Das grosse Fressen
18 | 04 | 2013 PraxisText: Thomas Hohnsbein 02874
18 | 04 | 2013 Praxis
Text: Thomas Hohnsbein 0 2874

Das grosse Fressen

Dank des milden Wetters steigen die Wassertemperaturen allmählich an. Die Hechte haben den langen Winter und ein anstrengendes Laichgeschäft hinter sich. Die erste heisse Hechtzeit des Jahres steht vor der Tür.

Der Hecht hat vor kurzem in den sich schneller erwärmenden Flachwasserzonen gelaicht. In natürlichen Seen sind das in der Regel die mit Schilf bewachsenen Uferbereiche, die häufig flach sind und nur langsam in tieferes Wasser abfallen.

Nach dem Laichgeschäft bleibt der Hecht noch einige Wochen in diesen Zonen, denn auch die verschiedenen Weissfischarten laichen hier. Auf diese warten die ausgehungerten Hechte bereits, um sich wieder zu stärken. Für Uferfischer spielt sich die Fischerei nun direkt vor den Füssen ab.

Dennoch kann es hilfreich sein, eine Wathose zu benutzen, vor allem, um lange Schilfbänke ausgiebig befischen zu können. Dabei sollte man jedoch darauf achten, wohin man tritt, denn nicht nur Fische nutzen die flachen Uferzonen zum Laichen, und man will schliesslich keine unnötigen Schäden in der Natur verursachen. Ist der Gewässergrund nicht zu erkennen, und man kann nicht sehen, wohin oder worauf man tritt, sollte man auf das Waten verzichten.


Schier unbegrenzte Möglichkeiten

Selten ist die Wahl des richtigen Köders so zweitrangig, wie zu dieser Jahreszeit. Das ist alles andere als abwertend gemeint. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass so ziemlich jeder Köder erfolgreich ist, so lange man ihn in den flachen Gewässerbereichen vernünftig führen kann.

Das heisst, man kann seinen persönlichen Vorlieben entsprechend fischen oder auch mal neue Dinge ausprobieren. In dieser Zeit baut man Vertrauen in Köder und Fischereitechniken auf, die man noch nie probiert hat oder mit denen man zu anderen Jahreszeiten nicht erfolgreich war.

So ziemlich jeder Fischer besitzt Köder, die bei den ersten Versuchen versagten und seitdem ein trauriges Dasein in der hintersten Ecke der Köderbox fristen. Zu dieser Jahreszeit sollten sie ruhig noch mal ihre Chance bekommen – egal ob Spinner, Gummifisch, Jerk- oder Twitchbait.


Hohe Bissfrequenz

Ich fische zu dieser Zeit am liebsten mit zehn bis 15 Zentimeter langen Gummifischen. Meine Favoriten unter den weichen Ködern sind die Big Hammer Shads, Kopytos oder auch Salt Shaker, die ich oft einfach nur durch die Flachwasserzonen kurble.

Ausserdem setze ich auf Twitchbaits in derselben Länge und seit kurzem auch auf schwimmende Jerkbaits. Ein besonderes Augenmerk auf die Farbe des Köders lege ich bei der Köderwahl nicht, da die Hechte so aggressiv beissen, dass aus meiner Sicht auch die Farbe eine eher untergeordnete Rolle spielt.

Im Frühjahr kann man manchmal mehrere Hechte an nur einem Tag fangen. Die Räuber sind nach ihrer Laichzeit erschöpft und ausgehungert. Deshalb reagieren sie so aggressiv auf unsere Köder, dass es in regelmässigen Abständen in der Rute kracht. Mehrere Hechtattacken an einer Stelle sind nichts Ungewöhnliches. Es handelt sich dabei nicht immer um die kapitalsten Exemplare. Die Masse der Fische ist eher klein bis mittelgross. Dennoch gibt es zwischendurch auch immer wieder kapitale Überraschungen.

Da die Hechte zu dieser Zeit zwar aggressiv, aber aufgrund ihrer entbehrungsreichen Laichzeit noch nicht allzu kampfstark sind, verzichte ich auf zu schweres Gerät. Mir reicht eine kurze Spinnrute mit einem Wurfgewicht bis 40 Gramm und eine 2500er-Stationärrolle. Mit dieser Rute kann ich Twitchbaits optimal führen. Auch zum «Durchkurbeln» von Gummifischen ist sie bestens geeignet.

Wenn ich mit Jerkbaits fische, wähle ich eine leichte Jerkrute mit einem maximalen Wurfgewicht von 100 Gramm und eine dazu passende Multirolle (Baitcaster). Kenne ich die Gewässer gut und kann Abrisse nahezu ausschliessen, verwende ich Titan-Vorfächer mit Tragkräften von 12 bis 18 Kilo. Ist mit gelegentlichen Abrissen durch Hänger zu rechnen, wähle ich ein preiswerteres 7×7-Stahl wie zum Beispiel Flexonit.


Parallel am Schilf entlang

Bei der Köderführung achte ich darauf, die Hechte nicht zu überfordern. Da sie hungrig und beisswillig sind, muss ich sie nicht mit ausgefeilten Kniffen überlisten. Es reicht in der Regel aus, die Köder gleichmässig und geradlinig zu präsentieren, sodass die Hechte genügend Zeit bekommen, ihre Attacke richtig zu platzieren.

Durch diese Führungstechnik bleibt die Fehlbissquote relativ gering. Am besten eignet sich diese gleichmässige Köderführung, wenn man parallel an den Schilfbänken vorbei fischt – vor allem watend, wenn möglich.

Hechte stehen gerne am Rand der Schilfbänke und schauen nur mit ihrem Kopf aus dem Pflanzendickicht heraus. So sind sie optimal getarnt und in perfekter Lauerstellung. Sobald potenzielle Beute in ihren Aktionsradius gerät, stossen sie blitzschnell hervor und attackieren sie.

Bei Twitch- und Jerkbaits hilft es mitunter, die Köder zwischen den einzelnen Rutenschlägen für kurze Zeit stehen zu lassen. Diese Phasen nutzen Hechte gern, um anzugreifen. Dann rappelt es oft so richtig in der Rute. Zudem steigert es die Präzision beim Biss.

 

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