Nymphen für alle!
15 | 10 | 2018 PraxisText & Fotos: Hartmuth Geck 09651
15 | 10 | 2018 Praxis
Text & Fotos: Hartmuth Geck 0 9651

Nymphen für alle!

Woran denkst du als erstes, wenn du das Wort «Nymphe» siehst? Ans Fliegenfischen auf Äschen und Forellen? Dann geht es dir vermutlich wie den meisten Fischern. Dabei sind die Insekten-Imitationen keineswegs dem Fliegenfischen vorbehalten.


Mal ehrlich: Wer greift freiwillig zu künstlichen Wasserinsekten, wenn er Maden, Rotwürmer und Mais im Gepäck hat? Meine wenigen Nymphen verstaubten jedenfalls jahrelang in meiner Köderbox. Das wäre wohl auch so geblieben, wäre mir nicht nach einem verunglückten Watmanöver im Fluss meine Naturködertasche davongeschwommen. Das mit dem «Aus-der-Not-eine-Tugend-machen» kennst du ja vermutlich. Jedenfalls knüpfte ich in Ermangelung von andern Ködern eine Goldkopf-Nymphe an meine Matchrute und fing – zunächst noch etwas ungläubig – Fisch auf Fisch damit. Nymphen sind Allerweltsköder mit Allround-Charakter!

Nymphen an der Match-, Bolo- oder Köderrute angeboten fangen nahezu alle Friedfischarten und sogar einige Raubfische lassen sich damit überlisten. Die Fängigkeit an der Zapfenmontage steht der an der Fliegenrute somit um nichts nach.


Echte Leckerbissen

Was sind denn eigentlich «Nymphen» genau? Im Zoologenjargon sind es die «Juvenilformen hemimetaboler Arthropoden». Auf fischereiliches Grundwissen übersetzt: Jungtiere von Insekten und Krebsen, die im Wasser leben. Etwa Köcherfliegen- und Libellen-Larven oder Flohkrebse. Traditionell sind es dann die Fliegenfischer, die versuchen, solche Tiere künstlich am Bindestock nachzubasteln und Imitate zu erschaffen.

Nymphen sind wohlschmeckende Eiweissbomben, an denen so gut wie kein Fisch vorbeikommt – grosse Raubfische einmal ausgenommen. Damit sind sie Top-Köder für fast alle Fischarten.

Die Wahl der richtigen Nymphe ist keine Wissenschaft. Für den Allrounder genügt fürs Erste eine Handvoll kleiner bis mittelgrosser Exemplare. Darunter sollten ein paar auffällige Typen sein (Goldköpfe, bunte Glitterfasern) und ein paar gedeckte, dunkle Farbtöne. Letztere kommen im klaren, lichtdurchfluteten Wasser zum Einsatz, die anderen laufen eigentlich immer.    

Nymphen sind winzige Happen, die von den Fischen unbedarft im Vorbeischwimmen eingesaugt werden. Abgesehen von stark befischten Fliegenstrecken kennen die Fische sie als Köder so gut wie nirgends. Ihr Einsatz muss auch keineswegs auf Fliessgewässer beschränkt sein. Werfen Sie einmal eine Nymphe in einen Rotaugen-, Egli- oder Laubenschwarm im See. Sie können sich vor Bissen kaum retten. Kleine, auffällige Exemplare mit Glanzköpfen sind bei den Weissfischen im Stillwasser sehr gefragt und können einfach an der leichten Zapfenrute angeboten werden. Also raus damit vor Seerosen oder Krautfelder! Die glitzernden Zwerge provozieren fast alle Weissfische zu einem kurzen Zupacken, besonders, wenn sie in Bewegung sind. Gerne zuckt der Zapfen deshalb in den Phasen des Absinkens und langsamen Einholens. Der Anhieb muss blitzschnell kommen, bevor die Täuschung erkannt und die Nymphe wieder ausgespuckt wird.

Abhängig von der Tiefe, in der wir die Nymphe anbieten, dürfen wir im See mit Lauben, Rotfedern, Rotaugen, Egli, Brachsmen und sogar Schleien rechnen. Die erklärte Domäne der Nymphe ist allerdings die Strömung. In Bächen und Flüssen lauern Äschen, Alet, Forellen oder Barben auf die vorbei treibenden Leckerbissen, die ihnen von kleinauf bekannt sind. Intakte Fliessgewässer produzieren Unmengen natürlicher Nymphen, die mit der Strömung verdriften und durch ein kurzes Ausscheren vom Fisch eingesaugt werden können.

Die Zapfenmontage, an der Äschen-, Match- oder Bologneserute gefischt, ist hier die bevorzugte Technik. Entscheidend ist dabei, den Köder in der Tiefe unserer Zielfische anzubieten. Es ist sinnlos, einem Barbenschwarm am Grund eine Nymphe im Mittelwasser zu servieren. Für Grundfische wie Barben oder Brachsmen wähle ich die Montage so, dass das unterste Bleischrot etwa 15 Zentimeter vor der Nymphe sitzt. Es schleift hinter dem Köder mit der Strömung am Grund entlang, was der sensible Zapfen an der Oberfläche durch leichtes Wackeln und kurze Stopps anzeigt. Taucht er ab, sofort anschlagen!


Einfache Bebleiung

Was die Bebleiung des Zapfens betrifft, so kann man daraus natürlich eine Wissenschaft machen – muss man aber nicht! Wer ihn gut ausbleit, den Bleischwerpunkt knapp über dem etwa 40 Zentimeter langen Vorfach setzt und das unterste «Bissanzeigeblei» nicht weiter als 15 Zentimeter vor dem Köder montiert, ist eigentlich schon auf der sicheren Seite.

Die Vorfachstärke sollte 0,16 Millimeter nicht unterschreiten. Der zähe Drill einer grossen Barbe verlangt dem Material alles ab. Abhängig von Strömung und Tiefe wähle ich Zapfen mit einer Tragkraft zwischen einem und vier Gramm. Taucht der Schwimmer ab, gilt es auf der Hut zu sein. Der Fisch hat neben seiner Kampfkraft den Strömungsdruck auf seiner Seite, den erfahrene Exemplare gekonnt nutzen. Wir können dem kämpfenden Fisch neben anglerischem Geschick und Geduld die Zähigkeit einer langen, weichen Rute, einer makellos arbeitenden Rollenbremse und die Dehnung einer monofilen Hauptschnur entgegensetzen.

In aller Regel lässt sich so von der Äsche bis zum halbstarken Zufallskarpfen so ziemlich jeder Hakengast bezwingen.

 Je nach Zielfisch sollten die künstlichen Nymphen den Fischen in der richtigen Wassertiefe angeboten werden. Barben, Brachsmen und Co. stehen zum Beispiel am Grund, Forellen und auch Egli hingegen rauben häufiger im Mittelwasser.

Je nach Zielfisch sollten die künstlichen Nymphen den Fischen in der richtigen Wassertiefe angeboten werden. Barben, Brachsmen und Co. stehen zum Beispiel am Grund, Forellen und auch Egli hingegen rauben häufiger im Mittelwasser.

 Eine Barbe hat sich die Nymphe geschnappt und kämpft im glasklaren Wasser.

Eine Barbe hat sich die Nymphe geschnappt und kämpft im glasklaren Wasser.

 Nymphen, die fangen: Neben einigen Goldkopf-Modellen kommen auch dunkle Naturmuster zum Einsatz.

Nymphen, die fangen: Neben einigen Goldkopf-Modellen kommen auch dunkle Naturmuster zum Einsatz.


Mädchen für alle(s)

Interessant sind in Fluss und Bach all die Stellen, die wir auch sonst befischen: Strömungskanten, Kehren, Rinnen, aber auch die Hauptströmung. Grundsätzlich gilt: Je turbulenter und schneller das Wasser, desto mehr Tragkraft sollte der Zapfen haben. Das Nymphenfischen mit dem Zapfen im Fluss ist abwechslungs- und facettenreich. Vom stillen Wehrbereich bis zum rasanten Schuss lassen sich alle Passagen befischen. Steigen die Fische, lässt sich die Nymphe auch am ganz kurzen Vorfach direkt unter dem Zapfen fischen, besonders im Sommer. Kurzweil pur! Verangelte Fische gibt es bei dieser Methode generell nicht, da kein Fisch die Kunstnymphe schluckt und der Haken deshalb immer im vorderen Maulbereich sitzt.


Tiefen variieren

Wenn der Erfolg einmal auf sich warten lässt, empfiehlt es sich, mit der Tiefe zu variieren, indem man den Schwimmer verstellt und die Fische tiefer oder flacher sucht. Auch ein Wechsel des Nymphenmusters kann den Durchbruch bringen. In Fliessgewässern treten unterschiedliche Wasserinsekten-Larven phasenweise gehäuft auf, die Fische stellen sich darauf ein. Entspricht unser Nymphenmuster optisch der aktuellen Nahrung, erhöht das unsere Chancen.

War die Nymphe für mich anfangs nur eine Notlösung, gehört sie heute zu meinen absoluten Lieblingsködern. Die kleinen, glitzernden Kunstwerke sind mir inzwischen sogar deutlich lieber als Würmer und Maden, zumal sie jederzeit verfügbar sind. 

 

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