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Ronnys Lieblingsköder


28 | 08 | 2023 | Praxis | ![]() | ![]() |
28 | 08 | 2023 | Praxis |
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Für viele Fischer ist der Fang eines Amerikanischen Seesaiblings (Salvelinus Namaycush) ein grosser Traum – es muss aber nicht beim Traum bleiben. Denn es ist gar nicht so schwierig, einen Namaycush zu fangen, wenn man ein paar Punkte über das Verhalten des Fischs kennt.
Generell wird auf Namaycush meiner Meinung nach zu tief gefischt. Dies hängt sicher auch daran, dass im Zusammenhang mit dieser Fischart ebenso vom «Räuber in der Tiefe» gesprochen wird. Und natürlich fühlt sich der Namaycush in Tiefen bis über 50 Meter wohl. Gewiss werden in den USA und Kanada teilweise in solchen Tiefen riesige Exemplare gefangen. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass in Tiefen von 5 bis 20 Metern mein Fangerfolg am grössten ist. Natürlich sollte man Faktoren wie die Jahreszeit oder die Gewässertemperatur in seine Überlegungen miteinbeziehen. Salmoniden mögen kaltes Wasser, und dort sollte man auch auf sie fischen. Am frühen Morgen oder am Abend wagen die Tiefseeräuber oftmals auch einen Abstecher in die Flachwasserzonen: Nicht selten konnte ich schöne Exemplare in Tiefen von weniger als einem Meter fangen.
Gemäss Studien, wie sie beispielsweise an den Engadiner Talseen durchgeführt wurden, ist der Namaycush ein rastloser Fisch und prinzipiell im gesamten Gewässer anzutreffen. Dennoch gibt es Hotspots, an denen sich die Fische längere Zeit über aufhalten. Solche sind zum Beispiel scharf abfallende Kanten oder Unterwasserbuchten, die es dem Räuber ermöglichen, seine Beute in die Enge zu treiben. Ich fische ausserdem gerne Stellen ab, die einen steinigen Grund aufweisen. Je grösser die Felsbrocken unter Wasser, desto eher ist ein Namaycush da anzutreffen. Diese bieten den Kanadischen Seesaiblingen, wie der Fisch in der Schweiz auch genannt wird, Versteckmöglichkeiten und locken oftmals auch Futterfische an. Leider geht dies auch häufig zulasten eines grösseren Hängerrisikos. Und wie für fast alle Fischarten sind auch Bacheinläufe immer einen Versuch wert.
Um gezielt auf Namaycush zu angeln, lohnt es sich, möglichst viel über das Gewässer in Erfahrung zu bringen. Zum Beispiel ist es wichtig zu wissen, ob Futterfische wie Elritzen im See vorkommen. Ist dies der Fall und erlaubt, bieten sich die Fischchen natürlich als Köder an. Wimmelt es von Mücken, kann sich sogar die Fischerei mit der Trockenfliege auf (vor allem juvenile) Namaycush auszahlen. Mit zunehmendem Alter und Grösse wird es aber immer schwieriger, die Räuber mit der (Trocken-)Fliege zu fangen, da sich die grösseren Exemplare kaum noch an der Oberfläche zeigen. Wenn möglich, sollte man vorab die Tiefseekarten studieren, um Hotspots erkennen zu können. Die Gewässerauswahl in der Schweiz, in denen Namaycush vorkommen, ist übrigens gross. Vor allem im Tessin, Bündnerland, Wallis, Waadtland und in Uri gibt es eine Fülle an Bergseen mit einem guten Fischbestand.
Früh am Morgen oder dann gegen Abend lohnt es sich wie bereits erwähnt, die Flachwasserzonen zu befischen. Mit einem je nach Gewässertiefe flach laufenden Wobbler ist man dabei besonders effizient: Relativ schnell lässt sich so eine grosse Fläche abfischen. Den Wobbler werfe ich weit aus und kurble ihn mal schneller, mal langsamer ein. Alle paar Kurbelumdrehungen lege ich eine Spinnpause ein – nicht selten kommt genau in diesen Pausen ein knallharter Einschlag. Mein Lieblingswobbler für diese Art der Fischerei ist der Stucki Vagabond 110 SP in der Farbe Weiss. Dieser lässt sich sehr weit werfen und läuft äusserst verführerisch. Zu gross kann der Köder für hungrige Namaycush fast nicht sein. Auf den 11 Zentimeter langen Wobbler konnte ich schon Exemplare fangen, die kaum grösser als der Köder waren.
Diese Montage eignet sich in meinen Augen vor allem tagsüber, wenn die Aktivität deutlich nachlässt. Nun lohnt es sich oftmals nicht wirklich, den Löffel tausendmal ins Wasser zu werfen und einzukurbeln. Gerade bei schönem Wetter bietet es sich an, einen Stock tiefer zu fischen – perfekt für den sinkenden Sbirolino. Diesen fädle ich in der 10-20-Gramm Variante direkt durch die Hauptschnur und knüpfe diese an einen Wirbel mit Karabiner an. In den Karabiner hänge ich ein fertig montiertes Vorfach mit Haken an, die Vorfachlänge misst rund einen Meter.
Dann spiesse ich noch ein Styroporkügelchen durch den Haken aufs Vorfach auf, damit der Köder im Anschluss vom Boden aufschwebt. Als Köder verwende ich zwei Bienenmaden, die ich L-förmig anködere, oder ein totes Köderfischchen, das ich durch den Mund am Haken befestige. Nun ist die Montage fertig und nach dem Auswerfen lasse ich diese an gestreckter Schnur auf den Grund sinken. Ganz wichtig: Unbedingt die Bremse aufmachen, damit der Fisch bei einem Biss gleich Schnur nehmen kann. Jetzt kann man gemütlich auf den Biss warten, der hoffentlich früher oder später kommt. Alternativ kann man die Montage auch alle 5 bis10 Minuten um ein paar Meter einholen. Es gibt Tage, wo die Namaycush nur auf bewegte Köder reagieren und dies der Schlüssel zum Erfolg ist. Es kann sich ebenfalls lohnen, die Tiefe, in welcher der Köder angeboten wird, zu regulieren. Hierfür einfach ein kleines Bleischrot im gewünschten Abstand zum Auftriebskügelchen ans Vorfach klemmen. Oftmals können Zentimeter den entscheidenden Unterschied ausmachen. Wenn der Gewässergrund ausserdem eben ist und keine Hängergefahr droht, lege ich das Köderfischchen auch gerne direkt auf dem Boden ab. Hierzu einfach das Styroporkügelchen weglassen. Namaycush sind bekannt dafür, dass sie gerne Nahrung direkt vom Boden auflesen. Dieses Verhalten konnte ich beim Eisfischen auch schon des Öfteren mit meiner Unterwasserkamera festhalten.
Dies ist meine absolute Lieblingsmontage am Bergsee. Gerade an schwierigen Tagen, wenn mit Kunstködern einfach nichts zu machen ist, schlägt das Köderfischchen am Ende oftmals doch noch zu. Meine Montage ist dabei wirklich simpel: Ich kaufe mir ein fertiges Vorfach bestehend aus einem Einfachhaken und daran fertig angeknüpft ein verschiebbarer Dreifachhaken. Diese Montage hänge ich mittels kleinem Karabiner direkt an die Hauptschnur. Am Vorfach klemme ich ein kleines 3 bis 6 Gramm schweres Schrotblei an, der Abstand zum Haken beträgt zwischen 20 und 70 Zentimeter. Den Einzelhaken steche ich zuerst durch ein Auftriebskügelchen und danach durch das Maul des toten Köderfischchens. Einen Schenkel des Drillings steche ich hinter der Rückenflosse des Köderfischchens durch – fertig! Nun auswerfen, bis auf den Grund absinken lassen und Kurbelumdrehung um Kurbelumdrehung einholen. Dabei die Montage immer wieder ganz absinken lassen. Spürt man einen Biss, nicht gleich anschlagen, sondern sofort etwas Schnur geben, damit der Fisch keinen Widerstand spürt. Läuft die Schnur nach ein paar Sekunden immer noch, kann der Anhieb gesetzt werden. Mit dieser Montage suche ich das Gewässer aktiv nach Fischen ab. Die Montage kann aber natürlich auch passiv gefischt werden und wie bei der Methode mit dem Sbirolino einfach auf Grund abgelegt werden. Nachteil gegenüber der Montage mit dem Sbirolino ist hierbei die geringere Wurfweite sowie das grössere Hängerrisiko. Dafür kann filigraner gefischt werden und die Methode ist unauffälliger. Besonders spannend finde ich diese Methode auch, wenn man Fische auf Sicht anwerfen kann. Oftmals verfolgen die Namaycush das Fischchen bis vor die Füsse. Ein letzter Twitch kann nun die Entscheidung über Erfolg oder Misserfolg bringen.
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