


01 | 10 | 2019 | Schweiz | Praxis | ![]() | ![]() |
01 | 10 | 2019 | Schweiz | Praxis |
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Die Idee der Hegene ist zeitgemäss, denn sie bietet Optionen: Uns Fischern und den Fischen. Verschiedene Köder auf verschiedenen Ebenen. Eine geniale Innovation unserer Vorfahren weit vor dem Bau der ersten Pyramiden. Vertikales Fischen mit mehreren Ködern an Seitenzweigen wurde unabhängig in diversen Winkeln der Welt erfunden, beispielsweise von den Inuit in Grönland und den Maori in Neuseeland. Auch wer die erste Nymphenhegene geknüpft hat, ist umstritten. Nach dem «Ricola-Prinzip» müsste es eigentlich ein Schweizer Felchenexperte gewesen sein …
Wie auch immer, im Oktober ist die Hegene eine wichtige Option für Seefischer. In dieser Übergangszeit, in der viele Arten in tiefere Regionen wechseln, spielt das Konzept seine Stärken voll aus. Sei es mit Nuggi, Twister oder Reizfliege auf Egli oder eben mit der Nymphe auf Felchen, Rotaugen und Saiblinge.
Der Oktober ist für viele Arten ein Wandermonat und verändert das Verhalten und manchmal auch das Aussehen der Fische tiefgreifend. Die meisten Salmoniden laichen im Spätherbst. In den Wochen davor ziehen sie zu ihren Laichplätzen. Dasselbe gilt für die Seeforellen, Seesaiblinge, Bachsaiblinge und für die Namaycush in unseren Bergseen. Auch die Aale machen sich im Herbst auf zu ihrer weiten Reise in die Tiefen des Westatlantiks. Ihre erstaunliche Verwandlung vom Grundräuber zum Freiwasserschwimmer beginnt schon im Süsswasser. Die Flanken schimmern jetzt silbern und ihr Rücken färbt sich dunkel. Traurige Tatsache ist leider, dass seit Jahrzehnten wahrscheinlich kein einziger Schweizer Aal mehr das Ziel seiner Sehnsüchte erreicht hat. Die allzu vielen Kraftwerke sind eine unüberwindliche, tödliche Hürde. Dieselben Kraftwerke haben die einst gewaltige Fischwanderung von der Nordsee in die Alpen praktisch versiegen lassen: Millionen von Aalen, Neunaugen, Maifischen, Lachsen, Meerforellen und Stören, ein unfassbarer ökologischer und ökonomischer Reichtum, der jeden Herbst unsere Flüsse und Seen mit reichem Leben erfüllte. Vielleicht besser nicht an einem nebligen Oktobermorgen darüber nachdenken …
Dieses leuchtende Orange, dieses Türkisgrün! In seinen Laichfarben wirkt der Seesaibling wie ein Zierfisch aus den Tropen. Dabei stammt er aus dem hohen Norden und ist perfekt an das Leben in der Arktis angepasst. Kein anderer Süsswasserfisch kommt so weit nördlich vor. In der Schweiz ist der Saibling nach der letzten Eiszeit gestrandet. Er überlebte in jenen Zonen der Schweizer Seen, die nordisch kühl bleiben (unter 12 Grad). Die grössten Populationen findet man in den grossen Voralpenseen. Man hat den Seesaibling zudem in vielen Schweizer Gebirgsstauseen und Bergseen angesiedelt, teilweise mit spektakulärem Erfolg wie in den Oberengadiner Seen.
Die Zeit vor der Schonzeit, die an vielen Seen am 1. November beginnt, ist Hochsaison für Saiblingsfans – sei es beim Schleppen, Vertikalfischen oder mit der Hegene. Die prächtig gefärbten Fische werden vor ihrer Hochzeit spürbar aggressiver und versammeln sich im Umkreis ihrer Laichplätze. Im Thunersee war diese Fischerei so gut, dass sie zur Übernutzung führte. Hier gilt darum die Schonzeit bereits im Oktober.
Für die allermeisten Schweizer Petrijünger ist die Trüsche kein Zielfisch, eher ein kurliger Zeitvertreib für den Winter. Das ist nachvollziehbar, denn die fischereilichen Möglichkeiten in unserem Land sind so vielfältig, dass die ungewisse Suche nach den heimlichen Räubern in der Tiefe eines grossen Sees nicht allzu attraktiv wirkt. Der Autor dieser Zeilen ist da seit jeher ganz anderer Meinung. Allein schon die kulinarischen Qualitäten des Süsswasserdorschs machen ihn zu einer begehrenswerten Beute. Eine milde Oktobernacht ist der ideale Einstieg. Die Trüschen sind im Herbst oft sehr aktiv und «kooperativ» an geeigneten Stellen. Das sind Tiefen von mindestens 20 Metern unter Hafenstegen, vor Schiffsanlegern, am Fuss von steilen Felsufern und vor Bachmündungen. Eine simple Grundbleimontage mit kurzem 0,30er-Vorfach (10 cm) und ein, zwei Schwarzköpfen genügt für den ersten Fang. Dazu ein Feuerchen, etwas bräteln, ein kühles Bier, und das Leben wird einfach und rund wie der Bauch einer grossen Trüsche …
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