03 | 09 | 2021 | Reisen | 0 | 8163 |
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Fischen zwischen Coffeeshops und Windmühlen
Für die einen ist es das Nachtleben, für die anderen die Architektur und Kultur, was sie nach Amsterdam zieht. Robin Melliger ist wegen der Zander, Hechte und Egli in die Hauptstadt der Niederlande gefahren.
Die Sehenswürdigkeiten von Amsterdam und die offene Mentalität der Bewohner ziehen Besucher aus der ganzen Welt an. In den über 200 Coffeeshops, Bars und Clubs kann man sich gehen lassen und feiern, was das Zeug hält. Hin und wieder sieht man auch einen Angler entlang den Kanälen, welche die Stadt durchqueren. Wenn man den Angler dann anspricht, erzählt dieser nicht selten von einem grossen Fang. Man erfährt dann meist schnell, was wo funktioniert. So konnte ich in und um Amsterdam einige unvergessliche Momente erleben. Vom Personal Best-Zander bis hin zu dunklen Hechten war alles dabei.
Angelschein, Reise und Unterkunft
Als erstes muss eine Fischerkarte für die Umgebung Amsterdam online über die Seite www.vispas.nl erworben werden. Kosten um die 40 Euro. Damit ist man berechtigt, in allen Gewässern zu angeln, die in den zugehörigen Listen mit Angelgewässern enthalten sind. Diese machen rund 90% der niederländischen Oberflächengewässer aus. Einige meiner Kollegen waren bereits mehrere Male in Holland Angeln, die meisten reisten mit dem Auto an. Ich machte es ihnen nach und fuhr mit einem Fischerkollegen von Luzern nach Amsterdam. Nach gut acht Stunden Autofahrt erreichten wir unser Ziel. Natürlich ist es auch möglich, mit einem Bus, Zug oder per Luftweg anzureisen. Der Transport der Fischerausrüstung ist mit dem Auto natürlich einfacher. Aufgrund der guten Bewertungen, der imposanten Auswahl an Bieren und der zentralen Lage fiel unsere Auswahl auf das Camp «Vliegenbos». Wir mieteten auf der gepflegten Wiese ein fest aufgebautes Zelt mit einem Kabinen-Doppelbett in der Nähe der Gemeinschaftsdusche, schliesslich wollten wir uns nach einem langen Fischertag wieder frisch machen. An der Bar konnte man am Abend die Erlebnisse Revue passieren lassen und darauf anstossen.
Fischen
Eine Stunde vor Sonnenaufgang riss uns der Wecker aus dem Tiefschlaf. Obwohl es in dieser Nacht nur für vier Stunden Schlaf reichte, waren wir hellwach. Beide konnten es kaum erwarten, in den umliegenden Gewässern unsere ersten Würfe zu machen. Wir machten uns mit gemieteten Velos auf den Weg ans Wasser, mitten unter vielen anderen Fahrradfahrern auf ihrem morgendlichen Weg zur Arbeit. Mir entging der eine oder andere mit Eifersucht erfüllte Blick nicht. Wir radelten in das Zentrum von Amsterdam an einen bekannten Hotspot neben dem Bahnhof und brachten dort unsere Köder aus. Ein fein gekleideter Geschäftsmann sprach uns an, ob schon was gebissen hätte. Wir verneinten und schmunzelten über seinen Joint in der Hand. Noch während des Gesprächs wurden wir von einem starken Biss überrascht. Der Anschlag ging ins Leere. Irgendetwas hatte sich meinen für Zander gedachten Gummi geschnappt und hinterliess als Andenken einige Schnitte im weichen Gummi. Das war dann auch schon die einzige nennenswerte Aktion an diesem schwülen Morgen. Wir radelten von Spot zu Spot, hatten aber bis zum frühen Nachmittag keinen Biss mehr. In einem Gespräch mit einem lokalen Angler erfuhren wir, dass sich im heissen Juli das abgestandene Wasser in den Kanälen zu stark aufgewärmt hatte. Daher empfahl er uns, unser Glück in grösseren Kanälen zu suchen, da das Wasser dort eine niedrigere Temperatur aufweisen würde.
Ab aufs Land
Nach einem kurzen Abstecher im empfehlenswerten Angelladen «Hengelsport Willem» setzten wir unsere Reise fort. Die Abstände der Häuser wurden grösser und in der Ferne waren bereits einige Windmühlen zu erkennen. Am ersten Spot konnten wir auch schon einen stattlichen 80er-Hecht auf einen Spinnerbait landen. Der Biss kam nach einem präzisen Wurf vor ein angedocktes Schiff. Der Fisch wurde wieder zurückgesetzt – «Catch & Release» ist in Holland nicht nur erlaubt, sondern geniesst grosses Ansehen und wird regelmässig praktiziert. Keine zehn Minuten später kam auch bereits der nächste Fisch, diesmal ein schönes 30er-Egli. Auch ein kleiner 30er-Zander liess sich von unserem Spinnerbait verführen. Nach dem Wechsel auf einen grossen Effzett-Spinner, der mit seinen grellen Farben eher für Hechte ausgelegt war, konnte ich meinen bisher grössten Zander landen. Die Freude über diesen Fang war gewaltig. Schliesslich konnten wir den Tag mit einem starken 95er-Hecht auf denselben Spinner beenden.
Die nächsten Tage verbrachten wir mehrheitlich an ländlichen Kanälen. Die Fischerei an zugewachsenen Kanälen, welche mit überhängenden Bäumen eine herausfordernde Umgebung darstellte, gefiel uns besonders. Wir konnten da einige schöne Hechte auf unsere Spinnerbaits landen. Zwischen hübschen Häusern und Gärten ergaben sich auch einige interessante Gespräche mit Einheimischen.
Da wir die Reise in einer Hitzeperiode machten, konnten wir in den umliegenden Häfen, Kanälen und Gräben klar mehr beissfreudige Fische feststellen als in den überlaufenen Zentren der Stadt. Am Abend liess es sich zudem ungestörter angeln. Da wir es auf alle drei Raubfische, Hecht, Zander und Egli, abgesehen hatten, fiel unsere Ausrüstung eher leicht aus. Spinnerbait und gejiggte Gummifische brachten uns am meisten Erfolg. Auch mit der Jerkrute konnten wir einige Fische überlisten, allerdings erwies sich diese Fischerei infolge des starken Wachstums von Wasserpflanzen als eher schwierig. An gewissen Stellen versuchten wir es auch mit Topwaterködern wie einem Frosch, welche zu einigen spektakulären Bissen führten.
Mein guter Kollege Dominik Bosshard führte bereits mehrere Reisen mit dem Hausboot durch. Über Anbieter wie «Locaboat Holidays Loosdrecht» lassen sich grosse Hausboote mieten, die ebenfalls zum Angeln gebraucht werden können. Der grosse Vorteil ist die Mobilität und Freiheit beim Fischen. Jeden Tag kann man andere Häfen und Stellen ansteuern, welche vom Ufer aus nur schwer erreichbar sind.
Amsterdam ist eine unvergleichliche Stadt. Im urbanen Gebiet tummeln sich Fische, die man nie erwarten würde. Die Fischerei kann hervorragend sein, wenn man die richtigen Plätze auswählt. Wir beide genossen unseren Trip und werden ihn bei Gelegenheit bestimmt wiederholen.
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