13 | 01 | 2017 | Praxis | 0 | 10403 |
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Sytematisch auf Seeforellen
Kapitale Seeforellen sind der Traum jedes Schleppfischers und beherrschen bei vielen das Denken in dieser Jahreszeit. Rastlos durchstreifen die schwarz gefleckten Silberbarren unsere Gewässer. Jedoch sind sie keine leichte Beute! Wenn Löffel und Wobbler keine Bisse bringen, können am System präsentierte Köderfische eine gute Alternative sein. Welche Systeme und welche Köderfische kommen zum Einsatz? Wie «tunt» man die Montagen erfolgversprechend?
Der Lebenszyklus der Seeforellen ist eine geniale Anpassung an die Umwelt. Die Jungfische verbringen ihre ersten ein bis zwei Jahre wohlbehütet vor ihrem gefährlichsten Fressfeind, dem Egli, im Geburtsfluss und ernähren sich überwiegend von Insektenlarven. Mit gut 20 cm Länge, und somit sicher vor den Barschen, steigen sie in den See ab. Hier wartet ein üppiges Füllhorn an proteinreicher Nahrung: Jungfische in Massen dienen den kleinen Forellen bald als Hauptnahrung und ermöglichen ein rasantes Wachstum. Auf den britischen Inseln werden die Seeforellen wegen ihres Appetits auf Beutefische treffend Ferox genannt, was im Lateinischen wild und mutig heisst. Unsere Salmo trutta forma lacustris verdient diese Auszeichnung genauso! Kürzlich habe ich beim Hechtschleppen eine 50er-Forelle auf ein 24 cm langes Rotauge erbeutet... Regelmässig finde ich in den Mägen kaum 75 cm langer Seeforellen Felchen von über 30 cm. Man kann sich gut vorstellen, auf welche Beutefische eine 95er Jagd machen kann. Als Seeforellenfischer können wir uns dieses Fressverhalten zunutze machen. Gerade die ganz kapitalen Exemplare sind Kunstködern gegenüber manchmal misstrauisch und lassen sich nicht so leicht mit Löffeln und Wobblern täuschen. Ein perfekt präsentierter Köderfisch könnte den erhofften Beissreflex auslösen ...
Optimale Köderfische ...
Zuerst müssen wir uns geeignete Köderfische besorgen, welche den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen. In den meisten Kantonen sind dies Arten, die keinen besonderen anglerischen oder kulinarischen Wert haben und für welche darum keine Mindestmasse gelten. In erster Linie sind dies Cypriniden wie Rotaugen, Lauben, Alet und Rotfedern. Einzelne Kantone erlauben auch den Einsatz von Salmoniden und Egli. Orientieren Sie sich genau, was an Ihrem Hausgewässer vom Gesetz her gilt! Ich verwende in der Regel Köderfische von 12–22 cm Länge. Optimalerweise legt man sich rechtzeitig einen entsprechenden Vorrat an. Die Jagd auf Köderfische ist eine saisonal begrenzte Angelegenheit: Man muss sie dann fangen, wenn sie in dichten Schwärmen erscheinen. Köderfische kann man manchmal auch ganz bequem und günstig beim Berufsfischer kaufen. Nachteilig wirkt sich allerdings die Tatsache aus, dass diese Fische längere Zeit im Netz hingen und dadurch gerne zerfleddert oder gar weich geworden sind. Am besten fängt man seine Köfis selber und erzielt damit beste Qualität. Denn bei Forellenködern gilt: je frischer, desto besser! Darum halte ich auch beim Köderfischfang eine intakte Kühlkette ein. Einsalzen und rasches Vakuumieren ergibt die besten Resultate. Auf diese Weise präparierte Köderfische behalten die Farben gut und verlieren kaum Schuppen. In flachen Vierer- bis Achterportionen verpackt tauen sie vor dem Einsatz schnell wieder auf.
... richtig montiert für die verführerische Präsentation!
Es gibt viele Methoden, einer Forelle einen Köderfisch anzubieten. Auf den Britischen Inseln bringen selbst für Hechte auf Grund ausgelegte Köfis regelmässig Forellenbisse. Eine andere irische Methode erinnert an das amerikanische «Mooching»: Ein Rotauge wird mit Drillingen gekrümmt montiert und ultralangsam geschleppt. Dabei wird eine propellerartige Drehbewegung des Köders angestrebt. Im deutschsprachigen Raum sind Köderfischsysteme beliebt, welche ein möglichst natürlich anmutendes Schwimmverhalten erzeugen. Unsere mitteleuropäischen Systeme sind deshalb mit Stauplatten bzw. Tauchschaufeln ausgestattet. Neben dem klassischen Stockersystem sind unter anderem die Systeme von HM, Wikam, ASO, Xavi und Savage Gear geeignet. Bei jedem dieser Systeme wird der Köderfisch unterschiedlich montiert und das Laufverhalten zwischen ihnen variiert. Doch eins haben alle diese Systeme gemeinsam: Es kann sein, dass sie, je nach Köderfisch, nur schlecht oder überhaupt nicht laufen! Statt der erwünschten natürlichen Schwimmbewegung kippt das System zur Seite oder rotiert propellerartig. Dies kann manchen Fischer gehörig zur Verzweiflung bringen. Es ist wesentlich unproblematischer, einen Löffel oder Wobbler fängig anzubieten. Bei diesen Kunstködern ist die Laufeigenschaft vom Hersteller eingebaut worden. Beim Köderfisch am System liegt es weitgehend am Fischer, durch Tuning den perfekten Lauf zu erzeugen.
System-Tuning
Der Köderfisch ist steif und spielt nicht: Der Köder muss gut aufgetaut und beweglich sein. Gegebenenfalls hält man ihn an Kopf und Schwanz und bewegt ihn sachte durch. Man vermeide Druck auf die Flanken, um das Schuppenkleid möglichst intakt zu erhalten.
Der Systemfisch kippt auf eine Seite: Achten Sie auf eine möglichst symmetrische Befestigung des Fischs auf dem System. Die Haken verfangen sich am Köderfisch: Systemlänge und Köder müssen so aufeinander abgestimmt sein, dass der Endhaken genau zwischen After- und Schwanzflosse zu liegen kommt. Der Hakendraht muss der Bauchform folgend gebogen werden.
Die Montage bringt nur Fehlbisse: Die Hakengrösse und -schärfe ist matchentscheidend. Drillinge, vor allem wenn sie mit Widerhaken ausgestattet sein dürfen, sind an Systemen die bessere Wahl. Einzelhaken brauchen besondere Vorkehrungen, damit sie beim Biss zuverlässig greifen können: Transparente Silikonschlauch-Stücke halten die Einzelhaken bis zum Biss in der gewünschten Position. Wenn die Forellen besonders zickig beissen, montiere ich einen zusätzlichen Stingerhaken im hinteren Drittel des Rückens.
Das System läuft anfänglich perfekt aber nach einiger Zeit wird der Fisch aufgequollen und steif: Dies ist ein typisches Phänomen bei Stauplattensystemen. Über die Maulspalte dringt Wasser in die Bauchhöhle ein und lässt den Fisch aufquellen. Abhilfe bietet das Ausweiden des Köders. Mit einer feinen Schere und Arterienklemme lässt sich der Köfi «minimalinvasiv» und somit unauffällig ausnehmen. Dazu reicht ein ein bis zwei Zentimeter langer Bauchschnitt, durch den man die Innereien entnimmt.
Der Köder fällt ohne Zutun eines Raubfischs vom System (und bewirkt ein komplett verdrilltes Vorfach): Nicht bei allen Systemtypen ist die Haltevorrichtung für den Fisch gleich gut gelöst. Ein durch die Augenhöhlen geführter Kabelbinder bringt die nötige Stabilität.
Schleppen mit Fischsystemen
Schleppfischen auf grosse Forellen ist nichts für Ungeduldige. Fänge bilden tendenziell die Ausnahme und man muss Schneidertage aushalten können. Wenn der ersehnte Moment des Anbisses einer kapitalen Forelle endlich gelingt, soll es auch mit dem Fang klappen. Schwache und stumpfe Haken minderwertiger Qualität, altes oder zu feines Schnurmaterial sowie billige und zu dünne Sprengringe dürfen gar nicht erst zum Einsatz kommen. Ich überlasse nichts dem Glück und verzichte selbst auf Einhängesnaps bester Qualität und montiere so direkt wie möglich. Denn irgendwann kommt der Tag, wo auch der beste Snap aufgebissen wird... Je nach Systemtyp ist eine Geschwindigkeit zwischen 3 und 4 Kilometer pro Stunde richtig. Relevant ist aber weniger eine absolute Zahl als der erprobte gute Lauf. Dieser wird neben dem fahrenden Boot ermittelt. Im Winter fische ich lieber mit Löffeln und wenn Systeme zum Einsatz kommen, dann in sehr kleinen Dimensionen für 10-12 cm lange Fische. Die grossen Kaliber verwende ich in der wärmeren Jahreszeit. Seeforellen sind sehr mobil und durchqueren in kurzer Zeit grosse Wassermassen. Innerhalb von 24 Stunden sind sie zudem in unterschiedlichsten Tiefen anzutreffen. Gemäss einer weitverbreiteten Meinung sollen Köderfischsysteme in grösserer Wassertiefe schlecht spielen. Unbestrittene Tatsache ist, dass auch in über 40 m Tiefe der Köderfisch Bisse bringt. Vorausgesetzt, dass die Forellen dort in Fresslaune sind. Denn der perfekteste Köder fängt nichts, wenn er nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort präsentiert wird. Diesen Herausforderungen müssen wir uns stellen, wenn wir den Traum vom grossen Silberbarren verwirklichen wollen.
Schnell montiert
Am Beispiel des Xavi-Systems zeigt uns der Autor, wie ein Köderfisch richtig montiert wird.
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