08 | 09 | 2021 | Schweiz | Praxis | 1 | 13779 |
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Arnensee | Mit Gummi am Bergsee
Die Bergseefischerei wird klassischerweise mit Naturködern bestritten: Wurm auf Grund für Saiblinge und Kanadier, Wasserkugel mit Bienenmade für Regenbogenforellen. Wenn es aber mit Kunstködern auf die Bergsee-Salmoniden geht, muss man seine Strategie anpassen, sonst geht man ohne Biss nach Hause. Ivan Valetny berichtet über seine Erfahrungen mit dem Gummifischangeln am Arnensee.
Den Arnensee darf man mit dem Bernischen Kantonalpatent befischen. Es werden vorwiegend Kanadische Seeforellen besetzt. Auch Regenbogenforellen kommen vor, werden aber weniger intensiv besetzt. Ausserdem wimmelt es in diesem Bergsee von Alet und Egli.
Als Tipp fürs Fischen am Arnensee hört man oft: «Geh in den hintersten Seeteil zum Bacheinlauf und setze auf Grund, wenn möglich in einer Bachrinne. Dort fängst du Saiblinge und Kanadier.» Meiner Erfahrung nach kann man aber rund um den ganzen See seine Fische fangen, seien es nun Kanadier, Regenbogenforellen oder Egli. Alet hat es sowieso überall und es ist der am einfachsten zu fangende Fisch im See. Zapfen mit Brot, und schon hängt einer, wenn man darauf aus ist.
Zum Arnensee führt eine gebührenpflichtige Privatstrasse, man darf mit dem Auto für CHF 5.– bis zum See fahren. Einige Meter nach dem Seeanfang kann man sein Auto kostenfrei parkieren. Der Rest ist zu Fuss begehbar. Etwas den Berg hinauf hat es einen Platz, wo man im Auto übernachten darf, auf den normalen Parkplätzen ist dies untersagt.
Eine Besonderheit am Arnensee: Man kann auf Anfrage Boote zum Fischen mieten. Es dürfen nur Boote ohne Verbrennungsmotor verwendet werden. Details erfährt man im Restaurant am Anfang des Sees, wo sich eine Einwasserungsrampe befindet.
Mit Gummiköder am Arnensee ...
Gummiköder sind für die meisten Fischer nicht erste Köderwahl, wenn sie ans Forellenfischen am Bergsee denken. Doch der Gummifisch wird zu Unrecht wenig verwendet. Wenn man weiss, wie vorgehen, kann man mit einem Gummifisch verschiedene Tiefenbereiche abfischen. Dies ist von Vorteil, da jede Art andere Standorte bevorzugt. Kanadier und Saiblinge sind eher in Grundnähe und halten sich gerne im tieferen Wasser auf, Regenbogenforellen auf Beutesuche ziehen hingegen gerne im Mittel- und Flachwasser ihre Bahnen.
... auf Kanadier und Regenbögler
Ganz klassisch ist der Jig mit einem Gummifisch hintendran. Ich bevorzuge die Köder, welche ich auch auf Egli verwende: 5 cm bis 7 cm lange Gummifische, gerne mit Pintails und Schaufelschwänzen, 2 g bis 9 g schwere Jigköpfe mit passenden Haken. Daneben ist ein Softjerk für flach stehende Fische eine interessante Wahl, weil man damit wie kaum mit einem anderen Köder beim Fischen lange Pausen einlegen kann.
Für Regenbogenforellen empfehle ich einen 5-cm-Schaufelschwanzgummi am 4-g-Jig. Dieser läuft mit einem gewissen Widerstand und erzeugt kontinuierliche Druckwellen. Darauf stehen die Regenbögler. Man kann damit gut flächig werfen und die oberen 3 m absuchen, dort wo sich die Regenbogenforelle am meisten aufhält. Die Führung ist ein langsames «Einleiern», ein langsames Jiggen im Mittelwasser, also ohne ständigen Bodenkontakt. Die Forelle spürt den Köder über die Seitenlinie auf, wird gereizt und schnappt zu, anders als bei einem Egli oder Hecht, welche den Köder eher einsaugen. Deshalb hat man mit einem Jighaken auf Forellen etwas mehr Fehlbisse. Aber bei einem Fehlbiss lohnt es sich, nochmals anzujiggen und den Köder wieder absinken zu lassen. Oft schnappt eine Forelle am Bergsee erneut zu, da das Nahrungsangebot bescheiden ist. Ich jigge normalerweise immer mit der Rute gegen oben, beim Fischen auf Forelle halte ich die Rute dabei aber auch gerne seitwärts, wie wenn ich Wobblern würde.
Bei Bacheinläufen und ähnlichen Hotspots funktioniert ein Softjerk an einer leichten Rute sehr gut, idealerweise ein 5-cm- oder 7-cm-Pintail-Gummifisch, aufgezogen auf einem grossen, freiliegenden Einzelhaken. Auswerfen und einige Sekunden sinken lassen, dabei die lockere Schnur beobachten. Ein paar feine Schläge in die Schnur, und wieder etwas sinken lassen. Wenn es die Wassertrübung zulässt, kann man mit einer Polbrille den Köder auch auf Sicht animieren – und plötzlich sieht man einen Schatten nach dem Köder schnappen, die Schnur wird abgezogen und man spürt den Biss.
Mit schwereren Jigs von 8 g und Gummifischen von 7 cm kann man gut an tieferen Stellen fischen, wo der eine oder andere Saibling und Kanadier steht. Hierzu den Köder auswerfen und zu Grund sinken lassen. Danach mit Spinnpausen die Kante hochfischen oder das Mittelwasser abjiggen. Oft kommen die Bisse der Saiblinge oder Kanadier kurz nachdem man angefangen hat, vom Grund hochzufischen. Im Mittelwasser kann dann so ziemlich alles einsteigen, von Regenbogenforelle bis Kanadier ist mit einem solchen Köder alles möglich.
Wichtig ist, sich etwas Zeit für die Gummis zu nehmen und Pintails und Schaufelschwänze auszuprobieren. Ist der erste Fisch am Bergsee mal gefangen, geht es danach meist ziemlich schnell, bis der zweite und dritte folgt. Nicht zu rasch aufgeben ist hier das Rezept zum Erfolg.
…und auf Egli
Wie erwähnt gibt es am Arnensee auch reichlich Egli. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass man mit etwas Glück mehrere Dutzend Egli an einem Tag fangen kann. Wie Egli so sind, halten sie sich auch am Arnensee am liebsten an den Kanten auf. Auch die vielen abgesägten Baumstümpfe auf der linken Seeseite sind Hotspots für Egli – wie leider auch für Hänger.
Zum Eglifischen verwende ich hier primär 5-cm-Gummifische, -Pintail oder -Schaufelschwänze. Dazu einen 2-g- bis 5-g-Jigkopf. Ich fische die Kanten mit kleinen Sprüngen ab. Oft muss man gar nicht auf volle Wurfweite auswerfen. Eine bis zwei Umdrehungen und danach wieder Bodenkontakt. Leider hat man so auch viele Hänger, aber das ist die beste Führungsstrategie für die Bergsee-Egli. Im Mittelwasser nehmen sie die Gummis seltener. Nicht selten packt auch ein Alet zu; Alet halten sich auch gerne in Ufernähe neben den Egli auf.
Aber auch das Carolina-Rig ist interessant auf die Egli. Hierfür sollte das Blei so leicht wie möglich gewählt werden, um weniger Hänger zu haben. 5 g bis 7 g sind ideal. Dazu am besten ein 5-cm-Action-Gummifisch oder -Creaturebait. Auch hier eine bis maximal zwei Umdrehungen. Mit einem Rig kann man längere Pausen machen als mit einem Jig, so hat man oft noch ein oder zwei Bisse mehr, wenn die Fische träge sind. Wenn es noch sehr kalt ist, direkt nach der Eisschmelze, funktioniert das Rig etwas besser als die Jigs.
Natürlich funktionieren auch andere Köder wie Wobbler, Spinner, Löffel, Jucker, Konvoi und weitere am Arnensee. Um diese Hardbaits am Bergsee wird es aber in der nächsten Ausgabe gehen.
Michael
Hey Merci vielmal für den ausführlichen Artikel, ich geh dort bald mal vorbei :)