


23 | 11 | 2018 | Praxis | ![]() | ![]() |
23 | 11 | 2018 | Praxis |
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Manche Hechte haben keinen festen Standplatz, von dem aus sie ihre Beute jagen. Stattdessen ziehen sie auf der Suche nach Nahrung ständig im Gewässer umher. Solche Generalisten müssen fressen, was ihnen vors Maul kommt. Entsprechend hart sind ihre Bisse.
Wer keine Möglichkeit hat, mit einem Boot aufs Wasser zu fahren, ist in seinen Angelmöglichkeiten eingeschränkt. Als Uferfischer, so meine Überlegung, gehe ich nicht zum Fisch, sondern warte, bis der Fisch zu mir kommt – in Gewässern mit vielen sogenannten «Generalisten» ist das kein Problem. Es gibt eine Gruppe von Hechten, die besonders grosse Strecken, teilweise sogar mehrere Kilometer pro Tag, zurücklegen. Sie werden in der Fischereiwissenschaft als «Generalisten» bezeichnet. Diese Hechte wachsen zudem besonders schnell, da sie mehr fressen als ihre Artgenossen, die hauptsächlich im Unterwassergras und Schilf ihr Unwesen treiben. Da sie ständig auf der Suche nach Fressbarem sind, ziehen sie oftmals auch durchs Freiwasser. Allerdings kommen sie auch regelmässig an die Uferkanten. Und genau dort können wir sie auch ohne Boot fangen.
Das Gewässer, in dem ich regelmässig grössere Hechte überliste, hat allerdings wenig Struktur und ähnelt im Gewässerprofil einer Badewanne. Daher dauert es oft eine gefühlte Ewigkeit, einen fresswilligen Fisch zu finden. Wenn allerdings ein Fisch beisst, ist die Durchschnittsgrösse beachtlich. Dazu fische ich einfach die Uferkante ab. Die Seen, die ich befische, haben in der Regel sehr klares Wasser und extrem steil abfallende Kanten. Das bedeutet, dass man auf 30 Meter Wurfdistanz oft schon 15 Meter Wassertiefe erreicht. Wo erlaubt und vorhanden, machen sich Stege besonders gut, um bequem ans Gewässer und an grössere Tiefen zu kommen.
Statt mit Köderfischen zu fischen, werfe ich lieber grosse Gummifische wie den 34 Zentimeter langen «Dexter Shad» (von Illex). Um solche Köder vom Ufer aus zu werfen, verwende ich eine lange Swimbait-Rute. Die Rute ist mit einer Länge von 240 Zentimeter und einem Wurfgewicht von 120 Gramm ideal, um den Köder weit zu werfen. Ich stelle mich also auf den Steg und werfe die Stelle immer wieder fächerförmig ab. Ich mag das Werfen mit diesen schweren Ködern über 100 Gramm. Teilweise hängt dann auch mal ein halbes Pfund Gummi im Einhänger. Ich bin überzeugt, dass das kontinuierliche Werfen die Fische zum Platz lockt. Das Aufklatschen der schweren Köder erinnert die Hechte an flüchtende Beutefische. Ähnliches konnte ich auch schon beim Fischen mit Jerkbaits feststellen. Dort hat das laute Aufsetzen des Köders auf dem Wasser ebenfalls eine positive Wirkung. Nach dem Auswerfen lasse ich meinen Gummifisch auf eine Tiefe von vier Metern absinken, um ihn dann gleichmässig einzukurbeln. Natürlich hat man viel Zeit, um die Köderführung zu variieren, allerdings ist im Fall von XXL-Ködern weniger oft mehr.
Die Hechte, auf die wir es abgesehen haben, sind voll im Fress-Modus. Daher ist der Köder meiner Meinung nach eher zweitrangig. Wichtig ist einfach nur Ausdauer. Wenn dann einmal ein Fisch beisst, braucht man sich auch wenig Sorgen um Fehlbisse zu machen. Die «Generalisten» sind meistens nicht nur besonders gross, sondern haben in ihrem Maul auch viel Platz für grosse Köder. Des Weiteren sind sie viel geübter im Fangen von Beute und wollen – im Gegensatz zu ihren standorttreuen Artgenossen – keine Chance ungenutzt lassen.
Die Bisse fühlen sich deshalb meist auch etwas anders an. Oftmals hat man den Eindruck, dass der Köder über ein Hindernis hinwegstolpert, dann fehlt der Schnurkontakt zum Köder. Unter Wasser sieht das wahrscheinlich so aus, dass der Hecht den Köder von hinten komplett inhaliert. Durch seinen Schwung schwimmt er dann noch auf den Fischer zu, was das Gefühl der losen Schnur erklärt. Am Wasser geht das natürlich so schnell vonstatten, dass keine Zeit zum Überlegen bleibt und man instinktiv den Anhieb setzt. Wenn das geschehen ist, folgt meistens ein spannender Drill, in dem sich der Fisch oft mehrfach aus dem Wasser schraubt. «Generalisten» sind viel fitter und agiler als ihre Artgenossen, die oftmals nur irgendwo auf der Lauer liegen.
Da macht es sich ganz gut, wenn man am Ufer steht und den Fisch bei Bedarf einfach stranden kann. Das Schöne an dieser Fischerei ist, dass prinzipiell eine Rute und ein Köder ausreichen. Wenn ein fresswilliger Fisch kommt, wird er den Köder schon nehmen. Bis er allerdings kommt, können unter Umständen ein paar Stunden vergehen. Wer das Fischen mit XXL-Ködern mal ausprobieren will, der sollte neben dem passenden Gewässer auch Ausdauer mitbringen.
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