12 | 03 | 2020 | Diverses | 0 | 5584 |
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Der Fisch im Menschen
Fische sind grossartige Tiere, von ihnen können wir viel lernen. Wir können zum Beispiel uns selbst in ihnen erkennen. Jede Fischart hat ihr spezifisches Verhalten, ihren Lebensraum, ihr Nahrungsspektrum usw. Unter den Fischarten in unseren Gewässern gibt es aufgrund der Entwicklung der Rahmenbedingungen Gewinner und Verlierer, geschätzte und unterschätzte, beachtete und zu Unrecht ignorierte.
Barben zum Beispiel. Barben sind schnauzbärtige und gesellige Torpedos, den grössten Teil ihres Lebens friedliebend, entwickeln sie in fortgeschrittenem Alter und ab einer gewissen Körpergrösse die Tendenz zu räuberischem Verhalten. Ich erkläre mir das mit der Notwendigkeit erhöhter Kalorienzufuhr, um die zunehmende Körpermasse zu versorgen. Wer bereits ein ordentliches Exemplar dieser Spezies am Haken begrüssen durfte, weiss, wie ausdauernd die Barbe um ihr Überleben zu kämpfen bereit ist und welche Tricks und Finten sie dabei anwendet.
Ähnliches Verhalten kann bei Exemplaren der Spezies Mensch beobachtet werden. In jungen Jahren sozial und gesellig, geht es in fortgeschrittenem Alter eher darum, den Status quo aufrecht zu erhalten. Da legt auch der Mensch nicht selten ein verändertes Beissverhalten an den Tag, entwickelt eine Neigung zu Häppchenklauberei und legt sich ein breites Repertoire an Finten und Tricks an, um bisherige Errungenschaften zu bewahren.
Ich kenne auch «Forellen» unter den Menschen, immer in Bewegung, fit, asketisch, in Farbe und Wachstum ihrer Umgebung angepasst, vorsichtig, sensibel, mit hohen Ansprüchen an ihre Lebenswelt. Einzig den Hang zum Kannibalismus konnte ich bei meinen Mitmenschen noch nicht wirklich ausmachen. Immerhin gibt es aber solche, die den eigenen Nachwuchs «zum Fressen gern» haben.
In unserer gesellschaftlichen Umgebung finden wir alle Spezies von «Fischen», da gibt es Groppen, Trüschen, Rotaugen, Karpfen, Hechte, Elritzen, Lauben, Brachsmen und Welse. Einheimische Fische ebenso wie willkommene oder auch unerwünschte Fremdlinge. Viele Jungs wären gern «tolle Hechte», stattliche Exemplare, welche mit aggressivem Verhalten und furchteinflössendem Gebiss den Lebensraum dominieren, zuoberst in der Nahrungskette, unbehelligt von allen anderen Bewohnern des Gewässers. Ein tendenzielles Missverhältnis von Hirn zu Klappe zugunsten der Klappe wird dabei gerne ausgeblendet. Anhand der Metapher des «tollen Hechts» kann man auch sehen, dass sich die Umgangssprache nicht an biologischen Realitäten orientiert. Richtig grosse Hechte sind in freier Wildbahn ausschliesslich weiblich und die Milchner müssen sich vor den Rognern in Acht nehmen, sind sie doch in Gefahr, von den grossen Hechtinnen nach der Paarung gefressen zu werden. Die «tollen Hechte» werden somit im Reich der Wildtiere kaum bewundert, sie dienen den kapitalen Hechtinnen zur Fortpflanzung und, wenn es dumm läuft, auch als energetische Starthilfe in den Frühling.
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