optische Reize. Der Bisspunkt an sich mag auf uns recht unscheinbar wirken, doch die Wirkung auf den Fisch ist gross! 

Der Vorteil bei Fliegen mit Bisspunkt gegenüber reinen Reizfliegen liegt darin, dass sie den Fisch neugierig machen, aber nicht überreizen. Die Fliege wirkt noch natürlich, hat aber ein kleines Detail, das sie für den Fisch interessant macht. Ein Bisspunkt ist nichts anderes als ein auffälliger Fleck an unserer Fliege. Hierfür können Materialien wie Bindegarn, Dubbing, Wolle, Nähgarn und vieles mehr verwendet werden. Die Aufgabe des Bisspunkts ist es, eine gute Fliege für den Fisch noch reizvoller zu machen. Salmoniden reagieren sehr gut auf Farben und lassen sich damit aus der Reserve locken. Bei schlechten Sichtverhältnissen setze ich auf Knalliges wie Pink, Orange und Rot. Ist das Wasser dagegen sichtig, bevorzuge ich weniger aufreizende Farben wie Gelb und Grün. Vor allem diese beiden Farben sind auch in der Natur häufig bei Insekten zu finden. Eine Köcherfliege, die aus ihrem Köcher ragt, kann mit einem gelben oder grünen Bisspunkt natürlich und dennoch auffällig imitiert werden. 

Bei der Platzierung des Bisspunkts kann man als Fliegenbinder recht kreativ sein. In der Regel arbeite ich den Bisspunkt bei meinen Fliegen am Hakenbogen und Thorax ein. Hier setze ich nur auf einen kleinen Punkt. Für grössere Reizpunkte nutze ich gerne Nähgarn als Rückenpanzer oder Flügelscheide. Nicht vergessen: Weniger ist mehr! Man kann den Bisspunkt tatsächlich recht klein einbinden und dennoch eine grosse Reizwirkung erzielen. Ist die Fliege am Ende nur noch bunt, verkehrt sich die Reizwirkung in Abschreckung. Fliegen mit Bisspunkt sollten eine natürliche Imitation bleiben – um einem kleinen Reiz ergänzt. So können wir eine wirklich gute Fliege erschaffen, die sowohl der Reizfliege als auch der ganz natürlichen Version in mancher Situation überlegen ist.

Fliegen mit Bisspunkt kommen bei mir, wie erwähnt, dann zum Einsatz, wenn die Sichtverhältnisse im Wasser schwierig werden. Doch auch bei inaktiven oder zumindest etwas trägen Fischen setze ich auf den Zusatzreiz – der Bisspunkt kann immer noch das eine oder andere Exemplar zum Zuschnappen verleiten. 


Situationen für den Bisspunkt

Ein nachvollziehbarer Grund für verminderte Fischaktivität sind zum Beispiel Temperaturschwankungen. Kühlt das Wasser schnell ab, muss man damit rechnen, dass die Fische ihre Nahrungsaufnahme stark zurückfahren. Doch selbst in solch einem Szenario spürt man einen deutlichen Vorteil von Fliegen mit dem Bisspunkt gegenüber normalen Mustern. Neugierde oder gar Aggressivität verleiten den Fisch doch noch zu einer Reaktion.

Sind die Fische jedoch aktiv, im «Normalmodus», und wir haben klares Wasser, flaut der positive Effekt des Bisspunkts ab. Vor allem wenn die Fische solche Fliegen kennen und schon schlechte Erfahrungen damit gemacht haben, schreckt der vermeintliche Reiz eher ab. Hier kommt es häufig vor, dass eine unscheinbare Fliege ohne Bisspunkt deutlich besser fängt. Kennen Fische den Bisspunkt jedoch nicht, ist die Reizwirkung auch bei sichtigem Wasser extrem hoch.

Wie bereits erwähnt, zeigen Nymphen mit Bisspunkt gerade im zeitigen Frühling ihre Stärken. Dies liegt an den oft suboptimalen Bedingungen, aber natürlich auch daran, dass die Fische etliche Monate lang keine entsprechend auffälligen Muster gesehen haben. Grundsätzlich sollten diese Muster aber das ganze Jahr hindurch in keiner Dose fehlen. Mit der Positionierung, Farbe und Menge der reizenden Bindematerialien solltest Du herumprobieren. Vielleicht sind meine hier gezeigten Muster ja ein guter Anreiz – aber entwickle unbedingt Deinen eigenen Stil! Viel Spass am Bindetisch und am Wasser einen erfolgreichen Saisonstart.


Black & Orange

Ich kann gar nicht sagen, wie oft mir diese Fliege schon den Tag gerettet hat. Die Black & Orange lässt sich in zahlreichen Farben binden und ist vor allem im Frühling ein sehr gutes Muster, um grössere Eintagsfliegenlarven zu imitieren. Neben der Ausführung in Schwarz sind auch Farben wie Braun & Orange oder Creme & Orange sehr erfolgreich. Ein zuverlässiges Muster, zu dem ich auch immer wieder gerne greife, wenn kaltes Schmelzwasser ins Spiel kommt.

 1. Kopfperle aufziehen, Grundwicklung mit Verdickung am Hakenbogen aufbringen. Schwanz­fibern so einbinden, dass sie nach hinten abstehen, bis zum Thorax niederbinden, Überstand entfernen.

1. Kopfperle aufziehen, Grundwicklung mit Verdickung am Hakenbogen aufbringen. Schwanz­fibern so einbinden, dass sie nach hinten abstehen, bis zum Thorax niederbinden, Überstand entfernen.

 2. Kupferdraht und Bauschgarn nacheinander auf ganzer Hakenlänge anlegen und bis zum Schwanz niederbinden. Etwas Dubbing um den Faden spinnen.

2. Kupferdraht und Bauschgarn nacheinander auf ganzer Hakenlänge anlegen und bis zum Schwanz niederbinden. Etwas Dubbing um den Faden spinnen.

 3. Mit Dubbingstrang einen leicht konischen Körper formen. Bauschgarn mittig über den Rücken legen und den Körper in entgegengesetzter Richtung zum Dubbing mit Kupferdraht rippen, sichern. Den Faden spalten und Dubbing einklemmen.

3. Mit Dubbingstrang einen leicht konischen Körper formen. Bauschgarn mittig über den Rücken legen und den Körper in entgegengesetzter Richtung zum Dubbing mit Kupferdraht rippen, sichern. Den Faden spalten und Dubbing einklemmen.

 4. Bobbin rotieren, mit Dubbingstrang den Thorax bilden. Nach jeder Wicklung die Haare in Richtung Hakenbogen streichen. Mit doppeltem Kopfknoten sichern und fertig ist die «Black and Orange».

4. Bobbin rotieren, mit Dubbingstrang den Thorax bilden. Nach jeder Wicklung die Haare in Richtung Hakenbogen streichen. Mit doppeltem Kopfknoten sichern und fertig ist die «Black and Orange».

Material

 
Haken Ahrex FW541 Gr. 12–16
Kopfperle Tungstenperle Slotted 3,3 mm–2,3 mm
Faden A&M GSP Dyneema Thread 50D Weiss
Schwanzfibern Rebhuhn Natur
Rückenpanzer Bauschgarn Aeroflock Madeira Farbe: Orange
Rippung Draht 0,14 mm Farbe: Kupfer
Körper Hends Superfine Farbe: 39 (Black)
Thorax SLF Squirrel Farbe: SLFS08 (Black)

 

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