


26 | 03 | 2025 | Schweiz | Produkte | ![]() | ![]() |
26 | 03 | 2025 | Schweiz | Produkte |
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Der grösste Schweizer Online-Händler hat in den letzten Monaten in der Fischereiszene für grossen Wirbel gesorgt. Mittlerweile hat das gesamte ehemalige Team, inklusive alle Teamfischer, fischen.ch verlassen. «Petri-Heil» hat mit wichtigen Akteuren gesprochen und ordnet die Geschehnisse ein.
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Es war ein grosser Knall, der um die Jahreswende durch die Fischereiszene hallte. Die Betreiberfirma SwissCommerce, die neben fischen.ch noch eine Reihe anderer Online-Shops in der Schweiz, in Deutschland und Schweden betrieb, hatte Insolvenz angekündigt und befand sich in einer stillen Nachlassstundung. Während für die Kunden alles wie bisher seinen gewohnten Gang nahm, mussten die Händler und Lieferanten auf einen grossen Teil offener Forderungen verzichten, deren Gesamtsumme im mittleren sechsstelligen Bereich liegen dürfte, wie «Petri-Heil» im Gespräch mit mehreren Lieferanten in Erfahrung bringen konnte. Die Schieflage von SwissCommerce war dabei nicht auf schlechte Ergebnisse von fischen.ch zurückzuführen. Ganz im Gegenteil, fischen.ch blieb bis zuletzt ein profitabler Zweig des Unternehmens.
Auf der mittlerweile nicht mehr aufrufbaren Seite der SwissCommerce bezeichnete sich die Geschäftsleitung als Gorillahaus und der federführende Unternehmer Peter Schüpbach bis zuletzt folgerichtig als «The Strategist». Der Hohn liess nicht lange auf sich warten. Das Business-Portal «Inside Paradeplatz», welches für bissig-hämische Kommentare zum Wirtschaftsgeschehen bekannt ist, titelte: «Glamour-Unternehmer aus Langenthal im Nachlass.» Peter Schüpbach dazu: «Ich bin Unternehmer und auch Fischer. (…) Ich bin weder ein Glamour-Unternehmer noch irgendetwas Aussergewöhnliches. (…) Und ja, wir haben nach Corona den Markt zu optimistisch eingeschätzt und sind zu forsch international gewachsen. Dies hat uns letztlich leider in diese Situation gebracht. Natürlich bin ich darüber sehr traurig und enttäuscht. Aber ich übernehme als Verwaltungsratspräsident die volle Verantwortung.»
Nun wurde fischen.ch von der Nishcom AG übernommen. Die Leute im Hintergrund waren zumindest am Anfang dieselben wie bereits hinter SwissCommerce. Namentlich Peter Schüpbach. Dies geht aus einem internen Organigramm hervor, welches «Petri-Heil» sichten konnte. Darin wird Schüpbach als interimistischer Co-CEO aufgeführt. Schüpbach relativiert: «Meine Rolle war und ist, sicherzustellen, dass das Know-how auf die neuen Besitzer und das Management übergeht und die Shops erfolgreich am Markt weiterarbeiten können. Ich habe keine operative Rolle im neuen Unternehmen und werde auch keine einnehmen.»
Im Gespräch Anfang März sind Sandro Moggi und Matthias Schreier, welche 2014 fischen.ch mitgegründet hatten, äusserst gelassen und ruhig. Zwar schauen sie mit Wehmut zurück, doch beide wünschen der Nishcom alles Gute. Ihre Anteile hatten sie 2022 an die SwissCommerce verkauft und waren zuletzt in der Geschäftsleitung angestellt (Schreier), respektive für fischen.ch zuständig (Moggi).
«Mitte 2024 spürte man, dass es in eine falsche Richtung geht. Und dann kam eins ums andere. Das Management versuchte zwar, alles noch rumzubiegen, doch am Ende vergeblich. 2024 hat fischen.ch ein gutes Resultat erzielt, aber das brachte letztlich nichts.»
Als die Schieflage der SwissCommerce in ihrem vollen Umfang greifbar wurde, versuchte Moggi zusammen mit Mitgliedern des Teams, fischen.ch herauszukaufen und mittelfristig auf eigene Beine zu stellen. Peter Schüpbach schreibt dazu: «Die SwissCommerce hat in der Schweiz 80 Mitarbeitende beschäftigt. Ich habe in der gesamten Zeit seit Dezember mit all meinen Kräften versucht, dass diese Werte und insbesondere die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Dabei war ein Herauslösen von fischen.ch nie wirklich eine Option.» Schreier und Moggi gehen nun neue Wege. «Wir sind Unternehmer», sagt Schreier, «wir wollen etwas Neues machen, abseits der Fischerei. Wir wollten 2014 fischen.ch zur Nummer 1 in der Schweiz machen und dieses Ziel hatten wir erreicht. Klar, fischen.ch ist ein guter Name. Aber das Team war aussergewöhnlich.» Und dieses gesamte Team hat fischen.ch auf Ende Februar hin verlassen, eine Eigendynamik, die Schreier so nicht erwartet hätte.
Ehemalige Mitarbeiter wie André Studer oder Alex Roschi reagieren gefasst und betonen, dass mit jedem abgeschlossenen Kapitel auch automatisch wieder neue Türen aufgehen. Roschi betont aber auch: «Die letzten Wochen waren für unser Team sehr emotional. Unsere Vision von fischen.ch deckte sich nicht mit den Vorstellungen der Besitzer. Am Ende haben beide Parteien verloren, wir unsere Jobs und die Nishcom ein ganzes Shopteam.» Auf die Frage, ob sich das Marktgefüge aufgrund der Turbulenzen bei fischen.ch verändern werde, reagiert der ehemalige Einkaufsleiter folgendermassen: «Ich kenne den Markt und die Szene sehr gut, kurzfristig wird fischen.ch an der Spitze bleiben, mit unserer harten Arbeit in den letzten Jahren haben wir hier vorgesorgt. Unser 10-jähriges Jubiläum ist noch nicht lange her, aber ob fischen.ch in fünf oder zehn Jahren noch immer ganz oben ist, wage ich zu bezweifeln.»
Bei den Teamfischern, dem sogenannten «ProStaffTeam», ist die Enttäuschung gross. Die Aschwanden-Brüder und Thomas Geyer, Teamfischer der ersten Stunde, schliessen ihr emotionales Statement auf Social Media mit den Worten: «Wir waren von Anfang an dabei, stets loyal, wir haben fischen.ch gelebt. Uns blutet das Herz. Den abspringenden und freigestellten Mitarbeitern wünschen wir, dass sie schnell einen Job finden, wo sie ihr Hobby weiterhin als Beruf ausüben können. Sie haben alle das Herz am richtigen Fleck, sie sind das wahre fischen.ch.»
Harjan Winters, der mittlerweile alleiniger CEO der Nishcom AG ist, schaut bei fischen.ch nach vorne und will die Beratung und hochwertiges Angelgerät weiterhin ins Zentrum stellen: «Die Nishcom AG ist stolz darauf, fischen.ch in der Zukunft weiterzuführen und zu entwickeln. Wir streben an, auch in Zukunft Tausenden von Fischerinnen und Fischern mit erstklassiger Beratung sowie hochwertigen Materialien zur Seite zu stehen.
In den vergangenen Jahren hat Matthias Schreier gemeinsam mit seinem Team fischen.ch mit viel Herzblut und Expertenkenntnis aufgebaut. Ihr Engagement hat den Online-Shop zu einer der führenden Adressen für Angler gemacht – von Einsteigern bis hin zu Profis. Unser Ziel ist es also, fischen.ch als festen Bestandteil der Schweizer Fischereikultur zu erhalten und weiterhin als vertrauenswürdige Anlaufstelle für Angler zu etablieren. Die Nishcom AG hätte das ganze ProStaffTeam von fischen.ch gerne übernommen und hat allen einen Job angeboten. Leider hatten sie alle schon ihren Entscheid gefällt. Trotzdem dankt die Nishcom dem gesamten ehemaligen Team für die professionelle Übergabe des Geschäfts an David Schwan und Luca Doutaz, die fischen.ch gemeinsam mit ihrem Team in die Zukunft führen werden. Dafür möchten wir das Team verstärken und suchen motivierte erfahrene Fischerei-Enthusiasten – idealerweise mit E-Commerce-Erfahrung.»
Die Nishcom hat nicht nur den Namen fischen.ch übernehmen können, sondern auch das bestehende Lager. Darin steckt viel Material, welches von der alten Inhaberin SwissCommerce nicht bezahlt werden konnte. Da fischen.ch für viele Händler der mit Abstand grösste Abnehmer von Angelgerät war und wohl auch bleiben wird, bleibt ihnen nicht viel anderes übrig, als die Faust im Sack zu machen. Der neue Chef Harjan Winters gibt zu bedenken: «Dank dem Neustart von fischen.ch mit Nishcom blieb der Schaden für viele Kunden, Lieferanten und das Personal beschränkt. Ansonsten wäre der Schaden ein Vielfaches grösser gewesen.» Auf fischen.ch zu verzichten, kann sich im Moment kein Lieferant leisten. Ob deswegen alles wie bisher weitergeht, ist offen. Die Schweizer Fischereiszene ist ein kleiner Kosmos, wer gute Arbeit macht, kann darin gut leben. Für die anderen dürfte es schwierig werden.
Heini Grossen | 27 | 03 | 2025 |
Warum so ein grosses Tam-tam um das Thema. Der shop ist doch gut und hat eine grosse Auswahl, die Lieferungen kommen auch schnell. Ich war immer zufriedener Kunde. Wer da die Ware einkauft ist mir eigentlich egal.
Kurt | 27 | 03 | 2025 |
ich bin guter kunde bei fischen.ch und bin zufrieden. haben das beste angebot auch wenn es nicht immer der günstigste preis ist. solange das so bleibt bleibe ich da auch kunde. warum sollte man den wechseln?
Peter | 28 | 03 | 2025 |
Ich sehe das ein wenig anders als die Herren oben. Hier wurden neun hoch motivierte und erfahrene Fischer mit zwei nicht Fischern ersetzt. Der Service kann nicht gleich bleiben unter diesen Vorzeichen. Ich kaufe mein Brot eben lieber beim Bäcker und meine Köder lieber bei einem Fischer.
Rolf | 29 | 03 | 2025 |
Wenn ich was kaufe, gehe ich zum lokalen Fischereifachgeschäft.
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David Kobel
Fischen.ch hat auf das Einfache Volk mit der Schliessung des Ladenlokals verzichtet und damit viele Sympathien verloren! Es gibt einige in der Szene zu denen auch ich gehöre, die das ganze mit einem Lächeln entgegennehmen. Für mich ist Fischen.ch mit der Ladenschliessung gestorben.