


15 | 03 | 2021 | Praxis | ![]() | ![]() |
15 | 03 | 2021 | Praxis |
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Karpfenfischen ist nicht gleich Boiliefischen. Frolic ist mehr als ein Alternativköder, und Boilies in vielen Situationen überlegen. Wann und wie man das Hundefutter richtig einsetzt, verrät Bernd Brink.
In einer Zeitschrift hatte ich mal ein Boilierezept entdeckt, das gemahlenes Hundefutter enthielt. Statt es in Boilies zu verarbeiten, fischte ich direkt mit den Frolic-Ringen und landet als ersten Fisch gleich einen riesigen Spiegelkarpfen von 8,5 Kilo. Bald einmal war Frolic als Karpfenköder fast jedem bekannt. Doch nachdem Frolic viele Jahre sehr beliebt war, gerät es mehr und mehr in Vergessenheit, seit das Fertig-Boilie-Angebot immer grösser wird. Zu Unrecht, denn Frolic ist in vielen Situationen den gekochten Teigködern überlegen.
Frolic ist im Prinzip ein Hundepellet. Genau wie andere Pellets ist es nicht gekocht. Eiweisse und Stärke sind nicht, wie beim Boilie, miteinander verschmolzen. Die Inhaltstoffe werden dadurch deutlich besser ans Wasser abgegeben. Und nur was aus dem Köder herauskommt, kann auch locken. Frolic ist deshalb viel attraktiver als Boilies.
Ich fische immer mit «Frolic – 100% Complete». Die Sorten «Mini» und «Saftig & Knusprig» habe ich noch nicht probiert. Diese sind zum einen teurer und zum anderen habe ich, aufgrund der guten Fänge, noch keinen Bedarf gesehen, etwas zu ändern. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass «Mini» ein idealer Köder für das gezielte Fischen auf grosse Brachsmen und Schleien ist.
Viele Karpfenangler meiden Frolic, weil es schnell weich wird und von Weissfischen gefressen wird. Das ist aber nicht immer ein Nachteil, sondern für mich der Grund, es in bestimmten Situationen einzusetzen.
Vor allem im Spätherbst, Winter und zeitigem Frühling spielt der Köder seine Vorteile voll aus. Denn besonders im kalten Wasser ist Frolic viel attraktiver als Boilies. Gleichzeitig sind die Weissfischaktivitäten deutlich geringer als im Sommer, sodass ich mit dem Hundefutter in einigen Gewässern effektiv fischen kann, wo man zur warmen Zeit im Stunden-Takt Brachsmen fangen würde.
Der grosse Vorteil ist aber, dass man Frolic kaum überfüttern kann. Früher oder später werden die Weissfische sich darum kümmern; was man von Boilies nicht behaupten kann. Schnell ist es passiert und der Platz ist mit den harten Kugeln überfüttert.
Mit Frolic habe ich die Möglichkeit, eine relativ grosse Menge Futter einzusetzen und damit das Vertrauen der Fische zu gewinnen, bzw. einen Futterplatz interessant zu machen, bei gleichzeitig geringerem Überfütterungs-Risiko. Das gilt nicht nur für kaltes Wasser, sondern auch für dünn besetzte Gewässer oder wenn man die Bestandsdichte noch nicht kennt.
Ein zusätzlicher Vorteil, der dafür sorgt, dass ein Platz nicht so schnell überfüttert wird, ist die sehr leichte Verdauung von Frolic. Es liegt den Karpfen nicht so schwer im Magen wie manche Boilies. Sogar wenn ein Karpfen viel Hundefutter gefressen hat, hat er relativ schnell wieder Hunger. Das erhöht die Fangchance erheblich.
Natürlich kann man auch mit Frolic zu viel füttern. Wenn Du nicht sicher bist, ob alles gefressen wurde, dann lege einen Tag Futterpause vor dem Ansitz ein. Am Angeltag haben die Karpfen dann wieder Hunger. Beim Fischen füttere ich dann nur noch wenig um den Hakenköder.
Nicht jeder möchte fürs Vorfüttern die dafür nötigen Kosten und Zeit investieren. Natürlich kann man auch ohne Vorfüttern, dem sogenannten «Instant-Angeln», mit Boilies fangen. Aber andere Köder werden von Karpfen deutlich schneller als Nahrung akzeptiert. Frolic gehört dazu und ist neben Dosenmais DER Instant-Köder.
An Gewässern mit geringem Weissfischbestand oder als Beifutter zusammen mit Boilies schont Frolic zudem den Geldbeutel.
Die Zahl der Karpfenfischer wächst jährlich. Viele Gewässer stehen unter starkem Angeldruck. Dabei hängt an fast jeder Montage ein Boilie. Die Fische sind den runden Kugeln gegenüber misstrauisch. Frolic unterscheidet sich nicht nur in der Form, sondern auch von der Konsistenz. Haben Karpfen die Wahl, bevorzugen sie weiches Futter. An mit Boilies überfischten Gewässern lässt sich mit Frolic der Angeldruck umgehen. Es ist immer wieder erstaunlich, was so ein Köderwechsel plötzlich für Erfolge bringen kann.
Natürlich hat Frolic auch Nachteile. Der grösste ist die mangelnde Selektivität. Während ein kleines Rotauge ein Hartmaiskorn nicht fressen kann, kann es einen weich gewordenen Frolic nach und nach ablutschen.
Die Löslichkeit des Hundefutters nimmt mit steigender Wassertemperatur zu. Parallel steigt die Weissfischaktivität. Bei warmem Wasser muss der Weissfischbestand schon gering sein, um damit noch effektiv auf Karpfen fischen zu können.
Trotzdem gibt es ein paar Tricks, um Frolic auch im Sommer an Gewässern mit mittlerem Weissfischbestand einzusetzen. In der Packung hat Frolic einen relativ hohen Feuchtigkeitsgehalt. Sie lassen sich aber, wie Boilies, nachtrocknen. Ich verwende dafür selbstgebaute Trockensiebe, die ich für die Boilieherstellung gebaut habe. An einem trockenen, gut belüfteten Ort werden die Ringe nach ein paar Tagen (temperaturabhängig) deutlich härter. Dann halten sie den Weissfischattacken ein paar Stunden länger stand. Vermeide beim Trocknen direkte Sonneneinstrahlung, dadurch trocknet die Oberfläche zu schnell. Die Köder bekommen Risse und können auseinanderbrechen.
Wirklich sicher sein kann man nie, ob das Hundefutter am Haar noch intakt ist. Frolic muss regelmässig kontrolliert werden. Nach zwei bis drei Stunden ohne Biss geht es los mit der Ungewissheit: Hängt noch ein Köder an meiner Montage? Bewährt hat sich ein zweistündiges Kontrollintervall. Die dadurch entstehende Unruhe ist allerdings nicht gerade fangfördernd. Bei einem längeren Ansitz wird es zudem schnell anstrengend. Die meisten Karpfenfischer landen deshalb schnell wieder bei grossen und harten Boilies. Das ist dann deutlich weniger anstrengend, nicht einmal Drillen müssen sie?…
Ich bediene mich zudem eines Tricks und netze meinen Frolic am Haar ein. Das ist ein wirksamer Schutz vor Köderdieben. Zum Einnetzen verwende ich transparente Nylonstrumpfhosen. Das extrem feine Netz der Strumpfhose verhindert, dass Weissfische die winzigen Futterpartikel heraussaugen können. Stramm um den Köder gelegt, ist es kaum zu sehen. Um zur Beisszeit keine Zeit zu verlieren, habe ich immer einen kleinen Vorrat eingenetzter Frolic zur Hand. Das ist vor allem nachts sehr praktisch.
Das Anfüttern auf Distanz ist ein weiterer Nachteil des Hundefutters. Es lässt sich nur schlecht mit dem Wurfrohr füttern und fliegt nicht so zielgenau wie runde Boilies. Auf Distanzen bis 30 Meter lassen sich die Ringe gut mit der Futterkelle am langen Stab füttern. Für grössere Weiten verwende ich die Fox Impact Spod. An einer kräftigen Spodrute mit dünner geflochtener Hauptschnur sind Distanzen von über 100 Meter kein Problem.
Frolic lassen sich wie Boilies aufs Haar ziehen. Bei eingenetzten Ködern ist es wichtig, eine Boilienadel mit verschliessbarer Öse zu verwenden. Modelle mit Widerhaken oder offener Öse zerreissen den Nylonstrumpf beim Zurückziehen. Vor allem ohne Netz solltest Du eine dünne Boilienadel verwenden, damit der Köder nicht auseinanderbricht. Splicing-Nadeln sind besonders dünn und ideal für Frolic sowie kleine, weiche Partikel wie Dosenmais oder Erdnüsse.
Alle Rigs, mit denen Du sinkende Boilies anbietest, sind auch für Frolic geeignet. Um das Gewicht des Hakens zu neutralisieren, stecke ich ein Stück Schaumstoff in das Frolic-Loch, bevor ich den Köder einnetze. Kork ist dafür weniger geeignet, da er sich im Frolic schlecht mit der dünnen Boilienadel durchstechen lässt. Ich habe gerne einen Farbtupfer an meinem Hakenköder, deshalb verwende ich gelben Schaumstoff und garniere das Ganze zusätzlich mit einem auffälligen Kunstmaiskorn. Wer es lieber unauffällig mag, verwendet dunklen Schaumstoff.
Mit Frolic habe ich schon viele und auch grosse Karpfen gefangen. Wirklich vergessen hatte ich den Köder nie, aber gerade in den letzten Jahren habe ich ihn für mich neu entdeckt. Ob bei kalten Wassertemperaturen, an überfischten «Boilie-Gewässern» oder als günstige Alternative, wenn es mal etwas mehr Futter sein muss, möchte ich die Hundepellets bei meinem Karpfenfischen nicht mehr missen.
Mit Hilfe eines Nylonstrumpfs und etwas Kork lassen sich sogar Frolic-Pop-Ups herstellen. Dafür schneide ich von einem Weinzapfen eine 5 mm dicke Scheibe ab. Diese Korkscheibe lege ich auf einen Frolic und netze beides zusammen ein. Der Kork bildet die Oberseite des Pop-Ups. Keine Sorge, die Karpfen stört das nicht, zumal das Hundefutter im Wasser heller wird und farblich kein grosser Unterschied zwischen Kork und Frolic besteht. Die beim Zubinden des Netzes entstehenden Schnurenden sind ideal, um den Frolic-Pop-Up an die ringförmige Haarmontage (Chod-Rig) zu knoten. Auf dieses Weise muss der Köder nicht durchstochen werden und bleibt länger schwimmfähig. Gleichzeitig ermöglicht das Anbinden die Verwendung eines Korkstifts im Frolic-Loch. Kork behält seinen Auftrieb besser als Schaumstoff.
Ro Bo
Ich fische sehr gerne mit Frolic am Haar. An manchen Spots hab ich nach 30 Sekunden Bisse, aber nicht von Karpfen, sondern von Alet / Döbeln. Gefangen hab ich Schleien, Brachsmen, Barben, Karpfen, Alet, grosse Rotaugen. Welse haben die Frolic auch schon genommen, aber das Karpfenvorfach hat den Zähnen nicht standgehalten