Fischreiche Maas
16 | 02 | 2025 ReisenText & Fotos: Sidy Ouattara 0624
16 | 02 | 2025 Reisen
Text & Fotos: Sidy Ouattara 0 624

Fischreiche Maas

Der Zanderfang in der Schweiz ist nicht ganz einfach. Deutlich vielversprechender ist das Unterfangen an der Maas, einem Fluss, der von Frankreich aus durch Belgien und Holland fliesst. Das riesige Gewässersystem beherbergt einen ausgezeichneten Fischbestand. Sidy Ouattara bringt uns dieses fischereiliche Juwel näher.


Bereits beim ersten Mal, als ich diese massive Wassermenge erblickte, war ich überwältigt. Man muss sich zwar eingestehen, die Maas ist wahrlich keine Augenweide, jedoch sehr fischreich und extrem produktiv. Das über 900 km lange Flusssystem entspringt nahe der schönen Stadt Langres (Frankreich), fliesst durch Belgien wie auch Holland und mündet bei der Bucht Haringvliet in die Nordsee. Den grössten wirtschaftlichen Nutzen ziehen sich die jeweiligen Länder daraus, dass ein sicherer und direkter Wasserweg für den Transport von Gütern gegeben ist. Der Handel läuft dabei grösstenteils über Hafenstädte wie Rotterdam und Antwerpen. Auf den ersten Blick erscheint der Fluss relativ öde und monoton, was aber täuschen kann: Imposante Brücken, riesige Wehre und abertausende Muschelbänke und Kanten verleihen ihm einen speziellen Charme. Angeschlossen an das Flusssystem gibt es etliche kleinere Seen, sogenannte «Plassen». Unmengen an Zander, Monster-Egli, zahlreiche Hechte und grosse Welse sind über das gesamte System verteilt. Im näheren Umfeld habe ich auch vereinzelt Bilder von grossen Forellen gesehen.

 Hoch konzentriert, um ja keine Muschelbank zu überspringen. Ohne Echolot erstellt man sich seine eigene Gewässerkarte im Kopf.

Hoch konzentriert, um ja keine Muschelbank zu überspringen. Ohne Echolot erstellt man sich seine eigene Gewässerkarte im Kopf.


Als Kurztrip geeignet

Für einen Kurztrip oder ein verlängertes Wochenende sind die ersten Hotspots in 4 bis 5 Stunden Autofahrzeit von der Schweiz aus zu erreichen. Nahe an der Maas gelegen gibt es viele günstige Unterkünfte in Form von Hotels oder Bed and Breakfast-Gelegenheiten. Um auf Nummer sicher zu gehen, nicht an den Fischen vorbeizuangeln, besteht die Möglichkeit, einen der zahlreichen Guides der drei betroffenen Länder zu kontaktieren. Jedoch kann man es auch ohne Weiteres auf eigene Faust probieren und erfolgreich sein.

Für diesen Fall empfehle ich, eine interessante Region genauer unter die Lupe zu nehmen und mit Hilfe von Google-Maps und Gewässerkarten herausstechende Angelplätze zu befischen. Wichtig ist, sich an die sich teils stark unterscheidenden Angelvorschriften zu halten und ein gültiges Patent bei sich zu tragen. Kontrollen sind sehr gründlich und absolut keine Seltenheit. Für diverse Fischarten gilt eine Catch and Release only-Vorschrift und die Schonzeiten können je nach Region variieren. Die relativ scharfen Reglemente tragen natürlich zum überdurchschnittlichen Fischbestand bei und haben deshalb ihre Berechtigung. Besonders den belgischen und französischen Teil kann ich wärmstens empfehlen, da der Angeldruck deutlich geringer ist als in Holland. Die Patentorganisation ist in Belgien etwas mühsamer, sollte aber keinen abschrecken, auf die Pirsch zu gehen. Im Allgemeinen ist der Fokus auf die Angelei in Belgien im Verhältnis zu den anderen Ländern ziemlich gering, was mir persönlich schon zu absoluten Traumstunden und kapitalen Ausnahmefischen verholfen hat.

 Anfang März wurde dieser schöne Zander beim Twitchen im Plasseneingang überlistet. Grelle Twitchbaits im trüben Wasser können den Unterschied machen.

Anfang März wurde dieser schöne Zander beim Twitchen im Plasseneingang überlistet. Grelle Twitchbaits im trüben Wasser können den Unterschied machen.


Hürden, die es zu überwinden gilt

Eine der grössten Hürden, die für eine erfolgreiche Fischerei zu überwinden ist, bezieht sich auf einen hohen Wasserstand (saisonal kalkulierbar) und auf die Wassertemperatur. Gerade beim ablaufenden Hochwasser ergibt sich oft eine Zanderangelei jenseits von Gut und Böse, der Grad zwischen befischbar und lebensgefährlichen Strömungsverhältnissen ist sehr schmal.

Wenn das Wasser eine Höhe erreicht hat, bei der man nicht mehr ans Fischen denken möchte, angelt man ganz einfach an einem der vielen am Fluss angeschlossenen Seen. Ab einer gewissen Wassermenge verzieht sich ein Grossteil der Fische aus dem Fluss in die «openings» (Eingänge zwischen Fluss und See), in denen eine erhöhte Aktivität keine Seltenheit ist. Dicht aufeinander gepresste Raubfischschwärme auf engstem Raum. Was will man mehr?

 Fast schon mit dem Wasser verschmolzen präsentiert Dominik sein Carolina-Rig der Kante entlang.

Fast schon mit dem Wasser verschmolzen präsentiert Dominik sein Carolina-Rig der Kante entlang.


«Plassen»-Fischen

Ein persönliches Highlight sind die sogenannten «Plassen». Besonders ergiebig sind die Plassen über die kälteren Monate im Jahr, in denen sich grosse Egli sammeln. Sobald die Wassertemperatur zum ersten Mal unter die magische 13-Grad-Marke fällt, schwärmen die Egli gemeinsam durch den Fluss und finden sich an grossflächigen, attraktiven Spots ein. Mit dem endgültigen Temperatursturz und einer Wassertemperatur um die 10 Grad erfolgt der Einzug der grossen Laichtiere in die Plassen, wo sie bis im Frühling (nach dem Ablaichen) verbleiben. Während dieser Monate sind sie besonders gut mit allen möglichen Finessetechniken zu überlisten. Carolina-Rig, Free-Rig, Ned-Rig, bestückt mit grossen Creaturebaits und Gummikrebsen sind sie eine Macht. In der Schweiz kann man mitunter mit 10 cm grossen Ködern auf Egli noch erfolgreich sein, aber die Egli aus dem Norden haben auch keine Angst vor weitaus grösseren Ködern. In der Vergangenheit konnte ich mit bis zu 16 cm langen Baits kapitale Egli überlisten und bin der Überzeugung, dass dies keine Zufälle waren. Im ganz kalten Wasser kann es aber auch mal sein, dass sogenannte «Microbaits» (Larven, Würmer usw. von 4 bis 6 cm) sehr gut fangen und alles, was grösser ist, uninteressanter wirkt. Es gilt die gleiche Devise wie immer: flexibel bleiben und ausprobieren.

 Nach einem Tag durchbeissen so ein Traum-Egli in den Händen zu halten, ist einfach nur unbeschreiblich … Kurz vor den Füssen im hüfthohen Wasser konnte es einem langsam präsentierten Krebs nicht widerstehen.

Nach einem Tag durchbeissen so ein Traum-Egli in den Händen zu halten, ist einfach nur unbeschreiblich … Kurz vor den Füssen im hüfthohen Wasser konnte es einem langsam präsentierten Krebs nicht widerstehen.


Auf Zander

Die Zander wiederum sind in dem mesotrophen (sommertrüben und nährstoffreichen) Fluss ein wenig eigen unterwegs. Meiner Erfahrung nach lassen sie sich während der wärmeren Monate zu den Lichtwechseln am besten fangen und tagsüber ist kein wirklich geringeres, dafür konstanteres Fressverhalten Standard. Sobald es kalt wird, kommt es tagsüber zu kürzeren, intensiveren Fressintervallen, jedoch ist die Nacht auch gerne mal von Sternstunden mit einigen grossen Fischen geprägt. Wer mit dem klassischen Gummifisch am Jigkopf der Kante entlang fischt, macht auf jeden Fall nicht viel falsch. Besonders über den Winter ist ein Dropshot, langsam mit einem etwas grösseren Actionshad präsentiert, oft erfolgreich. Aber auch hier heisst es, ausprobieren und mit dem erhaltenen Feedback arbeiten.

Es kann vorkommen, dass man während einer vielversprechenden Zeit an einem Spot mit massenhaft Fisch steht, aber nichts beisst. Wenn ich der Überzeugung bin, dass auch wirklich viele Fische am Platz stehen, heisst es einfach ausharren, weil die Aktivität gerne ein wenig verzögert eintreffen kann. Es ist keine Seltenheit, dass nach mehreren Stunden ohne Aktivität eine gute Frequenz mit vielen Bissen die Belohnung des Aussitzens ist. Besonders betroffen von diesem Spektakel sind Zander und Egli. Während der inaktiven Phasen empfehle ich auf Köder zurückzugreifen, die gerne den einen oder anderen Reaktionsbiss auslösen. Damit gemeint sind Jigspinner, Chatterbaits, Crankbaits und alle anderen Köder, welche blitzen, stark vibrieren oder sonst einen reizvollen Einfluss auf das Seitenlinienorgan und den Fisch haben. Gummifische mit einer hochfrequenten Aktion können ebenfalls Fische, die momentan nicht am Fressen sind, zu einem schnellen Schnapper verleiten, jedoch fallen diese Bisse dann meist eher spitz aus. Erfahrungsgemäss ist der Winter die Jahreszeit, in der man die Beissfenster am deutlichsten verzeichnen kann, da der Stoffwechsel der Räuber sehr langsam ist und jede Bewegung viel Energie kostet. Das bedeutet, dass die Fische es sich zweimal überlegen, ob sie die Mühe zu fressen aufwenden oder den Zeitpunkt schlauer wählen sollen, wenn der Futterfisch gut erreichbar und hilflos ist. Während dieser Phasen verspüren die Räuber oft wenig Furcht und schiessen hemmungslos auf die sauber präsentierten Köder.

 Nicht unüblich, in den kälteren Monaten stehen die Zander gebündelt. Während aktiver Stunden sind Doppeldrills keine Seltenheit.

Nicht unüblich, in den kälteren Monaten stehen die Zander gebündelt. Während aktiver Stunden sind Doppeldrills keine Seltenheit.


Gerätewahl

Je nach Wasserstand und Wasserdruck an der Maas muss die Gerätewahl ein wenig unterschiedlich ausfallen. Bei niedrigem Wasser mit wenig Strömung reicht eine Eglirute für 14 Gramm und eine Zanderrute für 28 Gramm aus. Sobald der Pegel steigt und erhöhter Druck entsteht, empfiehlt es sich, ein schwereres Setup zu wählen, um gut fischen zu können.

Bei der Zanderfischerei verwende ich lieber etwas längere, schnellere Ruten, so ab 2,4 Meter. Diese Länge hat für mich den grossen Vorteil, dass ich, wenn ich mitten im Drill bin und den Zander langsam die Kante hochkurble, ihn auch sicher über die Steinpackung manövrieren kann, welche die ganzen Uferzonen der Maas besetzt. Auch die Köderkontrolle bei weiten Würfen ist deutlich besser.

Bei der Schnur zu sparen lohnt sich nicht. Gerne benutze ich im Verhältnis etwas dünnere Schnüre, die jedoch ziemlich abriebfest sind, um den vielen Steinen entgegenzuwirken. Der geringere Widerstand einer feineren Schnur im Wasser bedeutet, dass der Köder weniger schnell von der Strömung abgetrieben wird, und er leitet sowohl Grundkontakt als auch Bisse besser in den Rutenblank.

Alles in allem empfehle ich jedem einzelnen von Euch, einmal die kurze Reise an die Maas zu wagen. Es ist nicht das Angeln für jedermann, jedoch bin ich überzeugt, dass sich der eine oder andere mit dem «Maasfieber» ansteckt. Scheut Euch nicht, einmal etwas Neues auf eigene Faust zu probieren und schreckt nicht vor einem Gewässer wie der Maas zurück. Fische hat es mehr als genug.

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