Mit dem Kickback-Rig auf grosse Egli
08 | 10 | 2024 PraxisText & Fotos: Chris Chew | aus dem Englischen von Ruben Rod 1988
08 | 10 | 2024 Praxis
Text & Fotos: Chris Chew | aus dem Englischen von Ruben Rod 1 988

Mit dem Kickback-Rig auf grosse Egli

Wenn das Wasser kalt wird, besammeln sich grosse Egli gerne in der Tiefe an Strukturen wie Kanten, grossen Steinen oder Gruben. Chris Chew zeigt uns, wie er mit dem simplen Kickback-Rig die heiklen Fische aus der Deckung holt.


Das Kickback-Rig stammt aus Deutschland und wurde von Anglern entwickelt, die auf grosse und schwierige Egli aus sind. Es ist einfach zu binden, einfach zu fischen und überraschend effektiv. Damit zu fischen begonnen habe ich, um im Winter grosse Kiesgruben an den niederländischen Flüssen zu befischen. An solchen Stellen besammeln sich zur kalten Jahreszeit die fussballgrossen «Kirschen» am Grund. Mit Crankbaits oder Softbaits am Jigkopf ist es schwierig, den Köder vom Ufer aus konsequent am Boden zu präsentieren. Man schabt den Köder über den Grund und es braucht volle Konzentration, keinen Biss zu verpassen oder den Köder nicht festzusetzen. Unter solchen Bedingungen ist das Fischen mit dem Kickback-Rig wesentlich entspannter und sicherer. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dabei auch weniger Hechte einsteigen. Auf den Zander ist dieses Rig jedoch auch effektiv.

 Das Kickback-Rig ist ebenso simpel wie effektiv: Das Gewicht an einem kurzen Seitenarm, gefolgt von einem unbeschwerten Softbait.

Das Kickback-Rig ist ebenso simpel wie effektiv: Das Gewicht an einem kurzen Seitenarm, gefolgt von einem unbeschwerten Softbait.


Was Du brauchst

  • 0,3 mm Fluorocarbon und eine 0,25 mm monofile Schnur
  • Gewicht zwischen 7 und 25 Gramm
  • Grosser Dropshot-Haken oder einen Wide Gap-Offsethaken
  • Softbait Deiner Wahl
  • Snap

Beim Eglifischen wechsle ich im Laufe des Tages die Techniken, bis ich weiss, was funktioniert. An meiner Hauptschnur ist deshalb immer ein Fluorocarbon-Vorfach mit einem Snap am Ende befestigt. So kann ich rasch meine Köder und vorgebundenen Rigs auswechseln und einhängen.

 Unterschiedlichste Gummis von Shads bis zu Creature Baits funktionieren am Kickback-Rig.

Unterschiedlichste Gummis von Shads bis zu Creature Baits funktionieren am Kickback-Rig.


Binden

Nimm vom 0,3er-Fluorocarbon ein ungefähr 50 bis 60 cm langes Stück und binde eine Einhängeschlaufe ans eine Ende und den Haken ans andere. Mit dem 0,25er-Nylon machst Du ein kürzeres, rund 20 cm langes Seitenglied. Dieses ebenfalls mit einer Einhängeschlaufe daran und einem Gewicht ans andere Ende. Das kann ein Birnenblei, ein Dropshot-Blei oder sogar ein alter Jigkopf mit abgeschnittenem Haken sein. Nun hängst Du diese beiden Schnüre an den Snap deines Vorfachs, wählst einen Softbait und schon kann es losgehen! Das dickere Fluorocarbon mit dem Haken ist etwas hecht- und muschelsicherer, während das 0,25-mm-Nylon mit dem Gewicht als Reissleine dient, falls es klemmen bleibt. Wenn Du den Softbait auf einen Dropshot-Haken montierst, steck ihn nur durch die Nase des Köders und lass den Haken möglichst frei für ein möglichst guten Anhaken. Oder Du nimmst einen geschlitzten Softbait am Offset-Haken.

 Eher grosse Haken mit breiten Schenkeln (Wide-Gap) sorgen für eine gute Bissverwertung und einfacheres Hakenlösen.

Eher grosse Haken mit breiten Schenkeln (Wide-Gap) sorgen für eine gute Bissverwertung und einfacheres Hakenlösen.


Spinnfischer Setup

Ich fische das Kickback-Rig mit einer langen und sensiblen Rute, um jede Bewegung oder feine Bisse mitzubekommen. Eine schnelle Rute mit weicher Spitze ist besonders geeignet, denn so lässt sich die sensible Bisserkennung mit genug Rückgrat kombinieren, um den Anhieb effektiv zu setzen. Ich verwende eine recht lange Rute von 2,4 Meter, um die Wurfweite zu erhöhen und einen steilen Schnurwinkel über hindernisreiche Untergründe halten zu können, um Hänger oder Muscheln zu vermeiden.

Meine Lieblingsrute für diese Technik ist die Fox Rage Terminator Pro Dropshot 2,4 m mit 7 bis 28 g Wurfgewicht, aber eigentlich kann jede schnell reagierende Spinnrute dafür verwendet werden. Vervollständigt wird mein Setup mit einer Rolle der Grösse 2500 und einer 0,1 mm Geflochtenen als leichte und widerstandsfreie Hauptschnur.

 Offsethaken sind bei Creature Baits und hängerträchtigen Stellen meist die bessere Wahl.

Offsethaken sind bei Creature Baits und hängerträchtigen Stellen meist die bessere Wahl.


Wie ich dieses Rig fische

Es könnte nicht einfacher sein! Das Gewicht kann an die jeweiligen Bedingungen angepasst werden und ermöglicht ein weites und präzises Werfen, auch bei rauen Bedingungen. Und der Köder ist selbst bei tiefem Wasser in kurzer Zeit am Grund. Sobald das Gewicht den Boden erreicht hat, spanne ich die Schnur und ziehe die Montage langsam ein, ohne das Gewicht anzuheben. Vom ersten bis zum letzten Meter des Wurfs ist mein Gummi auf diese Weise genau dort, wo ich ihn haben will: direkt am Grund, wo die grossen Egli stehen.

Ich werfe in verschiedene Richtungen und Tiefen und arbeite die Montage vor meine Füsse, um die Egli zu finden. Die Schnur steht beim Einholen nur zwischen der Rutenspitze und dem Gewicht unter Spannung, so dass der Haken mit dem Gummi schwerelos und leicht hinterherläuft. Das sorgt für eine sehr natürliche Präsentation und nicht selten wird der Köder komplett eingesaugt.

Dieses Rig lässt sich superlangsam fischen, und trotzdem vollführen die unbeschwerten Gummis dabei eine Menge Aktion. Beim Einholen mache ich gerne Pausen; der Köder sinkt dann langsam zu Boden. Sogar wenn er den Grund berührt, wird er von den Egli noch genommen. Vor allem Krebs- und GrundeIimitationen lassen sich besonders langsam und dicht am Grund führen. Manchmal lasse ich den Softbait für mehrere Sekunden stillstehen. Regelmässig habe ich dann Bisse, wenn der Köder nicht bewegt wird. Die Wide Gap-Haken ermöglichen eine gute Bissverwertung und die Egli lassen sich leicht vom Köder lösen. An kalten und garstigen Tagen bringt mir diese Montage die meisten Fische, darunter die drei grössten Egli im letzten Jahr.

 Mit einem grösseren Gewicht ab 25 Gramm lässt sich das Kickback-Rig auch bei Wind und Wellen fischen.

Mit einem grösseren Gewicht ab 25 Gramm lässt sich das Kickback-Rig auch bei Wind und Wellen fischen.


Erfahrungen

Verschiedenste Gummis funktionieren mit diesem Rig, von schlanken Paddelschwanz-Shads bis hin zu Creature Baits – einfach ausprobieren! Wenn die Fische aggressiv sind, merkt man die Bisse durch einen festen Schlag auf die Rutenspitze. Wenn sie vorsichtiger unterwegs sind, gibt es oft nicht mehr als ein feines Knabbern. Wenn der Fisch beim Anbiss in Deine Richtung schwimmt, merkst Du vielleicht erstmal gar nichts. Aber wenn Du einholst, ist da plötzlich ein Gewicht. Weil kein Blei am Köder befestigt ist, spucken die Egli solche Gummis meistens nicht sofort aus und man hakt den Fisch beim Einholen von selbst, ohne den Biss bemerkt zu haben. Manchmal ist der Haken tief im Maul, aber die grossen Einzelhaken lassen sich meistens auch dann noch gut lösen. Weht ein kräftiger Wind und das Wasser ist unruhig voller Wellen, muss ich auch nicht zuhause bleiben. Die Egli können auch unter solchen Bedingungen sehr aktiv sein, aber man kann sie kaum mit üblichen Spinnködern befischen. Gerade an solchen Tagen binde ich ein Kickback-Rig mit einem schwereren Gewicht von 25 Gramm und trotze damit den widrigen Bedingungen! Ich erinnere mich an eine Session, bei der wir eisige Temperaturen und einen sehr starken Ostwind hatten. Auch dann gelang es noch, eine Handvoll schöne Fische zu fangen, während die Wellen an die Ufer schlugen!

 Kaum zu glauben: Mein Gast hat sein allererstes Egli mit dem Kickback-Rig gelandet, obwohl er noch nicht mal selbst auswerfen konnte.  Eine 48er-«Kirsche»!

Kaum zu glauben: Mein Gast hat sein allererstes Egli mit dem Kickback-Rig gelandet, obwohl er noch nicht mal selbst auswerfen konnte. Eine 48er-«Kirsche»!


Direkt zum Anfängerglück

Folgende Anekdote zeigt, wie effektiv das Kickback-Rig sein kann: Im Winter 2016 hatte ich einen guten Freund zu Besuch, der nicht fischt. Es war Februar und eisig kalt, das Land von Schnee bedeckt. Es war ein sonniger und windstiller Tag – nicht gerade meine Lieblingsbedingungen zum Eglifischen. Aber er bestand darauf, mit mir aufs Wasser zu fahren und sich mal im Fischen zu versuchen. Schliesslich habe ich ihm nachgegeben und ihm den Gefallen gemacht. Da er noch nie eine Rute ausgeworfen hatte, musste ich den Wurf für ihn machen. Ich band ihm ein Kickback-Rig an und erklärte ihm, er solle einfach langsam einholen, ab und zu zwei Sekunden anhalten und das Spiel wiederholen, bis der Köder wieder unter der Rute baumelt. Beim dritten oder vierten Mal hat er sich beschwert, dass das Einholen schwer und anstrengend sei. Ich schaue zu ihm rüber und sehe, dass er eine total verbogene Rute in der Hand hält, deren Spitze offensichtlich von einem grossen Egli durchgeschüttelt wurde. Er wusste nicht mal, dass nun ein Fisch dran ist. Kurz darauf stemmt mein Kumpel sein allererstes Egli im Schnee: eine bildschöne 48er-«Kirsche»! Andere fischen mit allen möglichen Finessetechniken ein Leben lang, bis ein solches Zebra hängt.

 

1 Kommentare


Jonas B

13 | 10 | 2024

Schade das so viele Berichte einfach übersetzt werden. Diese tolle Methode hat sicherlich Ihre Daseinsberechtigung, für den Leser wären Praxisberichte von hiesigen Gewässern mit dieser Methode jedoch viel Interessanter. Flüsse in NL oder Baggerseen in DE haben nichts mit unseren Voralpenseen zu tun und an diesen fangen wir hier die meisten & grössten Egli.


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