08 | 06 | 2020 | Schweiz | Praxis | 0 | 7674 |
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PKD – Eine tückische Krankheit
Die Fischkrankheit PKD (engl. für proliferative kidney disease) ist mittlerweile in vielen Salmonidengewässern verbreitet und sorgt vielerorts für eine stark erhöhte Mortalität. Doch was ist PKD überhaupt und warum sind nicht alle Gewässer gleichermassen betroffen?
PKD ist eine parasitische Nierenkrankheit, die sich in weiten Teilen Europas und den USA verbreitet hat. Betroffen sind vor allem Bach- und Regenbogenforellen, weiter können auch Saiblinge, Äschen und Hechte befallen sein. Infektionen bei weiteren Fischarten können bislang nicht ausgeschlossen werden. Die Mortalität hängt stark von den Umweltbedingungen ab und kann bis zu 90% betragen. Die Krankheit PKD dürfte zusammen mit anderen Faktoren massgeblich beteiligt sein am Forellenrückgang in der Schweiz.
Der Parasit
PKD wird durch den Parasiten Tetracapsuloides bryosalmonae verursacht. Der Parasit nutzt als Zwischenwirt mikroskopisch kleine Moostierchen (Bryozoa) und produziert in diesem Stadium Sporen, welche sich im Wasser verbreiten. Diese werden wiederum von den Fischwirten über die Kiemen und die Haut aufgenommen und gelangen von dort in die Zielorgane, vor allem in die Niere. Dies verursacht beim betroffenen Fisch eine starke Entzündungsreaktion. Der erste belegte Nachweis in der Schweiz erfolgte 1979. Im Jahr 2004 wurde T. bryosalmonae bei Untersuchungen des FIWI im Auftrag des BUWAL in 47% der untersuchten Schweizer Fliessgewässer im Mittelland nachgewiesen. PKD ist seit 2001 als Tierseuche aufgelistet und neue Fälle müssen gemeldet werden. Diese werden beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, vom Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin in Bern registriert.
Das Krankheitsbild
Der infizierte Fisch kann innerlich und äusserlich verschiedene Symptome aufweisen. Innerlich treten starke knotige Nierenschwellungen auf, äusserlich kann der Fisch dadurch aufgebläht erscheinen. Verursacht durch die Infektion des blutbildenden Organs können auch blasse Kiemen wahrgenommen werden. Weiter können die Augen abstehen und der Fisch kann apathisch wirken. Auch eine Dunkelfärbung ist möglich. Zur sicheren Diagnose der Krankheit muss eine histologische Untersuchung der Niere durchgeführt werden.
Die Mortalität der parasitierten Fische kann zwischen 0-90% betragen, die Faktoren dazu werden im folgenden Abschnitt weiter erläutert. Die Mortalität tritt vor allem bei der ersten Infektion auf, was meist im Sömmerlingsstadium der Fall ist. Eine Heilung ist möglich und kann teilweise eine Immunität zur Folge haben; altersgeschwächte Fische können erneut erkranken.
Risikofaktoren und Massnahmen
Die starken Unterschiede in der Mortalität der Fische hängen nach bisherigen Erkenntnissen primär von den Wassertemperaturen ab. Bei Temperaturen über 15 °C tritt eine stark erhöhte Mortalität auf. Je länger und höher die Phasen mit solchen Temperaturen ausfallen, desto schlimmer die Krankheitsverläufe. Dies bedeutet, dass PKD-Fälle vor allem in den Sommermonaten gehäuft auftreten können und in sommerwarmen Bächen und Flüssen schlimmer ausfallen. Die Wassertemperaturen steigen üblicherweise mit der Flussrichtung des Gewässers an, wodurch flussabwärts gelegene Regionen eine höhere Sterblichkeit der Sömmerlinge aufweisen. Mit fortschreitendem Klimawandel dürfte sich die Situation weiter verschlechtern. In sommerkühlen Fliessgewässern mit gesunden Fischen können PKD-Infektionen auch auftreten, werden aber unter Umständen gar nicht bemerkt. Mittels modernen Methoden könnte es vielleicht in der Zukunft möglich sein, das Auftreten von PKD-Infektionen teilweise vorherzusagen.
Es ist davon auszugehen, dass T. bryosalmonae nicht mehr aus befallenen Gewässern zu entfernen ist. Eine weitere Verschleppung sollte daher tunlichst vermieden werden. Vorsicht ist vor allem geboten beim Besatz in PKD-freie Gewässer und bei Umsiedlungen von Fischen. In betroffenen Gewässern sollte Besatz, wenn möglich, im Herbst erfolgen, damit die jungen Salmoniden nach Möglichkeit Resistenzen aufbauen können.
Für den Menschen besteht jedoch keine Gefahr durch T. bryosalmonae.
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