![Grosser Happen [|] Grosse Beute](https://petri.dimaster.io/assets/cache/600/600/media/Artikel/2022/03/streamer/Zonker_Holger_Lachmann_1.jpg)


01 | 03 | 2020 | Schweiz | Praxis | ![]() | ![]() |
01 | 03 | 2020 | Schweiz | Praxis |
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Das erste Grün im öden Gelb und Braun des Spätwinters verströmt einen besonderen Zauber. Es macht die Küche wieder vielfältiger und farbiger. Auf dem Heimweg vom Wasser kann man leicht ein paar kulinarische Souvenirs pflücken. Zum Beispiel Bärlauch, Vogelmiere, Löwenzahn, Sauerampfer, Pfennigkraut, Gänseblümchen und Spitzwegerich.
Sie verfeinern Saucen, Suppen und würzen Frühgemüse. Übrigens auch bei den Fischen gibt es eine ausgeprägte Saisonalität, die im Zeitalter der TK-Fischstäbli in Vergessenheit geraten ist.
Während Forellen und Trüschen nach ihrer anstrengenden Hochzeit oft noch mager sind und die Hecht- und Egliweibchen schon viel Fett und Eiweiss in ihren Laich investiert haben, schmecken Felchen und die meisten Weissfische (z. B. Alet, Barben, Brachsmen und Rotaugen) so früh im Jahr hervorragend. Ein feines saisonales Märzgericht ist ein Geschnetzeltes aus Felchen- oder Weissfischfilet an einer Rahmsauce mit Schalotten, Bärlauch und anderen Wildkräutern, abgeschmeckt mit einem Weisswein aus der Region. New alpine cuisine!
Noch vor anderthalb Generationen war mancher Forellenfischer im März schon richtig satt nach einem Monat Forellenpirsch an den grossen Talflüssen. In Limmat, Linthkanal, Reuss oder Rhein fing man die kapitalsten Flussforellen und Seeforellen oft in den ersten Wochen der Saison. Darunter waren regelmässig Wahnsinnsfische von über 20 Pfund. Heutzutage ist die Februarfischerei diplomatisch formuliert nicht mehr ganz so aufregend – sie hat eher meditativen Charakter. Die Gewässer, die im März aufgehen, versprechen da schon mehr Adrenalin. Doch auch hier ist das Fischen im frühen Frühling eine Lotterie. Im kalten Wasser müssen die Fische sparsam sein. Sie investieren nur Kalorien in die Jagd, wenn die Bedingungen ernsthaft Erfolg versprechen. Für uns als Nichtforellen ist höchstens ansatzweise nachvollziehbar, wann, wo und weshalb sich diese Zeitfenster öffnen und wieder schliessen. Das bewährte Rezept für frühlingsmüde Forellen sind kleine, unscheinbare Köder möglichst nah am Grund angeboten. Falls diese «einfühlsame» Taktik nicht aufgeht, funktioniert manchmal schamlose Provokation: grelle Farben, heftige Druckwellen, nerviges Gerassel.
Viele Fliegenfischer sind Ästheten und Perfektionisten. Sie neigen dazu, auf Bilderbuchbedingungen zu warten, und verpassen dabei viele der Chancen, von denen sie so gern tagträumen. Es ist menschlich: Bei einem gemütlichen Nachmittag am Bindestock oder einem Schwatz an der Kafibar im Fischerladen riskiert man halt keine Enttäuschung. Doch man wird auch nie erfahren, welche Überraschungen Petrus in petto gehabt hätte: Wertvolle Beobachtungen, interessante Begegnungen, vielleicht sogar ein Bilderbuchfisch.
Das Fliegenfischen im Frühling hat seinen ganz eigenen Reiz. Und wenn es nur der Trost sein sollte, dass man tausend gute Gründe hat fürs Abschneidern. Heftige Schlüpfe und hektische Beisszeiten sind im März zwar rar, doch wer genauer hinschaut, entdeckt erstaunlich viel Aktivität. Da es vor allem Krebstierchen und Insektenlarven sind, die da gepflückt werden, ist eine kleine Nymphe oder Nassfliege oft das fängigere Angebot als ein fetter Wurm. Wer es herzhafter mag, hat mit einem beschwerten Streamer und etwas Geschick mindestens dieselben Chancen auf einen Biss wie die Spinnfischer.
Der März ist fischereiliche Grauzone. Keine der populären Fischarten oder traditionellen Methoden hat Hochsaison. Höchstens einige Seeforellen- und Eisfischer werden widersprechen. Der März ist die ideale Zeit, um etwas Neues auszuprobieren! Zum Beispiel Hegenenfischen vom Ufer. Eine simple, superfängige Methode, die sich gut mit einem Picknick am See kombinieren lässt. An einigen Gewässern ist es heute schon ziemlich populär, doch es gibt definitiv noch viel mehr zu entdecken. Man fängt so nicht nur Felchen, sondern je nach See auch Saiblinge, Forellen, Rotaugen, Brachsmen und Egli.
Lieber Flussfischen? Wenn Alet und Barben aktiv sind, die magische Grenze liegt etwa bei sechs, sieben Grad, lassen sie sich im klaren Niedrigwasser gut beobachten und auf Sicht befischen. Nicht nur mit Wurm, Käse oder Brätchügeli, sondern auch mit Finesse-Gummis, kleinen, sinkenden Wobblern oder mit Goldkopf-Nymphen an der Fliegenrute. Nicht ganz einfach, aber hochspannend.
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