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Ivans Top 3
26 | 08 | 2016 | Praxis | 1 | 7212 |
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Wenn es ums Hechte fangen geht, fischen viele Angler immer noch mit zu kleinen Ködern. Dabei hat man mit grossen Kunstködern deutlich bessere Chancen auf einen kapitalen Räuber.
Es gibt unzählige Fotos und Videos, die dokumentieren, dass Hechte grosse Beute attackieren: Der 50er-Esox, der im Drill plötzlich von einem kapitalen Artgenossen angefallen und von diesem erst kurz vor der Landung wieder losgelassen wird. Das Blässhuhn, das in einem Strudel verschwindet und nur noch Federn an der Oberfläche hinterlässt. Bisswunden an Brachsmen, Rotaugen und Egli – so gross wie ein Hufeisen, kennt jeder Hechtfischer. Also müsste doch die Konsequenz sein, nur mit besonders grossen Ködern zu fischen. Dennoch wagen sich nur wenige Fischer an Köder jenseits der 25-Zentimeter-Marke. Und so fristen die sogenannten «Big Baits» vielerorts ein Schattendasein – völlig zu Unrecht!
Grossköder beginnen bei 27 Zentimeter, die Champions League aber beginnt bei 40 Zentimeter! Für andere ist es erst ein Big Bait, wenn der Köder 200 Gramm und mehr wiegt. Von Wobblern bis Swimbaits sind alle Ködergruppen vertreten, nur eben deutlich grösser als man es gewohnt ist.
Bei Grossködern gilt: Viel Masse erzeugt auch viel Aufmerksamkeit. Die Silhouette eines Grossköders wirft einen Schatten, der den Jägern ganz sicher ins Auge fällt. Schon allein die Wasserverdrängung wirkt auf die Seitenlinie der Hechte. Und weil es sich für einen anständigen Happen auch lohnt, ein paar Meter zu schwimmen, muss bis zur letzten Sekunde mit einem Biss gerechnet werden. Viele Hechte haben erst direkt vor meinen Füssen zugepackt.
Ich habe mehrfach erlebt, dass nur grosse Köder überhaupt Erfolg brachten! Das war vor allem dann der Fall, wenn für die Räuber viel Futterfisch verfügbar war. Bei einem Überangebot sind sich die erfahrenen Räuber ihrer Beute sicher, weshalb sie nur kurze Fressphasen haben. In dieser Situation suchen sie sich eine fette Beute, um nicht mehrfach jagen zu müssen. Deshalb werden kleine Köder ignoriert.
Ein weiterer Grund, warum grosse Köder erfolgreicher sein können, sind wir Fischer. Wenn alle die gleichen Ködergrössen nutzen, lernen die Hechte, damit Gefahr zu verbinden. Da sich aber nur sehr wenige Fischer an grosse Gummischlappen herantrauen, konnten sie damit noch keine schlechten Erfahrungen machen.
Immer wieder hört man: «Es ist zu anstrengend, den ganzen Tag schwere Köder zu werfen!» Beim Einsatz einer falschen Ruten-Rollen-Kombination ist das tatsächlich der Fall. Eine Spinnrute mit 150 Gramm Wurfgewicht und eine 4000er-Stationärrolle sind nicht geeignet, Köder von 200 Gramm andauernd durch die Luft zu feuern.
Selbst wenn es einen Biss gibt, wird der Fisch wahrscheinlich nicht gehakt, weil die Rute zu schwach ist. Der Anhieb ist das A und O beim «Big-Baiten»! Um die starken Hechtkiefer zu überwinden, bedarf es eines kräftigen, konsequenten Anhiebs mit der richtigen Rute. Mit 2,60 Meter Länge und einem Wurfgewicht um 300 Gramm kann man schon anständige «Latschen» durch die Luft befördern und bekommt den Anhieb auch auf grosse Distanz durch. Noch vor einigen Jahren musste man sich Musky-Ruten zu horrenden Preisen aus den USA einfliegen lassen. Inzwischen haben auch einige Hersteller in Europa geeignete Ruten im Programm. Ich fische vor allem mit der «Savage Gear Big Pike» und der «Okuma EVX Musky». Damit diese Art des Fischens auch Spass macht, sollte man keine Stationärrolle verwenden. Eine starke Baitcaster der 350er-Klasse, wie die «Okuma Komodo», eignet sich deutlich besser. Mit dem richtigen Gerät kann man den ganzen Tag ermüdungsfrei werfen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist eine gute geflochtene Schnur mit 25 bis 30 Kilogramm Tragkraft. Diese ist erforderlich, damit bei dem gefürchteten sogenannten «Backlash» (die Rolle dreht sich schneller, als die Schnur ablaufen kann) nicht die Schnur reisst und der Köder davonfliegt. Und wenn einmal ein kapitaler Hecht direkt unter der Rutenspitze einsteigt, können wir cool bleiben. Das kräftige Gerät bietet genug Reserven. Deshalb kann die Bremse stets geschlossen sein, ohne dass die Gefahr eines Schnurbruchs besteht.
Je grösser der Köder, desto selektiver fische ich. Trotzdem vergreifen sich immer wieder auch kleine Hechte an meinen Grossködern. Wobei klein auch wieder Auslegungssache ist. Für Vollblut-Big-Baiter ist ein 80 Zentimeter langer Hecht klein, für andere Fischer aber ein toller Fisch. Unterhalb von 80 Zentimetern kommen tatsächlich weniger Attacken von Halbstarken. Das kann auch daran liegen, dass eine grosse Hechtdame die Teenager nicht im Revier duldet. Gleichzeitig steigt aber die Bissfrequenz von grossen Hechten.
Wie soll man so grosse Köder führen? Einfach einleiern genügt! Unsere Zielfische sind alt und entsprechend misstrauisch. Beobachten Sie doch einmal Rotaugen oder Brachsmen am Steg oder in der Uferregion. Ganz gemächlich schwimmen sie vor sich hin, ohne aufgeregt hin und her zu schlagen. So verhalten sich nun mal Beutefische. Ein wild umherspritzender Köder würde bei den betagten Hechtdamen Argwohn wecken. Ich leiere den Köder deshalb einfach nur ein und versuche, ihn auf mittlerer Tiefe zu führen. Auch ein kurzer Spinnstopp kann gelegentlich nicht schaden. Generell gilt: Bei klarem Wasser schnell führen, bei trübem langsam.
Bei den Kleinteilen muss man auf Qualität achten. Mein Stahlvorfach und meine Stinger sind aus dem gleichen Material mit einem Minimum von 25 Kilogramm Tragkraft. Damit die Stinger perfekt zur Ködergrösse passen, baue ich sie selbst. So kann ich auch die Länge des Vorfachs beeinflussen, das nie kürzer als 40 Zentimeter sein sollte. Titan ist zwar ein tolles Material, neigt aber leider dazu, nach einer gewissen Zeit zu brechen, ohne dass man es vorher erkennen könnte. Bei grossen Ködern ist die Belastung des Titans sehr hoch, sodass es noch schneller ermüdet. Einem Stahlvorfach sieht man wenigstens an, wenn es ausgetauscht werden muss. Fluorocarbon oder Hardmono nutze ich in klarem Wasser als Vorfach, aber nur mit einem Durchmesser ab einem Millimeter aufwärts. Dieses Material hat mich auch bei Grosshechten nie im Stich gelassen.
Meine Vorfächer bereite ich in Ruhe beim Fernsehabend vor und wickle sie auf eine Rolle. Um am Angeltag keine Zeit zu verschwenden, verbinde ich Vorfach und Hauptschnur mit No Knots. Dadurch habe ich eine hohe Tragkraft und muss mich bei schlechtem Wetter oder kalten Fingern nicht mit einem Knoten abmühen. Passende Einhänger sind mit eingearbeitet. Sie sollten besonders stabil sein. Wenn der Einhänger zwischen den Kiefern eines wütenden Hechts hängt, wirken enorme Kräfte. Zu schwaches Material kann zum Fischverlust führen. Ich nutze Einhänger ab 50 Kilogramm Tragkraft. Drillinge und Jigköpfe müssen unbedingt zur Ködergrösse passen.
Auch beim Big Baiten macht die Übung den Meister. Nur heisst der Zielfisch nicht einfach Hecht, sondern Grosshecht! Natürlich gibt es Momente, in denen man sich nach Frequenz und Action sehnt, wenn es stundenlang keinen Biss gab. Sobald aber der ersehnte Hieb durch die Rute fährt und die Rolle trotz geschlossener Bremse Schnur freigibt, sind alle Strapazen vergessen, weil man weiss, dass am anderen Ende ein Hecht über zehn Kilogramm kämpft. Dafür lohnt es sich, bei Regen und Wind den Grossköder ins Wasser zu schleudern!
Jan
Ich suche eine gute big bait rolle