Grossfelchen [| Die magischen 50 Zentimeter]
07 | 04 | 2023 PraxisText & Fotos: Markus Iten 25541
07 | 04 | 2023 Praxis
Text & Fotos: Markus Iten 2 5541

Grossfelchen | Die magischen 50 Zentimeter

Kann man gezielt auf grosse Felchen fischen oder ist deren Fang Glücksache? Markus Iten alias «Felchenfreak» hat viele grosse Felchen gefangen und verrät uns seine Tipps dazu.


Ich mag mich gut an meine erste Felche über 50 cm erinnern: Es war Winter und wir waren ein kleines Grüppchen von Booten. Die Fischer nebenan fingen Felchen. Die Spitze meiner Felchenrute hingegen hatte bei dieser Kälte absolut keine Lust, sich zu bewegen. Aber ich harrte aus und nach Stunden zeigte die Rute endlich einen feinen Biss an! Nach dem Anschlag spürte ich einen heftigen Widerstand. Schliesslich landete eine grosse Felche im Netz: 52 cm, der Bann war gebrochen! Ich wurde wie ein Held rundum gefeiert und natürlich erschien danach ein Bild von mir im «Petri-Heil», damals noch in der Form einer Zeitung, also schon etwas länger her. Obwohl ich in den letzten Jahren viele Felchen über 50 cm gefangen habe, bedeuten die 50 Zentimeter noch immer eine Schallgrenze.

 50 cm sind bei der Felche eine Schallmauer, beim Hecht ein Meter oder 40 Zenti­meter beim Egli.

50 cm sind bei der Felche eine Schallmauer, beim Hecht ein Meter oder 40 Zenti­meter beim Egli.


Grosse Felchen in Ufernähe

Im Zürichsee hat es grosse Sandfelchen. Diese Fische waren stets mein Ziel. Ich brauchte aber viel Zeit, um herauszufinden, wo die Standplätze der grossen Felchen sind und wie man sie fängt. Grosse Felchen haben die Eigenschaft, dass sie sich oft lange in einem kleinen Umkreis aufhalten. 

Wer keine Plätze weiss, der muss bei null anfangen und sich auf die Suche nach grossen Echos machen. Wenn ich ein grosses Echo gefunden hatte, konnte ich oft mehr als eine Stunde auf dieses fischen. Ich setzte auch einen Wegpunkt auf dem Echolot und langsam ergab sich ein Muster mit Orten, wo ich mit grossen Felchen Kontakt hatte. Einen entscheidenden Tipp bekam ich von einem Berufsfischer am Vierwaldstättersee. Dieser See ist bekannt für seine sehr grosse Felchenart, den Balchen oder Ballen. Auf meine Frage, in welcher Tiefe er diese Felchen fange, kam die Antwort, dass er wegen diesen früh aufstehen müsse, damit seine Netze mit der Schifffahrt nicht in Konflikt kämen, sie lägen zwischen vier und sechs Meter! Daraufhin erweiterte sich mein Gebiet zum Ufer hin und ich wurde tatsächlich fündig. Auch ein Hobbyfischer vom Bodensee konnte das bestätigen. Er meinte, er freue sich auf die Zeit, wo er wieder mit der Hegenenrute rauskönne. Im Moment gehe das nicht, denn die Felchen stünden so nah am Ufer, dass sie nur mit dem Schwimmer Erfolg hätten. 

 Grosse Freude: Der Autor mit seiner ersten ü60er-Felche überhaupt.

Grosse Freude: Der Autor mit seiner ersten ü60er-Felche überhaupt.


Suchen und finden

Es kann aber auch umgekehrt sein: Als ich einmal im Frühling auf den See ging, hatte es schon einen grossen Pulk von Booten. Es gab dort viele Echos auf 20 m, aber nicht in der gesuchten Grösse. Ich setzte meine Suche auf den See hinaus fort und fand auf 28 m ein paar grosse Echos. Es ging nicht lange und eine 54er-Felche lag im Boot. Man kann grosse Felchen also gezielt suchen, es braucht aber viel Zeit und Geduld und auch etwas Glück. Ich mache das noch immer am liebsten mit der dazu nötigen Ruhe, wenn ich allein auf dem See bin.

 Die Felche in der Schwebe (oben) kam, ich hob die Hegene vom Grund an, sie reagierte und ich verpasste den Biss.

Die Felche in der Schwebe (oben) kam, ich hob die Hegene vom Grund an, sie reagierte und ich verpasste den Biss.

Oft sind die grossen Felchen auch in der Schwebe zu finden und auch da haben sie es wie gesagt nicht eilig. Ich erinnere mich gut an einen blauen Strich auf dem Echolot, der lange Zeit bestehen blieb. Blaue Anzeige bedeutet bei mir, der Fisch ist im äusseren Kegel vom Echolot und steht in der Schwebe, also keine Chance, etwas mit der Hegene an der Rute auszurichten, zu weit weg. Doch nach etwa 15 Minuten änderte sich die Farbe auf Rot, dann Orange und Gelb, immer noch in der Schwebe. Langsam hob ich die Hegene, platzierte die erste Nymphe unter dem Fisch und hob langsam an. Der Fisch zeigte sichtbar Interesse und ein zarter Biss folgte. Anschlag, es bog sich nur die Rute und kein Zentimeter Schnur kam nach oben. Ein spannender Drill folgte und danach lag eine Felche von über 50 cm im Feumer! 

Gezielt grosse Felchen zu fangen, ist also möglich, und zwar sowohl in der Tiefe als auch nah am Ufer oder in der Schwebe. Es braucht aber das richtige Vorgehen und die nötige Technik, Konzentration, Langsamkeit, Geduld und Gelassenheit. Und man muss sein Echolot richtig einsetzen und deuten können.
Ab und zu braucht es auch einen Extratrick. Beispielsweise kann man der Rute mit dem Daumen einen Schnipp verpassen, damit die Nymphen einen kleinen Sprung machen – und darf dann gefasst sein, sofort einen Anschlag setzen zu müssen. 

 Sohn Christoph im Drill mit einer 56er.

Sohn Christoph im Drill mit einer 56er.


Drill von grossen Felchen 

Sitzt der Anschlag und hängt endlich eine grosse Felche, so sollte man den Drill ja nicht forcieren, zu leicht kann der Haken aus dem weichen Maul ausschlitzen. Wichtig dabei ist, immer Zug auf Rute und Schnur zu haben und immer bereit für eine heftige Flucht zu sein. Manchmal kommt die Felche lammfromm nach oben und unter dem Boot setzt eine heftige Flucht ein. 

Bei richtig grossen Felchen oder wenn sich mal eine Seeforelle vergreift, ist man froh, wenn mindestens hundert Meter Schnur auf der Rolle sind. Lieber also eine Flucht zu viel zulassen als dagegenhalten. Irgendwann hat man das Gefühl, jetzt muss es gehen, der Fisch sollte jetzt doch müde sein, und verstärkt den Zug auf Schnur und Haken. Aber man weiss nie, wie und wo der Haken sitzt und auch die Kondition des Fischs wird gerne unterschätzt. 

Bis ich endlich meine erste Felche über 60 cm landen konnte, brauchte ich fünf Anläufe! Ich forcierte stets zu fest und der lange Drill ging jedes Mal zugunsten der Felche aus. Beim fünften Mal klappte es, ich nahm mir alle Zeit der Welt. Als die Felche wie ein Stein am Boden war und nicht flüchtete, nahm ich den Anker hoch, der Elektroanker machte es mir leicht. Langsam kam Bewegung in die Schnur, aber ich konnte nur Schnur geben und keinen Zentimeter zurückgewinnen. Ich stellte den Motor an und folgte der Felche am Haken. Sie blieb am Boden kleben. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte ich langsam Schnur gewinnen und schliesslich die grosse Felche feumern. Endlich! 

 Rudy auf der Maur mit einem prächtigen Sommerfisch.

Rudy auf der Maur mit einem prächtigen Sommerfisch.

2 Kommentare


Bruno

16 | 04 | 2023

Glücklicherweise durfte ich das Boot vom Felchenfreak kaufen, inkl. Echolot mit den abgespeicherten Wegpunkten der Sandfelchen ????


Luginbühl Heinz

24 | 03 | 2024

Wertes Petriheil, als langjährigen Abonbement finde ich immer wieder grossen Gefallen an Ihren hervorragenden Berichten !
Wäre es möglich, dass Sie mir die e-Mail Adr. vom Markus Iten “Felchenfreak“ zusenden könnten
Mit freundlichen Grüssen
Heinz Luginbühl


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