18 | 06 | 2020 | Praxis | 1 | 8286 |
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Fischen auf Schleie
Schleien sind nicht leicht zu fangen. Sie sind sehr kritisch und beissen äusserst vorsichtig. André Pawlitzki zeigt, was Du beachten musst, damit Dein Schleienzapfen trotzdem abtaucht.
Ich habe in dieser Nacht vor Aufregung kaum geschlafen, denn heute soll es zum Schleienangeln gehen. Was man nicht alles auf sich nimmt, um eine dieser Schönheiten mit den roten Augen an den Haken zu bekommen. Nach einer knapp stündigen Autofahrt bin ich am Wasser. Noch ist es dunkel, aber es sollte nicht mehr lange dauern, bis die Sonne aufgeht. Also absolviere ich noch im Dunkeln die 500 Meter Fussmarsch bis zum Angelplatz.
Schleien lieben die Dämmerung. Sowohl morgens als auch abends. Aber, im Gegensatz zu vielen Menschen, sind sie eher die Frühaufsteher. Ihre Beisszeit ist morgens deutlich ausgeprägter. Bis neun Uhr kann man mit regelmässigen Bissen rechnen. Ausnahmsweise auch bis kurz nach Mittag. Dann ist Flaute, bis es abends wieder losgeht. Warum das so ist, konnte ich bislang nicht ermitteln. Aber das macht den Reiz eben auch aus!
Welches Gerät?
Als Rute zum Schleienangeln verwende ich eine kräftige Matchrute oder eine Zapfenrute mit einer Testkurve von 1,5 lbs und einer Länge von 3,60 oder 3,90 Metern. Damit lassen sich Schleien über Krautfelder am Ufer hinweg dirigieren. Als Rolle reicht eine kleine Stationärrolle der 2500er-Grösse mit einer 0,20er-Hauptschnur.
Ausserdem fische ich am liebsten mit dem Zapfen auf Schleien. In flachen Gewässern bevorzuge ich die transparenten Drennan- oder Middy-Modelle. Bei starkem Wind und Oberflächendrift, aber auch in tieferen Gewässern, kommt ein Zapfen mit tiefliegendem Körper zum Einsatz. Dieser steht auch bei Wind noch stabil im Wasser.
Normalerweise reicht eine 0,20er-Hauptschnur aus. Nur in verkrauteten Gewässern setze ich auf eine 0,25er-Schnur.
Als Vorfächer kommen Schnüre von 0,17 bis 0,20 Millimeter Durchmesser in Frage. Diese müssen schön weich sein, aber auch eine hohe Tragkraft besitzen.
Der beste Köder
Mistwürmer gehören für mich zu den besten Schleienködern überhaupt. Dabei biete ich einen oder zwei kleine Würmer am 14er-oder 10er-Haken an. Wofür ich mich entscheide, hängt von der gefühlten Tagesform der Fische ab. Bekomme ich auf den «grossen» Köder viele Fehlbisse, schalte ich einfach einen Gang runter. Der Wurm reicht in der Regel völlig aus, um die Schleien zum Biss zu reizen.
Köderalternativen
Ein Köder, der mir neben dem Wurm die meisten Schleien gebracht hat, ist Dosenmais. Gerne ködere ich daher ein gelbes Korn zusammen mit einem kleinen Wurm auf den Haken. Anscheinend lockt die grelle Farbe des Maiskorns die Schleien an, dann finden sie den Köder und versuchen diesen zu fressen. Und der Zapfen taucht erneut ab.
Als Futtermittel für Schleien setze ich auf Hanf aus der Dose, der von vielen Angelgerätefirmen angeboten wird. Die kleinen schwarzen Körnchen haben eine enorme Anziehungskraft auf die goldgrünen Schleien. Damit ich sie ausbringen kann, gebe ich dem Hanf soviel Pulverfutter bei, dass er sich gerade eben zu Ballen formen lässt, die aber beim Auftreffen auf die Oberfläche auseinanderbrechen.
Schleien-Spots
Gute Schleiengewässer sind meist nicht sehr tief. Ich befische bevorzugt einen See, der an keiner Stelle tiefer als drei Meter ist. Ausserdem ist er von Schilf umgeben, und genau davor will ich angeln. Hier ist es im Schnitt einen halben bis einen Meter tief. Ein paar Tage Sonnenschein reichen, damit sich das Wasser so weit erwärmt hat, dass die Schleien erste Nahrung aufnehmen. Die Montage muss direkt vor dem Schilf liegen.
Untergrund
Schleien fühlen sich in den unterschiedlichsten Habitaten wohl. Deshalb kommen sie in den allermeisten Ecken Europas vor. Klassische Schleiengewässer sind kleine Teiche mit weichem Grund und Seerosen oder krautige Kiesseen mit hartem Boden. In jedem Fall ist genaues Ausloten der Tiefe Pflicht, damit der Köder nicht im Sediment oder Gemüse versinkt, sondern von den Schleien auch gefunden wird.
Blasenspur
Oft verraten sich Schleien auf dem Futterplatz durch aufsteigende Gründelblasen. Ob es sich wirklich um Schleien oder doch um Karpfen handelt, muss man durch Angeln herausfinden. Doch anhand der Form und Grösse der Gründelblasen lässt sich erahnen, welche Fischart im Grund wühlt: Karpfenblasen sind immer dichter und wesentlich grösser als Schleienblasen – diese sind feinperliger, ihre Grösse ähnelt eher denen von Sektbläschen.
Wusstest Du, dass …
… sich der Name Schleie von ihrer Haut ableitet? Diese fühlt sich wegen der kleinen Schuppen schleimig und schlüpfrig an. Die Schleie wird daher auch «Schlüpfling» genannt.
… man dem Schleim der Schleien heilsame Wirkung zuschreibt? Deshalb wird die Schleie auch als Doktorfisch bezeichnet.
… Schleien sich auch durch ihre grosse Widerstandsfähigkeit gegen Sauerstoffmangel und saures Moorwasser auszeichnen? Als äusserst anpassungsfähige Art verträgt die Schleie sowohl niedrigste Sauerstoffgehalte als auch hohe pH-Werte und fühlt sich sogar im Sommer in abgestandenem Wasser wohl. Den Sauerstoffmangel in flachen, schlammigen Seen übersteht sie, indem sie in eine Kälte- und Hitzestarre verfällt.
… früher rot gefärbte Haken als besonders fängig galten? Warum, ist nicht ganz klar. Vielleicht, weil sie, in Kombination mit Würmern, sehr unauffällig sind.
Das hat mir sehr geholfen