02 | 07 | 2014 | Reisen | 0 | 6730 |
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Spanische Hechte
In der Provinz Extremadura verbergen sich ausserhalb Spaniens kaum bekannte Stauseen mit gutem Hechtbestand. Die riesigen Gewässer beherbergen nicht nur viele, sondern auch kapitale Fische. Eigentlich ist das kein Wunder, denn die Räuber können hier fast das ganze Jahr fressen und wachsen. Vor allem in den heissen Monaten werden in Extremadura grosse Hechte gefangen.
Bereits seit einiger Zeit sammle ich Informationen über das Fischen an verschiedenen Flüssen und Seen in Spanien, vor allem wegen der guten Aussichten auf grosse Barben und Hechte. So ist zum Beispiel der Orellana für seinen exzellenten Hechtbestand bekannt. An manchen Tagen kann man 30 und mehr Räuber fangen. Wenn es aber um wirklich grosse Hechte geht, sticht der Cijara hervor. Jedes Jahr werden an ihm einige Hechte von mehr als 15 Kilogramm gefangen. Es gibt sogar Berichte von Fischen bis 20 Kilogramm. Ich hatte ein Foto von einem Hecht über 19 Kilogramm gesehen, sodass ich einfach an den Cijara musste. Auch weil er einer der schönsten Seen in Spanien ist und zudem gute Chancen für den Fang von Iberischen Barben bestehen.
Kaltes Wetter statt heisse Fänge
Eher zufällig kam ich mit Lee Parkes in Kontakt. Der fanatische englische Hechtfischer lebt seit ein paar Jahren in einem kleinen Dorf in der Nähe des Cijara-Stausees und bietet von dort aus Fischertouren an. Eines führte zum anderen und so reiste ich im Februar mit drei Fischerkameraden nach Spanien – in der Hoffnung auf ein paar schöne Hechtfänge. Wir wunderten uns ein wenig, denn laut Lee bestehen im August, dem heissesten Monat des Jahres, die besten Chancen für den Fang grosser Hechte und Barben. Aber auch im zeitigen Frühjahr hat man die Möglichkeit dazu, wenn die Hechte aus der Tiefe in die flacheren Buchten mit wärmerem Wasser und Beutefischen ziehen.
In Zentral-Spanien sind die Nächte in den Wintermonaten ziemlich kalt, sodass sogar ein paar Grad Frost herrschen können, während das Thermometer im Laufe des Tages zehn bis 15 Grad erreicht. Bei unserem Besuch im Frühjahr war das aber anders. Die Woche begann recht passabel. Am ersten Tag hatten wir kaum Wind und wenigstens etwas Sonne. Doch schon in den nächsten Tagen hatten wir mit starken Winden, viel Regen und einer Temperatur von gerade mal acht Grad zu kämpfen. Das erschwerte das Fischen, auch weil die (grossen) Hechte anscheinend noch nicht die Flachwasserzonen aufgesucht hatten und genau wie ihre Beutefische wieder in tieferes Wasser abgetaucht waren. Auf dem Echolot sahen wir häufig grosse Fischschwärme in Tiefen zwischen zehn und 30 Metern. An diesen Stellen haben wir alles versucht – Gummifische geworfen und tief laufende Wobbler geschleppt, aber mehr als ein paar kleinere Hechte und einen dicken Schwarzbarsch von drei Kilogramm haben wir leider nicht gefangen.
Räuberische Barben
Lee war sich sicher, dass es vor allem grosse Schwärme von Läugel waren, die wir auf dem Echolot sahen. Ein Fisch, der hier, wie auch in vielen anderen Seen in Spanien, vor einigen Jahren eingesetzt wurde. Insbesondere die Hechte und Barben haben von diesem zusätzlichen Nahrungsangebot profitiert. Iberische Barben sind Allesfresser. Neben Krebsen fressen sie gelegentlich auch kleine Fische. Aber dank des explosionsartigen Anstiegs des Läugelbestands sind die Barben hier zu echten Raubfischen geworden, die wie Wölfe mit den Schwärmen ziehen.
Mit Gummifischen werden jedes Jahr bärenstarke Barben und vereinzelt auch grosse Hechte gefangen, die rings um die Läugel-Schulen stehen. Im August und September halten sich diese Schwärme konzentriert in den tieferen Teilen des Sees in der Nähe des Staudamms auf. Deshalb kann man auch in diesen Monaten – trotz der grossen Hitze – so gut fangen. In den wärmeren Monaten ab Mai lassen sich die Barben auch früh morgens mit Oberflächenködern fangen.
Enormes Potenzial
Der Cijara ist mit seinen 6350 Hektar – genau wie die anderen Stauseen in der weiteren Umgebung – ein gigantisches Gewässer. Er bietet zudem eine sehr bizarr anmutende Natur mit Dutzenden von Buchten, Inseln, einströmenden Flüssen sowie steilen Klippen mit scharfen Felsen, die auch unter Wasser zu finden sind. Der schöne See wird grösstenteils von einem Naturschutzgebiet umgeben, in dem Hirsche und Wildschweine leben und Kraniche einen hervorragenden Platz zum Überwintern finden. Deshalb war es auch nicht schlimm, hier eine Woche lang vergeblich auf den erhofften Grossfisch zu fischen, obwohl das Fischen an sich – gelinde gesagt – äusserst zäh war. Die Landschaft entschädigte für einiges.
Für abenteuerlustige (Hecht-)Fischer hat Extremadura eine Menge zu bieten. Französische Fischer haben das enorme Potenzial der Flüsse und Stauseen, vor allem des Orellana-Stausees bereits entdeckt. Nun ist der Rest Europas an der Reihe.
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