


04 | 01 | 2019 | Praxis | ![]() | ![]() |
04 | 01 | 2019 | Praxis |
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Über die letzten 10 Fischerjahre hinweg begegnete ich auf YouTube und in den einschlägigen Magazinen immer wieder diesen Fransen- oder eben Skirted-Jigs. Aus der amerikanischen Bassfischerei sind diese Jigs mit der scheinbar besonderen Lockwirkung nicht mehr wegzudenken. Ich beäugte die Artikel und Filme stets mit einer gehörigen Portion Skepsis, ungläubig darüber, dass die Dinger auch am Zürichsee – meinem Hausgewässer – ihre Wirkung zeigen könnten. Wäre da nicht immer wieder wie aus dem Marketing-Katalog der zusätzliche Hinweis gewesen, dass sich mit Fransen-Jigs nicht nur einfach Fische, sondern im Besonderen auch die grösseren Exemplare fangen lassen, hätte ich die Sache wohl nie genauer angeschaut. Doch irgendwann überwog die Neugierde und ich musste es einfach selber versuchen.
Es ist Mitte November und ich vermute die Eglis bereits überwiegend in Grundnähe. Weil das Wasser schon ziemlich angetrübt ist, entscheide ich mich für einen rot eingefärbten Tungsten-Jigkopf, der von roten Glitter-Fransen gesäumt ist. Wie bei einem Cheburashka-Rig ist der Haken über zwei Ösen mit dem Kopf verbunden, was dem Köder mit dem frei schwingenden Haken ein besonders flexibles Spiel ermöglicht. An den Haken kommt als sogenannter «Trailer» mein 3-Inch-Gummifisch des Vertrauens in Pink. Lange bei mir als Unfarbe verschrien, ist Pink in den letzten zwei Jahren zu meiner absoluten Lieblingsleuchtfarbe mutiert, wenn die Lichtverhältnisse dürftig sind oder das Wasser alles andere als klar ist. Ich fische den Köder in 6-20 Meter Tiefe hart am Grund. Mal zupfe ich, mal rupfe ich, mal ziehe ich die fransengeschmückte Fracht einfach nur langsam über Grund, aber – nichts passiert. Gar nichts.
Neben mir fischen auch zwei etwa 10-jährige Jungfischer. Ganz auf sich selbst bezogen probieren sie etwa alle 15 Minuten einen anderen Köder aus. Von Löffel über Gummi am klassischen Jigkopf bis hin zum Wobbler ist alles mit dabei. Sie fischen in 2-4 Meter Tiefe und fangen, ebenso wie ich, nichts. Kein Wunder, denke ich mir, viel zu wenig tief für die Jahreszeit. Kurz vor dem Eindunkeln ruft der eine der beiden lauthals: «Do, do, do!» Ich mag es kaum glauben, aber tatsächlich zeigt sich ein kleiner Schwarm grösserer Egli unmittelbar unter der Wasseroberfläche über 4 Meter tiefem Wasser. Nach mehreren nervösen Kurzwürfen gelingt es einem der beiden Jungfischer, ein schönes Exemplar zu haken, welches aber beim Feumern leider verloren geht. Im Bewusstsein, dass die Egli sich dort wohl nicht lange an der Oberfläche aufhalten, werfe ich meinen Fransen-Jig in denselben Bereich, den die Jungfischer befischen. Prompt schnappt sich ein etwa 30 cm grosses Egli mein auffallendes Fransenkonstrukt und landet schliesslich im Feumer. Obwohl der Schwarm danach weg ist und sich im Halbdunkel kein weiterer Stachelritter mehr überlisten lässt, freue ich mich darüber, dass der Bann gebrochen ist.
Wenige Tage später fische ich gleich von Anfang an der Stelle, zu der mir die Jungfischer den Weg geebnet haben. Wieder beginne ich mit dem pinken Schaufelschwanzgummi am roten Fransenkopf. Diesmal lassen die Bisse auf Mittelwasser über 4 Meter Tiefe nicht lange auf sich warten. Das erste, etwa 20 cm lange Egli ist schon bald im Feumer. Fast mit jedem Wurf kommt ein weiteres Exemplar in ähnlicher Grösse dazu. War da nicht mal etwas von Fransen und im Besonderen grossen Egli, die man mit ihnen fangen können soll? Ich wechsle kurzerhand vom 3-Inch- auf den 4-Inch-Trailer in Weiss am weissen Fransenkopf, der ebenso cheburashka-mässig wie der erste montiert wird. Diesmal folgt nicht mehr bei fast jedem Wurf ein Biss, aber die Kadenz ist immer noch hoch. Ich darf schon bald ein schönes Egli über 30 cm auf dem Steg bestaunen, das dem Reiz der Fransen nicht widerstehen konnte. Im Weiteren reiht sich ein schönes Egli nach dem anderen in ähnlicher Grösse ein, bis sogar eines dabei ist, dass knapp an der 40er-Marke kratzt. Meine Begeisterung für die rauschenden Skirted-Jigs wächst mit jedem Wurf.
Noch in derselben Woche muss ich zurück an die Stelle der Sternstunde mit Fransen. War das jetzt eine Eintagsfliege oder sind die Fransen der Dauerbrenner? Im Wissen, dass die Wahrheit in der Regel irgendwo dazwischen liegt, probiere ich es nochmals, diesmal von Anfang an mit dem grösseren Modell. Und siehe da – wieder lassen sich insbesondere schönere Egli um die 30 cm mit den Skirts aus dem See zaubern. Innerlich speichere ich bei mir ab, dass von nun an immer zwei oder drei Fransenjigs in meiner Tackle-Box mit dem Basis-Material mit dabei sein müssen, wenn ich ans Wasser gehe.
Waren es jetzt im Besonderen die Fransen, die die dickeren Egli angelockt haben? Ich vermute, dass es eher der Wechsel des Schaufelschwanzgummis von 3 auf 4 Inch war. Fakt ist aber, dass die Fransen ziehen und einen Schlüsselreiz beim Finesse-Fischen darstellen können. Die Vorteile der Skirts liegen auf der Hand: Die feinen Vibrationen der Fransen spielen zu jedem Zeitpunkt, in der Absinkphase, die durch die Fransen abgebremst wird, in der Ruhephase mit Mikrovibrationen und beim Einziehen sowieso; sei es einfach nur durchgeleiert oder auch gejiggt. Hinzu kommen meistens noch die Lichtreflexionen des Glitters. Zusammen mit den Aromastoffen des Trailers kommt da einiges an Reizen zusammen.
Wenn die Egli bald tatsächlich nur noch am Grund «hocken», werde ich wieder mit den Fransen mein Glück versuchen. Ich werde einfach den etwas schwereren Fransenkopf wählen und als Trailer den Gummi mit Paddletail durch einen Gummi mit Split-, V- oder Pintail ersetzen, weil in der kalten Jahreszeit, wo der Stoffwechsel der Fische heruntergefahren ist, weniger «Theater machen» angesagt ist. Im Sommer darfs dann wieder mehr Action sein, wenn ich die Fransen mit einem Twisterschwanz kombiniere. Abzuwarten bleibt, wie die Hechte darauf reagieren werden, wenn die Skirts in Kombination mit grösseren Gummis zum Einsatz kommen. Ich merke, mit den Fransen hat sich mir eine Türe aufgemacht, die ich so schnell nicht wieder schliessen werde.
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