


24 | 08 | 2023 | Praxis | Video | ![]() | ![]() |
24 | 08 | 2023 | Praxis | Video |
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Wenn den Egli nach Action zumute ist, schlägt die Stunde eines alten Bekannten. Der Twister fängt mit seinen verführerischen Druckwellen noch immer seine Fische. In diesem Bericht verrät uns Ivan Valetny seine langjährigen Erfahrungen beim Fühlern auf Egli mit dem Twister.
Der Twister ist der älteste Gummiköder; er sorgte bei seinem Auftauchen Ende der 1980er-Jahre hierzulande für Furore und revolutionierte das Eglifischen richtiggehend. Er stand am Ursprung der Ultralight-Fischerei und war massgeblich daran beteiligt, dass das Spinnfischen gegenüber dem Zapfenfischen immer wichtiger wurde. Seither sind Gummifische und Creaturebaits mehr und mehr an seine Stelle getreten, und in den Fischerläden ist er kaum noch zu finden. Doch von seiner Fängigkeit hat der Twister nichts eingebüsst, weshalb ich ihn noch immer gerne einsetze.
Als ich damals mit dem Eglifühlern begann, verwendete ich eine Felchenrute und eine 2000er-Rolle mit 0,18er bis 0,2er monofiler Hauptschnur. Wichtig war mir schon damals eine feine Rute mit so leicht wie möglich gewähltem Gewicht und dünner Schnur, um möglichst viele Bisse mit einem erfolgreichen Anschlag quittieren zu können. Ein 5-g- oder 7-g-Laufblei genügte in den meisten Fällen, gefolgt von einem kleinen Wirbel, an dem ein 40 cm langes 0,16er-Vorfach mit einem Haken mit Widerhaken auf dem Schenkel gebunden war. Heute benutze ich eine hochwertige Spinnrute mit einer Länge von 2,2 Meter und einem Wurfgewicht von bis zu 10 Gramm. Damit ist das Feedback fein genug, um selbst die zaghaftesten Bisse zu bemerken.
Mein Vorfach ist noch immer 40 Zentimeter lang und 0,16 bis 0,2 mm dünn mit einem passenden vorgebundenen Wurmhaken in der Grösse 2 bis 6. Diese verfügen über Dornen am Schenkel. Damit halten die Twister deutlich besser und überstehen mehr Bisse als an gewöhnlichen Haken. Längere Vorfächer meide ich übrigens, da sie zu tieferem Verschlucken der Köder führen. Das Gewicht, ein 5 bis 10 Gramm schweres Bulletblei mit Perle (wie beim Carolina-Rig), montiere ich auf einem 50 Zentimeter langen 23er-Fluorocarbon. Dieses ist widerstandsfähiger gegen Beschädigung durch das Blei oder den Gewässergrund als das früher verwendete Monofil. Dieses Fluorocarbon sollte länger als das Vorfach gewählt sein. So verheddert sich der Twister auch nicht mit dem Knotenlosverbinder, mit dem ich das Fluoro und die geflochtene 0,1er- bis 0,12er-Hauptschnur verbinde. Mit der Geflochtenen habe ich deutlich mehr Wurfweite und kann die Bisse um ein Vielfaches besser erkennen als einst mit der monofilen Hauptschnur.
Man sollte sich zum Fischen möglichst hängerfreie Bereiche suchen, da man mit dem freistehenden Haken leider mehr Hänger hat als mit Offsethaken und passendem Creaturebait. Stellen, wo man bereits hängen geblieben ist, meide ich daher nach Möglichkeit, sonst riskiere ich einen unnötig hohen Materialverlust.
Im Idealfall ist der Spot also krautfrei und hat nicht zu viel Totholz oder Muscheln. Stark sandige oder schlammige Stellen zwischen dem Kraut sind ideal. Dort wird der Haken nicht sofort stumpf und man kann sich aufs Fischen statt aufs Hängerlösen konzentrieren.
Was die Tiefe anbelangt, ist diese Montage sehr flexibel. Ob drei oder 30 Meter Tiefe spielt keine grosse Rolle. Das Bleigewicht und die Rute müssen aber entsprechend angepasst werden. Wenn die Fische im Winter in der Tiefe stehen oder wenn ich bei starker Strömung im Fluss fische, erhöhe ich das Bleigewicht auf 14 bis 20 Gramm und nehme auch eine Rute mit passendem Wurfgewicht. Diese Montage fängt also theoretisch das ganze Jahr über. Im Frühling im Flachwasser, im Sommer im Fluss und an krautfreien Stellen am See und wenn es gegen den Herbst geht in den tieferen Bereichen, wo sich die Egli aufhalten.
Immer interessant sind Kanten wenn sie nicht zu verkrautet sind, oder Unterwasserstrukturen wie langsam abfallende Egliberge, denn hier finden sich eigentlich das ganze Jahr über Egli ein. Mit dem Boot auf dem See können auch schlammige Plateaus ein weiterer interessanter Anlaufpunkt sein.
Auswerfen, kurz vor dem Auftreffen abbremsen, um Verwicklungen zu vermeiden, mit offenem Rollenbügel sinken lassen und Kontakt zum Köder aufnehmen. Ich führe den Twister am Grund über die Kurbel und über die Rute. Eine bis zwei Kurbelumdrehungen, Pause machen, auf den Biss warten. Wenn man merkt, dass die Montage nicht ganz frei liegt, weiterziehen, damit der Twister nicht für die Egli unbeissbar festhängt. Aber auch mal nur mit der Rute den Twister einige Zentimeter bewegen, nochmal etwas, kurze Pausen, auch mal längere, man weiss nie. Die Bisse kommen meistens in der Pause, aber auch regelmässig in der Absinkphase. Wenn ich an einem Spot fast nur kleine Egli fange, wechsle ich rasch die Stelle, sonst werden unnötig viele Egli verangelt und der Twister leidet unter den vielen Fehlbissen. Im Fluss werfe ich meistens stromauf und fische so zügig, damit ich den Twister am Grund über die Rute spüre.
Mit der Strömung habe ich deutlich weniger Hänger, als wenn ich die Montage parallel zur Strömung treiben lasse. Aber auch gegen die Strömung kann man mit dem Twister erfolgreich fischen. Dafür nehme ich dann aber entsprechend mehr Gewicht, um am Grund zu bleiben. Dadurch leidet aber wiederum die Bissausbeute wegen des höheren Widerstands für die Egli. Es gibt aber Zeiten, da ist das die fängigste Führungsart.
Auch wenn die Egli jagen, kann man mit dem Twister am Laufblei gut fangen. Einfach in das «kochende» Wasser werfen, dann direkt den Rollenbügel schliessen und kontinuierlich einkurbeln, wie mit einem Spinner. Wenn man die Brutfische nur aufgeregt umherschwimmen sieht, da die Egli im Mittelwasser rauben, lasse ich die Montage dort hinein sinken und kurble einfach ruhig ein. Man kann auch vom Grund bis nach oben durchkurbeln. Diese Führung ist oft in tieferen Seen später im Jahr fängig. Im Fluss kleben die Egli meistens am Grund und dort fängt man sie dann auch am besten. In Seen sind sie eher geneigt, bei der Nahrungssuche die ganze Wassersäule auszunutzen.
Der Microtwister am Grund fängt auch an überfischten Spots noch seine Egli. Er imitiert perfekt eine kleine Insektenlarve oder einen Wurm: Nahrung, die das ganze Jahr über im Wasser vorkommt. Auch mit einfachem, preisgünstigem Gerät kann eine hohe Bissfrequenz erreicht werden. Man kann recht langsam fischen, um die Egli mit dem kleinen Köder zum Biss zu überzeugen. Hinzu kommt auch die Möglichkeit, schnell die Führung anzupassen und in verschiedenen Gewässertiefen zu fangen.
Als Beifang habe ich auch schon andere Fischarten gefangen: einige schöne Sandfelchen und kleine Welse auf den gefühlerten Twister. Nicht selten ist es mir sogar passiert, dass ich Beifänge wie grosse Brachsmen und Barben am Haken hatte. Auch Hechte kommen immer mal wieder vor. Die Twister sind nicht so langlebig wie grössere Gummiköder und fangen überdurchschnittlich viele kleinere Egli.
Ich hoffe, diese Infos helfen Dir beim Eglifischen weiter und zeigen Dir eine interessante Möglichkeit, Microköder fängig anzubieten.
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